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WUdnOrAaM« D«» Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Raffen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, B«, »WUtdruffer Tageblatt" erscheint täglich nachm. 5 Uhr sür den Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in Sg» Leschäftsstelle nnd den Ausgabestellen 2 Mit. t« Moua», bei Zustellung durch di« Boten 2,30 Mb., bei Postbestcllung »Mk. ziljLglich Abtrag- , gebühr. Einzelnummern »Psg. AllePostanftallen Wochenblatt für Wilsdruff U. Umgegend PoftbotenundunsereAus- Wäger und Drschäfisstellen — > > ——— nehmen ,n jeder Zeit De« Sellnngen entgegen, Im Falle häherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Bclriebsstärungen besteht dein Anspruch aus Lieferung der Zeitung »der Kürzung de» Bezugspreise». — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. 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Seit Tagen schon war in der öffentlichen politischen Aussprache die Erwartung gesteigert worden auf die Dar legungen des aus Genf zurückgekehrten Reichsaußen ministers über den Stand der deutschen Außenpolitik. Wenn dem Zuhörer im Neichstagssaal bei Beginn der Rede Dr. Stresemanns die vielen leeren Sitze der Abgeordneten entgegengähnten, wenn die Tribünen im Gegensatz zu anderen Tagen nur schwache Besetzung auf wiesen, so konnte man fast aus den Gedanken kommen, dem Wolke und seinen berufenen Vertretern sei die Außenpolitik zurzeit ziemlich gleichgültig. Ein etwas satirisch veran lagter Staatsbürger meinte allerdings, man wisse die außenpolitischen Dinge in so vortrefflichen Händen, daß man sich darum überhaupt nicht mehr zu kümmern brauche. Selbst die Ministerkollegen des Redners waren nicht zu sehen. Erst allmählich fanden sich Reichskanzler Marx und Vizekanzler Hergt ein. Das gute Beispiel wirkte: einzeln, zu zweien und dreien erschienen mehr und mehr auch die Reichsboten und schließlich hatte Dr. Stresemann noch ein ansehnliches Auditorium. Er sprach energisch, auch im Äußern sichtlich durch seinen Aufenthalt im Süden gekräftigt. Energisch, aber diplomatisch zurückhaltend. Die gebotene Zurückhaltung Deutschlands bei den schwebenden Konflikten im Fernen Osten, am Balkan, beim englisch russischen Gegensatz betonte er, die selbstverständliche strenge Neutralität. Aber seine Stimme hob sich, als er die Forde rung nach baldiger Räumung des Rheinlandes eine Forderung der gesamten deutschen Nation nannte' ohne Unterschied der Parteien. Diese Räumung sei eine natürliche Folgerung aus dem von Deutschland in Locarno, in Genf gezeigten Friedenswillen. Ihre Erfüllung dürfe nicht überlange sich warten lassen, solle die Hoffnung auf friedliche Entwicklung Europas nicht enttäuscht werden. Und das Haus zollte den Worten Beifall. Dann eröffnete Dr. Breitscheid von den Sozialdemokraten den Reigen der Parteiredner. * Sitzungsbericht. meser Fragen gezeigt haben, auch von der Gegenseue rn ven großen Fragen bewiesen wird, deren Lösung noch vor uns liegt. Sie wissen alle, an welche Fragen ich dabei denke. Wir waren zu der Hoffnung berechtigt, daß man auch in den jenigen Ländern, welche noch Truppen un Rheinland stehen haben, zu der Erkenntnis gekommen wäre, daß eine baldige Räumung des Rheinlandes und die Rückgabe des Saargebietes an Deutschland eine Notwendigkeit wäre. Wir stehen heutö vor der Tatsache, daß wir uns in den letzten Monaten von der Erfüllung dieses Wunsches eher entfernt haben, als daß wir ihr nähergekommen wären. Ich will an dieser Stelle und zu dieser Stunde aus die Ursachen, die hierzu geführt haben, nicht eingehen. Sie liegen außerhalb und nicht inner halb Deutschlands. Wenn ich als Außenminister angesichts des augenblicklichen Standes der Dinge dazu rate, die weitere Entwicklung dieser ohne Ausbrüche der Ungeduld abzuwarten, so weiß ich, wie leicht ein derartiger Standpunkt sich kriti sieren läßt. Ich bitte Sie aber, das Wort „abwarten" nicht glcichzusetzcn mit dem Gedanken passiver Resignation seitens der Regierung. Sie wissen, daß die Regierung, wenn sie di» Räumung des Rheinlandes fordert, sich stützen kann auf die im Versailler Vertrag selbst gegebenen völkerrechtlichen Grund lagen, sich stützen kann aus die moralische Auswirkung der Locarnovcrträge, sich stützen kann auf jene von den führenden Großmächten Europas gewünschte Entwicklung eines guten Einvernehmens mit Deutschland, das mit der Aufrechterhal tung der Besetzung des Rheinlandes schlechterdings nicht vereinbar ist. Wir wissen ebensogut, daß die alsbaldige Räumung des Rheinlandes ohne den guten Willen der anderen beteiligte« Mächte schwer erreicht werden kann. Es wird und muß aber auch im Auslande die Erkenntnis reisen, daß das, was wir erstreben, nicht eine bloße Vergünstigung für Deutschland ist. Es bandelt sich dabei vielmehr um die natürliche Folgerung der bisherigen politischen Entwicklung, um eine Konsequenz, die im Interesse aller beteiligten Länder liegt. Man kann diese Konsequenz nicht lange hinausschieben, wenn jene Entwicklung nicht gestört werden soll. Es gibt in dieser Forderung keine Differenzierung unter den deutschen Parteien. Sie ist eine Forderung -es gesamten deutschen Volkes. Was wir von der Volksvertretung und der öffentliche« Mei nung erbitten, ist lediglich das Vertrauen, der Regierung die Entscheidung darüber zu überlassen, welche Schritte nach dem weiteren Verlaus der Dinge zu tun sind. Mir lag daran, in dieser Stunde der Entwicklung großer europäischer Fragen mich aus die wesentlichen Gesichtspunkte zu beschränken, und ich hoffe zugleich im Namen der Reichs regierung, daß der Deutsche Reichstag in der Beurteilung dieser Fragen mit ihr einig gehen wird. Die Rede des Ministers, die vom Hause durchweg mit großer Ruhe angehört wurde, erhielt bet ihrer Beendigung lebhaften Beifall. Oie Aussprache -er Parteien begann sofort der sozialdemokratische Abg. Dr. Breitfcheid. Er gab zunächst seiner Sorge Ausdruck wegen der drohenden Wolke am außenpolitischen Horizont. Immerhin haben der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund und die Beseitigung der Militärkontrolle die Aussichten einer Verständigung mit Frankreich verstärkt und auch innenpolitisch sei die Zustim mung der Deutschnationalen zur Völkerbundpolilik ein Fort schritt. Der Redner bedauerte dann, daß der Völkerbund tu China noch nicht genügend eingreifen könne. Er erklärte die Behauptung sür unsinnig, wonach der englische Außenminister versucht habe, Deutschland in eine kriegerische Koalition gegen Sowjetrutzland hineinzuziehen. Deutschland denke aber nickt daran, sich zum Vorposten Rußlands in Europa zu machen oder dem Ausdehnungsdrange der Sowjets anders gcgenüber- zustehen als dem des englischen Kapitalismus. Der Redner empfahl eine Verständigung mit Polen. Bei dem durch Mussolini verursachten italienisch-jugoslawischen Konflikt müsse Deutschland sich natürlich völlig neutral verhalten. Das Genfer Ergebnis sei ein Mißerfolg Deutschlands gewesen. Die Deutschnationalen hätten das Mißtrauen des Auslandes er weckt und eine vernünftige deutsche Außenpolitik erschwert. Zu Stresemann bätten die Sozialdemokraten früher Vertrauen gehabt. Dieses Vertrauen könne jetzt suspendiert werden. (Beifall bei den Soz.) Reichsaußenminister Dr. Stresemann bedauerte die Äuße rungen Breitscheids, worin Mussolini als Friedensstörer be zeichnet Wird. Oeutschnationale Erklärung. Abg. Dr. Spahn (Dtn.) gab für seine Fraktion eine Er« klärung ab. Bedauerlicherweise seien die deutschen Erwartun gen bei den Beratungen des Völkerbundrats getäuscht worden. Auch die für Deutschland besonders wesentlichen Beschlüsse über die Verhältnisse im Saargebiet und in Oberschlesien seien unbefriedigend. Die Beschlüsse des Völkerbundrates, wofür das Kabinett die Verantwortung übernommen hat, seien aber nunmehr auch für die Deutschnationalen die gegebenen Grund lagen für die weitere Arbeit. Daher gäben sie der Erwartung Ausdruck, daß Außenminister und Kabinett in engster Fühlung miteinander dafür sorgen, daß der deutsche Rechtsstandpunkt bei den weiteren Verhandlungen im Völkerbund eingehalten werde. Die Aufrechterhaltung der Besetzung habe nach den von Deutschland gegebenen Sicherheiten jeden Sinn verloren. Ihr Aufhören sei eine unerläßliche Voraussetzung der Ver ständigung und Befriedung, die nach den Erklärungen aller Staatsmänner von allen Mächten erstrebt wird. Abg. Kaas (Ztr.) warf einen Rückblick aus die bisherigen Verhandlungen in Gens und erklärte, daß sie Frucht der deutschen Festigkeit im März v. I. nicht ausgeblieben sei. Im Gegensatz vom Mär; des Variables lei der Reichsauben« Die zweite Lesung der Haushaltspläne des Postministe riums und der Reichsdrnckerei wurde Montag abend in einer bis 10 Uür ausgedehnten Sitzung erledigt. Heute ging das Haus an die Beratung des Etats -es Auswärtigen Amtes. Zunächst berichtet Abg. Dr. Hoetzsch (Dtn.) über die Ausschuß verhandlungen, die sich wesentlich im Rahmen des Sachlichen und der Verwaltnugsangelegenheiten hielten. Nachdem Dr Hoetzsch seine Ausführungen in kurzer Zeit beendet hat, nimmt das Wort sofort Lei-Stmßtaminifter Dr. Stresemann. Er spricht zunächst über die Finanzlage im Haushalt des Auswärtigen Amtes. Dieser spielt im Rahmen des Gesamt- Haushalts nur eine bescheidene Rolle; im vorigen Jahre nnr- faßte er 55 Millionen, in diesem Jahr 59 Millionen. Eine Million weniger an Einnahmen hat die erfreuliche Verringe rung der Postgebühren verursacht. Der Minister kommt dann auf die bekannten Pläne zu sprechen, die dahin zielen, infolge von Berliner Straßeudurchbrüchen die Geschäfts räume des Auswärtigen Amtes zu trennen. Jeder Außen minister würde so wie er sich gegen solche Pläne verwahren, man dürfe ihm keine persönlichen Motive unterschieben. Nun geht der Minister zu den außenpolitischen Fragen über und sagt: In den vergangenen Jahren habe ich in einer Erörte rung der außenpolitischen Fragen die Aufgaben unserer Außenpolitik im Rahmen der Beziehungen Deutschlands zu den einzelnen fremden Staaten zur Sprache gebracht. Die «roßen Fragen, um die es sich für uns speziell handelte, sei es die Rcparations-, die Rheinlands-, die Sicherheits- oder die Völkerbundfrage, Waren so gelagert, daß unsere Stellungnahme zu ihnen sich aus den Fragen selbst und unserem Verhältnis zu denjenigen Ländern ergaben, die uns dabei gegenüberstanden. Lassen Sie mich heute einen anderen Weg gehen. Wir sehen in der gesamten Weltlage Entwicklungen, die uns zwingen, bei unsere» außenpolitischen Erwägungen mehr uud mehr auch die Faktoren zu berücksichtigen, die außerhalb unserer eigenen auswärtigen Beziehungen stehen. Wir sehen einmal höchst bedeutsame Vorgänge, die sich im FcrnenOsten abspielen. Wir sind ferner Zeuge von ernsten Auseinandersetzungen zwischen zwei großen Ländern, deren Politik sür Deutschland von unmittelbarer Bedeutung ist. Dazu kommen in den letzten Tagen überraschende Nach richten, die darauf Hinweisen, daß auch die mit der Lage aus dem Balkan zusammenhängenden internationalen Be ziehungen Elemente der Unsicherheit answcisen. Man wird gnttun, von den alarmierenden Meldungen, mit denen zunächst über die letzteren Vorgänge berichtet wurde, viel abzustreichcn. Soweit sich die Dinge bisher von Deutschland aus über sehe» lasse», glaube ich nicht, daß irgendwelche akute Gefahr besteht. Ich glaube das insbesondere aus den Mitteilungen schließen zu können, die, wie in der Presse bereits bekannt gegeben, die italienische Regierung uns in diesen Tagen zu- gehen ließ. Der Wille, Europa vor jeder Kriegsgefahr zu be wahren, hat in allen Ländern so stark Wurzel geschlagen, daß «m Fricdensbruch der Weltvcrnrtcilunq verfallen würde. Nie Stellung Deutschlands in diesen großen internationalen Fragen ist von vornherein eine gegebene. Seit den letzten Jahren hat sich die außen politische Lage Deutschlands in weitgehendem Maße geklärt. Wir haben infolge dieser Klärung eine feste Grundlage für die Entschließungen gewonnen, vor die Wir etwa künftig gestellt werden könnten. Deutschland hat nur das eine große Interesse, daß die Entwicklung nicht unterbrochen, und daß die Bemühungen um die Herbeiführung einer internationalen Zusammenarbeit am Wiederaufbau Europas nicht gestört werden. Wir können nichts dabei gewinnen, daß Verwicklungen zwischen dritten Staaten entstehen, welche Mächte das auch sein mögen. Wir können ebensowenig wünschen, daß sich die Staaten Europas, wie vor dem Weltkriege, in zwei getrennten Lagern gcgeu- überstchcn. Für Deutschland kommt eine Politik der Sondcr- bündnisse nicht in Betracht, sondern nur eine Politik, die den Gedanken der Verständiguna und des Ausgleichs widerstreiten der Interessen fördert. Daraus ergibt sich, daß die Ereignisse, von denen wir sprachen, an der grundsätzlichen Einstellung unserer bisherigen Außenpolitik nichts geändert haben und auch künftig nichts ändern werden. Wohin unsere Wege gehen, das zeigen die internationalen Verträge, die Wir in den letzten Jahren ge tätigt haben. Unser Weg ist gekennzeichnet durch die Ver träge von Locarno, den Eintritt in den Völ kerbund und den Berliner Vertrag. Damit liegen unsere Absichten und Ziele offen vor aller Welt zutage. Daß wir uns in dieser Situation von jeder unnötigen Einmischung fernzuhalten haben, versteht sich von selbst. Soweit aber Deutschland zu einer Mitwirkung berufen sein sollte, kann unser Bemühen nur daraus gerichtet sein, zur Beseitigung jener Spannungen das Unsrige beizutragen. Sie werden es begreiflich finden, wenn ich mich angesichts der gegenwärtigen Lage aus diese allgemeinen Bemerkungen beschränke. Es ge hört jedoch in den Zusammenhang dieser großen allgemeinen Frage, daß ich noch aus einen Einzelpunkt Hinweise, der bei der Stellung Deutschlands gegenüber etwaigen Konflikten dritter Mächte von Wichtigkeit sein könnte. Zu meiner Über raschung haben einzelne russische Zeitungen plötzlich wieder die altbekannte Frage aufgerollt, ob Deutschland bei Verwick lungen in östlichen Ländern den Truppen von westlichen Mächten den Durchmarsch durch deutsches Gebiet zu gestalten habe. Diese Frage ist aus Anlaß der Locarno- dcbatte hier so ausgiebig behandelt worden, daß es nicht nötig ist, darauf noch einmal sachlich in allen Einzelheiten einzu gehen. des sogenannten Dnrchmarschrechtes kommt ausschließlich der bekannte Artikel 16 der Völkerbundsatzung in Betracht, und zwar nach Maßgabe der ebenso bekannten Note, welche die übrigen Locarnomächte hinsichtlich der Tragweite dieses Artikels an Dcntschland gerichtet haben. Weitere Ab- machungen irgendwelcher Art über diese Frage» bestehen nicht. Ich kann nur meinem Erstaunen darüber Ausdruck geben, daß einzelne russische Zeitungen es für angebracht halten, die Wahrheit und Vollständigkeit der früheren offiziellen deutschen Erklärungen in Zweifel zu ziehen und erneute Erklärungen in dieser Angelegenheit zu fordern. Zu solchen neuen Erklärungen liegt keinerlei Anlaß vor. Seit meinen letzten Darlegungen über unsere eigene auswärtige Politik hat Deutschland an zwei Tagungen des Völkerbundrates teilgenommen. Die Ergebnisse dieser Tagungen umfassen die Fragen der Regelung des Jnvc- stigationsprotokolls, insbesondere die Beseitigung der oft disku tierten „Mmsms stables" im Rheinlande, die Aufhebung der Mili 1 ärkon 1 rolle über Deutschland, die inzwischen Tatsache geworden ist, sie umfassen den für spätestens Juni vorgesehenen Abzug der französischen Truppen aus den, Saargebiet und die Errichtung des dortigen Bahnschutzes, ferner Fraaen der Behandlung deutscher Minderheitsschul-n im Auslände Darüber hinaus haben wir an der Behandlung von Fragen leilgenommcn, die mittelbar durch den grundsätzlichen Charakter der getroffenen Entscheidung sowie durch unsere Mitwirkung an unterstützenden Aktionen im Völkerbund oder an der Be seitigung von Streitfragen zwischen verschiedenen Nationen uns die Möglichkeit geben, in diesen Fragen milzuarbeiten. Die beiden Tagungen des Vvlkerbundrates haben einen neuen Beweis dafür erbracht, wie richtig der Entschluß war, Deutschland durch den Eintritt in den Völkerbund die Mög lichkeit dieser aktiven Mitarbeit zu geben. Die Deutschland be rührenden Fragen stehen im Völkerbund besonders in der vordersten Reihe, weil der Völkerbund neben seinen großen allgemeinen Aufgaben auch zum Vollstrecker einer Reihe von Bestimmungen des Versailler Vertrages gemacht worden ist und wir selbstverständlich in diesen Fragen als Sachwalter unserer eigenen Angelegenheiten austretcn. Das haben wir im Dezember und am Anfang dieses Monats getan und das werden und müssen wir weiterhin tun. Gewiß ist es uns nicht in allen bezeichneten Fragen gelungen, den deutschen Standpunkt restlos znr Geltung zu bringen. Wir haben bei Aufrechterhaltung unseres Rcchtsstandpunktes ix einigen wichtigen Punkten uns zu Kompromissen sür die Gegenwart verstanden. Wir haben uns dabei auch nicht ge scheut, in offener und ausführlicher Diskussion unseren deut schen Standpunkt und die Kritik der Tätigkeit des Völker bundes in srühercn Zeiten bestimmt zum Ausdruck zu brin gen. Es zeugt von der Stabilität des Völkerbundes, daß der Völkerbundrat sich durchaus iragfähig erwiesen hat sür die offene Diskussion, wie sie letzthin dort stattgcfunden hat. Gerade diese offene Diskussion im Völkerbundrat und die im Anschluß an jede Bölkerbundtagung gegebene Möglichkeit zu offener vertrauensvoller Aussprache mit den leitenden Staats männern anderer Staaten berechtigen uns zu der Erwartung, daß der loyale Verständianngswille, den wir bei Erörterung