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Welt I» vna. l^^^X2^^I^^I>-r>L-2L<22<VL^L<VL»VL<S^X2v<S^ö^2 Leo Loisioj ktn merkwürülger Vampter. Sriearich ILauwach Lu reinem ZS keburtstsge. Leo Tolstoj. lebenden Kultursprachen übersetzt wurden, kann auf einen neuen Lebensabschnitt zurückblicken, er feiert am 28. September seinen fünfund- siebzigsten Geburtstag in vollster geistiger und körperlicher Frische. Die letzte schwere Krank heit, bei der er auf den Tod darniederlag, so daß selbst Freunde und Aerzte an sein Auf- kommen zweifelten, hat er vollständig über wunden, und keine Spur hat sie bei dem rü- stigen, lebensfrohen Greise zurückgelassen. 1828 im Gouvernement Tula auf seines Vaters Besitzung Jasnaja Poljana geboren, erhielt er eine gute und tüchtige häusliche Erziehung und ging 1843 auf die Universität Kasan, wo er die Rechte und orientalische Sprachen studierte, machte 1848 in Petersburg das juristische Kandidaten-Exarnen und begab sich dann wieder in sein Elternhaus nach dem einsa men, stillen Dorfe. Bei einer Reise in den Kaukasus fand er Ge fallen am militärischen Leben und Treiben und trat in das Heer ein, und zwar als Jun ker in die vierte Batterie der 20. Artillerie-Brigade am Terek, in der er bis zum Beginn des türkischen Krieges verblieb. Wäh rend desselben stand er bei der Donau-Armee des Für- sten Gortschakoff, nahm am Ge- fecht an derTschernaja teil (1855) sowie am Sturm auf Ssewasto- Pol. Nach Beendigung dieses Krieges kam er um seinen Ab schied ein und hielt sich mehrere Jahre bald in Moskau, bald in Petersburg auf, reiste einigemal in das Ausland und bezog daun wieder das väterliche Gut, wo er sich 1862 mit Sophie Behr, der Tochter eines Moskauer Arztes, verheiratete. Hier lebte er in größter Einfachheit und Zurückgezogenheit. Tolstoj ist der Verfasser einer großen Zahl Romane, neben der Schrift- stellerei betrieb er aber auch Volkserziehung und errichtete auf seinem Gute eine „freie Schule". Viele seiner Schriften wurden konfisziert und sogar der Kir chenbann über ihn verhängt. Vor kurzem lief in den Hamburger Hafen ein Dampfer ein, der, Ivie aus unserer unten stehenden Abbildung ersichtlich, als ein Unikum unter den Schiffen bezeichnet werden kann. Ein Heer von Masten läßt ihn aus der Ferne eher als einen schwimmenden Speicher erken nen, und während man bei andern Schiffs fahrzeugen gerade aufs äußerste bestrebt ist, die Ladung so tief wie möglich ini Innern zu verstauen und sie den pro- i fanen Blicken Fernstehender zu entziehen, präsentieren sich hier die verladenen Hölzerso recht augenschein lich. Und doch ist der „Pop- lar Branch", ein Englän- der, so prak tisch wie mög- lich gebaut und verfrach tet. Dieses speziell für den Getreide- und Holztrausport ein- gerichtete Schiff führt an jeder Seite zehn Pfahl- masten, an denen sich (sowie an den Dampf winden) eine große Anzahl Ladebäume befin den, die dem Schiff das merkwürdige Aussehen geben. Eine oberhalb der Wasserlinie an den Seitenwänden befindliche Einbuchtung verhin dert das Uebergehen des Getreides bei stürmi schem Wetter und in dieser Einbuchtung sind nun, um den Raum zu benutzen, Dielen ver laden, die durch eiserne Spanten gehalten werden. Der Nestor der Hannoverschen Künstler- schaft, der Hofmaler Professor Friedrich Kaul bach, ist jüngst im Alter von einundachtzig Jahren zu Hannover verschieden. Die Stadt schenkte ihrem berühmten Bürger das Erbbe gräbnis, und Vertreter der königlichen und städtischen Behörden sowie eine große Anzahl von Künstlern aus allen Teilen des Reiches erwiesen dein allbeliebten Dahingeschiedenen die letzte Ehre, auch verschiedene deutsche Fürsten hatten reiche Kranzspenden gesandt. Zu Arol sen geboren, trat Friedrich Kaulbach schon mit 17 Jahren in das Atelier seines Vetters Wil helm Kaulbach in München ein, machte später eine größere Studienreise durch Italien und stellte sich nach seiner Rückkehr in die süddeutsche Kunststadt bald auf eigene Füße. Zunächst lockte ihn, wie das im Zuge der damaligen Kunstrichtung lag, die Historienmalerei. Ver schiedene große Gemälde, wie zum Beispiel „Adam und Eva finden ihren Sohn Abel erschlagen" und die für das Maximilianeum be stimmte „Krönung Karls des Gro ßen in Rom", find die Frucht dieser Bestrebungen. Aber es dauerte nicht lange, bis der junge Maler seine spezielle Begabung für das Porträtfach entdeckte, in deni er später seine Haupterfolge errungen hat. Reichliche und dankbare Aufträge führten ihn in der Folgezeit an verschiedeneHöfe. Mitte der fünfziger Jahre kam er nach Hannover, wo der kunst- sinnige König Georg V., stets be strebt, durch Heranziehung künst lerischer Koryphäen das geistige Leben seiner Residenz zu berei chern, unsermKünstler eine Atelier villa erbaute, in der der greise Meister lebte und bis in die neueste Zeit hinein auch noch tä tig war. Hier hat auch sein Sohn Friedrich August, der be- kannte Münchener Maler, im Kreise zahlreicher Geschwister, die sich fast ausnahmslos künstlerisch betätigen, seine Jugendjahre ver lebt. Die Stadt Hannover be wahrt in ihren öffentlichen Samm lungen verschiedene seiner Werke. König Georg verlieh dem Künst- ler den Titel eines Hofmalers und Professors, die Berliner Kunst akademie ernannte ihn 1874 zu ihrem ordentlichen Mitglied. Friedrich Kaulbach ch. Ein merkwürdiger Dampfer.