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Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. - Injenionspreis 15 Pfg. pro viergespaltsre Korpuszeilr. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die NeduMw M urlin Berqcr daieMt. Dienstag, den 8. September 1WL. «2. Jahrg No. 10«. burger R sidenzscklossc großes Paradediners vor sich. Im Verlaufe der Tafel brachte der Kaiser einen kurzen Trink- von Merseburg kommend, auf genannter Haltestelle ein, wo er von König Georg und den übrigen Fürstlichkeiten empfangen wurde. Dann ritten der Kaiser und der König zunächst die Fronten der in zwei Treffen unter dem Koni- mando des Generals von Treitschke ausgestellten Truppen ab, worauf der Vorbeimarsch derselben vor den Majestäten erfolgte, und zwar zuerst in Kompagnie- resp. Eskadron- Kolonne, dann in Regiments-Kolonne. König Georg führte hierbei sein Infanterie-Regiment Nr. 106 dem Kaiser vor, Prinz Eitel Friedrich von Preußen in der Uniform dieses Regiments ritt hinter dem König. Auch der Kronprinz und Prinz Johann Georg von Sachsen, sowie der Prinz Regent von Braunschweig führten ihre dem 19. Armeekorps angehörigen Truppenteile, deren Chefs sie sind, dem Kaiser vor. Das militärische Schauspiel verlief von Anfang bis Ende in eindrucksvollster Weise. Au die Parade knüpfte sich die vom Kaiser gehaltene Kritik an; alsdann nahm derselbe noch den Rapport der aufgestellten Krieger- und Militärvereine entgegen. Hierauf begab sich der Kaiser, geleitet vom König Georg, mittels Hofzuges nach Leipzig, wohin sich auch die übrigen Fürstlichkeiten verfügten. Unter den brausenden Jubelrufen der angesammelten Menschen massen fuhren der Kaiser und der König nach ihrer An kunst auf dem Dresdner Bahnhofe von dort nach dem Königlichen Palais, woselbst in der zweiten Nachmittags stunde Frühstückstasei staltfand. Abends 6 Uhr war im Palmengarten großes Paradediner. Im Verlaufe dieses Diners brachte König Georg folgenden T.inkspruch aus: Abermals darf ich mir gestatten, den tiefgefühltesten Dank Eurer Majestät darzubringen, und zwar am heutigen Tage im Namen des 19. Armeekorps, welches heute zum ersten Male die Ehre hatte, vor Eurer Majestät zu erscheinen und sein militärisches Können darzulegen. Es ist dieser Tag ein Tag hoher Weihe für das Armeekorps und ein würdiger schöner Abschluß für alle Bemühungen der Er- richtung und Ausbildung des Armeekorps. Ich darf wohl im Namen des Armeekorps aussprechen, daß dieser Tag ihm ewig eindrücklich bleiben wird, und daß es stets sein Bemühen sein wird, die Zufriedenheit Eurer Majestät als des obersten Kriegsherrn zu erwerben, und es den besten Armeekorps Eurer Majestät herrlicher Armee gleichzutun. Meine Herren, Ich bitte die Gläser zu erheben auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers. Se. Majestät der Kaiser Hurra! Hurra! Hurra! Unmittelbar darauf erwiderte der Kaiser: Darf Ich Eurer Majestät nochmals meinen herz lichsten Glückwunsch zum heutigen Tage zu Füßen legen und dem Armeekorps nochmals von ganzem Herzen meine vollste Anerkennung aussprechen für die mustergiltige Art und Weise, mit der cs sich bei der heutigen Parade gezeigt hat. Unter den Korps das jüngste, hat es in seinen Leistungen es den ältesten und besten schon gleich getan. Das verspricht Gutes für die Zukunft; das verspricht auch, daß, wenn Eure Majestät rufen, das Korps draufgehen wird wie das älteste. Indem Ich mein Glas auf das Wohl des Korps erhebe, trinke Ich zugleich auf das Wohl Seiner Majestät des Königs Georg. Hurra! Hurra! Hurra! An das Paradcdiner reihten sich Serenade und Zapfenstreich sämtlicher Musik des 19. Armeekorps an. In der nennten Abendstunde fuhr der Kaiser nach herz licher Verabschiedung vom König Georg vom Palmengarten nach Station Leutzsch und kehrte von dort in seinem Hof zuge nach Merseburg zurück; auch die fürstlichen Gäste verließen bZO Uhr abends mittels Sonderzuges Leipzig, während König Georg auch noch die Nacht zum Sonntag in Leipzig zubrachte. Am Vormittag des 4. September hatte auf dem sistorischen Schlachtfelde bei Roßbach die Parade des 4. Armeekorps vor dem Kaster stattgefunden, welcher auch ! , ipruch nuf das 4. Armeekorps aus. In demselben be- glückwünscvte der oberste Kriegsherr das Armeekorps zu , dem so schön gelungenen Paradetage und erinnerte weiter a» den glänzenden Sieg der preußischen Waffen bei Roß bach. Der kommandierende General von Beneckendorf erwiderte den kaiserlichen Toast in kernigen Worten, hier bei versichernd, daß das 4. Armeekorps allezeit bestrebt sein werde, sich seiner ruhmvollen Vergangenheit würdig zu zeigen. Abends war Zapfenstreich im Schloßpark, die Stadt erstrahlte in festlicher Beleuchtung. Der Termin für die Erneuerungswahlen zum sächsischen Landtag ist nunmehr hinsichtlich der Ur wahlen auf die Tage vom 28. bis 30. September, be- zvglich der Abgcordnetenwahlen auf den 15. Oktober fest gesetzt worden. Der Metzer Gemeinderat erklärt öffentlich, gegen über der ihm in dem bekannten Kaiserlelegramm gemachten schweren Vorwürfe und den hierin erhobenen Behauptungen, daß in Metz kein: Typhusepidemic herrsche und daß ferner das Wasser der Bouillonquelle einwandfrei sei. — In einer Jmmidiateingabe an den Monarchen will der Gt- meinderat den wahren Tatbestand feststellen. Die lange Ministerkrisis, welche sich in Ungarn an den Rücktritt des Kabinetts Khuen-Hederwary anknüpft, scheint mit der Bildung eines neuen Ministeriums unter dem bisherigen Finanzminister v. Lukas ihr Ende finden zu sollen. Wenigstens galt in den politischen Kreisen von Pest eine derartige Lösung der Krisis in den letzten Tagen als sehr wahrscheinlich. Die freisinnige jungtfchechischeNationalpartet hielt vorige Woche zu Prag eine Versammlung ab. In derselben gelangte eine Resolution zu einstimmiger An- nähme, welche sich scharf gegen die Körberfche Regierung und gegen das ganze jetzige Regierungssystem wendet. König Leopold von Belgien weilt wieder einmal in Paris, wo er am 4. September Besuche mit Präsident Loubet austauschte. Der jetzige Aufenthalt des belgischen Monarchen in Paris soll durch die Note veranlaßt worden sein, in welcher das Londoner Kabinett kürzlich eine Re vision der Bestimmungen des Kongo-Vertrages bei den Signaturmäcktcn des Berliner Kongresses angeregt hat. König Eduard ist am Abend des 4. September von seinem Besuche am Wiener Hose wieder in London eingetroffen. Von offiziöser türkischer Seite liegen an sich ziemlich belanglose Berichte über weitere Operationen der türkischen Truppen gegen die mazedonischen Rebellenbanden vor. Immerhin lassen jene erkennen, daß in dem Bandenkrieg in Mazedonien noch keine entscheidende Wendung eintreten will. Die mazedonischen Komitss haben dem bulgarischen Exarchat in Konstantinopel wiederholt die Mahnung zu- gehen lassen, ihre Aktion in keiner Weise zu stören. In folgedessen zögert das Exarchat, den vom Sultan ge- wünschten, beruhigenden Einfluß auf die bulgarische Be- völkerung in Mazedonien auszuüben. In Serbien ist unter dem Offizierskorps eine Be- wegung entstanden, welche auf die Bestrafung der Königs- mörder zielt. Es ist bereits eine in diesem Sinne ge haltene Adresse an König Peter in Umlauf gesetzt worden; mehrere Offiziere, welche als die Leiter dieser Bewegung gelten, wurden verhaftet. Ueberdeuneuenamerikanisch-türkischen Zwischen fall liegen beruhigend klingende Aussagen des Staats- sekretärs Hay in Washington vor. Letzterer erklär^ die Unionsregierung beabsichtige keineswegs eine Einmischung in die orientalische Frage. Sie werde ihr europäisches Geschwader sofort wieder aus den türkischen Gewässern zurückziehen, sobald die Pforte Bürgschaften für die Sicher heit der amerikanischen Bürger in der Türkei geben würde. I Prinz Leopold von Bayern, Herzog Emanuel von Aosta!vie Kaiserin beiwohnte. An der Spitze der fürstlichen 'und Herzog Karl Eduard von Koburg-Gotha, nult ls Gäste befand sich der König von Sachsen; derselbe führte Sonderzugcs von Halle kommend, auf Haltestelle W lmn beim Vorbnmmsch dcrTrupp.n sein altmärkisches Ulanen- eingetroffcn waren, erfolgte daselbst zehn Minuten späicr Regiment No. 16 dem Kaiser vor. Die Parade selbst die Ankunft König Georgs, welchen Kronprinz Friedrich verlief in gelungenster Weise. Später ging im Merse- August und Prinz Johann Georg von Sachsen begleiteten/'- " und um °/«10 Uhr traf auch Kaiser Wilhelm, mit Hofzug Die Schmerzenskinder unter den deutschen Staatspapieren. Wenn wir eine bestimmte Art deutscher Staatspapiere als Schmerzenskinder bezeichnen, so meinen wir natürlich nicht, daß der Staat, der diese Staatspapiere geschaffen, die Schmerzen an ihnen hat, sondern daß die verehrlichen Besitzer derselben solche haben, und diese Schmerzen kehren immer wieder, wie ein schleichendes chronisches Fieber. Nachdem sich die dreiprozentigen Reichs- und Staatsanleihen in den letzten zwei Jahren von ihrem Tiefstände etwas erholt haben, sind sie vor kurzem wieder unter 90°/» ge fallen. Es ist damit deutlich bewiesen, daß mit der Ein führung dreiprozentiger Staatspapiere in Deutschland ein schwerer finanzpolitischer und wirtschaftlicher Fehler begangen worden ist, weil eben der dreiprozentige Zinsfuß für Deutschland nicht paßt, wir besitzen dazu auf der einen Seite noch nickt genug Kapital und Kapitalisten und auf der anderen Seite begehrt unsere emporstrebende Industrie, ja auch das Reich und die Staaten selbst alle Jahre soviel neues Kapital, daß eben finanzielle Rück- schlüge und Enttäuschungen nicht ausbleiben können. Die Idee, daß man mit allen möglichen Mitteln den Stand der dreiprozentigen Rente, zumal auch mit Hilfe der Spar anlagen und Mündelgelder, Kautionen u. s. w. kräftigen müsse, wie es von mancher Seite verlangt wurde, ist ja gegenüber den großen Kapitalumsätzen und Kapitalbedürf. Men im heutigen Wirtschaftsleben total verfehlt. Was nutzen da jährlich einige Millionen drciprozentiger Spar anlagen, Wenn Milliarden Geld gebraucht und dann 5 6 Prozent Zinsen im G schäftsleben dafür bezahlt werden!? Wie unglücksih der dreistizentig: Zils'ypus ist, geht auch daraus hervor, daß die 290 Mill. Mark Reichsanleihe, die dem Reich zu 91,4 °/g abgenommen, dcr Oeffentlichkcit am 17. April zu 92°/o angeboten und vom Publikum in Höhe Von 13 3/4 Milliarden, in47'/2 facher Ueberzeichnung begehrt wurden, bis herab zu 89 3/4°/, notierten. Es ist schwer, die Enttäuschung zu schildern, die sich allenthalben ob dieser unglücklichen Kursbewegung kundgibt. Man komme nicht mit dem Hinweis auf England, weil seine Konsols von 113,7°/« auf 90°/, sanken. Vor allem haben wir glücklicherweise keinen dreijährigen Krieg durch gemacht, der Milliarden kostete, dann ist zu bedenken, daß die Spannung gegen den Höchstkurs (100, 3°/,) jetzt bei uns auch lO'/r °/, beträgt, und ferner mußte in England eine Kursbewegung nach unten kommen, da sich der Zins fuß von 2 3/4 auf 2Vs Proz. ermäßigte, und entspricht ein englischer Kurs von 90 Prozent bei 2V« Prozent immer noch einem Stand der dreiprozentigen von 120 Prozent, von dem wir ja um 30 Prozent entfernt sind. Viel eher sehe man sich die französische Rentenbewegung an. Als unsere Dreiprozentigen geschaffen wurden, 1890, notirten sie 85,3 Prozent niedrigst, die französische 86 Prozent; während wir aber in den dreizehn Jahren, die seitdem vergangen sind, schließlich nur 3,8 Prozent vor- rückien, notirt die französische trotz Konvertierungsideen und trotz ostentativer Verkäufe der Unzufriedenen 12 Prozent höher. Wir lehnen aber überhaupt alle Hinweise auf Frankreich und England und alle künstlichen Mittel zur Hebung der dreiprozentigen deutschen Staatspapiere unbe- dingt als verfehlt ab, weil der dreiprozentige Zinsfuß für Deufickland, wie die Erfahrung lehrt, unpassend und un- natürlich ist, und wir erblicken eine Heilung von dem Uebelstande nur in einer Rückkehr zu 3'/» prozentigen Anleihen. Politische Rundschau. Die Reihe der glanzvollen Kaiserparaden, welche die vergangene Woche an fünf Tagen hintereinander zeitigte bat mit der Parade des 19. (2. Kgl. Sächs.) Armeekorps vor dem Kaiser und dem König von Sachsen auf dem Lindenthaler Exerzierplätze bei Leipzig ihren Abschluß ge- zünden. Nachdem am Sonnabend vormittag 9 Uhr 10 Min. die fürstlichen Gäste bei der Parade, Prinz Eitel Friedrich Von Preußen, Prinz-Regent Wucht von Braunschweig, Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Höhndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, M nzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdo s, PoMvorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, SachSdorf, Schmiebewalde, Z^a, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn« —Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistrovv Wildberg.. 500 iieder «MM s« MA Tharandt, Nollen, Siebentehn und die Umgegenden.