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offenkundig durch die Haltung der Tänzer/ durch' die Kleidung der Tänzerinnen und durch einzelne Tanz- figuren. Unter das Verbot fallen nicht jene Tänze, die frei von solchen Figuren sind und die ohne aufreizende Jazzmusik als vornehme Gesellschaftstänze bekannt werden. Die Grippe in der Schweiz. Die letzte Mitteilung des Eidgenössischen Gesundheitsamtes über die Aus dehnung der Grippe in der Schweiz konstatiert die auf fallende Tatsache, daß in den Großstädten die Zahl der Erkrankungen langsam abnimmt, daß die Epidemie aber von den Städten aus immer weiter auf das Land und die Bergkantone vorrückt. Das Gesundheitsamt nimmt an, daß dieser Kreislauf erst dann zum Stillstand kommen wird, wenn die gesäurte Bevölkerung des Landes die Krankheit durchgemacht hat. Die Zahl der Todesfälle an Lungenentzündung betrug in den städtischen Gemeinden mit über 10 000 Einwohnern in der letzten Woche 608. Erdrutschkatastrophe in Italien. Die Ortschaft La- ghttello in Kalabrien mußte geräumt werden, da der Lehm boden, auf dem die Ortschaft aufgebaut ist, infolge an dauernder Regengüsse ins Rutschen gekommen war. Zwanzig Familien sind obdachlos. Auch aus Campiglia bei Spezia wird ein Erdrutsch von zwei Quadratkilo meter Ausdehnung gemeldet. Große Wein- und Oliven plantagen wurden vernichtet. Das Seismographische In stitut in Bendanti Faenza meldet heftiges Erdbeben. Die Apparate blieben drei Stunden lang gestört. Das Zen trum des Bebens liegt zehntausend Kilometer in östlicher Richtung. Von Wölfen belagert. Infolge tagelanger Schnee stürme in Spanien drangen Wölfe rudelweise in die Dörfer ein und richteten unter Klein- und Federvieh großen Schaden an. In einem Dors konnten die Ein wohner drei Tage lang die Häuser nicht verlassen, da die Wölfe fortwährend durch das Dorf liefen. — Die großen Wolfsrudel, die auch in diesem Winter Rußland unsicher machen und für die Dörfer eine schwere Gefahr bilden, sind nunmehr auch in Ostpolen aufge treten. Zunächst hatte besonders das Wilnagebiet zu leiden. In einigen Dörfern sind Wölfe sogar am Hellen Tage eingedrungen, um das Vieh anzugreifen. Selbst Überfälle auf Menschen kommen vor. / Die Pest im Ural. In sechs Dörfern des südlichen Urals ist die Pest ausgebrochen. Die Epidemie hat bisher 45 Opfer gefordert. Das Gesundheitskommissariat hat Hilfszüge mit Sanitätspersonal und Medikamenten in die bedrohte Provinz beordert. Daneben wird die Miliz auf geboten, um die betroffenen Gegenden von der Außen- lvelt abzusperren. Bunte Tageschrontk Königsberg. In einem Dorfe bei Tilsit wurde die aus Berlin flüchtige Buchhalterin Gertrud Jordau, die bei einer Berliner Konfektionsfirma 12 000 Mark unterschlagen hatte, verhaftet. Es wurden bei ihr nur noch 1500 Mark vor gesunden. Kiel. Aus Furcht vor Strafe, die sie in der Schule zu erwarten hatte, Hal sich hier die zwölfjährige Ingrid Berndt in der elterlichen Wohnung erschossen. Kattowitz. Die Köntgsgrube in Nowv Hajduki und die Grube Piast 1 und 2, früher cm Besitz des preußischen Staats fiskus, werden stillgelegt. Etwa 6000 Arbeiter werden dadurch brotlos. Paris. Im Park von CrSieil stürzte etn Flugzeug brennen da b. Der Beobachtungsoffizier kam in den Flam men um, während der Flugzeugführer mit einem Fallschirm ohne Verletzung landen konnte. Basel. Der bekannte schweizerische Bankier und Direktor der Bank „Conti", Joseph Stterli, hat sich in Florenz erschossen. London. Bei einem Brande in einem Wirtshause in Newcraighall bei Edtnburg kamen vier Kinder ums Leben. Arbeiter und Angestellte. London, (DicZahlderArbeitsloseninGroy- britannicn.) Die Zahl der Arbeitslosen belief sich am 17. Januar auf 1 391 MO, was eine Verminderung um 41 014 gegen die Vorwoche und eine Erhöhung um 175125 gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres bedeutet. Tages-Sprüche. Laß nicht von jedem Ungemach dir saure Wochen machen. Was Lu verlachst ein Fahr danach, kannst du schon heut ver lachen! Lohmeyer. 'Geben ist schön, schnell geben ist schöner, zart geben am schönsten. Bolksspruch. können wir Kunstdünger lparen? E Hus <Iem Serichlssssl z sprechend 2 är Stickstoffdünger 20"/» je Im am größten. Trotzdem wird der rationell wirtschaftende Landwirt in seinem Düngungs plan die doppelte Stickstoffgabe von 80 -leg dl einsetzen, da -der Rohertrag am höchsten ist und die Verzinsung von 287,1°/» na türlich recht hoch ist. Selbst starke Stickstoffgaben ergeben noch fast immer eine so hohe Verzinsung des angewandten Kapitals, baß es geradezu als eine schwere Unterlassungssünde bezeichnet werden muß, wenn jemand in der heutigen schweren Zeit -ans die Möglichkeit der Steigerung 'der Ernteerträge Verzicht leisten wolle. Allerdings bedingen starke Stickstoffgaben, insbesondere -bei Getreide, auch besondere Kusturmaßnahmen. Es muß dünner gesät und das Ge treide in breiten Reihen gedrillt werden, -damit Licht und Sonne zur Bildung eines starken, gegen Lagerung widerstandsfähigen Der Sommer 1920 hat vielen Gegenden Deutschlands Re genmengen gebracht, die ost die Jahresniederschläge der betreffen den Gebiete erreichten. Infolgedessen wurde das Getreide viel fach zu Boden geschlagen und die jetzt vorliegenden Druschoesul- tate find dementsprechend häufig unbefriedigend. Die Kunst- düngergaben konnten in diesem abnormen Jähre nicht voll zur Auswirkung kommen, und man hört daher mitunter von Land wirten die Ansicht, daß es zweckmäßiger sei, zukünftig die Kunst düngung stark einzuschränken. Vor solchen falschen Propheten kann nicht nachdrücklich ge nug gewarnt werden. Weniger Kunstdünger anwenden bedeutet von vornherein den Verzicht auf eine normale Ernte. Die lang jährigen Buchführungsergebnisse zahlreicher Betriebe in allen Gegenden Deutschlands weisen mit aller Bestimmtheit darauf hin, daß auf die Dauer nur derjenige landwirtschaftliche Betrieb sich behaupten kann, der regelmäßig und reichlich Kunstdünger anwendet. Dagegen muß der Lartdwirt mehr als bisher daran denken, individuell zu düngen. Er muß feinen Acker so genau ken nenlernen, daß er in der Lage ist, jederzeit zu beurteilen, welche Nährstoffe nach Art und Menge zur Erzeugung einer Vollernte auf seinem Boden notwendig sind. Die Landwirtschaftsgenossenschaft hat die zur Erreichung die ses Zieles führenden Wege klar vvrgezeichnet. Zu dem altbe währten Mittel der Feststellung des Düngerbedürfnisses durch Feldversuche sind jetzt die Bodenunterfuchungsmethoden der Pro fessoren Neubauer, Lemmermann und Mitscherlich gekommen, die durchaus brauchbare Ergebnisse liefern. Die landwirtschaftlichen Versuchsstationen und viele wissenschaftliche Institute stellen ihre Laboratorien und Vegetationshäuser für dis Ermittlung des Nähr- stosfbedürfnisses der Böden zur Verfügung und über 500 Ver suchsringe in allen Teilen Deutschlands arbeiten an derselben Aufgabe. Welches sind nun die bisherigen Ergebnisse dieser Arbeit? -Uebereinstimmend zeigen alle Versuche, daß derStickstofs der Nährstoff ist, der fast allen -deutschen Böden fohlt. Hiernach muß jeder Landwirt bei der Aufstellung feines Düngungsplanes in erster Linie RüPcht nehmen. Er muß sich darüber klar sein, daß sich das Kapital, das er zum Ankauf von Stickstoff ver wendet, sehr hoch verzinst, meist mit 70 bis 10O Prozent und mehr. Es wäre daher Sparsamkeit am falschen Orte, wenn der Landwirt bei der Stickstoffdüngung sparen würde, In den meisten Fällen bedeutet dies den Anfang vom Ende! Jeder moderne Landwirt wird vielmehr danach -streben, seinen Acker in einen so hohen Kuluturzustand -u bringen, daß auch sehr starke Stickstoffgaben noch voll ausgenutzt werden können. Hierzu ge hören entsprechende Kulturmaßnahmen, wie sorgfältige Regelung der Wasserverhältnisss, gute Bodenbearbeitung, rechtzeitige und sorgfältige Acketbestellung, entsprechende Saatgutauswahl, Un krautbekämpfung usw. Sind diese Voraussetzungen vorhanden, so werden- hohe und höchste Stickstoffgaben mit großem Gewinn an gewandt werden können. Diele Landwirte lassen sich nun bei der Auswertung ihrer Düngungsversuche von der Ansicht leiten, daß die Anwendung niedriger oder mittlerer Stickstoffgaben bedeutend rentabler als eine starke Sticstoffdüngung sei. Ein Beispiel für viele: Ein aus -lehmigen Sand zu Kartoffeln mit steigenden Stickstoffgaben Lurch- geffchrter Düngungsversuch ergab folgende Rentabilität der Stick- Halmes mitwirken können. Hochkeimsähiges Saatgut und hoch- gezüchtete Sorten müssen Gewähr dafür bieten, baß die Pflanze in der Lage ist, hohe Düngergaben entsprechend auszunützen. Und wie steht es mit den -übrigen Pflawzennähr-stoffen in der Düngung? Was Kali -und Phosphvrsäure anbelangt, so besteht kein Zweifel, daß diese Nährstoffe zur Erzielung von Höchsterträ gen den Pflanzen in ausreichendem Umfange zur Verfügung ge stellt werden müssen, und -es wäre grundfalsch, ohne weiteres die Düngung mit diesen Stoffen einzuschränken. Die zahlreichen be- kanntgegebenen Bodenunters-uchungsergebnisse nach den einschlägi gen Methoden haben aber gezeigt, baß es doch immer wieder Böden gibt, die infolge ihres Gehaltes an Kali und Phosphvr- fäure eine vorübergehende Einschränkung der Düngung mit dem einen oder dem anderen der genannten Nährstoffe rechtfertigen. Wie weit man im Einzelf-alle gehen kann, läßt sich nur an Hand von Bodenuntersuchungen beurteilen, die deshalb jeder Landwirt stets und ständig auf feinen Ländereien vornehmen sollte. Der «Untersuchung des Kalkzustandes hat man erfreulicherweise in den letzten Jahren besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Hier bei hat sich gezeigt, daß die Mehrzahl aller deutschen Böden kalk arm ist und infolgedessen mehr oder weniger sauer reagiert. Höchsternten stnd auf solchen Böden nur zu erreichen, wenn die Bodensäure durch entsprechende Zusammensetzung der Düngung bekämpft wird. Der vorstehenden Gesichtspunkten Rechnung tragende Land wirt wird zukünftig mehr als bisher das Nährstoffbedürf-nis der einzelnen Feldfrüchte mit dem ermittelten Nährstoffgehalt der ein zelnen Böden in Einklang bringen and individuell düngen müssen. Hierzu gehört auch Lie sorgfältige Auswahl der jeweils für feine Verhältnisse passenden Düngemittel. In der Reihe der Stickstöff- düng-emittel z. B. wird dem Kalkstickstoff eine erhöhte Bedeutung zukommen müssen, da er am billigsten ist, und . durch feine Zu sammensetzung und spezifischen Eigenschaften bzw. Wirkungen (Bekämpfung der Bodensäure, Förderung der Bodengare, Ver minderung der Lagergefahr, Vernichtung von Pflanzenschädlingen und Unkräutern) eine große Sicherheit gegen Ernteausfälle durch ungünstige Wachstumsfattoren bietet. Mit seinem Gehalt von 20 bis 22°'« 14 und 60 bis 70°/o Kalk ist er als völlig ballastfrei, so Haß den Pflanzen -durch Kalkstickstoff nur die beiden lebens wichtigsten Nährstoffe, Stickstoff und Kalk, in leicht aufnehm barer Form zugeführt werden. Ein Prozeß des preußischen Ministerpräsidenten. Beim Amtsgericht Lichterfelde vor dem Erweiterten Schöffengericht fand der Beleidigungsprozeß des preußischen Ministerprä sidenten Braun gegen den verantwortlichen Redakteur der Tilsiter Zeitung, Wirth, und gegen den Herausgeber der in Berlin erscheinenden Deutschen Beiträge, Siebert, statt. In den Artikeln wurde die unwahre Behauptung ausge sprochen, Ministerpräsident Braun habe der Bauernschaft „Faulenzerei" vorgeworsen, er lasse sich in der vornehmsten Villengegend Berlins eine Villa bauen, deren Kosten gegen 100 000 Mark betrügen usw. Nach längerer Beratung wurd« das Urteil dahin verkündet, daß der Angeklagte Wirth wegen Beleidigung in vier Fällen an Stelle einer verwirkten Ge fängnisstrafe von zwei Monaten zu 3000 Mark Geld strafe und der bisher nicht vorbestrafte Angeklagte Siebert Wegen Beleidigung in zwei Fällen zu je 100 Mark, insgesamt 200 Mark Geldstrafe verurteilt werde. Verurteilung zweier Redakteure wegen Beleidigung des Ministers Hirtsiefer. Wegen Beleidigung des preußischen Wohlfahrtsminijiers Hirtsiefer wurden vom Schöffengericht Berlin-Mitte der Redakteur des „Hakenkreuzler", Karl Rudolf, zu einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten und der Redakteur des „Deutschen Tageblatts", Julius Lippert, zu 2M0 Mark Geldstrafe, im Nichtbeitreibungsfalle zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Bei Lippert wurde als straf mildernd angesehen, daß er sich bei seiner Veröffentlichung auf die Ausführungen des völkischen Abgeordneten Gieseler im Preußischen Landtage verlassen hatte. Bestätigte Zuchthausurteilc. Am 11. November 1926 ist vom Schwurgericht in Erfurt der Schlosser Joseph Müller Wegen Totschlags und versuchten Totschlags zu fünfzehn Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Der 3. Strafsenat des Reichs gerichts hat dieses Urteil jetzt bestätigt. — Der 1. Strafsenat des Reichsgerichts Hai die gegen das Urteil vom 5. November 1926 des Schwurgerichts in Ellwangen eingelegte Revision Verworfen, nach der der Korbmacher Xaver Lang aus Ell wangen zu fünfzehn Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, Weil er seinen Bruder erstochen hatte. Riesengeldftrafen für Autoschmuggler. Wegen verbots widriger Einfuhr von fünfzehn Kraftwagen und Zollhinter- stöffdüngung: ki Gabe je da M-chrertrag Gewinn öder Verlust je ßu Verzinsung Ler Düngung clr/ka Mk. °/° 40 38,9 150,16 354,1 60 45L 160,14 251Z 80 66Z 243^9 287,1 100 61,2 196,94 185-8 Die Verzinsung Ler Düngung ist also Lei 40 KL LI ent- unä * HamMsnroman von OtfrisZ von Ransksin * itmiuttttttttmiftlijttttimmmtttttlmttuttintmmummittttimmuttttlmmjuuiltt^ kv keucktvsnxen. » cl.8. 10 So sehr ich's für meine Pflicht hielt, so zu handeln und nicht anders, so nötig war es mir, jetzt zu Ihnen zu sprechen. Und nun gehen Sie, werden Sie, wozu Sie der gütige Gott berufen hat, der Ihnen Ihr Talent in das Herz legte, werden Sie ein großer Künstler, und einst werden Sie mir danken, daß ich Sie auf diesen Weg ge wiesen habe. Bis dahin aber versuchen Sie in Freund schaft meiner zu gedenken." Sie hatte langsam und stockend gesprochen, nun aber wandte sie sich und eilte aus dem Zimmer. Adalbert stürzte ihr nach.. „Lore!" Aber schon hatte sie die Türe geschlossen und er blieb stehen. Durfte er folgen? Sie war eines anderen Braut. Draußen ging die Klingel, das Mädchen, das inzwischen heimgekommen, öffnete und der Kunsthändler trat ein. Schnell waren die Geschäfte geordnet, der Mann nahm die Bilder und legte den Scheck in des Malers Hand. Der steckte ihn in einen Umschlag. „Bringen Sie das der gnädigen Frau und bitten um ihre Unierschrift." Das Mädchen kam zurück und brachte die Quittung. Hollenkamp händigte sie dem Mann aus, dann gingen sie zusammen die Treppe hinunter. Der Maler und Lore fühlten, daß sie nun einander nicht mehr gegenübertreten konnten und am wenigsten, um eine geschäftliche Sache zu erledigen. An demselben Abend fuhr der Maler nach Berlin. Die Wirtin hatte den Kopf geschüttelt, daß er, der noch vor wenigen Tagen davon gesprochen, daß er nun dauernd in der Stadt bleiben wollte, jetzt so schnell alles aufgab, aber sie vermietete seit langen Jahren an Künstler und war an deren Launen gewöhnt. Er hatte nur weniges mitgenommen. Kaum mehr als sein Malergerät und einige Kleider, das andere mußte ja doch beschafft werden. Nun saß er in seinem Abteil und sah, wie die Häuser der Stadt langsam im Dunkel der Nacht verschwommen. Nach einer Woche begann es in der Wohnung, in der Hans Martin Gerhäuser gelebt und gestorben, wüst aus zusehen. Der Termin war gekommen, an dem Lore sie räumen mußte, und nun war sie dabei, aufzulösen und zu packen. Es war kein Grund, die Hochzeit mit Fallersheim hinauszuschieben, und der Baron führte sie in seine Villa. „Nichte ein, was du willst, und ändere, was du magst." Aber da war wenig zu ändern und zu richten, denn alles war auf das Herrlichste und Beste und Gerda schwamm in einem Meer von Entzücken. Ueberhaupt war sie der Mutter gegenüber die Aufmerksamkeit selbst und suchte in jeder Weise ihr zu danken, wenn sie auch manch mal durchblicken ließ, daß sie es eigentlich gewesen, die ihnen beiden zu ihrem Glück verholfen. Dann kam der Tag der Hochzeit. Es war eine große, geräuschvolle Feier und doch war alles so seltsam. Auf eine kirchliche Trauung hatte der Baron verzichtet und Lore war von Herzen dankbar dafür. Es war ihr ein unangenehmer Gedanke, vor dem Altar knien zu müssen und ein „Ja" zu sprechen, von dem ihr Herz nichts wußte. Auch trug sie weder Kranz noch Schleier. Auf dem Standesamt war der Akt schnell und geschäftsmäßig er ledigt und dann beglückwünschte man sie als Frau Baronin. Ihr selbst war das alles so unwahrscheinlich und äußer lich, daß es sie eben darum weniger ergriff als sie ge fürchtet. Dann gab es ein großes Festessen in einem der ersten Hotels. Die vornehmsten Kreise der Stadt waren versammelt, und hochtönende Reden klangen an ihr Ohr, und immer wieder kam sie sich vor, als ginge dies alles sie gar nichts an und sie sei ein geladener Gast wie jeder andere und werde nun bald ihren Wagen nehmen und heimfahren. Da packte sie plötzlich eine Angst und wieder und wieder ließ sie, die weder eine besonders gute noch eine begeisterte Tänzerin war, sich in den Ballsaal geleiten und sah mit Freuden, wie ihr neuer Gatte immer wieder von frohe» Bekannten und Freunde» in Anspruch genommen wurde, nur um den Augenblick hinauszuzögern, vor dem ihr bangte. Aber endlich bot ihr der Baron den Arm. „Komm, meine Liebe, unser Wagen wartet." Cilli und Gerda waren unter der Obhut einer Tanke der ersteren noch im Saal. Sie waren ja so tanzfroh, und besonders Gerda genoß den ganzen Zauber des erste« Balles, den sie mitmachen durfte. Es war eine schweigende Fahrt. Sie hatten auf eine Hochzeitsreise verzichtet, denn der Baron hatte gerade aller hand wichtige Geschäfte und ihr Sinn stand wirklich nicht nach einem Honigmond. Nun aber saß sie neben ihm im Wagen und ihr Herz begann zu pochen. Hatte sie den ganzen Abend das Gefühl gehabt, als sei dies gar nichts, Ivas sie persönlich berühre, so kam es nun mit schrecklicher Gewißheit über sie: Sie war die Gattin da jenes Mann«» neben ihr! Er hatte Rechte an sie, an ihren Körper! (F-rtsetzung s^tf