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Grippe gestorben. In einer Familie erlagen Nater unv Sohn an demselben Tage dieser Krankheit. In zahl reichen Orten mutzten die Schulen geschlossen werden, da die Kinder in großen Massen krank danieder liegen. Ein Nuto von einen« D-Zug zertrümmert. An einem Übergang der Bahngleise über die Straße Cranenburg— Groesbeek auf holländischem Gebiet, der durch keine Schranke gesichert ist, fuhr der Baseler D-Zug auf eiu Personenauto, das vollständig zertrümmert wurde. Die beiden Insassen, der Besitzer und der Führer des Wagens, wurden in großem Bogen herausgeschleudert, blieben aber unverletzt. Schwere Unwetter in Frankreich. Über Frankreich wüten aufs neue heftige Stürme init starken Regengüssen und Schneefällen. Im französische«« Jura liegt der Schnee stellenweise drei Meter hoch. In den Tälern sind mehrere Flüsse über die Ufer getreten. In der südfranzösischen Provinz Gers sind mehrere Bauern höfe und Mühlen durch das Wasser völlig abgeschnitten. In einigen Orten stürzten mehrere Häuser ein. Seltsame Eitelkeit französischer Greise. Bei einer französischen Volkszählung fiel es im Kreise Lyon auf, daß dort eine besonders große Zahl von Hundertjährigen gemeldet wurde. Die Nachprüfung hat jetzt ergeben, daß in Wirklichkeit kein einziger der „koketten" Greise schon 100 Jahre alt war, daß sie sich vielmehr aus Eitelkeit älter gemacht hatten. Ein britisches Frachtschiff verloren. Das britische Frachtschiff „Karroo", das eine Ladung Jute und Gummi führte, wurde in Newyork am Kai versenkt, nachdem es vom Bug bis zum Heck in Brand geraten w»r. Nach noch nicht bestätigten Schätzungen soll der Schader« eine Million Dollar betragen. Überfall auf Deutsche in Kattowitz. Aus Kattowitz wird gemeldet, daß in Nadoschau anläßlich einer Feier des Jnsurgentcnverbandes drei deutschsprechende junge Leute von Teilnehmern an der Feier überfallen und ver prügelt wurden. Einer der überfallenen erlitt sechs schwere Kopfwunden. Die mittelrussische Industrie ohne Kohle. Infolge der starken Fröste in Mittel- und Südrußland und der anhaltenden Schneeverwehungen mußte im Donezgeüiet die Kohlenförderung und vor allem der Kohlentransport unterbrochen werden. Die mittelrussischen Industrie betriebe sind seit zwei Tagen ohne Kohle. Ein bedeutender Teil der Betriebe wurde stillgelegt. Die Städte Samara, Pensa und Ufa sind durch starke Schneeverwehungen von der Umwelt vollständig abgeschnitten. Das Observatorium von Pulkwo (bei Leningrad) kündigte das Andauern der Kälte und der Schneefälle für weitere zwei Wochen an. Der Motor verdrängt auch bei der Polizei die Pferde. Die Stadt Chikago hat beschlossen, die Verwendung der Pferde bei der Polizei einzustellen. Die Polizei zu Pferde wird durch Polizisten auf Motorrädern ersetzt werden. In einer Mitteilung an die Presse heißt es: Wir können uns nicht mehr den Luxus der Verwendung von Pferde«« leisten, deren Unterhalt monatlich auf 20 Pfund zu stehen kommt. Die Motorräder stellen sich weniger teuer und leisten bessere Dienste. Sklavenbefreiung in Indien. Die englische Regierung hat die Sklaverei jetzt auch im letzten der indischen Staaten, dem kleinen Fürstentum Kalat, abgeschafft. Gegen den er bitterten Widerstand der Häuptlinge wurde«« 6000 Parias, Angehörige der untersten indischen Kaste, befreit. Lunte Tageschronik. Berlin. Der aus vielfache«« Prozessen bekannte Heinrich Sklarz wurde Wege«« Betruges verhaftet und in das Unter suchungsgefängnis eingeliefert. Brüssel. Bei einer Kohlenstaubexplosion in einem Lüt ticher Bergwerk wurden sieben Bergleute getötet und einer verletzt. Brüssel. In Malines ist ein Arbeiterehepaar niit seinen beiden Kindern nachts durch aus dem Ofen aus strömende Gase erstickt. Warschau. Soebci« sind die erste«« polnischen Gold münzen zu 10 und 20 Zloty «n Umlauf gesetzt worden. Die Bank Polski tauscht die polnischen Goldmünze«« gegen ausländische Goldmünzen ein. Riga. Wie aus Neupcterhof gemeldet wird, ist ein Wächter verhaftet worden, der seine Frau und seine sieben Kinoer mit der Axt erschlagen hat. Sionspruch Der Herd ist kein fester Stein, wie die Leute sagen, sondern ein Herz, und zwar das Herz einer Fran. Michelet. Eine neue Art der Schädlingsbekämpfung. Die preußische«« landwirtschaftlichen Versuchs- und ForschungZanstalten zu Landsberg an der Warthe habe« einen neuartigen Zerstäubeapparat zur Schädlings ¬ bekämpfung konstruiert. Unser Bild zeigt die Schädlings- bekämpsung auf Bäumer« mit dein neuen Zerstäube apparat. Spiel und Sport. Als ekne außerordentlich dringliche Ausgabe hat der Minister Hirtsiefer bei der Beratung des Wohlfahrts- haushalts im Preußischen Landtag die Förderung des Sports und seine gesundheitliche Überwachung (Förde rung des Sportarztwesens) bezeichnet, als eine Ausgabe, die allerdings bis heute noch wenig gefördert worden sei. Internationales Eishockeywettspiel in Berlin. Das im 'Berliner Sportpalast zum Austrag gekominene Eis hockeywettspiel zwischen den Pariser Canadians und der deutschen Auswahlmannschaft endete unentschieden 3:3 (0 :2). An den Spielen um den Davis-Pokal, die höchste Trophäe im Welttennissport, wird Deutschland 1927 wieder teilnehmen; die deutsche Meldung zu diesen Spielen ist bereits im vorigen Jahr abgegeben und bei der Aufnahme in den Internationalen Tennisverband bestätigt worden. Das Ergebnis der Rundfrage unter den Ländern, die an de«« Davis-Pokal-Spielen schon bisher teilnehmen, steht zwar noch aus, dürfte aber nicht zweifel haft sein. Vermischtes. Ernst Zahn. (Zum 60. Geburtstag.) Unter den lebenden schweizerischen Schriftstellern ist Ernst Zahn, der am 24. Januar das 60. Lebensjahr vollendet, der bedeutendste. Er wurde nach dem Tode Gottfried Kellers und Konrad Ferdinand Meyers mit Karl Spitteler und Joseph Viktor Widmann einer der Führer der neueren schweizerischen Literatur und hat auch in Deutschland eine große Lesergemeinde, die treu zu ihm hält. Seine Ro mane und Erzählungen mit ihrem großartigen Natur- hinterarund, den ewiaen Beraen. baben es zu boben Auf lagezahlen gebracht, und jedes seiner neuen Bücher wird mit neuer Freude begrüßt. Zahn war bis vor einigen Jahren in seinem bürgerlichen Beruf Verwalter der be rühmten Bahnhofswirtschaft in Göschenen und stieg aus seiner Bergeinsamkeit nur selten in die Niederungen des Lebens hinab. Die Universität Genf hat ihn zum vr. x>üll. ehrenhalber ernannt. „Mittlere Reife" statt Einjährigenzeugnis. Reich und Länder haben sich darauf geeinigt, an Stelle des früheren Einjährigenzeugnisses eine Prüfung der mitt leren Reife einzuführen, die mit Abschluß der Unter sekunda oder einer gleichwertigen Klasse erworben wer den kann. i kunaiunk-progrsmm j Rundfunk Leipzig (Welle 363,8», Dresden (Welle LS4). Pädagog. Rundfunk Königswusterhauscn (Welle 1366) Wochenlägiich von 8.30 abends ad bringt die Deutsche Wecke auch das Berliner Runbiunkprogramm. Sonntags von vorm. 11.30—2 und abends von 8 Uhr ab. Dienstag, 25.Januar. 12: Leipz. Sinf.-Orch. Jugendwerke klassischer Meister. Beethoven: Jenaer Sinfonie (C-Dur). — Schu bert: Sinfonie D-Dur. V 4^2: Leipz. Funkorch. S 5.30: Frauen funk. FI. Bauermeister: Ernährung in den Wintermonaten. D 6.05: Leseproben aus Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt. S 6P0: Leseproben aus Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt. D 7: Ober-Sekretär Hanicke: „Die Kapitalabfindung nach dem Reichsoer- sorgungsgesetz." Q 7.45: Prof. Dr. Witkowski lzu dem nachfolgenden Hörspiel): „Hanns Johst und sein Werk." S 8.15: „Der König". Von Hanns Johst. D 10.15: Unterhaltungsmusik aus dem Wein restaurant des Hauptbahnhofs Leipzig. Königswusterhausen. Dienstag, 25. Januar. 3.30: Eansberg: Schöpferische Methodik. D 4.30: Aus der pädagogischen Welt. S 5: Prof. Dr. Rawitz: Die Abstammungslehre des Menschen. D 5.30: Prof. Dr. Grohmann: Grundlagen der deutschen chemischen Industrie. S 6: Reg.-Rat Dr. Cale: Tonkunst und Recht. S 6P0 E. v. Eqseren, C. M. Alfieri: Spanisch für Anfänger. D 7: Pros. Dr. Kohlschütter: Nordvolerpedilionen in alter und neuer Zeit. S 7.30: Prof. K. Schubert: Beethovens Kammermusik (Brunier- Öuartett). Gleichbleibcnde Tageseinteilung von Sonntag bis Sonnabend. Berlin Welle 483,9, 566. — Stettin Welle 252,1. Vorm. 10.10: Kleinhandelspreise. 4- 10.15: Tagesnach- richlen I, Wetterdienst. 4- 11.00—12.50: Schallplattenmusik. 4- 11.30: Vorbörse. 4- Nachm. 12.00: Stundengelüute der Paro- chialkirchc, Berlin (auch Sonntag, soweit keine anderen Dar bietungen). 4- 12.55: Zeitzeichen. 4- 1.15: Tagesnachrichten II, Wetterdienst. 4- 2.30: Börsenbericht (Sonnabend 1.20) 4- 3.10: LandwirtschastsSörse, Zeitangabe. 4- 3.30—4.55: Schallplatten musik. 4- Während des Nachmittagskonzerts Ratschläge fürs Haus. — Theater- und Filmdienst. 4- 7.00: Stundengeläute der Parochialkirche, Berlin (auch Sonntag, soweit keine anderen, Darbietungen). 4- Anschließend an die Abendveranstaltung: Tagesnachrichten III, Wetterbericht, Zeitangabe, Theater, Sport. 4- 10.30—12.30: Tanzmusik (außer Dienstag). Königswusterhausen Welle 1300 überträgt die Darbietungen der Deutschen Welle, außerdem die Abendveranstaltungen der Berliner oder anderer Sender tauch Sonntag). Dienstag, 25. Januar. Berlin Welle 483,9, 566. 12.30: Die Viertelstunde für den Landwirt. * 4.00: Schachstunde: Die Wiener Partie (Willi Schlage und E. Neber- mann). 4- 4.30—6.00: Konzert. Mitwirkende: Trio Mayer- Mahr: Pros. Mayer-Mahr (Klavier), Alsr. Wittenberg (Vio line), Pros. Heinr. Grünfeld (Violoncello), Maryla v. Wolley (Sopran). Am Flügel: Prof Oskar Wappenschmitt. 4- 6.15: Stunde mit Büchern. 4- 6.40: Norbert Jacques: Das Theater der Chinesen. 4- 7.05: Dr. Herbert Heyde: Einführung in die physische Geographie (Die feste Erdoberfläche; 1. Teil). * 7.30: Leo Horwitz: Der heimische Markt der heimischen Er zeugung, ein Beitrag zur Lösung des Arbeitsbeschaffungs- Problems. 4- 7.55: Pros. Dr. K Th. Preuß, Direktor am Staatl. Museum f. Völkerkunde: Soziale Probleme der Völker kunde (Die Grundlagen der menschlichen Gesellschaft und das Problem der Entwicklung). 4- 8.30: Jakob Wassermann. 1. Ein leitende Worte (Fritz Engel). 2. Die Heimkehr der Freifrau (a. d. Roman „Aufruhr um den Junker Ernst"). — Die Kaun- zin, eiire Novelle. Gelesen vom Dichter. 4- 9.30: Unterhal tungsmusik der Berliner Funkkavelle. nrei reinigt unck türkt Herren ^nrüxe > tierren-^änte! Kei X. Torn, ^VUsckrukk, vrescknerjLtr. uns * Familienroman von Otsrisci von Ranstsin 4- Martin k'eucktvanxvr, ti»He ».6.8. 4 Es war weniger pietätlos, als es klang, was sie sagte, denn sie hatte ihren eigenen Vater kaum gekannt. Schon früh hatte der Maler darauf bestanden, daß das Mädchen in Pension kam. Er war viel auf Reisen, und wenn er daheim war, verlangte er, daß seine Frau sich ganz ihren gesellschaftlichen Pflichten widmete. So hatte ein näheres Verhältnis zwischen Vater und Tochter nie bestanden. „Es freut mich, mein Herz, daß du ihn gern hast. Er ist ein so guter Mann und wird dir ein treuer Vater sein, obgleich er noch jung ist. Aber so reich, wie du glaubst, ist er nicht. Er ist ja auch noch im Anfang seiner Lauf bahn, aber man hat ihm eine sichere Stellung hier am Gymnasium angeboten und er wird uns eine sorgenfreie Zukunft sichern." Gerda hatte sich von ihrer Mutter gelöst, nun sah sie verständnislos in ihr Gesicht. „Ja, aber Muttchen, von wem sprichst du denn?" Auch Lore stockte der Herzschlag, wie sie in Gerdas Antlitz blickte. „Von wem sonst, als von Adalbert Hollenkamp." „Herr Hollenkamp?" Die Augen des Mädchens waren weit aufgerissen und sie rief es laut. „Ja, Kind, was hast du denn sonst gedacht?" „Hollenkamp? Und den willst du heiraten? Den armer« Maler, der noch bei Vater lernte? Der höchstens mal Zeichenlehrer werden kann?" Und mit einem Male fing sie an zu lachen, erst krampf haft, dann aber laut und von Herzen, dann faßte sie die Mutter wieder um. „Ach, Muttchen, du machst ja Unsinn, und ich bin darauf hereingefallen. Nein, wie du einen erschrecken kannst." Frau Lore saß da mit eiskalten Wangen. Jedes Wort ihres Kindes schnitt ihr in die Seele und sie mußte nach Fassung ringen. „Ich bitte dich, Gerda, laß dein Lachen. Natürlich dachte ich nur an Hollenkamp. Ich finde es unpassend, daß du über den Mann, der uns in dieser Zeit der beste, der aufopferndste Freund gewesen ist, spottest, besonders da du weißt, wie wert er mir ist." „So, ist es dein Ernst?" Jetzt war es fast Entsetzen, was in des Kindes Mienen lag. „Er hat heute um mich geworben." „Aber nein, nein, das ist ja unmöglich!" Frau Lore war nicht riur traurig, sondern zornig. Sie empfand Gerdas abfallende Worte über Adalbert Hollen- kamp als eigene Kränkung. „Wie kannst du über ihn urteilen!" Aber Gerda lachte spöttisch. „Und den soll ich Vater nennen? Der kaum älter ist als ich?" „Er ist ebenso alt wie ich, deine Mutter, und ist ein gereister Mann." Gerda wurde empört. „Nein, Mutter, nein, das darf nie geschehen. Hörst du, § ich dulde es nicht. Ich will nicht." Sie war ein trotziges Kind. „Du, Gerda, du vergreifst dich im Ton. Ich hatte ge glaubt, du würdest mir gönnen, noch einmal glücklich zu werden." „Und das nennst du Glück? Den armen Schlucker? Und ich dachte " Scharf sagte Frau Lore: „Was dachtest du denn, wenn ich fragen darf?" „An wen hätte ich denken sollen als an Herrn v. Fallersheim? Und ich weiß, der liebt dich auch. Und Frau Kommerzienrat Jchelmann machte auch solche An deutungen, und daß er mich heute nach Hause brachte und so sehr nett zu mir war und daß er morgen kommen will das habe ich mir zusammengereimt. Und bei dem Gedanken war ich glücklich." Frau Lore wurde wieder weich. „Komm' einmal her, mein Kind, und höre mir zu." Sie versuchte auf sie einzureden, sie sprach von Adalberts treuer Liebe und von ihrer eigenen Einsamkeit, aber alles schien vergebens, fast war es ein Haß, der aus Gerdas Augen blitzte. „Nie werde ich ihn Vater nennen. Tu, was du willst, aber mich gib dann wieder in Pension. Nie werde ich deine Wohnung betreten, wenn er darin ist. Lieber gehe ich irgendwo zu fremden Menschen. Und, Muttchen, es ist ja Wahnsinn. Ich bin noch ein dummer Backfisch, aber das weiß ich doch, er ist ja viel zu jung für dich. Zu mir könnte er passen, wenn ich ihn leiden könnte, aber nicht zu dir. Vater war ja auch achtzehn Jahre älter als du. Und ich hatte geglaubt, du würdest Herrn v. Fallersheim heiraten und wir würden reich fein und ich hätte eine schöne Fugend — Mutter, ich bin ja so unglücklich * (Fortsetzung solgt.)