Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 06.01.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192701065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19270106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19270106
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-01
- Tag 1927-01-06
-
Monat
1927-01
-
Jahr
1927
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 06.01.1927
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Frage unö Antwort. Ein Ratgeber für jedermann. Nir die Peantwnr'una snn illvfragen. Nus den angegebenen Nährstoffzahlen geht hervor, daß Hirse und Hafer fast vollkommen gleich sind, während Gerste unü Roggen höher verdaulich sind. Da Ihre Schweine die Hirse gern fressen, besteht kein Grund, jetzt mit der Hirse- futterung aufzuhören. Es ist aber zu beachten, üttert man im allgemeinen den größeren Mengen gefüttert werden, da es hier darauf unkommt, möglichst kräftige und wuchtige Tiere zu erzeugen. Bei Zuchtschweinen ist es geradezu ein Nachteil, wenn sie mit zu hoch wertigen Futtermitteln gefüttert werden. l)r. L. Der »Eie Teil der Fragen muß schriftlich beantworm ! tnerden, da ein Abdruck aller Antworten räumlich unmöglich ist. - reshalb must jede Anfrage die genaue Adresfe de« > >u """ o" Anonyme Fragen werde» i daß Mastschweine möglichst hochverdauliche Futter "'fen, wie Gerste, Roggen und Kar- Fragesteller- enthalten, l. „ - . . „ grundsätzlich nicht beantwortet. Außerdem ist jeder Frage stosse haben MÜssl ein Ausweis, daß Fragesteller Bezieher unseres Blatte- ist, so« I s, wie ein Portoanteil von 30 Pfa. beizufügen. Werden mehrere . . . - , w r « Fragen gestellt, so sind ebensoviel Portoanterle^ als Fragen ge» MüslsthlvklNbN Nlchl, Oll er AU Die! uvOhsaser ent- strllt sind, mitz .Fnden. Im Briefkasten werden nur rein Ion». , hält. In diesem Fall kann die Hirsesutterung an UWW j Mastschweine bestehen bleiben da Kartoffeln mit- lann Anölunst nicht erteilt werden Lie Schristleituug. - gefuttert werden, die fast ZU 100°/« verdaulich sind j und die geringere Verdaulichkeit der Hirse wieder - ousgleichen. Auf keinen Fall soll aber die Hirse- gabe für Mastschweine 20°/» des Körnersutters ! überschreiten. An Zuchtschweine kann die Hirse in Frage Nr. 1 Mein achtjähriger Fuchs frißt nach dem Füttern seinen eigenen Kot. Er be kommt den Tag 10 Pfund Hafer oder Mehl mit Häcksel und reichlich Heu. Außerdem frißt er die ganze Streu fort. Wie ist dem Übel wohl ab- zuhelfen? C F. in St. M Antwort: Dem Futter mangelt es an scheinend an Nährsalzen. Geben Sie täglich drei mal 1 bis 2 Eßlöffel voll „Equina" (Krastnährsalz- fabrik Göttingen) aus das Futter. Auch durch Ossogenin-Einspritzungen können diese abnormen Gelüste bekämpft werden Vet Frage Nr. 2. Ein Fohlen hat sich durch Kettenhang eine Geschwulst an den Hinterbeinen zugezogen, die nach Umschlägen nicht besser, sondern fester geworden ist. Was ist zu machen? R. F. Antwort: Versuchen Sie zunächst einmal heiße Antiphlogistine-Umschläge. Eventuell lassen Sie von Ihrem Tierarzt Einspritzungen unter die Häut machen. Vet. Frage Nr. 3. Nach beendeter Grün- sütterung möchte ich eine alte Kuh welche ein guter Futteroerwerter ist und täglich noch einige Liter Milch gibt, fett füttern Wie geschieht dies auf die billigste Weise? An Futtermitteln stehen zur Verfügung: Heu und Stroh, Runkeln (Friedrichswerther Zuckerwalzen), gekochte Steck rüben, Roggen- und Haferschrol An fremden Futtermitteln können beschafft werden Gersten schrot, Kokoskuchen und andere Ölkuchen Kleie, eventuell auch Fleischmehi, welches neben 50 bis 60°/« Protein und Fett noch 20°/« phosphor sauren Kalt enthält. F. W. in N. Antwort: Um bei der Mästung der alten Kuh eine Rente zu erzielen ist es wichtig, daß die verwandten Futtermittel nicht zu teuer sind. Da die Kuh mir noch wenig Milch gegeben hat, nehme ich an, daß sie in einigermaßen gutem Futterzustande ist. Sie wird deshalb in der Hauptsache Fett ansetzen und weniger Fleisch. Um Fleisch zu produzieren, ist wertvolles Eiweiß- futter nötig, das könnte in diesem Falle also wegfallen. Die Kuh erhält zunächst so viel Hackfrüchte, wie sie mag, da stehen Ihnen ja gute Friedrichswerther Runkel- und auch Steckrüben zur Verfügung. Diese beiden Futtermittel sind am wichtigsten, um die Kuh billig fett zu machen. Als Kraftfutter geben Sie dazu etwas Roggen schrot und, da Sie es beschaffen können, auch etwas Gerste und Kleie. Zum Abfüttern Heu und auch Stroh. Damit Sie nun wissen ob die Fütterung rentabel ist, stellen Sie fest, wieviel Futter die Kuh pro Tag bekommt, dann wiegen Sie und nach vierzehn Tagen noch einmal. Sie vergleichen die Gewichtszunahme mit dem Futterverzehr und sehen dadurch, wie die Kuh das ausgewandte Futter verwertet Hot vr. L. Frage Nr. 4. Seit einiger Zeit verfüttere ich an Zucht- und Mastschweine Hirse mit Roggen, Gerste, gedämpften Kartoffeln und Fischmehl. Da die Schweine das Hirsemehl scheinbar gern süssen und sich auch wohl bei der Fütterung befinden, frage ich an: „Welchen Futterwert hat die ge- schrotene Hirse, und was sagt die Praxis über Hirsefütterung?' H. K. in E. Antwort: Zu Ihrer Orientierung werden Lie in der Hirse enthaltenen Nährstoffe im Ver gleich zu Roggen, Gerste und Hafer angegeben: Rohnährstoffe: Hirse «erste Roggen Haler R-tznibrstoff«: Rohprotem 10,8 RohseU 8,9 Stickstofffrei« Sxk»ktstoffe 81,6 «ohfafer 8,1 Lndanl. Nährstoffe: Rohvrotetn 8,0 Rohfett 8,1 Stickstofffreie Txtraltstoffe 15.8 Rohi-f-r 2.7 SUzfewerf 59,7 Frage Nr. 5. Meine zweijährige Zwerg schnauzer-Hündin scheint trotz aller Mittel ihre Würmer nicht los zu werden; immerfort sucht sie unter Winseln am After. Abgänge sind nicht be merkbar. E. T. in B. Antwort: Es ist sehr leicht möglich, daß Ihre Hündin überhaupt keine Würmer hat. Wahr scheinlich leidet sie an einer Analbeutel-Entzündung oder an festsitzenden Knochensplittern. Es wäre doch ratsam, einem Tierarzte die Hündin vor zustellen. Vet. Frage Nr. 6. Ich habe einige hundert Hühner. Ich laste sie nur ein Jahr alt werden. Trotzdem fand ich neulich beim Schlachten, daß drei Hühner Wasser halten. Wovon kommt das, und wie ist dem vorzubeugen? — In Rundfunk und Zeitung heißt es immer, gebt Hühnern und Schweinen Trockenhefe. Leider wird immer vergessen zu sagen, wo man dieselbe beziehen kann. Also wo kauft man Trockenhese? R. H. in H. Antwort- Es wird sich um Bauchwaffer- ucht handeln. Als Ursache gelten chronische Bauchfellentzündung oder tuberkulöse, krebsige Neubildungen des Bauchfells, chronische Erkran kung des Herzens usw. Man schlachtet die Tiere am besten. — Trockenhefe wird erst in den letzten Jahren an Geflügel verfüttert. Mit Fischmehl kommen Sie genau so weit. Trockenhefe kosten 50 kg 25 Mk. Sie beziehen diese aus der nächsten Futtermittelhandlung. Kl. Frage Nr. 7. Wie mäste ich am besten Gänse? Es stehen mir sämtliche Getreidearten, Kartoffeln, jedoch sehr wenig Milch, zur Ver fügung. H. M.in Nd. Antwort: Gänse werden auf verschiedene Weise gemästet. Nach einer guten Weide genügt eine Mast von drei Wochen; die Gänse werden in gedeckte, aber geräumige Buchten gebracht und erhalten ausschließlich Körner: Hafer, Gerste, Mais, auch Weizen, alles trocken oder leicht an- gequellt, soviel sie fressen wollen. Sehr zu empfehlen ist angekeimte Gerste. Tiefe Gefäße mit Trinkwasser, dahinein eine Schicht groben Sand. Vor der Könermast geben Sie, sollten die Gänse noch nicht fleischig genug sein, ein Weichfutter aus Kartoffeln, Mohrrüben und Weizenkleie. Die ganz fetten Gänse erzielt man aber nur durch die Einzelmast in Käsigen, be sonders auch durch Nudeln. Kl. Frage Nr. 8. Wie kann ich meinen Klee samen aufbewahren, ohne daß er seine Keimkraft verliert und ein gutes Aussehen behält? D. H. in L. Antwort: Vorbedingung für eine gute Aufbewahrung ist, daß Sie Ihren Kleesamen gut ausgereift und trocken eingebracht haben. Nach der Reinigung lagern Sie ihn am besten auf der Tenne oder dem Boden in flach ausgebreiteten Hausen, die Sie öfter durcharbeiten, bis der Klee samen vollständig trocken geworden ist. Wenn Sie noch was Besonderes tun wollen, so können Sie auch den Kleesamen mit Häcksel mengen. Im Frühjahr müßten Sie ihn dann ausfuchteln und gut werseln. U. A. Frage Nr. S. Ich hörte, man kann die Georginen ziemlich lange im Garten, auch bei Frost, belasten. Wie verhält sich dieses? W. K. i. N. Antwort: Die Georgine wird im Garten gelassen, bis der^ Frost die Siegel geschwärzt und die Blüte vernichtet hak. Das Kraut wird nun ein Fuß über der Knolle abgeschnitten und letztere aus dem Lande genommen. Zur vorläufigen Abtrock nung bringt man sie an einen frostfreien, trockenen Platz. Nach Beendigung der Abräumungsorbeiten im Garten geht man an das Putzen der Knollen; die noch anhängende Erde wird vorsichtig entfernt, ebenso verletzte Knollenteile. Die Aufbewahrung der Georginenknollen geschieht in einem trockenen Keller oder Bodenraum, welcher eine Wärme im Winter von 2 bis 3° Reaumur haben muß. Auf Brettlagen werden die Knollen ausgebreitet, mög lichst weit auseinander, um die Fäulnis zu ver hüten. Von Zeit zu Zeit müssen ferner die Knollen nachgesehen werden, etwa auftretende faule Teile müssen ausgeschnitten und die Schnittflächen mit feiner Holzkohle eingerieben werden Wenn die Witterung es zuläßt, kann man mittags den Auf bewahrungsraum einige Stunden lüften. H. B. Frage Nr. 10. Dieses Jahr setzte ich Stachel beeren mit Rheinweinkefe nach Vorschrift an, und verlief die Gärung tadellos. Als der Wein nach vierzehn Tagen abgepreßt wurde, bildete sich eine Pilzschicht an der Oberfläche. Die Gärkruke ist an einem lustigen Platze stehen ge blieben. Der Geruch ist gut. Wodurch ist die Gärung unterbrochen? Frau Rendant M. in L. Antwort. Die Bildung des Kahmpilzes aus der Oberfläche ist ein Beweis, daß die Gärung unterbrochen wurde, möglicherweise, weil die Temperatur zu kühl war. In der Annahme, daß noch genug Zucker im Weine vorhanden ist, das durch eine Kostprobe festzustellen wäre, dürfte es sich empfehlen, nochmals eine Probe Reinhefe, und zwar in flüssiger Form, zu beziehen Als gute Bezugsquelle empfehle ich die Firma Adanner in Kitzingen-Main. Die unterbrochene Gärung ist wahrscheinlich auch daraus zurückzuführen, daß eine Trockenhefe genommen wurde, deren Sporen nicht mehr lebensfähig waren, was bisweilen vor- komml, und daß die aus den Stachelbeeren sich befindenden wilden Hefen nach einiger Zeit aus gesetzt haben. Vor dem Zusatz der neuen Hefe ist der Kahmpils vorsichtig abzunehmen vr. Ko ch s. Frage Nr. v. Habe Hagebuttenwein an gesetzt, und zwar aus 20 Liter 5 kg Hagebutten und 4'/« kg Zucker gegeben. Trotzdem schon vierzehn Tage angesetzt, ist Gärung noch nicht ein getreten, der Geschmack ist müssig. Was soll ich tun, um eine Gärung anzuregen sowie den schlechten Geschmack zu beseitigen? Frau F. H. in G. Antwort: Anscheinend ist eine Gärung nicht zustande gekommen. Mangels näherer An gaben kann der Grund hierfür nicht angegeben werden. Statt dessen haben sich Schimmelpilze, welche einen muffigen Geschmack verbreiten, an gesiedelt. Wir raten dazu, sich zunächst eine Probe Weinhefe, weißen Burgunder, in flüssiger Form von der Hesereinzuchtstation Arauner in Hitzingen am Main kommen zu lassen. Diese muß dann ge nau nach Vorschein vermehrt werden. Hierauf muß der Weinansatz durch ein dichtes, sauberes Tuch gegasten werden, um etwaige Schimmelpilze zu entfernen, und wird dann aufgekocht, wodurch die schlechten Pilze abgetötet werden. Halb ab gekühlt kommt dann der Reinhefeansatz hinzu. Das Ganze wird dauernd auf 20 bis 25 Grad ge halten. Sollte der Geschmack nach der Gärung noch muffig sein, so kann später mit Holzkohle nachgeholfen werden; doch hat dieses Zeit bis in den Winter hinein. vr. Kr. Frage Nr. 12. Wie kann ich Hasen-Winter- felle zweckmäßig gerben, so daß die Haare nicht ausgehen? W. R. in Z. Antwort: Man nimmt ein großes, mög lichst wenig verletztes Hasensell, schneidet dieses glatt am Bauche auf und legt es 24 Stunden in kaltes Wasser; alsdann wird es vom Blut und von den daran hastenden Fleischieilen befreit und inwendig reichlich mit pulverisiertem Alaun be streut. Dann rollt man es fest zusammen und spült nach etwa vier Stunden wieder in klarem Master mehrmals aus und reibt beide Seiten mit einem derben Tuche gründlich ab. Das Fell spannt man aus ein Brett und stellt dieses an einem lus tigen Ort ungefähr acht Tage zum Trocknen hin. Mil einem großen Bimsstein reibt man dann die Innenseite möglichst rein und weich, bürstet die Wolle nach dem Strich glatt, die bald das alle Aussehen erhält, und die Arbeit ist fertig. G, 9,1 11,5 10,8 2.1 1,7 1I 87,8 89,5 68,2 8,9 1.9 M3 8,8 9,6 8,0 1.9 1,1 1.0 62,1 68,9 11.8 1,3 1,0 2.6 LL TUS ÄS Der LEmann Mocken-Seil-ge <les MUsäraffer ^sgebliM Nr HruunvirllLdakt» Schriftleitung: Dekonomierat Grundmann, Neudamm. EFttHÜrUff, 6 AUNUtir 1927. Jeder Nachdruck aus dem Inhalt d. Bl. wird bestraft. »ichelbSker. dem obligaten Schnellen seines Schwanzes und Lüften seiner Haube kundgab Allein der Miniere, am Boden ließ sich hierdurch nicht stören un). schanzte im Ameisen haufen weiter. Sogleich kam der Häher näher, überschaute sich von einem niederhängenden Buchenaste das Tcrraw und nahm alsbald vor dem Loche, worin der Specht sein Wesen trieb, Stellung. Jetzt kam derselbe wieder lugend hervor, und in diesem Mvrftente bot sich ein interessanter Anblick dar: beide Vögel stellten sich zum Kampf. Der Häher richtete sich bald hoch aus, bald senkte er Brust und Kopf unter starkem Schwanzfchnellen mit abwechselnd auf- und niedersteigendem Federbusche, schoß dann auf den Specht los, der den zuvor eingezogenen Hals nun urplötzlich mit lautem Ticken und unter Sträuben feines roten Schopfes nach dem Angreifer vorschnellte, dem Schnabelhiebe aus weichend, schwenkte der Häher über den Kops des Spechtes aus einen nahen Ast, stieß aber sogleich wieder nach dem Spechte, der wiederum den Angriff wie zuvor abwehrte. Mn häuften sich die Angriffe des Hähers, der gleich einem von allen Seiten attackierenden Reiter immer wieder von dem stets bereiten Bajonett-Schnabel des Spechtes abgeschlagen wurde. Von de, Erfolglosigkeit seiner Angriffe überzeugt, setzte sich nunmehr der Häher ans einen Ast, mrt seine» Versuch glückt, wiederholt er ihn öfter und verzehrt auf derben Baum-Pen die in Sicherheit getragenen Vögel. Übrigens würden derartige Räubereien seinem Ruf nicht schaden, wenn er im Sommer ebenso wenig sündigte. Aus Weizen- und Komhaufen unweit des Wald saumes kann man seine Räubereien an den Feld- flüchten ebenfalls wahrnehmen. Während der unwirtlichen Jahreszeit nährt sich der Häher fast nur von Eicheln, Bücheln, Wssen und Beeren aller Art. Die ersteren erweicht er im Kropfe durch die Säure, speit sie alsdann aus und öffnet sie mit dem Schnabel, welch letztere Operation er mit den gestohlenen Nüssen sofort vomimmt. Aas geht er mit Vorliebe an, wenn er sich dabei sicher weiß. Überhaupt ist er ein Allesfresser. Kerbtiere und deren Larven und Würmer eignet er sich in Menge an. Zu diesem Zwecke kratzt und hackt er Stellen im Walde bloß. Auch durchsucht er die Ameisenhaufen nach Larven und macht sich deswegen die Höhlungen zunutze, welche der Grünspecht in dieselben gehackt hat. Ein Grünspecht hatte sich als unermüdlicher Pionier tief über seine Leibeslänge in einen Waldameisenhausen gearbeitet und lugte nun bei seiner be kannten Vorsicht von Zeit zu Zeit aus seinem kleinen Lauf graben hervor. Eben war er nach längerem Verweilen im Innern wieder zum Rekog- noSzieren an das Tageslicht gekommen, als ihn der ewig bewegliche Wächter der Wälder, unser Eichelhäher, ansichtig wurde, der seine Entdeckung sosort mit einem „Jääk" unter Der Eichelhäher. Von Adolf Müller. (Mit Abbildung.) Wir möchten bezweifeln, daß es einen schlimmeren Feind der kleineren Vögel, ins besondere der Sänger des Waldes und der s Gärten, gibt als den Eichelhäher, welcher zur ! Sommerszeit Bäume und Büsche täglich durch- lsucht, um die Nester zu plündern, aus denen er jbald die Eier, bald die Jungen stiehlt, und den uns unsere Abbildung veranschaulicht. In Gegenden, wo dieser Räuber zahlreich ver treten ist, können diejenigen Singvögel, welche ihre Brut glücklich durchbringen, unter die be sonders begünstigten gezählt werden. Wir haben in Waldhegen Dutzende von Nestern gefunden, welche alle von Hähern ihres Inhaltes beraubt werden. Die alten Vögel er- heben ein lautes Gezanke, wenn sich der Häher dem Brutorte oerselben mit feindseliger Ab sicht nähert, den brütenden Vogel sucht er vom Neste zu verscheuchen, dieser aber faucht und schreit ihm entgegen, ruft dadurch den Ehegatten herbei, welcher ebenfalls mit geöff netem Schnabel und Flügel schlägen gegen den Verhaßten anstürmt. Die Lärmszene ver- anlaßt auch andere Vögel der Umgegend, sich zu nähern und mitzuschelten. Sehr oft zieht sich unter solchen Umständen der Räuber klugerweise zurück, weil der Aufruhr das Gefühl seiner eigenen Sicherheit beein« trächtigt. Aber er gönnt nm den nackten Kleinen im Neste eine kurze Galgenfrist. Er er- lauert den Zeitpunkt, wo die todesmutigen Verteidiger ihrer Jungen abwesend find; schnell reißt er die Vögelchen aus dem Neste und ver schlingt sie, indem er die schon befiederten unter die Krallen nimmt und mit dem Schnabel rupft und zerreißt, um sie stückweise zu ver- zehren. Zuweilen ergreift er aber auch einen alten Vogel, der ihm in der Verteidigungswut zu nahe kommt und tötet den verzweiflungsvoll Schreienden mit Schnabelhieben. Er bewährt sich nicht bloß als scharfer Späher, sondern auch als feiner Lauscher. Das Gezirp der Futter empfangenden Brut lockt ihn an und leitet ihn arg seinen Schleichwegen. Selbst die ausgeflogenen Vögelchen, welche, anstatt die Flucht zu ergreifen, sich regungslos nieder drücken, weiß er auszukundschaften und zu erhaschen. Mit scheinbarer Arglosigkeit führt er seine Taten aus. Gleichsam spielend kommt er zum Ziel. Munter sträubt er die Scheitel federn, hebt er den Schwanz, singend oder bauch- rednernd hupft er von Zweig zu Zweig, als ob er die ausersehenen Opfer in Sorglosigkeit einwiegen wollte, bis der Zeitpunkt eines günstigen Eingriffs in das Familienleben der Betrogenen gekommen ist. WabrliL. man sollte er so sehr, daß er nur mit größter Behutsamkeit über Felder und sonstige freie Flächen dahin fliegt. Niemals sieht man mehrere neben einander, sondern stets nur in ziemlich be deutendem Abstand einen hinter dem andem. Der Vorderste ist Führer und offenbar, der Mhnste, die nachfolgenden Genossen ziehen ermutigt dieselbe Straße. Trotz aller Vorsicht des Hähers aber stößt ihn der Habicht wie der Wanderfalk mit Leichtigkeit, denn er ist in freier Luft langsam und unbeholfen Auch der Sperber raubt ihn, das alte, stärkere Weibchen erwürgt ihn ohne längeren Kampf auf dem Boden, das jüngere und schwächere und das Männchen haben jedoch Mühe, ihn nach und nach zu über winden, denn der Häher wehrt sich mit Füßen und Schnabel aufs bitterste seiner Haut. Der Kampf wird unter Gewimmer des Sperbers und rauhem Klagegeschrei des Hähers geführt. Infolge seiner geringen Flugfertigkeit ist der Häher nicht imstande, flugfähige Bögel zu sangen, es seren denn kranke, lahme oder vom Frost matt gedrückte. Im Winter stößt er bis weilen unter einen Flug Sperlinge und Ammern, die sich in Höfen und auf Futterplätzen sorglos und selbstvergessen niederlassen. Wenn ihm der den schönen, heiteren Vogel für einen friedlich gesinnten halten. Aber er ist eine jener täuschenden Doppelnaturen. Wie hinter den Tönen her, welche er den lieblichen Sängern nachahmt, der Schrei des Falken oder das Miauen der Katze wie frevelnder Hohn klingt, so lauert hinter dem tändelnden Wandel der mörderische Sinn, die raublüsterne Absicht. Mit der Miene des Freundes schleicht er sich in die Gesellschaft und mit der Erbarmungslosigkeit des bar barischsten Feindes mißhandelt er sie. Wie ist's möglich, daß dieser verschlagene und verschmitzte Räuber andern trauen mag? Den Menschen flieht er, obgleich dieser ihn leider nur allzu unbehelligt' gewähren läßt, den Habicht, Sperber und Wanderfalk flüchtet
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)