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Freitag, den 25 Februar 1927 Nr. 47. — 86. Jahrgang Ernste KmMatimn in MMmriNa auf Vie SvÄsIckemokraten gegen im Reichstage einen Antrag eingebrscht, der die Reichsregierung ersucht, die dem Reichsrat vorgelegte Mieterhöhungsvervrdnung zurückzuziehen. Von Negierungsseite wird die 'Erhöhung der Miete damit begründet, daß sie einmal aus allgemeinsozialen und wirtschaftlichen Gründen notwendig gewesen sei und außerdem eine Angleichung der Mieten in alten Wohnhäusern mit den Mietsätzen in soge nannten Neubauwohnungen angestrebt werden müsse. Damit soll nicht gesagt werden, daß die Reichsregierung die jetzigen Neubaumieten als unabänderliche Norm zu betrachten gewillt sei. Es werde vielmehr der Versuch gemacht werden, diese Neubaumieten zu sen ken und die Wohnmicten in beiden Häusergruppen ein ander anzugleichen. Wenn das Kabinett sich gleichzeitig dazu entschlossen habe, auch eine weitere zehnprozentige Erhöhung für den 1. Oktober d. I. mitzubeschließen, so seien hierfür in erster Linie wirtschaftspolitische Gründe maßgebend gewesen, da die Wirtschaft, die jetzt vor neuen Tarifverhandlungen stehe, wissen müsse, welche Summen im Laufe des Jahres für etwaige neue Lohnver ein b a r u n g e u zur Verfügung gestellt werden könnten. Gleichzeitig soll mit der Erhöhung der Miete im Oktober die im Januar >928 eintretende Zinserhöhung der Hypothekenaufwertung ausgeglichen werden. Weitere Mieterhöhungen sollen bis zum April 1928 nicht erfolgen. gaticn überreicht worden ist, wird erklärt, das; die französische Regierung keinerlei Vernuastsglimde fände, dir für eine Aende- rung drr Verträge sowohl von Algeciras als auch von Tanger sprächen. Im übrigen sei das Tangrrstatut von 1923 auch von England unterzeichnet worben, so daß eine grundsätzliche Aende- rung nur durch eine allgemeine internationale Konferenz erfolgen könne, die einzuberufen aber zur Zeit keinerlei Grund vorliege. Die französische Regierung könne daher einer völligen Aenderung des Tangerstatutes nicht zustimmen, soweit sie sich, sei es auf die heutige Tangerzone oder auf einen Teil von ihr oder aus das Hinterland der Stadt oder auf den Hafen von Tanger, bezogen. Trotzdem sei die französische Regierung zu allen notwendigen Zu- gestäirdnissen bereit, soweit sie im Rohmen des Tangerstatutes durchführbar seien. MMüWkiii Ade schm erkrankt Eigener Fernspreckdienst des ..Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 24. Februar. Die Operation des Reichstags präsidenten Löbe, die heute nachmittag im Beisein seines Frak tionsgenossen Dr. Moses von Geheimrat Borchardt zwischen 5 und 6 Uhr vorgenommen wurde, bestätigte die Diagnose der Aerzte in Völkern Umfang. Es handelt sich einerseits um ältere Verwachsungen, andererseits um eine frische, aber sehr schwere Entzündung des Blinddarms mit citragen Belägen. Auch war schon eine kleine Durchbruchsstclle vorhanden. Die Operation, die dreiviertel Stunden dauerte, nahm einen guten Verlauf. Das Befinden ist zufriedenstellend. Me MietenerhShung Eigener Fernfprechdienft des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 24. Februar. Die Sozialdemokraten haben Neuer Steg der Kantontruppen. Eigener Fernfprechdienft des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 24. Februar. Die erste Phase der Schlacht um. Schanghai hat mit einem Siege der Kantontruppen geendet, die FönMin, 40 Meilen von Schanghai an lder Eisenbahnlinie Schanghai —Hankau, eingenommen haben. Alle Anzeichen weisen darauf hin, daß bei Sungkiangfu eine entscheidende Schlacht im Gange ist. In Nanking soll gegenwärtig ein großer Kriegsrat der KaMonescr Führer stattsinden. Suvschuanfang ermordet?^ Eigener Fernfprechdienft des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 24. Februar. Nach einer Meldung der chine sischen Nachrichtenagentur aus Kaltton ist Sunschuangfang, der Verteidiger Schanghais, von zwei Studenten und einem Ar beiter ermordet worden. Washington zur Entsendung de» eng lischen Kreuzers Eigener Fernfprechdienft des „Wilsdruffer Tageblattes". Neu york, 24. Februar. In der Antwortnote an die englische Regierung, die der amerikanischen Regierung von der Entsendung eines englischen Kriegsschiffes nach Nicaragua Mit teilung gemocht hatte, wird erklärt, daß Amerikas Macht völlig ausreichend sei zum Schutze des fremden Eigentums in Nicara gua. Das Staatsdepartement nimmt lediglich Kenntnis von der Entsendung des englischen Schiffes Colombo. In amtlichen Kreisen wird jedoch nachdrücklichst unterstrichen, daß Amerika unter Berufung auf die Monroe-Doktrin allerschärsstens gegen englische Marinelandungen protestieren würde, da die amerika nischen Truppen in Stärke von 7000 Mann in Nicaragua durch aus genügten. Amerikas Haltung würde von der im Jahre 1913 in Veracruz eingenommenen nicht abweichen. 20° ° Mieierböhung für ^92?. Je 10 am 1. April und 1. Oktober. Das Reichskabinett hat folgenden amtlich veröffent lichten Beschluß gefaßt: Durch das Gesetz über den Goldentwertungsaus gleich bei bebauten Grundstücken vom 1. Juni 1926 war die gesetzliche Miete bis zum 31. März 1927 auf 100 der Friedensmiete begrenzt. Nach ß 3 dieses Gesetzes setzt die Reichsregierung mit Zustimmung des Neichsrates die Mindesthöhe der gesetzlichen Miet- im Reiche einheitlich fest. In Anwendung dieser Bestimmung hat das Neichs- kabinett in seiner Sitzung vom 23. Februar dem Entwurf einer Verordnung zngestimmt, wonach die gesetzliche Miete vom 1. April 1927 ab um 10 und vom 1. Ok tober 1927 ab um weitere 10 erhöht wird. Die Ver ordnung geht sofort dem Reicksrat ru. NMreichs «W« ans das IvaMe TommeMMdm. Eigener Fernfprechdienft des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 24. Februar. In der französischen Antwort das spanische Tangermemorandum, das heute der spanischen Dele Telegr.-Adr.: .Amtsblatt" W ilsdrUfs- Dresden Postscheck: Dresden 2640 Ser Generalstreik in Schanghai beendet. Über 60 Hinrichtungen vollzogen. Der Generalstreik in Schanghai ist beendet. Die inter nationalen Mächte nehmen indessen eine dauernde Ver stärkung ihrer Land- und Seestrcitkräfte vor. Unter anderem ist die amerikanische Flotte vor Schanghai wieder um vier Zerstörer vermehrt worden. Der Sonderberichterstatter der „Chicago Tribune" in Schanghai meldet, daß die Chinesische Handelskammer, die Vereinigung der Bankiers und andere öffentliche Körperschaften in Schanghai öffentlich gegen das brutale Vorgehen des Kommandanten Lipaotschen protestiert haben. Dieser habe insgesamt über 60 Ar beiter- und Studentenführer hinrichten lassen, darunter einen zehnjährigen Knaben. Infolge der Entrüstung der Be völkerung sind die zur Schau gestellten abgeschlagenen Köpfe entfernt worden, auch die öffentlichen Hinrichtun gen wurden eingestellt, es heißt jedoch, daß die Hinrich tungen hinter der Maner des militärischen Hauptquar tiers fortgesetzt würden. ! Neue Verhüllungen im beschien Gebiet. Zwei deutsche Arbeiter fest genommen. Von der französischen Gendarmerie wurden zwei Arbeiter aus Germersheim in ihrer Wohnung verhaftet. Die beiden hatten am vergangenen Sonntag in der Wirt schaft „Zum Lamm" an einem Vergnügen teilgenommen, auf dem cs zu einer Rauferei mit einem Al gerier und einem als gewalttätig bekannten Sergean ten eines französischen Infanterieregimentes gekommen war. Zu der Verhaftung der beiden deutschen Gendar- meriebefchlshaber von Linden und Steinfeld veröffent licht Havas eine Nachricht aus Mainz, die aus autori sierte/ Quelle stammen soll. Danach sind die beiden Chefs der deutschen Gendarmerie wegen Vergehens gegen die Ordonnanzen der Interalliierten Nheinlandkommisswn verhaftet worden. Sie hätten vor einiger Zeit ohne greif baren Grund ein Mitglied der Besatzungsbehörden in Zivil, das im Besitze seines ordnungsmäßigen Passes war, festgenommen. Ein engWerKrelM nach Nikaragua Große Überraschung in Amerika. Der Amtliche Englische Funkdienst teilt mit: Die englische Regierung hat einen Kreuzer nach Managua entsandt, der im Notfall den Schutz der britischen Staatsangehörigen übernehmen soll. Dieser Schritt erfolgte, weil der britische Geschäftsträger in Managua gemeldet hatte, das? die Vereinigten Staaten nach der Erklärung ihres Gesandten in Managua nicht in der Lage seien, die Sicherheit britischer Staatsangehöriger im Falle neuer Unruhen rind Strastenkämpfe zu gewähr leisten, und daß keine Marinesoldaten der Vereinigten Staaten nach Leon, Granada oder Matagalpa entsandt würden. Die englische Regierung hat Washington von ihrem Schritt in Kenntnis gesetzt und ihren Dank für den bisherigen Schutz der britischen Interessen ausge sprochen. Der englische Schritt hat in Washington die aller größte Überraschung hervorgerufen. Die amerikanische Regierung hatte mit derartigen englischen Schritten ganz augenscheinlich nicht gerechnet. Staatssekretär Kellogg erklärte, Amerika habe alles getan, um auch das englische Eigentum zu schützen. Washingtoner Kreise sprechen es offen aus, daß der Schritt Englands „a l l e r e r n st e st e Komplikation" möglich mache. Der amerikanische Admiral Latimer hat Kämpfe zwischen Liberalen und Konservativen innerhalb einer bestimmten Entfernung von den Standorten der amerika nischen Marinesoldaten untersagt. Drohung nach Moskau. Am Neujahrsempfang 1859 äußerle der damalige Kaiser der Franzosen, Napoleon III., zu dem österrei chischen Gesandten, er bedauere, feststellen zu müsse», daß die Beziehungen Frankreichs zu Österreich nicht die besten seien; ein paar Monate später war der Krieg da, der die Österreicher die Lombardei kostete. Ähnlich sagt eine Protestnote des englischen Au ßen Ministers Chamberlain, die jetzt dem rus sischen Geschäftsträger in London überreicht wurde: „Die zwischen der englischen Regierung und der Regierung von Sowjetrußland bestehenden Beziehungen sind weiter hin notorisch unbefriedigender Natur." Ein derartiges Vorgehen bedeutet ja nicht immer gleich wie 1859 eine Kriegsdrohung, kennzeichnet aber den Grad der Spannung, die zwischen London und Moskau besteht. Und dann folgt ein langes Beschwerderegister über eng- landfeindliche Worte und Reden maßgebender Staats männer der Sowjetrepublik, angefangen beim Volkskom missar für die auswärtigen Angelegenheiten, Tschi tscherin, bis zum Botschafter Karachan in Peking, der die Befreiungskämpfe Chinas gegen England pries. Dabei habe sich Moskau doch feierlich verpflichtet, weder Personen noch Körperschaften, Agenturen oder sonstige Einrichtungen zu unterstützen, deren Ziel es ist, in irgend einem Teil des Britischen Reiches Unzufriedenheit zu ver breiten oder Aufstände anzustiften; die Bevollmächtigten und Beamten der Sowjets sollten angewiesen werden, sich danach zu richten. Aber, so lautet die englische Be schwerdeliste, — es bat sich niemand danach gerichtet! Die Sowjetrepublik sei eben in der „Täuschung" befan gen, England treibe in Polen und den lettischen Staaten, in Vorderasien und allüberall in der Welt eine gegen Moskau gerichtete Politik, sei die Seele aller gegen die Sowjetrepublik geschmiedeten Komplotte, und das habe eine geradezu gefühlsmäßige Feindschaft der Sowictbehörden erzeugt, die aber gänzlich grundlos sei. Endlich kommt die Note auf die Hauptsache, auf den eigentlichen Grund zu ihrer Überreichung: das sind natür lich die Vorkommnisse in China, wo Moskau die An griffe der Kantonarmee geradezu ermutige und unter stütze. Das habe ja auch Karachan ganz offen zugegeben. Hier wird die Katze aus dem Sack gelassen Die schwere Bedrängnis, in der sich die englische Stellung in Schang hai befindet, rechtfertigt — vom englischen Standpunkt aus gesehen — denn auch diesen scharfen Protest. Keine Kontroverse mehr darüber; und Moskau solle nicht den ken, daß England diese Umtriebe nicht kenne, wenn bis her dazu geschwiegen wurde. Die Note spricht von „bei spiellosen Beziehungen" zwischen den beiden Ländern, erklärt, daß „es Grenzen gibt", und droht schließlich -- allerdings erst bei Fortsetzung dieser das Britische Reich unterwühlenden Politik der Sowjetrepublik! — mit der Aufhebung des englisch-russischen Handelsab kommens und eventuell auch der diplomatischen Beziehungen. Zu dieser Note sagt eine Londoner Zeitung, die »Times", es sei zuviel, wenn man erwarte, daß sie den gewünschten Eindruck Hervorrufen werde. Sie ist eben zu einem für England diplomatisch sehr ungünstigen Augenblick herausgelommen. Der gleichen Ansicht ist man in Paris; denn — was soll geschehen? Die beiden englischen Drohungen, die geradezu ultimativ aussehen, werden von Moskau achselzuckend, aber sehr ruhig ausgenommen werden; denn die englische Stellung auf dem russischen Markt würde sofort durch Deutsch land und Amerika ersetzt werden können; und der Abbruch der diplomatischen Beziehungen — daraus werde Sowieiregierung erst recht nichts machen. Gibt es doch auch jetzt nur einen Geschäftsträger Mos- kaus in London, jene Beziehungen sind bisher ziemlich lockerer Natur geblieben. Es fehlt also die Macht, die hinter den englischen Drohungen steht und erst Eindruck auf die SowMegierung machen könnte. Nach den Er fahrungen, die die englische Invasion nach Rußland hinein 1919 gemacht hat, wurde man sich dem jetzt kon- solidierten Staat gegenüber vor einem kriegerischen Vor gehen doch wohl hüten. Gewiß, man hat sich in England sehr, sehr viel gefallen lassen von Moskau her; und die Sowjetregierung wird wohl mit einer Gegenliste auf warten. Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da, Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanpimannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. für Bürgertum, Leamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gefpalteneAaumzeile 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amrlichen Bekanntmachungen 40 Gold pfennig, die 3 gehaltene Aeklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rcchweisungsgedühr 20 Goldpfennig. Dor- -.efchriebeneErfcheinungs- tage und Diatzvorschriften werden nach Möglichkeil svke H kV: Amt WllSdkUst Nv. 6 berücksichtigt. Anzeigen- «nnahme bis vorm.lOUHr - — . — —— - Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder RadaHanspruch erlischt, wenn der Betrog durch Klage eingezogen werden mutz oderder Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen olle Vermittlungsstellen entgegen. Dar .Wilsdruffer Togeblall- erscheint täglich nochm. 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