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MMMTagebla« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt. Finanzamts Raffen. für Äürgertum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeizenplcis: die8gespa>Ikn«Siaumzeiler0iSoldpfenni«, die 4 gespaltene Zeile der aMilichen Dcdannlmachangcn KXSold« Pfennig, die S gespaltene Reklame-eile im textlichen Teile 100 Goldpsennig. Rcchweisuvgagel'ühr 20 Doldpfcnnig. Bor- gefchriebeneErscheinungr. tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Jepnsvpechep: Amt Ä-ilsdrUN ulr. 6 deriichflchtigt. Anzeigen« annatzine bis oorni.lvUhr -- -> — - — Für die Aichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatianspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eiugezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkur» gerät. Anzeigen nehmen alle Brrmfttlunglftellen entgegen. »°Ps"g. All-PÄ°n,t°lttn Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend P-ftdot-nundnnsereAue- org«, und DeschSs,«stellen — 2- nehmen zu icder Zeit Be« stellungen entaeaen. Fm Fall- höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieserung der Zeitung oder Kürzung de, Bezugspreis«,— Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto berlregt. Nr 27 — 86. Jahrgang T-l-gr.°Adr.: .Amtsblatt- Wilsdruff.Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch den 2 Februar 1V27 Wirklichkeit u. Tatsachen. Von besonderer politischer Seite wird uns zu der Kon stituierung der neuen Reichsregierung geschrieben: Man kann nicht gerade sagen, daß das neue Kabinett unter besonders leichten Umständen zur Welt gekommen ist. Es hat Auseinandersetzungen gegeben, Kämpfe, Miß- Helligkeiten, die vielleicht geeignet waren, die Grundlage, auf der die neue Regierung des Reiches steht, zu schwächen. Im Interesse einer zielbewußten Regierungsführung kann man annehmen, daß diese Auseinandersetzungen zwischen den Parteien Kinderkrankheiten gewesen sind. Andert halb Monate hat die Krise gedauert und sie war von Be gleitumständen umrahmt, die bisweilen einen gänzlich anderen Ausgang vermuten ließen. Nun aber ist von allen Seiten ein Übereinkommen geschlossen worden, das erwarten läßt, die neue Regierung werde auch in den zu künftigen, vielleicht schwierigen Situationen aus ein Nach geben der Parteien, auf eine weniger schroffe Versteifung rechnen können. Schließlich haben ja doch alle Parteien, welche die jetzige Regierung stützen, auf allerhand ver zichten müssen, was sie theoretisch als unverrückbaren Grundsatz betrachtet und erklärt haben Ganz so einfach, wie sich das in Parteigrundsätzen ausmacht, ist schließlich doch nicht das, was die Wirklichkeit, also hier das Regie renwollen von den Parteien verlangt. Man kann diese Wirklichkeit nicht nach den Grundsätzen umgehen, die nun einmal deutschem Gebrauche gemäß von den Parteien auf gestellt werden. Ein Vergleich wird immer nötig sein, eine Zwischenlösung — auch wenn man entschlossen ist, an den Grundsätzen selbst festzuhalten. Das charakteristische der neuen Regierung ist, daß sich im Deutschen Reichstag eine Lage herausgebildet hat wonach der Reichstag in eine Rechte und eine Linke zer fällt. Um zunächst einmal die Opposition zu betrachten, >so ist festzustellen, daß natürlich die Art, wie die Demokratische Partei diese Opposition betreiben Wird, sich wesentlich von jener abhebt, die von der So zialdemokratischen Partei beabsichtigt ist. Man braucht nur daran zu erinnern, daß vor zwei Jahren das Kabinett Luther, also auch eine rechtsgerichtete Verbindung, in sehr wesentlichen Entscheidungen die Unterstützung der Demokratischen Partei gefunden hat. Gewiß verfügt die jetzige Regierungskoalition nur über eine absolute Mehrheit von einigen zwanzig Stimmen; aber sie kann Wohl bestimmt darauf rechnen, daß ihr die W i r ts ch a ft s p a r t e i in der Regel zur Seite stehen wird. Sie kann auch damit rechnen, daß in den meisten sozialpolitischen Fragen ihr die Demo kratische Partei die Gefolgschaft nicht versagen wird, da diese Partei gegen die Richtlinien, die der Reichs kanzler aufgestellt hat, nichts einzuwenden hatte. Auf der anderen Seite hat die Deutschnationale Volks partei erklärt, daß auch sie gewillt ist, an der Her stellung einer Plattform mitzuarbeiten, auf der sich die anderen Parteien finden können. Es ist im parlamen tarischen Leben Deutschlands zum erstenmal geschehen, daß die von der Partei namhaft gemachten Vertrauens männer von dem Manne, der die Regierungsbildung übernahm, nicht ohne weiteres angenommen wurden. Dabei muß man bedenken, daß gerade in Deutschland ein klarer parteimäßiger Vorgang der Regierungsbildung un möglich ist. Auch die Bayerische Volkspartei hat im Interesse der Bildung eines in sich geschlossenen, von persönlichen Reibungen entfernteren Kabinetts darauf ver zichtet, einen ihrer Führer im Kabinett zu halten, sondern gerade wegen persönlicher Abweichungen nachgegeben und einen anderen Mann gestellt. Das gleiche geschah durch die Deutsche Volkspartei und auch das Zen trum hat starke innere Widerstände überwinden müssen. Somit darf die Erwartung ausgesprochen werden, daß das neue Kabinett auf Grund gegenseitigen Entgegen kommens sich der Wirklichkeit und dem harten Druck der Tatsachen anpassen und in diesem Sinne an eine gedeih liche Arbeit zum Woble des deutschen Volkes gehen wird. siavinettsfitzungüberRegiemngsettlE Das Reichskabinett trat am Dienstag abend voll zählig zu seiner ersten Sitzung zusammen. Reichskanzler Dr. Marx vereidigte die neuen Reichsminister. Die i Eidesformel lautete folgendermaßen: „Ich schwöre Treue der Verfassung, Gehorsam den Gesetzen und gewissenhafte I Erfüllung meiner Amtspflichten." Alsdann beschäftigte sich das Reichskabinett mit der am Donnerstag abzu gebenden Regierungserklärung. Für die Regierungserklärung liegen die Richtlinien vor, die der Reichskanzler mit den Führern der neuen Koalitionsparteien in den Verhandlungen über die Bil dung des Kabinetts aufgestellt hat. Diese Richtlinien werden durch ein wirtschaftspolitisches Programm ergänzt. werden. * Reichstagsabgeordnetcr Staatsministcr a. D. Oskar Hergt (Deutschnational), der den Posten des Justizministers und gleichzeitig des Vizekanzlers übernimmt, wurde am 22. Oktober 1869 in Naumburg an der Saale geboren Nach dem Studium war er Gcrichtsreferendar und Assessor in der Provinz Sachsen, Amtsrichter in Liebenwerda urw von 1902 bis 1904 Regierungsrat bei der Reaieruna m Hildesüeim und Jas RGMcMmen mterzeiW. Einigung über die Ostfestungen. Schluß der Pariser Beratungen. Die Pariser Verhandlungen über die Frage der deut schen Ostfestungen sind nunmehr zum Abschluß gelangt. Zwischen der Botschafterkonferenz, deren entscheidenden Sitzungen auch Marschall Foch beigewohnt hat, und der deutschen Regierung ist es zu einer Einigung gekommen. Diese Einigung beruht, wie von zuständiger deutscher Seite mitgeteilt wird, auf Vorschlägen und Gegenvor schlägen und ist nicht als ein Ultimatum oder dergleichen zu werten. Bezüglich der nach 1920 hergestellten Bauten ist ein Kompromiß geschlossen worden, durch das ein er heblicher Teil dieser Bauten erhalten bleiben kann. Wie Havas zu melden weiß, ist die Einigung in der Befestigungsfrage auf folgender Grundlage ersolgt: Deutschland hat die Zerstörung der Befestigungen von Küstrin und Glogau sowie von 22 befestigten Bauten in der Gegend von Königsberg zugestanden. Von den ins gesamt 88 strittigen Befestigungsbauten an der Ostgrenze Deutschlands sollen 34 zerstört werden, während 54 er halten bleiben. Es sind dies 8 Bauten bei Glogau, 15 bei Lötzen und 31 bei Königsberg. Von der Pariser Presse wird im übrigen die aus vier Punkten bestehende Grundlage bekanntgegeben, auf der die deutsch-französische Einigung erfolgt ist. Es handelt sich hierbei um folgendes: 1. Die alliierten Sachverständigen unterscheiden zwischen den Befestigungsanlagen in Ostpreußen und Oberschlesien. Deutschland könne fast das ganze Verteidigungssystem an der Oder (Küstrin und Glogau) beibehalten. Es habe dagegen die seit 1920 erbauten Stützpunkte gegenüber Polen zu zerstören. 2. Die deutschen Unterhändler verpflichten sich, nicht mehr die „Unterhaltung" der deutschen Befestigungen mit der „Modernisierung" derselben zu verwechseln. 3. Die deutschen Unterhändler erklären feierlichst, daß keine sonstigen sogenannten Defensivanlagen bestehen als jette, die den alliierten Sachverständigen zur Keuntnis gebracht wurden. 4. Die deutsche Regierung erklärt sich einverstanden, keine neuen Anlagen zu schaffen und sich in dieser Beziehung der Kontrolle des Völkerbundes zu unterwerfen. Sir WMkeMMe» mttrzeWü. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 1. Februar. Die heute zwischen Hein Interalliier ten Militärkomitee und den deutschen Delegierten getroffenen Abmachungen sind im Laufe des Nachmittags unterzeichnet wor den, nachdem sie die Billigung der Bvffchasterkonferenz gesunden hoben. Aus deutscher Seite hat General von Pawelsz das Schriftstück unterzeichnet. Der Austausch der Abmachungen wird auf diplomatischem Wege erfolgen. Weiterhin ist eine Mitteilung der Bvffchasterkonferenz an die Reichsregierung aus diploma tischem Wege zu erwarten, die die Feststellung enthält, daß Deutschland seine Entwaffnungsverpflichtungen restlos erfüllt hat- hat. GeWtoW des amtlichen Frankreichs. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 1. Februar. Im Gegensatz zu der heutigen Abend presse beurteilt man in offiziellen Kreisen das Wkommen über die deutsche Entwaffnung außerordentlich günstig und bezeichnet die erzielte Verständigung als einen neuen Erfolg von Locarno und der deutsch-französischen Annäherungspolitik. BerziigmU der MeMWiliWe. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Neuyork, 1. Dezember. Ber Senatsausschuß stimmte der Eigentumsvorlage mit den bereits gemeldeten Abänderungen zu. Die Vorlage geht nunmehr an den Senat. Man darf sich keinen allzu großen Erwartungen hingeben bezüglich der Verabschiedung der Vorlage, da es sich fragt, ob das Plenum den Aenderungen zustimmen wird und überhaupt bei seiner Arbeitsüberhäufung noch in dieser Session zur Beratung der Vorlage kommt. Infolge der durch den Senatsausschuß angenommenen Abänderungen muß das Repräsentantenhaus, das der umgeänderten Vorlage zuge- stimmt hat, die ganze Vorlage erneut zu beraten, so daß schon aus diesem Grunde die Verabschiedung in dieser Kongrrßsession ziem lich ausgeschloffen erscheinen muß. * Die amerikanische Einwanderungsquote bleibt noch ein Jahr in Kraft. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Neu york, 1. Februar. Auf Grund des heutigen Be- schiusses des Einwanderungsausschusscs des Senats bleibt die bisher geltende Quote des Einwanderungsgesetzes von 1924 noch ein Jahr in Kraft, Damit bleibt also auch die deutsche Einwande- rungsziffer vorläufig unverändert. Der Senat will inzwischen das Einwanderungsgcsetz neu beraten. * Blanko-Vollmacht für Coolidge und Kellogg. Neuyork, 1. Februar. Der auswärtige Ausschuß des Repräsentantenhauses erteilte dem Präsidenten Coolidge und dem Staatssekretär Kellogg Blanko-Vollmacht für di« gegenüber Mexi ko und Nicaragua zu führende Politik. am Oberprästdium in Hannover. Als Geheimer Finanzrat und Oberfinanzrat war er von 1904 bis 1914 im preußischen Finanzministerium tätig. Von 1915 bis 1917 war Hergt Regierungspräsident in Liegnitz bzw. in Oppeln. Im August 1917 wurde er preußischer Finanzminister, der er bis November 1918 blieb. Von Februar 1919 bis Februar 1923 war er Mit- glied der Preußischen Volksvertretung, seit 1920 Mitglied des Reichstages. Von Dezember 1918 bis Ende 1921 führte er den Vorsitz in der Deutschnationalen Volkspartei, deren Mit- oearunder er ikt. i Abg. v. Keudcll, Reichsinnenminister vr. In o. Walter von Keudcll, Landrat a. D. und Rittergutsbesitzer auf Hohenlübbichow (Kr. Königsberg, Neumark), vertritt die Dcutschnationale Volts partei im Wahlkreis 5 (Frankfurt a. d. O.). Der Minister, der am 17. Juli d. I. sein 43. Lebensjahr vollendet, studierte nach praktischer landwirtschaftlicher Betätigung auf den Uni versitäten Königsberg, München und Halle die Rechtswissen schaften. Im Jahre 1913 wurde er Regierungsassessor. Als Rittmeister d. R. des 3. Kürassierregiments nahm er 1914/15 am Weltkrieg teil. Von 1916—1920 bekleidete er den Posten des Landrats des Kreises Königsberg (Neumark). Als Mit glied des Brandenburgischen Provinziallandtages und Vor standsmitglied des Brandenburgischen Landbundes widmete sich der Minister besonders der intensiven Umgestaltung der Waldwirtschaft, wofür ihn die Forstakademie Eberswalde im Jahre 1923 zum vr. d. o. ernannte. Seit der zweiten Wahl periode 1924 gehört er dem Reichstag an. Herr von Keudell ist ein Sohn des ehemaligen deutschen Botschafters in Kon stantinopel, der in besonders engen Beziehungen zum Hause Bismarck stand. Abschieds- und programmreden. Die aus der Reichsregierung scheidenden Minister verab schiedeten sich von der Beamtenschaft ihrer Ressorts in der üblichen Weise. Der ehemalige Reichspostminister Dr. Stingl gab dabei einen Überblick über seine Arbeiten und Ziele und betonte, daß es die Frucht neuer Zusammenarbeit der gesamten Postbeamtenschaft sei, daß das reiche Erbe Stephans und seiner Nachfolger erhalten worden sei. Der neuernannte Reichsfinanzminister Dr. Köhler be merkte in einer Abschiedsversammlung vor der Karlsruher Presse, nach der eingehenden Aussprache mit dem Reichskanzler Marx habe er die Gewißheit, im Rahmen seiner bisherigen Politik auch in Berlin arbeiten zu können. Seinem politischen, sozialen und kulturellen Programm werde er auch in der Reichsregierung treu bleiben. Er stehe nach wie vor fest aus dem Boden der Verfassung von Weimar. Das arme, not leidende Volk aller Schichten solle auch in ihm als Reichs- finanzministcr seinen Fürsprecher haben. Dank Hindenburgs an Graef. Der Reichspräsident hat an den von der deutschnatio nalen Reichstagsfraktion zum Justizmintster vorgeschla genen Abg. Graef-Thüringen, der dann im Interesse der Einigung auf das Amt verzichtete, ein Dankschreiben gerichtet, in dem es heißt: Die Bildung der neuen Reichsregierung ist nunmehr be endet. Die ihr entgcgenstehenden Schwierigkeiten sind in erster Linie durch Ihren freien Entschluß, aus die von ver deutschnationalen Fraktion Ihnen angetragene Kandidatur eines Reichsministers zu verzichten, hinweggerämm worden. Ich danke Ihnen für diese Sie ehrende sachliche Handlungs weise, die dem Allgemeinutteresse den Vorrang vor persön licher und parteipolitischer Anschauung gegeben hm. Angesichts der Erörterungen, die sich in einem Teil der Presse und in der Öffentlichkeit an die Vorgänge bei der Regierungsbildung geknüpft haben, ist es mir Bedürfnis, Ihnen auch bei dieser Gelegenheit zu versichern, daß die Behauptung, ich hätte Ihre Kandidatur abgelehm, durchaus unrichtig ist. 2VV000 psun- für Kr iegsgefangene. Entschädigung für deutsche Gefangene in England. Die englische Regierung hat der deutschen Regierung eine Summe von 200 000 Pfund zur Vertcrluna an dre