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Zweites Blatt. Tharandt, Aossen, Sieöentehn und die Hlmgegmden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruffs sowie für das Rgl. Horstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Gruno bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kefselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Mederwartha, OberhermSdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Rsitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmievewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.54 Ps. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — Jmerlionspreis 15 Pfg. pro viergespaltese Ksrpuszelle. Druck und Veriarr von Marlin Berger in Wlsdruu - BeraalwvrUiÄ! sür die MSsMiW M-iiin Berger Ns 111» SounahenN, Seu 1s September ZW3. 62. Aahrg. Die Lage des Erwerbslebens. Mehr als alle politischen Vorgänge sollte gegenwärtig die Lage des Erwerbslebens alle Regierungen und Völker interessieren, denn die Staaten finden sich in der eigen artigen Situation, daß das politische Leden auf dem aus- wärtigen Gebiete friedlich, allo befriedigend sich seit Jahren gestaltet hat, während das innere politische Leben, und zwar vorzugsweise wegen wirtschaftlichen Sorgen und Not ständen viele Kämpfe und Aergernisse aufzuweiscn hat. Was also heutzutage allen Staaten, zumal auch dem deutschen Vaterlande Not tut, ist also wirtschaftlicher Fort schritt und wirtschaftliche Konsolidierung. Wie weit und tiefbegründet diese wirtschaftliche Notwendigkeit ist, das gehl daraus hervor, daß an den unbefriedigten Verhält- nissen im Erwerbsleben im Grunde genommen alles und alle im Staate und im Volke leiden. Die Ebbe in den Kassen des Deutschen Reiches und der Bundesstaaten, die immer noch verdrießlichen Mindereinnahmen an Zöllen und Verbrauchssteuern, sowie auch im Verkehr der Slaats- eisenbahnen, ferner die Klagen über ungenügende Erwerbs- verhältuisse in den meisten Berufs- und Geschäftszweigen zeigen da dem Wirtschaftspolitiker eine höchst betrübende Schattenseite des Staats- und Völkerlebens, die um so bedenklicher ist, je größer die laufenden Ausgaben und D fizüe sind. Auch der L>taat wie der Privatmann dürfen nicht immer borgen, nicht immer mehr ausgeben als sie efnuehmen, da muß durch vermehrte Einnahmen oder tief clngreifcnde Ersparnisse Wandel geschaffen werden. So j^lt es sich uu: staatliche Ausgaben und Einnahmen handelt, fit die Sache des Reichstages und des Landtages, auf entsprechende Formen Hand in Hand mit der Regierung hlnzuarbeiten. I» de,, mannigfaltigen Zweigen des modernen Erwerbslebens muß aber die Tatkraft, der Unternehmungsgeist „„h Hst Arbeit der einzelnen Beruts- klassen die gewünschten Fortschritte allmählich herbeiführen, und es ist erfreulich, daß in Deutschland die zwar lang same aber fortgesetzte Besserung des Arbeilsmarktes im Laufe des Jahres 1903 auch während des Monats August weiter angehalten hat. Nach der Statistik der öffentlichen Arbeitsnachweise kamen im August auf je 100 offene Stellen 131,5 Arbeitsuchende gegen 148,1 im Vorjahr. Ganz besonders erfreulich ist der Umstand, daß der An drang auf dem männlichen Arbeitsmarkte von 180,3 im Vorjahre auf 155,4 in diesem Jahre zurückgegangen ist. Wenn auch in einer Reihe von Gewerben die Tätigkeit nach wie vor matt bleibt, so hat doch in anderen der Be schäftigungsgrad so zugenommen, daß während des Monats August die Nachfrage nach Arbeitern merklich gestiegen ist. Der Kohlenmarkt erfreut sich steigender Lebhaftigkeit. In den Großstädten hat die Versorgung mit Kohle zu einer vielfach nicht zu befriedigenden Nachfrage nach Koblen- arbeitern geführt, so in Berlin uud Charlottenburg. Durch eine besondere Regsamkeit zeichnete sich auch der Arbeits markt in den Seestädten aus. Im Textilgewerbe war der Geschäftsgang befriedigend, wenn auch vereinzelt An zeichen einer Abschwächung bemerkt wurden. In der Land wirtschaft kann die Ernte als eine mittelgute bezeichnet werden und dürfte eine Verschlechterung des landwirlschaft- lichen Gewerbes dadurch ausgeschlossen sein. Da in keinem größeren Gewerbe eine erhebliche ungünstige Wendung während des Monats August etugetreten ist, so genügte die Besserung in den aufgeführten Gewerben vollständig, um das Gepräge des Arbeitsmarktes merklich günstiger zu gestalten. Nach wie vor unbefriedigend blieb der Ge schäftsgang in den eisenverarbeitenden Industriezweigen. Auch das Baugewerbe zeigte eine gewisse Mattigkeit, von der aber ein Teil der Großstädte ausgenommen blieb. Die in der Zigarreniudustrie beschäftigten Arbeiter klagen noch immer über eine Kürzung ihres Verdienstes, da die Erzeugung ihre normale Höhe noch nicht erreicht hat. Hoffen wir, daß in den noch Not leidenden Erwerbszweigen der Herbst und Winter die ersehnte Besserung bringen werde. Vaterländisches. Wilsdruff, 18. September 1903. — Der Bezirksfeuerwehrverband fürDresden und Umgegend (Vorsitzender Herr Franz Qeser-Meißen II) hielt am Sonntag in Radeberg seine 27. Jahreshauptver sammlung ab. Von den 57 zum Verband gehörigen Wehren waren 53 durch Delegierte vertreten. Die zahlreich an dem Verbaudstag teilnehmenden Wehrmänner langten meist mit dem ^10 Mr in Radeberg einlaufenden Dresdner Zug an. Von der Ortswehr, an deren Spitze Brand direktor Thum, empfangen, wurden die Wehren unter Vorautritt des Stadtmusikkorps nach dem Sitzungslokal geleitet. Dort nahm sofort die Tagung ihren Anfang. Der Vorsitzende, Herr Branddirektor Oeser, begrüßte die Versammlung und dankte den Ehrengästen sür ihre Teil nahme, ebenso der Stadt Radeberg für deren freundlichen Empfang. Der Sprecher machte sodann die erfreuliche Mitteilung, daß wie König Albert auch König Georg die llebernahme des Protektorats über die FeuerwehrenSachsens zugcsagt habe. Redner schloß mit einem Hoch auf Se. Majestät, in das die Anwesenden lebhaft einstimmten. Dee Vorsitzende erstattete den Jahres- und Kassenbericht. Ec führte an, daß sich die König-Albert-Stiftung auf einen Kassenbestaud von 15716 Mk. (am 1. Januar 1903) erhöht habe und dieses Jahr an 8 unterstützungsbedürftige Wehrmänner Sachsens die verfügbaren Zinsen von 470 Mk. gegeben worden sind. Im verflossenen Geschäfts jahre haben 10 Inspektionen von Bezirkswchren stattge funden, desgleichen 2 kombinierte Uebungen. Mehreren ueugebildeten Wehren standen d>e Kameraden Milker- Slinver qMM. Nach dem Englischen. s Roman von eiara stWnau Besser ist's er erfährt auch jetzt nichts von dem Besuch; die Person iss fort, und die Sache scheint keine angenehme zu sein. „Versieben Sie mich?" „Sehr wohl Herr." „Soviel ich weiss, kennt sie ihren sogenannten Feind nicht als Herrn Turner?" „Sie bat keine Ahnung, wer er ist, sonst hätte sie ibn schon längst ausgesucht. Ihr Besuch heute Morgen galt nur mir." Ach!' Dann halten wir ihn am besten geheim," be merkte Herr Turner und verließ das Zimmer. Walther war anderer Anficht gewesen. Ihm schien es rathsam, Herrn Heinrich auf eine Begegnung mit der aufgeregten Dame k-rz^ doch er mußte sich dem Wunsche seines Prin zipals sägen Eifrig nahm er seine Arbeit wieder auf, als ein Cabriolet, von einem einzelnen Herrn besetzt, in den Hof einfuhr. Wenige Minuten später trat Herr Heinrich bei Walther ein. „Lasten Sie Ihre Arbeit ein Viertelstündchen in Stich, Hill," sagte er; „ich möchte, daß Sie zu Dr. Willis gingen. Ich batte verabredet, ihn um halb zwölf zu einem Besuch bei einem kranken Freunde abzuholen, bin aber jetzt durch Herrn Michael Wilson, der soeben angekommen anderweitig in Anspruch ge nommen. Drücken sie Willi, mein Bedauern aus, daß ich mein Versprechen nicht halten kann. Gehen Sie nur direkt in das Sprechzimmer, Hjg; er wird sonst böse werden über mein Ausbleiben." Als Walther Dr. Willis hübscher Haus erreichte, hielt eine geschloffene Droschke vor der Thür. „Der Herr Doktor ist beschäftigt, sagte der Diener, eine Dame ist bei ihm doch glaube ich nicht, daß es lange dauern wird." „Ich werde warten," verseht« Walther, der Herrn Heinrichs Nnwessuna doch nicht buchstäblich befolgen wollte. Ohne weiteres Zögern wandte er sich dem kleinen Arbeitskabinett zur Linken der Halle zu. „Nicht hierher, Herr," wehrte der Diener hastig und führte ihn in den Salon zur Rechten. Walther wartete ungeduldig etwa zehn Minuten. Dann hörte er draußen ein Geräusch und sah eine alte Dame mit Hilfe ihre; Lakaien in den Wagen einsteigen, der in gelinden Trabe davonfuhr. Aber noch immer erschien Dr. Willis nicht, Walther glaubte der Diener habe seiner vergessen und durchschritt die Halle nach dem kleinen Privatzimmerr der Doktors. Er klopfte und trat fast gleichzeitig mit scherzhaftem Gruße ein, da er den Doktor allein glaubte. Zn seiner Ueberraschung erblickte er eine Dame, welche diesem so dicht gegenübersaß, daß ihre Naße fast die seine berührte und so wichtig und ernsthaft auf ibn einsprach, als ob das Wohl des Staates von ihren Worten abhänge. Es war Fräulein Gewinn. Die Blumen hatten sichtlich ihre Bestimmung gefunden, denn sie prangten in einer Vase auf dem Tische. Walther sah dies alles mit einem Blick. „Also Sie sind es, Walther Hill!" rief sie ihm entgegen. „Ich hab« Dr. Willis von Ihrer Weigerung erzählt und ikn um seinen Rath gefragt, ob das Gesetz Sie zwingen könne. Sind Sie mir hierher nachgekommen, um mir zu sagen, daß Sie sich eines Besseren besonnen?" Walther fühlte sich in die Enge getrieben. Ihm schien es, als ob ein warnender Blick aus des Doktors Augen ihn treffe. „Gilt Ihr Besuch dieser Dame, Herr Hill?" „Nein Herr Doktor nur Ihnen," versetzte Walther und entledigte sich seines Auftrage». Der Docktor nickte. „Sagen Sie ihm, auch ich hätte die Verabredung nicht halten können; so ist alles in Ordnung. Ein anderes Mal —" Ein heftiger Schrei, ein Schrei der Leidenschaft der Wntb, fast des Entsetzens, ertönte in diesem Augenblicke von des alten Fräuleins Lippen. Der Doktor blieb mitten im Satze stecken und wandte sih voll Staunen seiner Beuiberin m. ES war ein Glück, dass er das that; enr Glück, daß er Ihre beiden Hände erfaßte. In der nächsten Sekunde hätte sse dies« durch die Fensterscheiben gedrückt und sich selbst vielleicht eben- falls. Sir WiEon und Heinrich Turner waren in dem Cabriolet vorübergesahren und mit verzerrten Zügen starrte sie ihnen nach. „Sehen Sie ihn, Doktor? Sehen Sie ihn?" keuchte fie. „Das ist der Mann; jener znr Linken, nicht der andere. O, Doktor Willis, wollen Sie mir nun glauben ? Ich sage Ihnen, daß ich ihm in Kretterdorf begnet sei; und da ist er nun wie der! Lassen Sie mich los." Sie besaß säst die Kraft eines wilden Thieres als sie sich von des Doktors Händen zu beireien suchte. Er winkte Walther, die Thür zu bewachen, nnd ein scharfer Kampf ent mann sich. Endlich gelang es dem Doktor, sie in einem Lehnsessel niederzudrncken, und nun stand er dicht vor ihr, ihre beiden Händ haltend. Erst nach einigen Minuten be gann er zu sprechen, rnlng, begütigend, wie zn einem Kinde. „Mein liebes Fräulein, was soll aus Ihnen werden, wenn Sie sich dermaßen Ihrer Heftigkeit überlassen? Ohne meine Da zwischentreten, wären Sie wahrscheinlich durch das Fenster gesprungen. Da? wäre eine hübsche Geschichte gewesen. Wenigstens einen Monat lang Hütte ich Sie mit Heftpflaster über und über bedeckt im Hause behalten müssen." „Hätten Sie mich nicht zncückgehalten, so hätte ich jene» Cabriolet vielleicht erwischen können," war die leidenschaftliche Entgegnung. „Jenes Cabriolet! Ein Wagen, der zum wenigsten zwei Meilen in der Stunde zurücklegt! Mein liebes Fräulein, das wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen." „Aber wie kann ich ihn finden? Wie kann ich ihn findend Es klang wie ein Jammergeschrei, uno ihre beiden Gefährte« konnten sich eurer müleidigcu Neguu r nicht erwehren, Fräulein Gewinn legte ihre Hand schwer auf des Doktors Arm: „Wolle» Sie mir nicht behilflich sein, Dr. W ll'.s ? Haben Sie ihn gesehen?"