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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da, .WUrdruffer Tageblatt' erscheint täglich nachm. s Uhr für den Tag. Brzugspreia: Set Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2Mk.im Mona«, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Md., bei Poftdestellun, » Md. pullgllch Abtrag. —, . .... . gebühr. Einzelnummern lS Psg. Alle Postanstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und UN,.reAue- trlgtr und DeschLs,»stellen — 2-2 nehmen zu leder Zeit Bc. fteüungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung ber Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wen« Porto beiliegt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespallene Raumzeile 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold pfennig, die 3 gespaltene Siedlamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. 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Man muß daran denken, daß spätestens Ende nächsten Jahres der Reichstag vor Neuwahlen steht und daß, wie die liegen, für den Ausgang der Wahlen entscheidend rst, welche Politik in den letzten Monaten vor diesen Wahlen getrieben worden ist. Angesichts der ganz allgemein gewordenen Parteimüdigkeit will man auf feiten der Deutschnationalen dann bei den Wahlkämpfen » was die Partei in jenen letzten Zeiten geleistet hat. Es ist ein offenes Geheimnis, daß die Stim mung in dieser Partei unbedingt dahin ging, in die Re- glerung hineinzukommen, eine Stimmung, der der Partei- Vorsitzende, Graf Westarp, schon auf dem Parteitag in Köln stärksten Ausdruck gab. Das zweite wesentliche in der Entwicklung ist, daß in Deutschland zum zweiten Male — auch das Kabinett Luther wies vor zwei Jahren dieses Aussehen auf — eine politisch-parlamentarische Trennungslinie gezogen worden ist, die den Reichstag in eine Rechte und eine Linke in die Erscheinung treten läßt. Zweifellos wird das Bestehen der Trennungs- llme sehr viel zu einer Verschärfung der politischen Aus- eina,Versetzungen beitragen, wenn nicht die Mehrheit, die das Steuer des Staates führt, nun durch Taten ihre Be fähigung erweist, das Reich in allen seinen Teilen vor wärtszubringen. Auf der anderen Seite muß festgestellt werden, daß der Gegensatz, der zwischen dem Zentrum und den Deutschnationalen bestand, nun unter dem Druck der ge meinsamen Arbeit sich erheblich mildern wird. Eine Schwierigkeit liegt allerdings noch darin, daß die Deutsche Volkspariei von dem Endergebnis der gesamten Regierungskrise nicht gerade befriedigt ist. Es sind die kulturpolitischen Dinge, die innerhalb der neuen Regierungskoalition zu Meinungsverschiedenheiten führen können. Das braucht aber nicht übertrieben zu werden. Wenn man z. B. daran denkt, daß der bisherige Innen minister Dr Külz, ein Demokrat, einen R e i ch s s ch u l- gesetzentwurs herausarbeiten ließ, auf dessen Boden sich soaar das Zentrum und die Sozialdemokratie stellen konnten so wird mit der Möglichkeit zu rechnen sein, daß jene Verschiedenheiten doch nicht als Sprengpulver wirken werden In der Außenpolitik hat sich die Deutsch- nationale Volkspartei auf den Standpunkt gestellt, daß die Beschlüsse von Locarno und Genf nun einmal da sind und daß es daher ein ebenso erfolgloses wie über flüssiges Bemühen wäre, dagegen zu opponieren. Schon dadurch, daß die für unsere Außenpolitik maßgebenden Staatsmänner, also Dr. Marx und Dr. Stresemann, wieder Mitglieder des Kabinetts sind, wird auch das Ausland zu der Überzeugung kommen müssen, daß trotz der innenpolitischen Schwenkung die außenpolitische Linie Deutschlands im wesentlichen dieselbe bleiben wird; aller dings will die Deutschnationale Volkspartei dem Ver nehmen nach nicht davon abseheu, bei der Vertretung der deutschen Interessen energisch vorzugehen. Die Entwick lung der Dinge in Frankreich, wo Poincarö und die Rechtsparteien einen immer stärkeren Einfluß ausüben, könne eine Rückwirkung auf die deutsche Außenpolitik nicht verfehlen. Die klare Scheidung zwischen rechts und links wird auch innenpolitisch von großer Bedeutung sein, obwohl es nicht den Anschein hat, daß man in Preußen aus der jüngsten politischen Entwicklung entsprechende politische Folgerungen ziehen wird. Immerhin muß doch darauf verwiesen werden, daß das neue Kabinett Marx einen etwas anderen Charakter hat als das frühere Kabinett Luther, an dem die Deutschnationalen auch beteiligt waren. Während damals eines der wirklich maßgeben- den Ministerien, nämlich das Finanzministerium, durch einen Deutschnationalen geleitet wurde, liegen die Dinge jetzt so, daß die Ministerien von einiger Wichtigkeit, also das Auswärtige, das Finanz- und das Arbeitsministe rium, durch Männer der Volkspartei bzw. des Zentrums besetzt sind, während den deutschnationalen Vertretern im Kabinett nur die Möglichkeit bleibt, durch ihre Stimme bei der Festlegung der allgemeinen politischen Richtlinien zu wirken. Hier liegt der Grund für den heftigen Kampf, der um die Besetzung des Finanzministeriums geführt worden ist. Düs deutsche Volk in seiner Mehrheit wird sich kaum durch em Werturteil von vornherein festlegen, das sich nicht auf die Arbeit des Kabinetts bezieht, sondern von irgendwelchen Parteipolitischen Einstellungen aus geht. Man wird abwarten müssen, was die neue Regie rung leistet, ehe man zu solchen Werturteilen kommt. Es wird nicht an Gelegenheit fehlen, die Absichten klarzulegen, von denen der neue Kurs erfüllt ist. Reichsschulgesetz- und Arbeitslosenversicherung, Arbeitszeitgesetz und Reichswehrrekrutierung sind nur ein paar von diesen Fragen, die von dem neuen Kabinett gelöst werden sollen. Oie neuen Männer. Dn badische Finanzminifter H e t u r i ch K ö h l e r (Zen- wurde am A. September 1878 »n Karlsruhe als Sohn Eines Werllchreibers aeboren. Rach Absolvierung der Ober« Das Reichskabinett ernannt. JustizundJnneresfehlennoch. Die Regierungskrise scheint nunmehr, wenn auch noch nicht ganz, behoben zu sein. Nach einer amtlichen Mitteilung hat Reichspräsident von Hindenburg den bis herigen Reichskanzler Dr. Marx in seinem Amte als Reichskanzler bestätigt, auf dessen Vorschlag den Reichs- Minister des Auswärtigen Dr. Stresemann, den Reichsarbeitsminister Dr. Brauns, den Reichswehr- Minister Dr. Geßler sowie den Neichswirtschasts- mmistcr Dr. Curtius in ihren bisherigen Ämtern be stätigt und den Badischen Staatspräsidenten und Finanz- Minister Dr. k. e. Köhler zum Reichsfinanzminister, den Reichsminister a. D. Schiele, Mitglied des Reichs tags, zum Reichsminister für Ernährung und Landwirt- schäft, den Verbandssekretär Dr. b. o. Koch, Mitglied des Reichstags, zum Reichsverkehrsministcr und den Staatssekretär Dr. Schätzt zum Reichspostminister er nannt. Mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Reichs- Ministers für die besetzten Gebiete hat der Reichspräsident den Reichskanzler Dr. Marx beauftragt. Die Ernennung der Reichsminister der Justiz und des Innern hat der Reichspräsident mit Rücksicht auf die noch nicht abge schlossenen letzten Verhandlungen bis Montag abend ausgesetzt. Die vorläufige Aussetzung der Ministerernennung für die beiden letztgenannten Ministerien hängt mit Schwierigkeiten zusammen, die sich am Sonnabend wegen personeller Fragen ergeben haben. Innerhalb der Zen trumsfraktion und der Deutschen Volkspartei wurden Stimmen laut gegen die Besetzung des Justizministeriums mit dem deutschnationalen Abgeordneten Graef-Thürin gen, der als einer der Führer des völkischen Flügels der Deutschnationalen Volkspartei bekannt ist. Man er innerte daran, daß Abg. Graef es in seiner Eigenschaft als Vizepräsident des Reichstages seinerzeit abgelehnt habe, dem damaligen Reichspräsidenten Ebert einen An trittsbesuch zu machen. Reichskanzler Marx teilte so wohl den Deutschnationalen wie auch dem Reichspräsi denten diese Bedenken mit. Sofort aufgenommene Ver handlungen, die dahin zielten, das Justizministerium dem deutschnationalen Abg. Dr. Hergt zu übertragen und für das Innenministerium einen neuen Kandidaten aus den Reihen der Deutschnationalen zu ernennen — genannt wurde der dem linken Flügel der Partei angehörende Abg. v. Lindeiner-Wildau —, haben bisher noch zu kei nem Ergebnis geführt. Die deutschnattonale Reichs tagsfraktion ist zu Montag nachmittag einberufen wor den, um zu den neuen Wünschen und Vorschlägen Stel lung zu nehmen. Die Meinungsverschiedenheiten mit der Deutschen Volkspartei wegen Besetzung des Verkehrsministeriums sind inzwischen belgelegt worden, nachdem Reichspräsident von Hindenburg an den Führer der volksparteilichen Fraktion, den Abg. Dr. Scholz, einen Brief gerichtet hatte, um ihn zur Abgabe dieses Ministeriums an die Deutschnationalen zu bewegen. Die Volkspartei beab- stchttgt, rn einer öffentlichen Erklärung zu dieser Frage Stellung zu nehmen. Der Austritt des Reichswehrministers Dr. Geßler aus der Deutsch-demokratischen Partei ist nunmehr voll zogen. Er erfolgte in Form eines Briefwechsels zwischen dem Minister und dem Parteiführer Abg. Koch, in dem Dr. Geßler darauf hinwies, daß bei der Wahl zwischen Parteidisziplin und dem Ruf des Reichskanzlers zum Eintritt in das neue Kabinett er sich für das letzte ent schieden habe. Dr. Geßler betonte weiter, daß die Gründe für den Austritt rein sachlicher Natur seien und nicht in grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten mit der Par teileitung bestehen. Im übrigen verlautet, daß Dr. Geß ler nicht mehr lange auf seinem Posten bleiben soll, da die Volkspartei Anspruch auf diesen Ministerposten er hebt, nachdem sie das Verkehrsministerium an die Deutsch nationalen abgegeben hat. Saager Schiedsgerichtsurteil gegen Deutschland. Milliarden, die uns nicht angerechnet werden. Die Internationale Schiedskommission für Streitig keiten über die Auslegung des Dawes-Abkommens hat in dem Aufsassungsstreit zwischen der deutschen Regierung und der Reparationskommission gegen Deutschland ent schieden. Damit fallen der deutschen Regierung die Lasten der Liquidationsschäden für das im feindlichen Ausland beschlagnahmte und sequestrierte deutsche Eigentum zu, die nach Auffassung der deutschen Negierung zu den aus dem Reparationsfond zu bestreitenden Ausgaben gehören sollten. Es handelte sich bekanntlich um eine Summe von rund neun Milliarden Mark. Die Haager Schiedskommission zur Auslegung des Dawes-Abkommens betonte in ihrem Urteil, daß sie sich lediglich mit der Frage zu befassen hatte, ob die Ent schädigungen an die deutschen Reichsangehörigen in den ^ahreszahlungen des Dawes-Abkommens einbegriffen sind, daß sie sich aber mit der davon völlig verschiedenen Frage, ob die Gutschriften zu dem Wert dieser Liquida tionen von den Jahreszahlungen abzuziehen sind, nicht zu beschäftigen hatte. Das Schiedsgericht ging ferner bei seinem Urteil von dem Standpunkt aus, daß es als inter pretative Kommission den Sachverständigenplan so an- sehen mußte, wie er vorliegt, ohne dabei zu erwägen, ob mit Recht behauptet werden kann, daß der Schiedsspruch unerwünschte Folgen haben kann. Namentlich für die Ausländsdeutschen wird dieses Urteil eine große Enttäuschung bedeuten, denn es wird nun nicht möglich sein, die vollkommen ungenügende Ent schädigung der zahlreichen Deutschen, die all ihr Hab und Gut durch die Vorschriften des Vertrages von Versailles verloren haben, aufzuwerten. realschule trat er in den mittleren Ftnanzvtenst em, ging w- doch nach Ableistung seiner Militärdienstpflicht in die Zoll- nnd Steuerdirektion über. 1915 wurde Köhler zur deutschen Finanzverwaltung in Belgien berufen. Schon seit 1911 war er Stadtverordneter in Karlsruhe und 1913 wurde er als Zentrumsabgeordneter in den Badischen Landtag gewählt. Nach den Umsturz war er zunächst Leiter der Presseabteilung der provisorischen badischen Regierung; 1919 wurde er in den Staatsrat und im April 1920 als Nachfolger des zum Reichs- fiuanzminister ernannten Dr. Wirth zum badischen Finanz minister gewählt. Wegen seiner Verdienste um die badischen Universitäten wurde Köhler zum Ehrendoktor der Universität Kreiburo ernannt. Schätzt (Bayer. Vp.) Hergt (Dtn. Vp.) Der' neue Reichsernährungsminister, Reichstagsabgeord- neter Martin Schiele (Deutschnational), Ritterguts- Pächter und Fabrikant, ist am 17. Januar 1870 in Groß- Schwarzlosen, Kreis Stendal, geboren. Er war bekanntlich bereits einmal Reichsminister, und zwar trat er im Januar 1925 als Innenminister in das Kabinett Luther ein, schied aber nach Locarno mit den übrigen deutschnationalen Ministern aus der Regierung aus. Reichsverkehrsminister Wilhelm Koch-Düsseldorf (Deutschuational) wurde im März 1877 in Döngas bei Eisenach geboren. Er besuchte die Volksschule und erlernte das Schreinerhandwcrk. Von 1908 bis 1913 war er evan gelischer Arbeitersckretär in Hagen i. W., um dann bis 1921 den Reichsverband deutscher Staatsarbeiter und -bediensteter zu letten. Seit 1921 ist er in der Gewerkschaft Deutscher Eisen- bahncr tätig und außerdem zweiter Vorsitzender des Gesamt- Verbandes evangelischer Arbeitervereine Deutschlands. vM Elberfeld war er von 1919 bis 1924 Stadtverordneter Dem Reichstag gehört er seit 1920 an, nachdem er von 1919 bis 1920 Mitglied der Nationalversammlung war. Der neue Reichspostmiuistcr Dr. G e o r g Sch a tz l bisher Leiter der Gruppe Bayern der Reichspost und Staatssekretär, gebürtiger Bauer, 1874 in Höchstadi a. d. Aisch geboren, Baur berger Gymnasial-, Münchener Universitatsstudmm, Jurist und Nationalökonom, rechnet politisch ebenso wie Stingl zu, Bayerischen Volkspartei. Bei Kriegsausbruch Oberpostrat ir der Postabteilung des damaligen bayerischen Verkehrsmimste- riums wurde er im Kriege Ministerialrat und trat an 1. Januar 1923 die Nachfolge Stingls als Leiter der Grupp, Bayern der Reichspost an. LNdWWhl in Wringen. Das vorläufige Gesamtergebnis Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Weimar, 30. Januar. Das amtliche Wahlergebnis her Lendtagswahlen in Thüringen, dessen Zahlen sich nur noch un wesentlich ändern dürsten, ergibt: Wahlvorschlag 1 Einheitsliste: 270625, Wahlvorschlog 2 SPD.: 262 827, Wahlvorschlag 3 KPD.: 113 470, Wahlvorschlag 4 Nationalsozialisten: 29 918, Wahivorschlag 5 Deutschvölkische: 9137, Wahlvvrschlag 6 De mokraten: 26 531, Wahlvorschlag 7 Wirtschaftspakte!: 75500, Wahlvvrschlag 8 Aufwertungspariei: 23 156. Nach den vorläufigen Berechnungen verteilen sich die Sitze im neuen Landtage wie folgt: Abgeordnete der Einheitsliste 19, Sozialdemokraten 18, Kommunisten 8, Nationalsozialisten 2, Völ kische wahrscheinlich 1, Demokraten 2, Wirtschaftspartei 5 und Aufwertungspartei 1.