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M WM» M E^'N W W 8^^ W^ ^DEs ^^W^AUW^^' ML^FlVW8W UZkUU.S ,^FAZWRIB MWW U GViVVMVA «^WVWU w dWW Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das .Wilrdruftci Tagedlal!- erscheint täglich nachm. S Uhr s!ir den Tag. Bezugspreis: Le, Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 MK. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,so Mb., bei Postdestellung 2 Mk. zuzüglich Abtrag- — er se s. sedühr. Einzelnummern isPsg. All-Poftan,talten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postbot-nundunser-Aus- trägcr und Dcschäsisstellen — ' " — -- nehmen zu jeder Zeil Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle HSHcrer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Licserung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke crsolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. 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Die Rcichsbank hat den Wechseldiskont von 6 auf 5A herabgesetzt; der Lombardzinsfuß buch unverändert 7 9L. Die Weitere Herabsetzung des Reichsbankdiskonts um I ?», also von 6 auf 5 kommt keineswegs überraschend, obwohl eine Herabsetzung erst vor nicht allzulanger Zeit erfolgt war. Der breite Strom ausländischer Gelder, der sich nach Deutschland ergoß, die Steigerung der Aktien kurse und die bei Glattstellung dadurch erzielten Gewinne hatten eine derartige Flüssigkeit auf dem Geldmarkt her beigeführt, daß die Rcichsbank tatsächlich jede Beherr schungsmöglichkeit auf dem Kapitalmarkt so gut wie ver loren hatte. Selbst größere Aktienausgaben konnten sehr leicht untergebracht werden und das Ausland drängte sich geradezu danach, der deutschen Wirtschaft sein Geld zur Verfügung zu stellen. Der ganze Reichsbankdiskont war für kurzfristige Gelder überhaupt nicht mehr maßgebend, vielmehr längst unterboten worden, und das machte sich geltend auch auf dem Markt der langfristigen Kredite, wo eine ständige Herabsetzung des Zinsfußes vor sich ging. Vor ein paar Lagen ist eine Reichsgerichtsentscheidunq bckanntgeworden, wonach eine Zinsnahme von 1 A pro Lag für kurzfristige Gelder im Jahre 1924 nicht als Wucher zu bezeichnen sei — erfreulich, daß diese Zeiten vorbei, hoffentlich für immer vorbei sind. Die Rcichsbank hat ihren Diskont heruntergesetzt, ohne darauf zu warten, was die für uns ja sehr maß gebende Bank von England in dieser Hinsicht tun Würde, von der man annehmen darf, daß sie in kürzester Frist nun gleichfalls zu einer Diskontherabsetzung schreiten wird. Derartige Maßnahmen haben den Zweck, die allzu große Geldflüssigkeit auf dem Kapitalmarkt etwas zu hemmen, sollen für uns in Deutschland aber noch das besondere Ziel haben, den Anreiz für das auslän- d ' s Kapital zu vermindern, bei uns Verwendung zu suchen, weil es im eigenen Lande nur schwer und nur zu geringem Zinsfuß Anlage findet. Es ist ja bekannt, daß der Reichsbankpräsident Dr. Schacht sich zu einem immer heftigeren Gegner einer übermäßigen Krcdithereinnahme vom Auslands her entwickelt hat. Wenn uns auch das Vertrauen, das das Ausland auf die Zukunft unserer Wirtschaft setzt, ge wissermaßen ehren mag, so hat doch diese Hereinnahme auch ihre bedenklichen Seilen, namentlich dann, wenn sie allzu leicht gemacht wird. Es besteht dann der Anreiz, Betriebe zu erweitern oder neu zu gründen, deren Lebens fähigkeit nicht ohne weiteres auf der Hand liegt. Die Überfremdung der deutschen Wirtschaft hat in sehr bedenklichem Matze Fortschritte gemacht und um dagegen einschreiten zu können, hat der Reichsbankpräsident als ein freilich nicht immer durchschlagend wirkendes Mittel die Herabsetzung des Reichsbankdiskonts gewählt. Wich tiger als die Hereinnahme fremden Kredites ist die För derung der Kapital Neubildung in Deutschland, die-gewiß schon einige Fortschritte gemacht hat, aber leider durch die Einschrumpfung der Spanne zwischen Erzeu gungskosten und Unternehmergewinn, zwischen Lebens- bEungskosten und Löhnen noch lange nicht die Höhe der Vorkriegszeit erreicht hat. / Wirkung wird die Herabsetzung des Re chsbankdlskonts auch auf dem Markte der langfristigen Gelder sem. Das konnte man deutlich beobachten als der Reichsbankdiskont von 7 auf 6 ermäßigt wurde. Seit dem ist auch der Zinsfuß, den die deutschen Kreditnehmer jeder Art für Geldaufnahmen im Ausland zu zahlen hatten, ständig zurückgegangen. Ältere deutsche Anleihen, die zu einem höheren Zinsfuß begeben worden sind, wie z. B. die 200-Millionen-Dollaranleihe von 1924, die rest los im Ausland aufgelegt wurde, schlossen sich dieser Ent wicklung dadurch an, daß ihr Kurs entsprechend in die Höhe gesetzt wurde. So steht jene Dollaranleihe jetzt in London und Newyork beträchtlich über Pari, also über 100 A, weil sie zu einem Zinsfuß von etwa 814 be geben worden war. Dieses Abdrängen des Geldüberfusses in die festver zinsliche Anlage hinein ist recht deutlich geworden auch an den deutschen Börsen, sobald man Wind davon bekam, daß eine Diskontherabsetzung in Aussicht genommen wurde. Im Interesse unserer Wirtschaft ist diese Entwicklung natürlich als recht erfreulich zu betrachten, besonders des wegen auch, weil nun gewisse Wirtschaftszweige, die bis her wegen ihrer geringeren Rentabilität, wie z. B-die Land wirtschaft, auf kreditpolitische Schwierigkeiten stießen, nun Wohl stärkere Berücksichtigung finden werden. Besprechungen mit den Parteiführern Vorerst nur taktische Fühlungnahme. Reichswirtschaftsminister Dr. Curtius, der vom Reichspräsidenten von Hindenburg beauftragt worden ist, die Bildung einer neuen Regierung zu versuchen, hat seine Verhandlungen mit den Parteiführern bereits aufgenom- wen. Bei dieser ersten Fühlungnahme zwischen dem Be auftragten des Reichspräsidenten und den Fraktions führern handelt es sich zunächst nur uni die Feststellung der Anschauungen der politischen Führer nach der tak tischen und programmatischen Seite hin. Personelle Fragen können in diesem Stadium der Unterhandlungen Natürlich noch nickt erörtert werden. HM als MinisMiWent MerWM. Dresden, 11. Januar. Haus und Tribünen waren heute vollständig gefüllt. Vor dem Landtag entstand eine größere An sammlung von Menschen, die Einlaß begehrten und doch ab gewiesen werden mußten, weil die Tribünen bereits gefüllt waren. Das Polizeipräsidium entsandte darauf ein Polizeiaufgebot zur Aufrechterhaltung der Ordnung. Auf der Tagesordnung stand als einziger Punkt die Wahl des Ministerpräsidenten. Ein Vorschlag wurde nur von «den Linkssozialisten gemacht, die wieder den Reichstagsabgeordneten Gleißner empfahlen. Die Deutschnationalen ließen durch ihren Fraktionsvorsitzenden Ab geordneten Hofmann eine Erklärung abgeben, in der die Bildung der Regierung mit Ausschluß der Deutfchnationalen eine Ver letzung des Mehrheitsprinzipes, auf dem die Demokratie beruhe, bezeichnet und darauf hingewiesen wird, daß die Deutschnationa len sich an der Wahl eines Ministerpräsidenten, der eine Regie rung bilden solle, auf deren Zusammensetzung sie keinen Einfluß hätten, nicht beteiligen könnten. An der Wahl beteiligten sich 04 Abgeordnete. 45 Stimmen entfielen auf Fleißner, 31 auf Heldt, und 14 auf Krug von Nidda. 4 Zettel waren unbeschrieben. Der Präsident konstatierte hierauf, daß keiner der -Gewählten die erforderliche Mehrheit von 46 Stimmen erhalten habe und die Wahl demnach wieder ergebnislos verlaufen sei. Der Präsident setzt hierauf die nächste Sitzung auf Dienstag Len 18. Januar fest mit der Tagesordnung: Wahl des Ministerpräsidenten. Hiergegen protestierte Abgeordneter Dr. Blüher und verlangte, daß der Landtag zunächst einmal praktische Arbeit verrichten und später erst die Wahl des neuen Minister präsidenten vornehmen möge. Die Kommunisten beantragten durch Abg. Böttcher, die nächste Sitzung bereits am Donnerstag abzuhalten und den kommunistischen Auflösungsanirag zu be handeln. Beide Vorschläge wurden abgelehnt unter Annahme eines Antrages der Aufwertungspartei, we nächste Sitzung nach zwei Stunden stattfin-den zu lasten und in ihr einen zweiten Wahl gang vorzunehmen. Freudig stimmten auch die Kommunisten diesem Vorschläge bei und erklärten, daß sie nunmehr ihren An trag auf Auflösung des Landtages vorläufig zurückzögen. Aus der Mitte -des Haufes erschallen die Freudenrufe: Nun wird Fleiß ner gewählt. l<5 Ühr begann die zweite Sitzung. Nach einer kurzen Geschäftsordnungsdebatte, die sich um das Polizeiaufgebot vor dem Ständehaus drehte, wurde die Wahl des Ministerpräsidenten wiederholt und diesmal mit Erfolg. Es waren sämtliche 36 Abgeordnete »anwesend, von denen ihre Stimmen abgaben: 49 für Heldt, 45 für Fleißner, während die Nationalsozialisten, wie sie später seihst zugaben, ihre Zettel nicht beschrieben hatten. Als der Präsident die Wahl des Ministerpräsidenten Heldt konstatierte, erhob sich auf der Linken des Hauses und auf den Tribünen ein ungeheurer Lärm, durch den Lie Rüfe: Pfui, Volks- verräter usw. hervortönten. Nach vergeblichen Bemühungen des Präsidenten, die Tribünenbesucher zur Ruhe zu bringen, wurden die Tribünen geräumt. Nur zögernd und unter Schmährufen auf die neue Negierung verließen die Beisucher das Haus. Dann hielt Abg. Böttcher (Komm.) noch eine längere Rede, in der er über die Schacherwirtschaft sich beschwerte und -den Aufwertlern zurief: Wir werden -ihnen die Kleinhandwerker und Sparer auf den Hals Hetzen. Abg. Liebmann (Links-Soz.) richtete seinen ganzen Zorn gegen die Aufwertungsparteiler und behauptete, sie hätten ihm gegenüber gesagt: Die »Sache ist -glatt, wir werden Herrn »Fleißner wählen. Bon Seiten der Aufwertungsparteiler ertönten die Rüfe: »Schwindel, und Abg. v. Fumetti bezeichnete die Behaup tung Liebmanns als Lüge. Seine Freunde hätten Liebmann aus drücklich gesagt, daß sie nach wie vor mit den Deutschnation-alen und der ASP. Heldt wählen würden. Abg. v. Mücke (Nat.-Soz.) erklärte, seine Freunde hätten Heldt nicht gewählt und würden die Regierung je nach ihrer Einstellung unterstützen oder nicht. Nunmehr wurde die Vereidigung des Ministerpräsidenten durch den Landtagspräsidenten vorgenommen. Die Linkssoziali- sten verließen lärmend das Haus. Die Kommunisten blieben darin und tobten weiter. Durch all Len tosenden Lärm hörte man die klaren Worte des Ministerpräsidenten Heldt: „Ich schwöre Treue -er Landesverfassung". Nach weiterer Geschäftsordnungsdebatte beraumte der Präsident die nächste Landtagssitzung auf Dienstag den 18. »Januar an mit der Tagesordnung: Regierungserklärung. Oie neue MinMerNHe. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Dresden, 11. Januar. Auf Grund der Abmachungen der Regierungsparteien ist folgende Ministerliste ausgestellt worden: Ministerpräsident: Heldt (Altfoz.), Innenminister: -Dr. Dehne (Dem.), Arbeitsminlster: Elsner -(Altsoz.), * Wirtschastsminister: Dr. Wilhelm (Wirtschp.), Finanzminister: Weber (Wirtschp.), Kultusminister: Dr. Kaiser -(DVp.), Iustizminister: Dt. »Dünger (DVp.). An Einzelheiten wird aus den bisherigen Verhand lungen bekannt, daß der Führer der Demokraten, Dr. K o ch, der als erster von Dr. Curtius empfangen worden ist, die Beantwortung gewisser an die Deutschnationalen zu stellenden Fragen bezüglich ihrer Haltung zur Republik und zur Locarnopolitlk wünschte. Dr. Koch soll außerdem erklärt haben, die dcmokraüicke Fraktion würde nnr- Dr. Curtius. lausig sich an den Verhandlungen nicht weiter beteiligen und abwarten, ob Dr. Curtius mit den Deutschnationalen und dBn Zentrum zu einer Einigung gelangen wird. Nach Dr. Koch wurden die Führer der Wirtschaftlichen Vereinigung, die Abgeordneten Drewitz und Dr. Bredt, empfangen, die Dr. Curtius erklärten, daß ihre Fraktion eine bürgerliche Regierung erstrebe und daß sie Wert darauf lege, einen Ministerposten im Kabi nett ru erbalten. Darauf erfolgte eine Aussprache zwischen Dr. Curtius und dem Führer der Deutschnationalen, dem Grafen Westarp, der zum Ausdruck brachte, daß seine Vartei durchaus gewillt sei, sich an einer Koalition aller bürger lichen Parteien zu beteiligen. Bindende Erklärungen über den Eintritt der Deutschnationalen in das Kabinett könne er indessen noch nicht abgcben, da der Schwerpunkt der Verhandlungen beimZentrum liege. In ähnlichem Sinne spricht sich auch eine Verlautbarung der Deutschnationalen Volkspartei aus, in der hervorgehoben wird, daß der vom Reichspräsidenten an den Minister Dr. Curtius erteilte Auftrag, durch Verhandlungen mit der Deutschnationalen Volkspartei eine feste Regierungs- gemeinschaft zu bilden, der einzige Weg sei, auf dem die Lösung der Regierungskrise möglich ist. Beim Zentrum, so heißt es in der Verlautbarung weiter, liegt also nun mehr die Entscheidung, ob es diesen Weg beschreiten oder eine Regierungskrisis von unabsehbarer Dauer und eine Verwirrung aller Verhältnisse herbei führen will. Das Zentrum zeigt sich, wie bekannt ist, bisher einer Verbreiterung der Regierung ausschließlich nach rechts wenig geneigt. Eine endgültige Stellungnahme der Zen- trumsfraktion des Reichstages wird aber erst am Mitt woch abend erfolgen. Inzwischen hat Dr. Curtius den Wortführer der Zentrumsfraktion, den Zentrumsabgeord- neten v. Gusrard, zu einer freundschaftlichen Besprechung bei einer Tasse Tee in seine Wohnung eingeladen, nm wenigstens schon in Vorbesprechungen die Haltung der Ientrnmspartei zu klären. Vor Donnerstag dürfte aber kaum eine Klärung darüber zu erwarten sein, ob Dr. - Curtius die Bildung der neuen Neichsregierung gelingt oder nicht. Dr Curtius' Programm. über die Ausführung des vom Reichspräsidenten ent gegengenommenen Auftrages zur Regierungsbildung teilte Dr. Curtius folgendes mit: Der Plan der Großen Koalition, der vor dem Sturz brs Kabinetts Marx die parlamentarische Lage beherrschte, ist durch die bekannten Ereignisse zerschlagen worden. Stetigkeit der deutschen Politik setzt aber nach wie vor die Bildung einer Mchrheitsregicrung vor- ans. Infolgedessen müssen Brücken nach rechts geschlagen werde«. Graf Westarp hat vor der Abstimmuna über das kozialdcmokratiscke Miß-