Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblalt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint täglich nachm. 5 Uhr für den Tag. Bezugspreis: Ber Abholung in derDeschüftssteiie und den Ausgabestellen 2 Mk. im Mona,, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Mk., bei Postbeslellung Zuzüglich Abtrag- gebühr. Einzelnummern ^Pfg. Alle Postanstalten A-l)chSN V r(!l1 sÜk ÄSUHvVUs? Postboten und unsere Aus- «ager und Geschäftsstellen ' " " > nehmen zu jeder Zeit Be> Mellungen entgegen. Im Kalle höherer Gcwalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung Der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Äürgertum, Äeamle, Angestellte u. Arbeiter. A„j«tze»prc>s: die 8g-splMene Raum,eile 20 Doldpfenni«, die 4 ggpallcnc geile L-r amllichcn Bekanntmachungen 10 <SolL. Pfennig, die 2 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile Ivo Goldpscnnig. Rcchweifungbgedühr 20 Goldpsennig. Bor-- g-fchrieb«ne LrscheinungL- tage und Platzvorschriften werden nach Mätzlichkeu ,vern spreche«: Amt Wilsdruff Nr. 6 d-riichfichtigi. Anzeigen. Annahme bis uoim.tv Uhr —— —— U Wr Sie Richtigkeit der SuichFernrus übeiimtt-!!-n Anzeigen übernehmen wir kein-Garantie. Ieder Rabatianspruch erlischt, wenn Sei Betrag durch Klage eiugezogen werden muß oderdcrrluftraggederin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Dermittlungrstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Weihen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr.48. — 86.Jahrgsng Lelegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruffs Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend,den26 Februar1927 Voreilige Leute. Es gibt Leute unter uns, die es nicht erwarten können. Ist wieder einmal einem E finder eine Ent deckung gelungen, die uns die Ohren spitzen läßt» die uns werte Fernblicke in neue Möglichkeiten für neue Menschen geschlechter eröffnet, gleich kommen sie und möchten am liebsten, was vielleicht erst in Jahrzehnten praktisch aus- zuwerten sein wird, schon für heute und morgen in bare Münze umprägen. Phantasie ist gewiß eine schöne Sache, aber man kann auch auf diesem Gebiete des Guten zu viel tun und man läuft Gefahr, durch Vortäuschung von Sprüngen in unserer technisch-zivilisatorischen Entwick lung Geringschätzung gegenüber denjenigen Leistungen zu erzeugen, die den Boden der gegebenen Tatsachen unter den Füßen behalten. * Noch gar nicht lange ist es her, daß menschliche Stimmen über den Kanal hinweg zueinander zu dringen vermochten, daß Berlin und London sich in direktem Gespräch verständigen konnten, als lägen nur wenige Meilen und nicht Tausende von Kilometern zwischen ihnen. Damit glaubte man bis aus weiteres einen Höhepunkt der Herstellung telephonischer Verbindun gen erreicht und es erregte schon ziemliches Aufsehen, als dieser Tage, vermutlich aus Anlaß der bevorstehenden i Eröffnung der neuen Leipziger Frühjahrsmesse, ein so- : genanntes Propagandagesprüch zwischen Leipzig und Birmingham veranstaltet wurde, bei dem sich aus j der einen Seite die offiziellen Sprecher der Birming- Hamer Handelskammer, auf der anderen die Häupter des ! Leipziger Messeamtes allerhand für die Verbreitung und für weitere geschäftliche Ausnutzung bestimmte Freund lichkeiten sagten. Aber bald kam eine neue Nachricht: man hörte von Versuchen einer telephonischen Verständi gung zwischen London und Newyork; also sollst auch der Große Teich durch Fernsprechkabel übervrücki werden, wie er ja schon längst von Telegraphenleitun gen verschiedener Nationen durchzogen war. Und wirk lich, die Versuche haben stattgefunden und in der Haupt- fache einen ausgezeichneten Verlauf genommen. Zunächst allerdings nur in der Beschränkung auf Börsengesprächc in bestimmten Tagesstunden, aber der Anfang ist ge macht und so werden weitere Fortschritte nicht lange ach sich warten lassen. In der Tat wird auch bereits aus Frankfurt a. M. berichtet, daß Beamten des dortigen Fernsprechamtes von dem Personal des Londoner Fern sprechamtes in diesen Tagen während des ruhigen Nacht dienstes eine Unterredung mit den Beamten des New- Yorker Fernsprechamtes vermittelt wurde. Auch hier war die Verständigung so hervorragend, daß das j Frankfurter Personal zunächst Zweifel in die Echtheii k dieser Verbindung setzte und glaubte, getäuscht oder ge- i foppt zu werden. Aber die Versuche wurden wiederhol! ° und es blieb danach nicht der leiseste Zweifel an der Tat sache zurück, daß man wirklich mit Newyork gesprochen hatte. Nun wird sorgfältig weiter geprüft werden, ok diese Gespräche zwischen Frankfurt über London nack Newyork dem allgemeinen Publikum zugänglich gemachi werden können, und so wird man, Schritt für Schrift in der internationalen Verkehrsverständigung auch in dieser Beziehung weiterkommen. Aber den Leuten, die nichts erwarten können, geh, diese Entwicklung offenbar noch viel zu langsam vor sich. Mit einem kühnen Federstrich verlängern sie den tele- ! phonischen Verständigungskreis kurzerhand um die ganze i Erde. Wenn es nach ihnen geht, wird man morgen schon mit Australien und einen, höchstens zwei Tage später mit Tokio und Peking sprechen können, als lägen diese unmittelbar vor den Toren von Europa. Sollte es nicht mit Hilfe von Fernsprechkabeln gehen, so muß cs eben drahtlos gemacht werden — wozu anders leben wir im Zeitalter der unbegrenzten Möglichkeiten? Ohne Zweifel, eine herrliche Sache wäre das schon. Daun könnten uns zum Beispiel die englischen Zeitungen nicht mehr die Hucke voll vorlügen von den schrecklichen Dingen, die sich angeblich in Südchina jetzt Tag für Tag ereignen, und aus denen die britische Negierung die Verpflichtung oder den Vorwand für ihre umfassenden militärischen Vorkehrungen herleitct, die „natürlich" nur den Zweck haben, englisches Leben und Eigentum zu schützen. Und wenn in Japan wieder einmal eine Feuersbrunst Hunderte oder Tausende von Holzhäusern vernichtet oder ein Erdbeben die Inseln heimsucht, dann werden auch die amerikanischen Reporter ihrer fabelhaften Phantasie einige Zügel anlegen müssen, aus Furcht vor der unver- wcidiichen telephonischen Kontrolle, die ihren verwegenen Meldungen dann auf dem Fuße folgen könnte. Aber vrs wir soweit sind, werden wohl doch einige Jahre oder Jahrzehnte vergehen, auch wenn die kurzen Wellen, deren man sich jetzt mit Vorliebe bei allen diesen Ver- inchcn bedient, noch so erstaunliche Leistungen zuwege bringen. Als der Präsident der Vereinigten Staaten jetzt vom Weißen Haus in Washington aus das Gedächtuis des Mannes feierte, dem die amerikanische Union ihr staatliches Dasein zu verdanken hat, da hat man in Deutschland, selbst in Berlin mit den besten Apparaten nur allenfalls einige Geräusche vernommen, oder, wenn MlchlliW Ver ein enAMckWs Mdnk? Englisch-polnische Verhandlungen in Danzig. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Danzig, 25. Februar. Die „Danziger Landeszeitung" berichtete dieser Tage von englisch-polnischen Verhandlungen in Danzig. Das offiziöse polnische Organ in Danzig, die „Bal tische Presse", bezeichnete diese Nachricht als Stammtischpolitik. Demgegenüber bleibt die „Landeszsitung" bei ihrer Behauptung und erklärt, daß in letzter Zeit tatsächlich Angehörige des eng lischen Generalstabes in Danzig gewesen seien und Verhandlungen mit polnischen Stellen zur Anbahnung engerer Beziehungen zwi schen Polen und England gepflogen hätten, die sich nicht bloß aus Handels- und, wirtschaftspolitische Fragen bezögen, sondern auch, und vielleicht in erster Linie, aus ein Militärbündnis gerichtet seien. Die Ausfassung in Berlin. Berlin, 25. Februar. In der englisch-russischen Span nung sieht man hier eine ernste Bedrohung des Weltfriedens. Für uns Drutschr sagt die „Tägliche Rundschau", ist diese Tat sache besonders ernst. Wenn mcn sieht, wie eifrig England be strebt ist, sich Polens und Litauens als Helfer für eine etwaige Auseinandersetzung mit Rußland zu versichern, und wenn man ferner sieht, wie bedenkenlos man in England Polen Sekun- dantendienstc gegen Rußland leistet, weil man cs als Springer in der Schachpartie mit Rußland verwenden zu können glaubt, so ist die Erfahr, daß wird zum Körnlein zwischen den Mühl steinen werden könnten, ohne weiteres erkenbar. Wir Deutschen haben also allen Grund, wachsam zu sein und die weitere Ent wicklung der Dinge sehr aufmerksam zu beobachten. MeSicherheitderpolnWenGrerrzen Ein Hetz antrag im Warschauer Sejm. Im Heeresausschnß des Polnischen Landtages wurde ein vom Nationaldemokratischen Volksverband einge brachter Antrag beraten, in dem die Regierung aufge- fordert wird, dem Landtag über die Sicherheit der Gren zen der Republik im Zusammenhang mit einem drohen den deutschen Überfall (!) Bericht zu erstatten. Während der Aussprache im Ausschuß war kein Regierungsver treter anwesend. Der Antragsteller, der nationaldemokratische Abge ordnete Zaluski, führte aus, daß die neuen deutschen Ost festungen Königsberg und Lötzen gegen die pol nische Hauptstadt und Suwalki, die in Frankfurt a. d. O, und Küstrin gegen Großpolen und die von Glogau gegen Kalisch und Lodz gerichtet seien. Das Festungssystem sei gegen Polens Hauptstadt und den polnischen Zugang zum Meere errichtet. Der Antragsteller fragt deshalb den Regierungschef, was er in politischer und militärischer Hinsicht getan hätte, um Deutschland die Durchführung seiner Überfallpläne aus Polen (!) zu erschweren, welche t Mittel augewenLrt worden seien, um angesichts der f Drohung eines Überfalls oder einer neuen Teilung die i Kräfte der Nation zu stärken. Die Drehung eines de»t- f schen Einsalls werde bisher in Polen nicht mit dein ge nügenden Ernst behandelt. Der sozialdemokratische Abgeordnete Malinowski . drückte Zweisel aus, ob sich eine solche Frage schon mit , Rücksicht ans die Notwendigkeit der Wahrung eines mili tärischen Geheimnisses zur öffentlichen Erörterung eigne. Der Sprecher der christlichen Demokraten, Abg. Dom- - browski, war der Ansicht, daß die polnische Regierung nach Demaskierung der deutschen Annexionsabsichten mit i einem Programm des Ausbaues von Stütz- - punkten an der Westgrenze hervortreten solle. Endlich müsse die Regierung mit einem Gesetz über dieOrgan i- sierung der Nation im Kriegsfälle herauskommen. Der nationaldemokratische Abg. Sadzewicz führte noch aus, daß die Taktik des Verschweigens zu nichts führe. Allein die Nichtanwesenheit der Regierungsver treter in der heutigen Ausschußsitzung könne dahin ver standen werden, daß die Regierung sogar in der Frage der Sicherheit der Westgrenzen sich mit den Volksver- treteru nicht verständigen könne. „Nasz Przeglond" ist der Auffassung, daß Antrag nnd Verlauf der Aussprache im Ausschuß gezeigt hätten, daß die Nationaldemokraten mit ihrem Antrag auch politische Ziele einer Wahlrechtsklasse und einen Angriff auf die Person des Marschalls Pilsndski bezweckten. Die Antragsteller rechneten nämlich damit, daß die Regierung mit Rücksicht auf das militärische Ge heimnis Ausklärung verweigere. Dann hätten dis Natio naldemokraten Gelegenheit, wegen angeblicher Untätig keit Alarm zu schlage». Vor nenen Putschen in Komm. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Kownv, 25. Februar. Hier sind Gerüchte im. Umlauf, wonach ein kommunistischer Putsch in Vorbereitung ist. Bereits gestern sind hier erneut sieben Kommunisten verhaftet worden, bei denen Dokumente gesunden wurden, die auf ein« Verbindung „unabhcmgiger" litauischer Kommunisten mit einer auswärtigen Militärmacht deuten. In diesem Zusanuncnh'ng gewinnen die schon feit einigen Tagen vorliegenden Nachrichten von einer ständi gen erhöhten Alarmbereitschaft in den russischen Militärbezirken an der polnischen Grenze erhöhte Bedeutung. Diese Maßnahme war von svwjetrufsifcher Seite mit der Notwendigkeit begründet worden, schon in dem Augenblick Zuschlägen zu können, in dem Polen lommunistijche Putschvorwände als verstärkte Druckmittel gegen Litauen benutzen würde. Aus früher schon bei russische» Kommunisten gesundens» Druckerzeugnissen geht hervor, daß die Komintern entschlossen ist, ein von Polen besetztes oder auch nur geleitetes Litauen mit ollen Mitteln zu verhindern, da ein solches eins Verpslichtung Polens zu Gunsten der englischen Pläne in der Ukraine und im Kaukasus bedeuten würde. es yocy ram, pcy vorpenen rönnen, daß der Klang einer menschlichen Stimme durch die Luft weitergegeben wurde. Aber von einer wirklichen Verständigung war gar keine Rede, und so wird es gut sein, die Hoffnungen und Er wartungen nicht höher zu stimmen, als der gegenwärtige Stand unserer hoch genug entwickelten Technik es recht fertigt. Unsere Kinder und Kindeskinder werden ja auch noch einige Kulturfortschritte vollbringen wollen. Dr. Sv. Die schwere Operation des AeichstagSpräßdenicn. Sein Befinden bisher zufriedenstellend. Das Befinden des Reichstagspräsidenten Löbe, der sich plötzlich einer Blinddarmoperation unterziehen mußte, ist nach denr Bericht der ihn behandelnde» Ärzte zu friedenstellend. Die Operation, die etwa 24 Stunden ge dauert hat, hat ergeben, daß es sich bei dem Reichstags präsidenten einerseits um ältere Verwachsungen handelt, andererseits um eine frische, aber sehr schwere Entzündung des Blinddarms mit eiternden Belägen. Es war auch schon eine kleine Durchbruchstelle vorhanden, so daß die Gefahr be steht, daß auch das Bauchfell in Mitleiden schaft gezogen wird. Die Ärzte sind der Hoffnung, daß, wenn keine weiteren Komplikationen auftreten sollten, Reichstagspräsident Löbe wiederhergestellt werden wird. Die Anteilnahme an der Krankheit des Neichs- tagsprästdenten ist in politischen und parlamentarischen Kreisen allgemein. Reichspräsident von Hindenburg hat denk Rcichstagspräsidenten in einem besondere» Schreiben seine besten Wünsche für baldige Genesung aus gesprochen und hat sich durch Staatssekretär Dr. Meißner nach dem Befinden des Erkrankten erkundigen lasse». Nercysranzier Dr. Marx hat namens der Reichsregie rung in einem Schreiben das größte Bedauern zu der schweren Erkrankung ausgesprochen und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß der Reichstagspräsident bald wie der in Gesundheit und Frische seines wichtigen Amtes walten könne. Auch das gesamte Diplomatische Korps, zahlreiche Politiker aller Parteien sowie die prominen testen Vertreter von Kunst und Wissenschaft haben ihre Teilnahme an der Erkrankung des Reichstagspräsidenten bezeugt und dem Erkrankten wiederholt telegraphisch die beste» Wü»sche ausgesprochen. Ms besonders merkwürdig und eigenartig erscheint die Tatsache, daß Reichstagspräsident Löbe an der gleichen Erkrankung operiert werden »rußte wie seinerzeit der Reichspräsident Ebert und das; die vollzogene Operation auch bei dem verstorbenen Reichspräsidenten am 24. Fe bruar, also am gleichen Tage wie beim Neichstagspräsi- dentcn Löbe, ausgesührt wurde. Englische Serie iöigungsmaßnahmen in Schanghai. Generalstreik in Hankau. Mit Rücksicht auf die stets wachsende Zahl der an der Grenze der internationalen Konzession ankommenden chinesischen Soldaten haben alle verfügbaren britischen Streitkräfte die äußere V e r t e i d i g u u g s l i n i e be setzt. Die diplomatischen Vertreter drr alten Bertrags- mächte haben einstimmig eine Erklärung angenommen, in der Besorgnisse hinsichtlich der Rückwirkungen der mili tärischen Ereignisse in der Gegend von Schanghai aus die Sicherheit des Lebens und Eigentums drr Ausländer geäußert werden und die Erwartung ausgesprochen wird, daß die Führer der kämpfenden Heere und Parteien alle Maßnahmen ergreifen werden, nm Zwischenfalls zu ver meiden, durch die die ausländische» Behörden gezwungen würden, selbst die notwendigen Maßnahm-n zu ergreifen.