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sehen werden kann Es wird ein Verzeichnis der Besucher aufgestellt und dieses jeden Tag den einzelnen Ladenin habern übermittelt. Das Warenhaus hat seinerseits eine Anzahl Berliner Firmen, bei denen es einkauft, und die auch eine beliebte Bezugsquelle der Göttinger Detaillisten bildeten, verpflichtet, keine Waren an die letzteren mehr zu liefern. An Bord des deutschen Dampfers „Ajax" ans Bremen erstickten in Amsterdam drei Mann beim Be- treten des Laderaums durch Gas, das sich durch Selbst erhitzung von Leinkuchen gebildet hatte. Der Fall des Unteroffiziers Breidenbach von der Berliner Garde, der wegen Soldatenmißhandlung zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, wird noch das Reichsgericht beschäftigen. Der Verteidiger legte Be rufung ein. Antimonarchische Umtriebe in einer Budapester Kaserne haben zu einer strengen Untersuchung durch die ungarischen Militärbehörden Anlaß gegeben, lieber die Entdeckung dieser Vergehen, die für die Schuldigen schwere Strafen nach sich ziehen werden, meldet ein Telegramm folgende Einzelheiten: Budapest, 3. Oktober. In der im Innern der Stadt gelegenen Kaserne wurden in den Mannschaftszimmern Drucksachen aufreizenden Inhalts und den König beleidigende Gedichte gefunden, die in Truhen und Betten sorgfältig versteckt waren. Ein Unter offizier hatte Anzeige erstattet, worauf in der ganzen Kaserne Haussuchung veranstaltet wurde, bei welcher die verbotenen Schriften zu Tage gefördert worden sind. Zweifellos sind letztere vorgestern in die Kaserne einge schmuggelt worden, als die Dienstzeit der im dritten Jahre dienenden Leute abgelaufen war. Sofort wurde gegen die Soldaten, bei denen man die belastenden Schriftstücke fand, eine strenge Untersuchung eröffnet. Die Tore der Kaserne, in der sich auch das Platzkommando befindet, wurden geschlossen und keine Zivilperson durfte das Haus betreten. — Erwähnt sei noch, daß gestern in Komorn ungefähr 50 Soldaten, die sich weigerten, weiter zu dienen, zu Strafen von acht bis zwölf Monaten Kerker und zu sirafweisem Nachdienen verurteilt wurden. Vaterländisches. (Mitteilungen aus dem Leserkreise sind der Redaktion stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimuiß der Redaktion. Anonwne Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) Wilsdruff, den 5. Oktober 1903. — Wie bereits kurz erwähnt, beging der König!. Sächs. Militärverein für Wilsdruff und Um gegend am vergangenen Donnerstag abend die Feier seines 40 jährigen Bestehens in den prächtig geschmückten Räumen des Hotels zum weißen Adler durch eiuen Fest- Aktus und Tafel mit Ball. Wohl an 200 Mitglieder mit ihren Damen und Gästen hatten kurz nach 6 Uhr abends im weißen Saale des Festlokals Platz genommen, als der verdienstvolle Vorsitzende des Vereins, Herr Kantor Hientzsch, den Erschienenen, unter ihnen Herrn Oberst Bock v. Wülfingen vom Bezirks-Kommando Meißen, Kamerad Wegener-Meißen in Vertretung des Bezirks vorstehers Rentzsch, Bürgermeister Kahlenberger, Herz, liche Willkommensworte zurief. Hierauf ergriff das um den Verein sich hochverdient gemachte Ehrenmitglied, Herr Pastor em. Ficker, Ritter des eiserenen Kreuzes, das Wort zu der nachfolgenden tiefempfundenen und in aller Herzen Begeisterung erweckenden Festansprache: Hochverehrte Gäste, liebe Kameraden! 15 Jahre sind im Zeitenstrome dahingefloffen, seit der König!. Sächs. Mililärverein zu Wilsdruff seine 25jährige Stiftungsfeier festlich beging, und es ist ihm heute ver- gönnt, auf 40 Jahre seines Bestehens, weiteren Wachsens zurückzuschauen. An solch' einem festlichen Jubeltage hat unser Verein auf seinem Gange durch die Zeiten einen sonncndeglänzten Höhepunkt erreicht, auf dem er gleich einem Wandrer Rast hält, um Ausblick zu halten und zurückzuschauen auf die Pfade, die er in den letzten 15 Jahren gepilgert ist. Da will das Auge freilich feucht werden; wenn wir an seinem 25jährigen Stiftungstage in frischer Erinnerung noch leid trugen um den Heimgang jener ehrenwürdigen Greisengestallt in Purpur uud mit der Krone, so war es doch unser Trost, 2 gewaltige Recken aus großer Zeit als Wächter und Hüter des Reiches unter den Lebenden zu haben, unsern unvergeßlichen König Albert und unsern unvergleichlichen Bismarck; nun sind auch diese zur großen Armee versammelt; was wir an ihnen gehabt haben, das ist unauslöschlich in unser Herz eingegraben, der Jahre Wechsel kann ihr Gedächtnis nicht verdunkeln, sondern wird es in immer helleres Licht stellen, dem lebenden Geschlecht ein teures Vermächtnis, dem kommenden Geschlecht eine bleibende Mahnung, König Albert, cm Ritter ohne Furcht und Tadel, jeder Zoll an ihm ein Soldat, und Fürst Bismarck, einer der treusten Sohne unseres Volkes, der Typus „deutschen Wesens, an dem die Welt soll genesen," beide vereint zu einem guten Gemus, der unserem deutschen Volke voranzieht in guter wie in böser Zeit, beide ein Vorbild für den Militärverein, dem er gefolgt ist, um als ein würdiges Glied in dem großen vaterländischen Vereinsverbande dazustehen, welcher Hunderttausende deutscher Männer vereint zum Bunde Zuwmmenhalteus auf dem gemeinsamen Boden des Vaterlandes. In dem guten Bewußtsein die alten, m schwerer Zeit bewährten Gesinnungen der Treue, Vaterlandsliebe, der Brüderlichkeit auch in den mannigfachen Anfechtungen und Kämpfen der Zeiten gepflegt und an seinem Teile, an den schönen Aufgaben des deutschen Kriegerverbandes in stiller Treue mitgearbeitet zu haben liegt der Grund der Freude an diesem festlichen Tage' die noch dadurch erhöht wird, daß dem Verein auch die Anerkennung nicht fehlt, denn als eine Anerkennung seiner gesegneten Arbeit, als eine Würdigung seiner Bedeutung für das soziale Leben unsres Volkes, seiner hervorragenden Stellung unter den mancherlei Vereinen der Gegenwart, darf ich wohl die gastliche Ein ehr. von Vertretern des König! Bezirkskommandos, des Bezirksvorstandes stad- N-börden und Nachbarveremen deuten. Dieses lL-BL," d.r au hoher und höchster Stelle gewürdigt wird, und der Stolz, daß sein Protektor S. M. König Georg ist, daß die höchsten Staatsbeamten, Generäle, Stabsoffiziere unsrer beiden Armeekorps, durch Stand und Stellung hervorragende Männer zu den Ehrenmitgliedern des Bundes gehören, das muß uns in der Treue gegen den Verein und in dem Entschluß stärken, auf dem alten Grunde weiter zu bauen und das Banner des Vereins hoch zu halten im Sturm und Kampf der Zeiten. Auf diese höchsten Ziele des Vereins hinzuweisen, soll die Aufgabe sein, die mir als einem Kameraden und Mitglied übertragen worden ist, und die in mir alte, schöne Erinnerungen weckt, denn wenn ich jetzt zu Kameraden uud einem Häuflein Kampfgenossen spreche, dann denke ich in freudiger Bewegung an jene weihe vollen Stunden, in denen ich im großen Dome der freien Gottesnatur in ernster Zeit Gottes Wort verkündigte, um die Kriegerherzen zu stählen und stärken in der Treue-bis in den Tod; jetzt find wir zwar nicht auf grünem Plan versammelt, weder Trommeln, noch Gewehrpyramiden, noch Feldgeschütze umgeben das Rednerpult, aber trotz dem soll es eine Feldpredigt sein, die ich halten will, denn eine Soldatengemeinde ist vor mir versammelt; wenn Ihr auch des Königs Rock abgelegt habt, das Soldatenherz ist doch geblieben, und Euer Stolz ist's, Soldat gewesen zu sein und mein Stolz Soldat im Talar, und unser Gelübde soll es heute sein, allezeit Soldat zu bleiben, das möge auch die Losung unserer Jubelfeier sein: Allzeit Soldat! Ihr werdet es bleiben, wenn Ihr dem König den Fahneneid haltet, 2. für das Vaterland streitet, 3. das kameradschaftliche Band pflegt. I. Als Ihr, Kameraden, einberufen wurdet, da stand Euch eine ernste, bedeutungsvolle Feierstunde bevor, in welcher Ihr den Ritterschlag zu dem ernsten Dienst der Waffen empfing!, die unvergeßlich für den Soldaten während seiner Dienstzeit bleiben muß, unvergeßlich auch dann, wenn er in das bürgerliche Lebe» zurückgekehrt ist, es war die Vereidigung der Rekruten, damals habt Ihr geschworen, dem Könige während Eurer Dienstzeit treu zu dienen, dem Kaiser und den Kriegsgesetzen Gehorsam zu leisten und Euch stets als tapfre und ehrliebende Soldaten zu verhalten. Dem Könige treu zu dienen, das habt Ihr gelobt; verpflichtend war dies Gelübde für die Zeit Eures Waffendienstes, für einen echten Soldaten aber gilt es für sein ganzes Leben, treu dem Könige ohne Wanken und Schwanken! Es ist Euch, die Ihr unter König Albert gedient habt, leicht geworden, den Soldateneid zu halten, da die dienstliche Verpflichtung zugleich getragen wurde von der persönlichen Verehrung, mit welcher Ihr aufschautet zu diesem Monarchen. Ein Anderer ist an seine Stelle getreten, der mit dem Bruder dies gemeinsam hat, daß er einer der Heerführer aus dem großen Kriege ist und gleich jenem Gewissenhaftigkeit in Erfüllung seiner Regentenpflichten und konstitutionelle Treue zu seinen Herrschertugenden zählt; er gibt dem Volke, was des Volkes ist, und hütet das, was der Krone ist — der König, der Träger einer Krone, das will doch sagen, daß in ihm der Aufbau des Staates mit seiner reichen Gliede rung gipfelt, daß in ihm die Fäden der Regierung zusammen laufen, daß in ihm die staatliche Macht sich konzentriert, die staatliche Ordnung die segensreiche, ohne welche die Wohlfahrt nicht gedeihen kann, sich verkörpert. Diesen Träger der Krone zu ehren, nicht blos um der Person willen, sondern auch um des Amtes willen, um der Krone willen, die er von Gottes Gnaden trägt, das ist des Soldaten heilige Pflicht, deren Erfüllung er im Fahneneid gelobt hat, und an diese erinnernd rufe ich Euch zu: Immer Soldat! Es ist bewegte Zeit, in welcher es gährt und grollt, immer kühner erheben die Verächter von Altar und Thron ihr Haupt und bedrohen den Bestand des Staates uud seiner Ordnung. Einst rühmte im Kreise von Fürsten, welche die Vorzüge ihrer Länder priesen, Schwabens Graf Eberhard im Barte, daß er in Wäldern noch so groß sein Haupt getrost in den Schoß eines Jeden feiner Untertanen legen könne. Da sprach der Herr von Sachsen und der von Bayern und der vom Rhein: Ihr seid der reichste Fürst, Euer Land trägt Edelgestein. Heute, da das Leben der Fürsten immer von Gefahr bedroht ist, gilt dies Fürsten- Wort nicht mehr, aber hier unter gedienten Soldaten soll noch ein Schoß vorhanden sein, in dem der Fürst ruhen kann in treuer Hut und sein Haupt hinlegen unter den Fittigen einer Fahne, auf welcher die Treue geschrieben steht. Sehet dort Eure Fahne, das Sinnbild alter Sol datentreue und Kriegerehre! Ihre Bestimmung ist es nicht, im Kampf voranzuwehen als ein Feldzeichen, das dem Soldaten in den ernsten Momenten der Gefahr Kraft und Mut gibt, sein Leben für das Vaterland zu opfern, für Euch ist sie ein Friedenszeichen, das Symbol der Ein heit, aber eine stetige Erinnerung soll sie sein an jene grün-weiße Fahne, in deren Angesicht Ihr den Soldateneid abgelegt habt, und Euch mahnen, die gelobte Treue im Leben zu halten — in solcher Treue immer Soldat! Ja treu in den Tagen, wo die Sonne des Glücks strahlt, treu aber auch in den Stürmen der Versuchung und Gefahr, in dunkler Zeit, und wenn die Fahne Euch auf dem Gang zum letzten Appell begleiten wird, dann soll sie nicht einem Unwürdigen, der im Herzen fahnenflüchtig war, die letzte Ehre erweisen, sondern mit dem Flore geschmückt soll sie werden zu einem Zeichen der Trauer um einen der Ge treuen im Lande, der gehalten hat, was er gelobt hat und allzeit Soldat geblieben ist " „die Welt mag zer reißen die Schwüre wie Spreu, ich weiß ein Wort wie Eisen, es heißt: Soldatentreu." So sei es unsre Losung an diesem Jubelfest: Allzeit Soldat! Dies soll zum andern auch darin sich kund tun, daß Ihr für das Vater- land streitet. Welches Vaterland ist gemeint? Wir haben ein de? P^ns^n^ Sachsenland, eine Perle in ein weitere^Vate^ da^deutiL auch die Mutter, jenes eins ihrer Kinder ^ses und mit ihren Flügeln deckt in Gefahr ihre Küchlein, beide unzertrennlich Verbund?« Re GeÄcke unsres Sachsenlandes find geknüpft an die des LZm Vaterlandes, mit diesem steht es, mit diesem fällt es, wir können ihm nicht besser dienen, als wenn wir für das deutsche Vaterland streiten. Das deutsche Volk, das deutsche Reich zu schützen gegen jeglichen Feind, der seine Grenzen bedroht, das ist der Berus unserer stolzen Armee, unserer aufstrebenden Marine, im Waffengetöse unter dem Donner der Geschütze ist das Reich entstanden, durch Waffengewalt wird es erhalten, weil es bei ihm heißt: Viel Feind, viel Ehr! Und ich habe den festen Glauben, daß, wenn jemals ein frivoler Friedensstörer mit seiner Armee, seinen Schiffen das deutsche Reich, dies Bollwerk des Friedens im Herzen Europas, bedrohen sollte, so würde ganz Deutschland wie ein Pulverfaß auffliegen, und die zum Waffendienst ver- pflichteten Männer würden wie im Jahre 1870 von Haus und Hof, Weib und Kind, von der Werkstatt, Fabriksaal und Acker, vom Lehrstuhl und Hörsaal, Büreau und Laden tisch hinwegeilen, die Wacht an der Mosel und Weichsel, am Nordseestrand zu halten, und wahrlich das deutsche Reich, der schwarze Adler im goldnen Feld, umringt von den Fähnlein seiner Fürsten, umlagert von den Waffen- blinkenden Horsten seiner kriegsgerüsteten Nolksstämme, das deutsch- Reich mit seinem tatkräftigen, auf die Wohl- fahrt des ganzen Volkes, der Arbeiter zumal bedachten, unermüdlich an der Stärkung seiner Wehrkraft arbeitenden und trotzdem nicht den Lorbeer des Kriegsruhms begehrenden, sondern den Weltfrieden schirmenden Kaiser an der Spitze ist des Bluts der Edlen wert. Aber es gibt andere Feinde des Reichs, die nicht mit der Waffe in der Hand, sondern mit dem zweischneidigen Schwert der Zunge und der Feder kämpfen wider Thron und Altar, gegen diese inneren Feinde des Reichs und seiner staatlichen Ordnung zu streiten, ist die heilige Pflicht eines jeden Patrioten und eines alten Soldaten, in diesem Streite der Geister mitten im Frieden soll es Eure Losung sein: Immer Soldat! Nebukadnezar, Babylons König, hatte einst einen Traum von einer Bildsäule mit goldenem Haupt, silberner Brust, ehernem Leib, thöuernen Füßen; in diesem Bild verkündete ihm Gott den Untergang seines Reiches, den Sturz seines Thrones. Ist etwa Nebukadnezar ein Prophet auch für die Zukunft des deutschen Reiches? Ist dieses Reich mit seiner goldenen Kaiserkrone und seinem Wohl stand und eherner Rüstung auch ein Koloß auf thönernen Füßen? Nein, Kameraden, das deutsche Reich ist auf einen andern Grund gebaut, das ist deutsche Treue, welche auch in dem Herzen, das erkaltet scheint für sein Vater land, ihm selbst unbewußt, wie ein Funke unter der Asche glimmt, diese Treue ist der granitue Grund, der den Bau des Reiches mit seinen Thronen trägt, und so lange noch ein deutsches Soldaten-Herz schlägt in einer Männerbrust, so lange ist diese Treue kein leerer Wahn, so lange können wir singen: Lieb Vaterland kannst ruhig sein! doch sollte wirklich einmal solche Treue ins Wanken kommen, wir haben noch einen Herrgott da droben, der unser deutsches Volk bisher noch nicht verlassen und durch dunkle Täler vergangener Jahrhunderte zu den lichten Höhen der Gegenwart, durch Sturm zu den Sternen geführt hat. kroviäsntü msinor, der Vorsehung eingedenk, so steht auf dem sächs. Wappenschild unter dem grünenden Kranz der Raute geschrieben, mit welcher einst ein deutscher Kaiser einen tapferen Wettiner geschmückt hat. Der Vor sehung eingedenk, das soll auch die Losung des Soldaten sein, ein Soldat ist auch ein frommer Mann, er weiß mit Blücher, daß sein Alliirter im Himmel ist und vergißt nicht, daß neben dem „Ehret den König" das andre steht: „Fürchtet Gott!" Beides gehört zusammen; wo die Altäre wanken, da wanken auch die Throne, wo das Kreuz Christi fällt, fallen auch die Kronen. Mit Gott für König und Vaterland, mit diesem Feldgcschrei zogen die Kämpfer von 1813 in den heiligen Krieg; damit sollt auch Ihr streiten für die heilige Sache des Vaterlandes, eingedenk des Wahlspruchs auf einer brandenburgischen Fahne: „Vertrau auf Gott, dich tapfer wehr, darin besteh' dein Ruhm und Ehr! Denn wers auf Gott hauptsächlich wagt, wird nimmer aus dem Feld gZagt." Unsere Losung im Streit für das teure Vaterland sei: Allzeit Soldat! In solchem Kampfe sollen Alle für Einen und Einer für Alle stehen, darum gilt es auch, das kameradschaftliche Band zu pflegen. III. Kameraden nennen wir uns. Kamerad, ein mir lieber Klang, ob OWer oder Mannschaft, in der Armee gibt es nur Kameraden, selbst der Kaiser ehrt dies Wort, wenn er vor der Front die Regimenter grüßt: Guten Morgen, Kameraden! Dies Wort umfaßt Alles, was ein Soldat dem andern schuldig ist. Ein Kamerad ist ein guter Freund, der dem Anderen teilnehmend zur Seite steht, in Leid und Freud, sein Beschützer, wo er bedroht ist, sein Samariter, der ihm die Wunden verbindet, den letzten Schluck aus der Feldflasche, den letzten Bissen aus dem Brotbeutel mit ihm teilt, sein Hüter, der den Strauchelnden zum Gehorsam der Pflicht zurückführt, sein Begleiter auf dem letzten Gang, der Einzige, der an dem einsamen Grab im fernen Land eine Thräne um ihn weint, dies Band, welches sich in Reih und Glied geknüpft hat, reicht über die Dienstzeit hinaus in das bürgerliche Leben hinein. Wie fern auch die Einzelnen sich im bürger lichen Leben stehen, wie weit die Lebenswege in späteren Jahren auseinander gehen, die Erinnerung an die gemein sam bei der Fahne vollbrachte Dienstzeit, die hier geschlossenen Bande der Kameradschaft leben im Gedächtniß alter Soldaten fort; sie weiter zu pflegen, ist eine der Aufgaben, die der Militärverein auf seine Fahne geschrieben hat, seine Losung auch hier: Allzeit Soldat! Als ein guter Kamerad ist der Verein in den 40 Jahren seines Bestehens in Euren Häusern eingekehrt in den Zeiten der Not, um die Kranken, Witwen u. Waisen zu unterstützen und zu helfen, wo Hilfe not tat, über 12000 Mk. hat er bis jetzt im Dienste guter Kameradschaft gespendet, teilnehmend,tröstend trat er an die Krankenbetten, und wenn Einer zur großen Armee der Stillen im Lande abgerufen wurde, da hat er ihm den letzten Liebes- dienst erwiesen. So laßt uns denn das kameradschaftliche Band, „das Band von Blut und Eisen, das Band von Pflicht und Ehr'" pflegen und nicht nur in dem Werk der Barmherzigkeit, sondern auch in unsern Versammlungen