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Der Barmai-Prozeß. Sonderbare Methoden der Staatsbank. K Berlin, 17. Januar. Im Prozeß „Barmat und Genossen" begann der vierte Verhaudlungstag mit der Feststellung des Vorsitzenden, daß wieder nur die Angeklagten Julius Barmat, Klenske, Dr. Hell wig und Walther erschienen waren und daß Henry Barmat, Lange-Hegermann, die Gebrüder Staub, Dr. Rabbinowitz, Hahlo und Stachel ohne Einwilligung des Gerichts fern geblieben seien. Oberstaatsanwalt Dr. Trautmann bat wieder um, ohne die Fehlenden zu verhandeln, worein das Gericht einwilligte. Aus Befragen des Vorsitzenden gab Julius Barmat an, daß er mit 30 000 Gulden, 10 000 englischen Pfunden und 30 000 Dollar nach Deutschland gekommen sei. Er habe diese Devisen im Safe des Bristolhotels untergebrachi. Außerdem habe er schon eine Erklärung der Jnkassobank übergeben, daß er keine Kredite angenommen habe. Er werde aber auch von allen Banken, die in den Büchern erscheinen, derartige Er klärungen beibringen. Der Angeklagte Dr. Hellwig äußerte sich dann noch ein mal grundsätzlich zu der Kreditgebung der Staatsbank, wobei er sich in scharfen Gegensatz zu den Ausführungen des Sach verständigen Staatsfinanzrat Soldat stellte. Er betonte er neut, daß die Verfügungen nur durch Zufall zur Kenntnis der zuständigen Beamten gekommen seien. Große Unklarheiten beständen auch über die Zeichnungsberechtigung, wie überhaupt die grundlegenden Bestimmungen der Staatsbank aus dem Jahre 1772 aus Grund einer Kabinettsorder Friedrichs des Großen stammen. Bors.: Am 20. März waren die Kredite aus 6 Millionen Mark angeschwollen. Wie haben Sie denn nun da für die Deckung gesorgt? Dr. Hellwig: Die Zusatzkrcditc sind zum Teil tägliche Gelder geworden. Ich habe erst jetzt er fahren, daß diese täglichen Gelder blanko gegeben worden sind. (Bewegung.) Von wem das geschehen ist, weiß ich nicht. Ich habe sie nicht gegeben. Vors.: Herr Klenske, von wem haben Sie die Gelder denn bewilligt bekommen? Angckt. Klenske (zögernd): Sie wurden telephonisch abgcrnfen. Bei wem weiß ich aber nicht mehr. Es kann Dr. Rühe gewesen sein. Vors.: Es muß doch aber festgestellt werden können, wer die täglichen Gelder bewilligt hat. Der Portier wird es doch nicht gewesen sein. (Heiterkeit.) Ist denn wegen der Deckung nie mit Ihnen gesprochen worden? Klenske: Von mir ist nie eine Efickten- decknng verlangt worden. Wenn es der Fall gewesen wäre, hätte die Staatsbank soviel Effekten haben können, wie sie wollte. Aus dem Gerichtsfaal. Die Revision des Leipziger Mörders Allein verworfen. Vom Schwurgericht in Zweibrücken war am 3. Dezember 1926 Ser Maurer Nikolai Allein wegen Mordes zum Tode und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt worden. Allein hatte in der Nacht zum 27. Juli 1926 einen Arbeiter erschlagen. Die gegen dieses Urteil eingelegte Revision ist vom ersten Strafsenat des Leipziger Gerichts verworfen und das Todes urteil bestätigt worden. Freisprechung in einem Totschlagsprozcß. In Stettin ging der Prozeß gegen den Landessckretür Pahl, der wegen Totschlages seiner Frau und seines Sohnes angeklagi war, zu Ende. Die Sachverständigen sprachen sich einstimmig für die Anwendung des 8 51 aus, und nach kurzer Beratung ver kündete das Gericht die Freisprechung. Der Urteilsspruch wurde im Zuhörerraum mit lauten Beifallskundgebungen aus genommen. Verurteilung eines falschen Grafen. Das Halber stadter Schöffengericht verurteilte den 24jährigen Kino pianisten Kurt Schwierz zu sechs Monaten Gefäng nis, weil er als „Egon Fürst zu Bodenstein-Normannia" eine Harzreise unternommen und zahlreiche Leute mit Erfolg angepumpt hat. Bestechlichkeit in der polnischen Marine. Vor dem War schauer Gericht waren 85 polnische Offiziere wegen Be stechlichkeit angeklagt. Der hauptsächlich beschuldigte Admiral Bartoszewicz, Leiter der Marineabteilung im Kriegsministe rium, wurde zu fünf Jahren Zuchthaus und Aus stoßung aus der Marine verurteilt. Das Berusungsurtcil im ScoPcsProzetz. Der Oberste Gerichtshof des Staates Tennessee hat das langerwartete Urteil im Falle des Lehrers Scopes gesprochen, der bekanntlich wegen Verstoßes gegen das im Staate Tennessee bestehende Verbot, die Darwintheorie öffentlich zu lehren, verurteilt wor den war. Das Gericht erkannte die Verfassungsmäßigkeit dieses Gesetzes an, hob das Urteil erster Instanz, durch das Scopes zu hundert Dollar Geldstrafe verurteilt worden war, jedoch deshalb aus, weil eine Geldstrafe von mehr als fünfzig Dollar nur von einem Geschworenengericht auferlegt werden könne. Der Verteidiger des Verurteilten erklärte, er werde die Angelegenheit sofort dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten unterbreiten, damit dieser entscheide, ob irgendwelche Sekten oder Glaubensgemeinschaften tatsächlich das Recht haben sollen, ihre Weltanschauung dem Erziehungssystem eines Staates aufzuzwingen. General Heye in Breslau. Der Chef der Heeresleitung, General Heye, besuchte die Stadt Breslau und besichtigte die schlesischen Regi ¬ menter. Unser Bild zeigt General Heye nach der An sprache an die schlesischen Kriegsteilnehmer Vermischtes. Wie kommen wir wieder zu Lebensfreude? Die Lebensfreude ist uns seit dem großen Kriege gründlich abhandengekommen und hat der Leüensunlust Platz ge macht. Das muß anders werden, sagt der Wiener Nerven arzt Dr. Urbantschitsch. Er hat auch bereits ein Programm für Lebensfreude bereit: 1. Du sollst (zunächst einmal vier zehn Tage lang) mindestens eine Tagesbeschäftigung mit vollster Aufmerksamkeit vollbringen und sich ein schleichende Nebengedanken sofort verscheuchen. 2. Du sollst täglich wenigstens zwanzig Seiten eines wertvollen Buches verarbeiten. 3. Du sollst täglich eine Stunde lang einen Sport betreiben oder zehn Minuten bei offenem Fenster turnen. 4. Du sollst am Abend den Tag über denken oder ein Tagebuch führen. 5. Du sollst keinen Stimmungen nachgeben, Selbstbeherrschung üben, nicht für Fremde leben, dich nicht nach dem Urteil der andern richten und Geschehenes, das nicht zu ändern ist, nicht be- , reuen. . . Wer diese Regeln befolgt, der wird, meint k der Dr. Urbantschitsch, bald sehen, daß es mit ihm wieder f aufwärts geht. Hoffen wir das Beste, lieber LeserI Wett und Wissen. Deutsche ozeanographische Expedition. Die unrer der Leitung des Prof. Schulz stehende deutsche ozeanographische Eismeerexpedition hat nunmehr ihre Forschungsarbeit vollendet. Die Expedition hat auf ihrer Fahrt mir dem Dampfer „Ziethen" längs der Murmanküste das Eismeeres das Barenzowmeer erreicht. Sie hat hydrologisches Material gesammelt und die Fischereibezirke erforscht. Seit dem Welt kriege ist diese die erste Expedition, die die Murmangewäfser ausgesucht hat. LHg 5icNsr»tsr LsNutr gegen Lrsppe Otiinosol mit Lkinosollösung gurgeln unci Lkjnosol ist in allen Apotbsken Dreimal täglich dlasenspülungen. und Drogerien vorrätig. Versuckspackung nur 60 Uk., groüs Packung (vorteilliakter) 2.— KkA. üebrsuchssnvveisung liegt bei. Alle Packungen sind bestimmt vorrätig in der Döven-^potkeke. Redeblumen. Als ein Giftmörder namens Pel in Paris vor Gerich stand, rief der öffentliche Ankläger, fortgerissen von seiner Erregung, mit hallender Stimme aus: „Und nach dieser unglücklichen Frauen, diesen armen, wehrlosen Opfern streckte der verruchte Mörder die gierige Hand des Raub- Vogels aus!" — Ähnlich, jedenfalls nicht minder wir kungsvoll, rief ein anderer Staatsanwalt mit Bezug au! einen Verbrecher, dessen Schandtaten er aufzählte: „Di« Hand dieses Mörders schon verrät, was in ihm steckt — sie ist kalt und feucht wie die einer Schlange." — Ein fran zösischer Romanschriftsteller versteigt sich zu folgender Be schreibung der Heldentat eines Kriegers: „Dieser be wundernswürdige -Held schwang mit der rechten Hand seir gutes Schwert, mit der linken bediente er sich einer Pistole, und die andere bedrohte seine Feinde mit einem ge zückten Dolche." l Kuncilunk-Ppogramm Rundfunk Leipzig (Welke 365.8), Tressen (Wette 284). Päsagog. Rundfunk Kö«igsw usterstausen (Welle 4 366) W»chentäg'.ich von 8.30 abends ab bringt dis Deutsche Welle auch »ar Berliner Rundiunkvrogramm. Sonntags von vorm. 11.30—L und abends von 8 Uhr ab. Mittwoch, 1g. Januar. 4.30: Jugendnachmittag unter Mitw. der Funttapllie. cP 6.0ü: Msrfekucs. S 6.20: Arbeitsmarktbericht. D 7: Dr. Sauec: „Die moderne Türkei." G 7.30: Vortrag des ärztl. Bezirkso. Ä 8.15: K-sang und Rezitationen. Mitw.: Mitgl. des Dresd. Volksmünnerchors. Der Dichter Heinrich Mann: P. Mochmann. — Rällel (Volkslied). — Kirchl: Stilleben. — Bon den zwei Hasen (PoHsOi-d). — Heinrich Mann: „Lin Gang vors Tor". — Platzbecker: Mädel, sei gescheit: Trotz wider Trotz: Warnung (Volkslied). — H. Mann: „Alt". — Schals: Ruhmännchen. — Pembaur: Heut giehn ma af die Alma. Anschl.: Funkpranger. S 10.15: Tanzmusik (Giusto Jazz-Sinfoniker. Königswusterhausen. Mittwoch, 19. Januar. 21: Lektor Grün der u. Walinski: Französisch für Schüler. D 12.30: Mitteilungen des Neichsstädtebundes. D 3.30: Pros. Dr. Amsel u. Oberschull. Westermann: Einheitskurzschrift für Anfänger. S 4: Prof. Dr. Atzler: Psychologie und Hygiene der Arbeit. D 4.30: Aus dem Zentralinstitut. D 5: Nsg.-Rat Dr. Rhode: Völkerbund und Sozialpolitik. D 5.30: Prof. Ochs: Unsere Kirchenmusik: Lied und Kantate. D 6: Min-Rat Horstmann: Der Praktikant in maschmen- technischen Betrieben. G 6.30: Stud.-Rat Friebel, Lektor Mann: Englisch für Fortgeschrittene. S 7: Dr. Dir: Tropen und Welt wirtschaft. T 7.30: Kar! Scheffler: Der Geist der Gotik. Die griechische und die gotische Form. Gleichbleibende Tageseinteilung von Montag bis Sonnabende Berlin Welle 483,9, 566. - Stettin Welle 252,1. Vorm. 10.10: Kleinhandelspreise. H 10.15: Tagesnach richten l, Wetterdienst. * 11.00—12.50: Schallplattenmusik. 4- 11.30: Vorbörse. * Nachm. 12.00: Stundengeläute der Paro- chialkirche, Berlin (auch Sonntag, soweit keine anderen Dar bietungen). 4- 12.55: Zeitzeichen. 4- 1.15: Tagesnachrichten (I, Wetterdienst. * 2.30: Börsenbericht (Sonnabend 1.20). 4° 3.1Ü: Landwirtschastsbörse, Zeitangabe. * 3.30—4.55: Schallplatten musik. -tz Wählend des Rachmittagskonzeris Ratschläge fürs Haus. — Theater- und Filmdienst. 4- 7.00: Stundengeläute der Parochialkirche, Berlin (auch Sonntag, soweit keine anderen Darbietungen). 4- Anschließend an die Abendveranstaltung: Tagesnachrichten lll, Wetterbericht, Zeitangabe, Theater, Sport. 4- 10.30—12.30: Tanzmusik (außer Dienstag). Köntgswusterhausen Welle 1300 überträgt die Darbietungen der Deutschen Welle, außerdem die Abendveranstaltungen der Berliner oder anderer Sender (auch Sonntag). Mittwoch, 19. Januar. Berlin Welle 483,9, 566. 1.30—2.00: Übertragung des Glockenspiels von der Paro chialkirche, Berlin. 4- 3.30: Frauensragen und Frauensorgen. Margarete Cämmerer: Die Hausangcstelltenfrage, ein sozio logisches Problem. 4- 4.00—6.00: Jugendbühne (Sendespiele): „Die Nibelungen" von Friedrich Hebbel. 3. Teil: „Kriemhields Rache." Ein Trauerspiel in 5 Akten. Regie: Alfred Braun. 4- 6.10: H. A. Mayer sen. (Krälttermaher): Die Arznei pflanzen im Dienst der Heilkunst. 4- 6.30: Pros. Dr. med. H. Eckert: Unser begabter Junge bleibt sitzen, was ist schuld daran? 4c 7.00: Dr. Franz Lederer: Merkwürdigkeiten an Ber liner Häusern und Denkmälern. 4- 7.25: Helmut Jaro-Jaretzki: In der Werkstatt der Lebenden (Besuch bei Willi Jäckel und Georg Kolbe). 4- 7.50: Dr. Wilh. Spickernagel: Wie wohnt der Amerikaner? 4- 8.15: Prof. Dr. Gustav Leithäuser: Draht loser Empfang ferner Stationen (Experimentalvortrag). 4- 9.00: Bnnte Stunde. Mitwirkcnde: Kapelle Boulanger, Otto Fredcrich (Singende Säge), Gertrude van de Vrient (Sopran und Laute) und Bernhard Köhler (Baß). Am Flügel: Theo dor Mackcben. Lies Rainer. Geschichte einer Ehe von Leontine o. Winterfeld Copyright by Greiner L Comp., Berlin W 30. Nachdruck und Uebcrsetzungsrecht in fremde Sprachen vorbehaluv 42. Fortsetzung. Weit offen stand die Tür zum Garten, der Regen hatte allmählich nachgelassen. T-ie anderen faßen alle auf der Veranda. Da kam Lies herein und setzte sich still zu Gisela in einem Destel, auch zu lauschen. Sie spielten dieselben Sachen ime im Winter. Nur das Cello fehlte. In einer Pause sagte Gisela: „Oh, Ellen, du hast tolossal gelernt. In deinem Spiel liegt jetzt mehr als früher, — viel mehr. Findest du nicht auch, Mut?" Knut nickte. Aber er sagte nichts. Weiter spielten sic Beethoven, — nichts als Beethoven. Elleu wollte nichts anderes Endlich kam der Vater von der Veranda herein. „Kinder, es ist spät, wir müssen ms Bett. Morgeu heißt's wieder früh heraus für uns Erntenden." Da trennte man sich und ging nach oben. Knut hals Ellen noch, die Noten zu ordnen, die anderen waren schon alle gegangen. Er hatte seit damals, als er sie im Winter in Römers Hausflur traf, nie mit ihr von den T-tngen geredet, oie nur er und sie wußten. Er wußte nich., daß er und Ellen beobachtet wurden. Day Gisela täglich, stünolich ihnen nachsah und aus- lauerkr, wenn sie einmal irgendwo allein zusammen waren oo?r harmlos mit nicht so lauter Stimme plauderten als sonst. Hinter Giselas verschleierten Augen, oie nichts zu sehen schienen, die scheinbar nur träumend in weite Fernen sahen, lag noch etwas anderes, — fiebernd, — zitternd — wie ein zum Sprung geduckter Tiger, - das Mißtrauen. Knut und Ellen hatten etwas miteinander. Ta war es ihre Pflicht, zu ergründen, was das war. Gisela hatte sich sonst nie mel um Pflicht gekümmert, aber wenn die Pflicht interessant wurde, — hochinteressant, — prickelnd, —bann gab sie sich ihr hin. Und Vies zu beobachten, war wirklich sehr interessant. Dieser biedere, rechtschaffene Knut, aus den alle schmorten, und Ellen, die nur der Musik zu leben schien. Bor dem Notenpult kniete Ellen. Neben ihr stand Knut, die Lampe in der Hand. „Hier ist noch ein inzelnes Blatt, das sich verloren haben muß." Er gab es ihr. Sie sah flüchtig darauf hin. Dann wechselte sie jäh die Farbe. Er sah sie erschrocken an und dann auf das Blatt. „ET ist bestimmt in Gottes Rat." Richtig, hatten sie das nicht jenen letzten Abend mit Römer zusammen gesungen? Ein tieses Mitleid überkam ihn. Das arme, arme Mädel! Er beugte sich herab zu ihr, die noch immer am Boden kniete, das kleine, un scheinbare Blatt in den zitternden Händen. — „Du mußt stark sein, Ellen, — armes Kind, hörst du? Sonst merken es ja die anderen." Da hörten sie ein Geräusch. In der Berandatür stand Gisela. „Verzeiht! Ihr dachtet wohl, daß ich schon zu Bett wäre? Gute Nacht." — Ohne ihnen die Hand zu geben, rauschte sie hinaus. Kopfschüttelnd sah ihr Knut nach. „Rätselhafte Frau, warum ist die nur wieder so komisch jetzt? Aber gute Nacht, Ellen, Lies wird schon warte au. mich. Und sei stark, Kind. Es gibt ein Wiedersehen." Damit ging er nach oben. — Gisela hatte Lies am anderen Morgen alles wieder- erzäylt, — haarklein, — Wort für Wort, was Knut ge sprochen Lies hatte erstaunt zugehört. „Gisela, ich glaube, du bist noch krank. Laß doch bitte diese Kindereien jetzt. Warum willst du uns diese wunderschönen Tage hier trüben durch so häßliche Dinge? Dn weißt, daß ich an Knut glaube wie an Gott. Bitte, mische dich nicht immer in unsere Angelegenheiten." Dann ging sie fort und ließ die andere stehen. Den Buchengang hinunter ging sie, wo das Meer rauschte. Lies setzte sich aus die Steinbank und zog das Buch hervor, in deni sie lesen wollte. Ein Buch, das ihr Knut aus Tirol mitgebracht. Dock sie konnte ihre Gedanken heute nicht zum Lesen sammeln. Sie sehnte sich nach Knut, nach einem herz lichen Ausgelachtweroen. Ach, hatte er nicht recht ge habt? Gisela brachte nur Sorge und Unruhe. Warum hatte sie sie mit nach Nilmer genommen! Aber da schalt sie sich schon selber. Pfui, Lies, die Aermste ist dock- krank! Warum bist du so dumm und hörst immer auf sic? Du bist doch die Gesunde, Frohe, Kräftige, - du mußt mit deinem Licht all ihre Schatten bedecken — all ihre Sorgen, ihr Mißtrauen lachend verscheuchen. Denn du bist die Starke und sie die Schwache. Du kennst Knut und Ellen, aber sie nicht. Du bist deinem Mann Glauben uuo Vertrauen schuldig auch in oen klein sten Dingen. Lies seufzte tief auf. Dann nahm sie oas Buch unter den Arm und ging langsam wieder nach Hause zurück. Aus ihrem üblichen Platz unter den Buchen lag Gisela in der Hängematte. Lres ging schuell an ihr vorüber, sie mochte jetzt nicht mit ihr sprechen. Im Gartenztmmer geigte Ellen, einsam und ver träumt. Es schoß Lies durch den Kopf, die Schwester nach der gestrigen Angelegenheit zu fragen. Aber vann schämte sie sich vor Ellen. Ellen sah auf und nickte ihr freundlich über die Schulter zu. „Tas ist recht, kommst ein bißchen zu mir, ich war so alleine." Lies setzte sich in eine Sofaecke und zog ihr Buck- Wieder hervor. „Hast du Mm gesehen, Ellen?" „Nein, — das heißt, gleich nach Tisch fragte er nach dir. Dann ging er ins Rauchzimmer zu Fried. Weißt du schon, daß Ernst morgen kommt?" Lies warf das Buch an die Seite. „Nein, aber oas freut mich für Gisela." Ellen zuckte oie Achseln. „Ich glaube kaum, daß es der viel macht." Lies nickte. (Fortsetzung folgt.)