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MsdmfferTageblatt Da» Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffen. Wilsdruff-Dresden Nr 55. 86. Jahrgang Montag, den 7. März 1827 Postscheck: Dresden 2640 Telcgr.-Adr.: .Amtsblatt" für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: dre8gcspaUcneRaumzeiLe20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Heile der amtlichen Bekanntmachungen 40Gold- pfenmg, die d gespaltene Aeklamezeile i«r textlichen Teile 100 Goldpfennig. RcchTveisnngsgc. ühr 20 Goldpfennig. Dor- ^eschriebeneErschelnungs- E, tage und Blakvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 de?ücküchtigt. Annchen- .mnahmebrsvorm.lvUhr > U 7^ Dichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Zeder NabaLmnfpruch erlischt, wenn der Betrag durch Krage eingezogen werden mutz oder der Austra ggeber in Konkurs gerät. Anzeig en nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, All-P'osian^alttn Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Poübolcn und unlrrcAlls- träger und Geschäftsstellen nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstig.! Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Die Botschastsrkonferenz. Jetzt sind in Berlin die Militärbevollmächtigten dei Ententemächte eingezogen,- war doch wegen der end gültigen Erledigung der letzten Entwaffnungsstreitfragen zwischen der deutschen Regierung und der B 0 t s ch a f t e r- konfrenz vereinbart worden, daß zwar die Militär kontrollkommission der Entente aufgelöst werden sollte, dafür von der Botschafterkonferenz höhere Offiziere nach Berlin entsandt würden, die die Durchführung der Ver einbarungen über eine teilweise Beseitigung der deutschen Ostbefestigungen zu überwachen hätten. Mit der Botschafterkonferenz hat Deutschland seit dem 10. Januar 1920, dem Tage, da der Friedensvertrag von Versailles in Kraft trat, zu tun gehabt, obwohl sie — gar keine offizielle Einrichtung ist, man sie im Friedensvcrtrag nicht vorsindet. Sie hat sich „gewohnheitsrechtlich" kon stituiert und ist ihrem Wesen nach eine Fortsetzung der durch das Inkrafttreten des Versailler Vertrages formell beendeten Friedenskonferenz der „alliierten und assoziier ten Mächte" in Paris. Dort war aber ausdrücklich unter schieden zwischen den „Hauptmächten", nämlich Nord- r^b^anitien, Frankreich, Italien und Japan einerseits und den „kleineren Staaten" auf der anderen Hauptsache ist diese Botschafterkonferenz nun mchts anderes als die Fortsetzung der Konferenz jener fünf „Hauptmächte", die den Friedensvertrag ja auch eigentlich geschaffen hatte, abgesehen von Nord- a m e rika, das nicht mehr Mitglied der Botschafter konferenz Wurde, weil die Unterschrift des Präsidenten Wilson unter den Frirdensvertrag durch die parlamenta rischen Körperschaften der Union nicht ratifiziert wurde. Den Vorsitz auf dieser Konferenz der in Paris sitzenden Botschafter jener andern vier Mächte hat immer Frankreich. Ms tatsächliche Machtvertretung der Entente hatte sie zur Hauptaufgabe die Überwachung über die Durch führung des Versailler Friedens und ist daher den ver schiedenen Kommissionen, die die einzelnen Teile des Ver- träges vorsahen, also der Reparationskommission, der Rheinland- und der Militärkontrollkommission usw. über geordnet, trifft also überall die letzten Entscheidungen. Alles dies ist aufgebaut auf Vereinbarungen der Entente mächte untereinander, denen sich Deutschland natürlich ein fach zu beugen hatte. Freilich hat die Reparationskom mission durch den D a w c s - V e r t r a g wesentlich andere Aufgaben erhalten als früher, so daß jetzt, namentlich durch die Wirksamkeit der Amerikaner, eine gewisse Locke- . . s dlbhängigleitsverhältnisses cingetrcten ist. Da cd- « 7 ^iOtärkontrolle so gut wie beendet ist, so ist der - d'e Botschafterkonferenz sechs Jahre hin- rnrch gehabt hat, praktisch stark vermindert. Bei der überragenden Machtstellung, die Frank reich in der Konferenz besitzt — außer dem Vorsitzenden, der bei der häufig vorkommenden Stimmengleichheit den Ausschlag gibt, verfügt Frankreich noch über ein beson deres Mitglied — ist es ja nicht besonders verwunderlich, daß wir Deutschen mit der Botschafterkonferenz die trübsten Erfahrungen gemacht haben. Es bedurfte meist gar nicht erst der Gutachten jener verschiedenen Kommis sionen an die Konferenz, um diese jedesmal zu einer schroffen Stellungnahme gegen Deutschland zu veran lassen. So hat sie z. B. nachträglich auch den Einbruch der Franzosen ins Ruhrgebiet gebilligt. Erfreu licherweise hat sie aber mit der Durchführung bzw. Garan tierung der Verträge von Locarno gar nichts mehr zu tun, und eine ganze Reihe von Streitfragen, die letzten Endes aus den Bestimmungen des Versailler Vertrages entstanden sind und immer noch entstehen, kommt vor den Völkerbund, wo Deutschland wenigstens mitzureden hat. Botschafterkonferenz allmählich aus Sie ermäßigten Getreidezölle bleiben. Ein Beschluß des Reich skabinetts. Das Reichskabinett hat beschlossen, dem Neichsrat und dem Reichstag eine Vorlage zugehen zu lassen, die be stimmt, daß die zurzeit in Kraft befindlichen ermäßigten Lebensmittelzölle, die am 31. März ihre Gültigkeit ver lieren sollten, bis zum 31. Juli in Geltung bleiben, also bis zu dem Termin, an dem die gesamte zurzeit in Kraft befindliche vorläufige Zollnoveke ohnehin ihre Geltung j verlieren soll. Infolge dieses Beschlusses bleibt es bei den Zusatzbestimmungen zum deutsch-schwedischen Han delsvertrag, wonach der Zoll für Roggen nur 5 Mark an statt ö Mark, für Weizen ebenfalls 5 Mark anstatt 6,50 Mark beträgt. Auch die anderen Sätze behalten ihre j Gültigkeit. Die Besprechung einer sozialdemokratischen Inter pellation wegen der Suspension des Roggenzolles und die Beratung des Etats des Neichsernährungsminifteriums wird dem Reichstag bereits Gelegenheit zu einer Debatte 'wer die Agrarzölle geben. Die Rcichsregierung beab- uchtigt, ihre Vorlagen über eine eventuelle Verlängerung gesamten Zolltarifnovelle dem Reichstag so rechtzeitig Ahen zu lassen, daß ihm Zeit zu einer eingehenden Be- °""w, bleibt. Die Deutschen in Genf. D r. Stresemanns Ankunft. Reichsminister Dr. Stresemann und Staatssekretär Dr. v. Schubert sind am Sonntag vormittag, von San Remo kommend, in Genf cingetroffen. Die übrigen Mit glieder der deutschen Delegation für die bevorstehende Ratstagung, darunter Ministerialdirektor Dr. Gaus, Ge heimrat von Bülow, Gesandter Freytag, Geheimrat Zechlin und Geheimrat von Friedberg, sind bereits Sonn abend mit dem fahrplanmässigen Zug in Genf angc- kommen. Eins Stunde nach Stresemann trafen Briand und Chamberlain in Genf ein. Die Eröffnung der Tagung des Völkerbundrates war auf Montag vormittag anberaumt. Auf der Tagesordnung stehen u. a. drei Fragen, denen politische Bedeutung zu kommt. Es handelt sich um Fragen betreffend das Saar gebiet, insbesondere um die Aufstellung einer Eisen bahnschutztruppe, und um die Wahl der Mitglieder der Regierungskommission und die deutsch-polnischen Beziehungen, namentlich um die Frage der deutschen Schulen in Oberschlesien und um die Stellung der unga rischen Optanten in Rumänien. Es ist auch möglich, daß die Verhältnisse in China in der einen oder anderen Form vom Nate behandelt werden. Dem Finanzausschuß des Völkerbundes ist es nach dreitägigen Beratungen gelungen, in bezug auf K 4 des Danzig-polnischen Z o llabkommens über die Befugnisse der polnischen Zollkontrolleure in Danzig Vor schläge aufzustellen, die das Zustandekommen eines Kom promisses zwischen Danzig und Polen wahrscheinlich machen. Die Vorschläge, die die Zollsouveränität der Freien Stadt Danzig gewährleisten, haben bereits die grundsätzliche Zustimmung der Danziger Delegation wie auch des polnischen Unterhändlers Strasburger gefunden; dieser hat allerdings die endgültige Zustimmung Polens von der Entscheidung des in Genf weilenden Ministers des Äußern, Zaleski, abhängig gemacht. As Programm der Mkerbunds- tWllg. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Genf, 6. März. Der Völkerbundsrat wird morgen vor mittag unter dem Vorsitz Dr. Stresemanns um 11 Uhr zunächst zu einer geheimen Sitzung zusamm-rntreten. In der öffentlichen Sitzung wird zunächst die Frage der Lagerung von Kriegsmate rial in Danzig zur Sprache kommen. Ferner wird der Bericht der Mandatskommission über die direkte Anhörung der Vertreter der Mandatsgebiete sowie über den neuen Fragebogen für die Man- datsmächte zur Sprache gelangen. Des weiteren steht auf d-r Tagesordnung der Bericht der Hygienekommission sowie das - System der Wahl der nichtständigen Ra-tsmitglieder. Für den Nachmittag ist morgen leine weitere Sitzung des Völkerbunds- rates vorgesehen. Am Nachmittag tritt lediglich ein Unterkomnüter des Völkerbundes zur Erttscheidung über die von Rumänien vor den Volkerbundsrat gebrachten Frage der Kompetenz des ge mischten ungarisch-rumänischen Schiedsgerichtshofes in Paris zu sammen. Die heute vom Volkerbrurdsfekretariat veröffentlichte Tagesordnung für die nächsten Ratssitzungen, die insgesamt jetzt 40 Fragen umfaßt, reicht bis zum Mittwoch, so daß allem An schein nach mit einer kurzen Dauer der gegenwärtigen Tagung gerechnet werden kann. Nach den bisherigen Dispositionen wer de» die Fragen der Neubildung der Saarregierung sowie des Rückzuges der französischen Truppen a-us dem Saargebiet nicht vor Mittwoch zur Verhandlung kommen. Aus der für Dienstag nach mittag vorgesehenen Völkerbundsrotssitzung wir- voraussichtlich der Protest des vberschlesischen Völkerbundes behandelt werden. propasandMifien drr pMfcheu GOMfHsß. Dent scher Protest in Marsch an. In Berlin ist man jetzt einer eigenartigen polnische!» Auslandspropaganda auf dis Spur gekommen. Diese Propaganda zeigt, Vast Polen mit einem großen Aufwand, rn Mitteln bestrebt ist, seiner Auffassung in internatio nalen Kreisen und in der Weltpresse Geltung zu ver schaffen. Bor allem bestand polmscherseits der Wunsch, sie Auffassung der polnischen Regierung in der Frage oer deutschen Ostfesiungen und der Unterbrechung der deutsch - polnischen Handelsvertragsverhandlungen der öffentlichen Meinung sowohl in Deutschland wie auch im Auslände anfzuzwingeu. Bei dieser diplomatischen Pro paganda ist auch die polnische G e sandtschaft i u Berlin nicht ganz unbeteiligt. Wie jetzt bekannt wird, hat die Berliner polnische Gesandtschaft im Februar de«» ausländischen Missionen in Berlin und einigen Blättern ver Rcichshauptstadt Rundschreiben zugcsandt, in denen auf die Aussetzung der Handclsvertragsverhandlungen durch den deutschen Bevollmächtigten Bezug genommen nnd unter Verdrehung der sachlichen Tatbe stände dcr deutschen Negierung eine Erpresser- ta! tik untergeschoben wurde. Der deutsche Gesandte in War schaut hat gegen diese unerhörten Beschuldigungen und gegen die Form, in der die polnische Grsandtschss! neuer dings »nit ausländischen Missionen in Berlin zu ver ehren beliebt, energische Beschwerde bei der Warschauer Negierung erhoben. Der Polnischs Außenminister Zaleski, der auf seiner Reise zur Völkerbundtagung nach Genf der Hauptstadt Österreichs einen kurzen Besuch abgestattet hat, sprach sich eitlem österreichischen Journalisten gegenüber über die Aussichten einer Wiederaufnahme der deutsch-polnischen Handelsvertragsverhandlungen aus. Minister Zaleski gab der Hoffnung Ausdruck, daß er in Genf Gelegenheit zu einer Aussprache über diese Frage mit Dr. Stresemann haben werde. Er würde diese Gelegenheit um so lieber benutzen, als er vermutet, daß auf deutscher Seite eine solche Aussprache für erwünscht gehalten werde. Die polnische Regierung habe ihren besten Willen Zur Erzielung einer Entspannung zwischen Polen und Deutschland dadurch zum Ausdruck gebracht, daß sie aus sem Abbruch der Verhandlungen ihrerseits keine weiteren wirtschaftlichen oder politischen Konseqenzen gezogen habe. Schließlich dementierte der polnische Außenminister die Meldung, daß zwischen Polen und England Verhand Lungen zur Bildung einer gemeinsame!» Front gegen Sowjetrußland im Gange sind. * Deuisch-poürische Verhandlungen. Bevorstehende Wiederaufnahme. Die polnische Telcgraphsnagentur meldet amtlich: „Durch dir Aussetzung der deutsch-polnische»« Handels- vertragsvcrhaudlungen wurden die zwischen dcr polnischen und dcr deutschen Regierung in Berlin geführten Ver handlungen über rechtliche, sozialpolitische und Verrech- nungsfragcn nicht beeinflußt. Der polnische Bevollmäch tigte Dr. Prondzynsky, in dessen Wirkungskreis diese Fragen gehören, wird in den nächsten Tagen nach Berlin reisen, wo demnächst Verhandlungen über die Fragen der Wanderarbeiter, der Sozialversicherungen und die Ver- rcchnungssragen beginnen sollen." Es handelt sich um Verhandlungen, deren Wiederauf nahme bereits in einem provisorischen Abkommen vom u. Dezember vorgesehen war. über die Wanderarbeiter frage sind bekanntlich bereits zwei provisorische Abkommen abgeschlossen worden. ArbeiisZeiigssch und Gewslkschasteu« Einspruchserklärung. Der Vorstand des Allgemeinen Deutschen Gswerk- schaftsbundes, der Gewerkschaftsring deutscher Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenverbände und der Vorstand des Allgemeinen freien Angestelltenverbandes veröffentlichen eine Erklärung, in dcr es heißt: Der dem Reichstag vorgclegte Ncgicrnngsentwnrf zur Abänderung der gellenden Arbeitszeitverordnung läßt di« von den Gewerkschaften aller Richtungen erhobene Forde rung nach Wiederherstellung des Achtstundentages völlig unberücksichtigt. Von ihm ist daher in keiner Weise der Erfolg zu erwarten, den die Gewerkschaften mit ihrer For derung insbesondere erreichen wollten: die Minderung des Arbeitslosenheeres. Der Regicrungsentwurf bringt Weder Arbeitenden noch Arbeitslosen nennenswerte Vor teile. Er bringt sogar teilweise erhebliche Verschlechte rungen. Die Gewerkschaften geben ihrer Erwartung Aus druck, daß die Fraktionen des Reichstages sich der Tatsache bewußt sein werden, daß hinter den Forderungen der Ge werkschaften anch bente noch der einmütiae Wille der ae- samten Arbeiter und Angestellten steht, wenn auch aus politischen Gründen der christliche Deutsche Gewerkschafts bund glaubt, diese Erklärung nicht unterzeichnen zu können. * Dazu läßt der Deutsche Gewerkfchaftsbnnd (christlich- folgende Antwort verbreiten: „Der Deutsche Gewerk- schaftsbund erklärt, daß der vorliegende Entwurf eines Arbeitszeitnotgesetzes den berechtigten Forderungen der Arbeitnehmer nicht entspricht und hält eine Reihe von Verbesserungen für unbedingt geboten. Er wird sich mii allen Kräften für die Verwirklichung seiner berechtigten und wirtschaftlich vertretbaren Forderungen einsetzen. Die Behauptung der Freien Gewerkschaften, daß die christlich nationalen Gewerkschaften eine gemeinsame Erklärung aus politischen Erwägungen abgelehnt haben, ist dahin zu modifizieren, daß sich die christlichen Gewerkschaften bei ihrer Stellungnahme allein von Erwägungen leiten ließen wie den Interessen der Arbeitnehmerschaft am besten Zi dienen ist."