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stellen. — Hainsberg, 18. Aug. Der Attentäter, welcher in der Sanntagnacht in Hainsberg den Tod des Rier- verlegers Gustav Gans verschuldete, ist noch in derselben Nacht auf dem Bahnhöfe Hainsberg ergriffen worden, als er mit dem Zuge flüchten wollte. Es ist ein 31 jähriger italienischer Arbeiter, dessen Name bis jetzt noch nicht fest gestellt werden konnte. Er hatte sich dadurch verdächtig und die letzte Woche hat das von Neuem bewiesen. Es ist sogar unerwünscht reichlich gekommen: Mit dem großen, grauenhaften Malheur auf der Pariser Untergrundbahn, das 85 Menschenleben forderte, begann die Reihe der Zwischenfälle. Daun folgte der Zusammenstoß in Lichter felde vor Berlin, die Entgleisung des Berlin-Münchener Schnellzuges bei Regensburg, der schwere Unfall bei Rothen kirchen im sächsischen Vogtland mit 3 Toten und zahl reichen Verwundeten. Bei Slallupönen entgleiste ebenfalls ein Personenzug, auf demselben befindliche Passagiere jedoch kamen mit dem Sckreckdavon. Dem Mißgeschick auf den Eisen bahnwagen haben sich dann Natur-Elemente angeschiossen. Die am Sonntag namentlich in Süddeutschland und dem Alpengebiet herrfchenden Gewitter haben vielfach Schnee im Gefolge gehabt, während Blitzschläge eine Reihe von Häusern einäschcrteu. Eine ganze Zahl von waghalsigen Touristen im Hochgebirge ist abgestürzt, am Mont Blanc sollen allein ihrer sieben verschwunden sein. Den Reigen schließen verschiedene Bergstürze imAlpeugcbietab. Im norddeutschen Fluß- und Seengebiet kamen Dampscrzu- sammenstöße vor, besonders kenterten auch eine größere Zahl Von Segelbooten, aber es kam hierbei wenigstens nicht zu einem Verlust von Menschenleben. Hingegen ver ursachte im Finnländer Seengebiet nach einer Meldung aus Helsingfors ein Dampfer-Unglück einen herben Schlag: 30 bis 40 Menschen sind tot. Das ist keine erfreuliche Zusammenstellung aus diesen letzten Tagen des Hoch sommers, wo wir langsam zum Nachsommer übergehen. Jetzt ist noch die Freude an Ausflügen in die freie Luft groß, die Lebensfreude regt sich wohlgemut. Da berühren solche Htobsposten doppelt peinlich, auch wenn das Mög lichste getan wird, sie zu verhindern. Speziell für unsere Eiscnbahnverwaltungeu können wir uns bester Hoffnung hingeben. Es heißt ja: Unglück schläft nicht, aber diese Fälle sind doch gering, verschwindend gering, wenigstens bei uns, rm Verhältnis zum Gesamt-Umfange unserer Verkehrs-Einrichtungen. — Tagesordnung für die am 20. August 1903, nachmittags 6 Uhr, stattfindende öffentliche Sladtgemeinde- ratssitzung. 1. Geschäftliche Mitteilungen. 2. Verpach tung der Gebäude des alten Elektrizitätswerkes. 3. Be ratung der Gesuche um Ermäßigung der Strompreise beim hiesigen Elektrizitätswerke. 4. Verkauf des vormaligen Kaufbächer Fußweges. 5. Besetzung der zur Erledigung kommenden Schuldirektorstelle. 6. Beratung der Ortsbau- ordnung. — Grumbach, l8. Aug. Ein sehr bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich am heutigen Tage in unserem Orte. Die Gutsbesitzersehesrau Dittrich in Niedergrum bach war allein im Gute und mit dem Reinigen der Futtertröge im Kuhstall beschäftigt, als eine Kuh unruhig wurde und Frau D. umriß, sodaß sie unter dieselbe zu liegen kam und zwar so unglücklich, baß sie sich einen komplizierten rechten Unterschenkelbruch zuzog. Der sofort herbeigeholte Arzt, Herr Or. meä. Bartcky-Wilsdruff, legte einen Verband und ordnete die Ueberführuug in das Dresdner Krankenhaus an. — Kesse lsdorf, 18. August. Am heutigen Tage ging das seit einer Reihe von Jahren im Besitz des Herrn Heinrich Häußler gewesene Etablissement „zur Krone" durch Kauf in die Hände des Herrn Rosenkranz in Dresden- Striescn über. Die Uebergabe soll bereits im Laufe der Verunglückten gehörten dem Planitzer Gesangverein Die Gemütlichen an, welcher von einem Ausflug nach dem Kuhberg bei Schönheide zurückkehrte. Die Unfallstätte bietet mit den Wagentrümmein und den blutigen Kleider teilen der Verunglückten einen furchtbaren Anblick. Von den Schwerverletzten ist im Laufe des Vormittags der Bergarbeiter Müller gestorben. Der Generaldirektor der sächsischen Staotsbahnen von Kirchbach erschien in Begleit ung des Baurats Mehr von der Eisenbahnbetricbsdireklion Zwickau und des Staatsanwaltes Klübcr aus Zwickau vormittags an der Unfollstätte zur Feststellung des Tat bestandes. Die Zahl der Toten betragt fünf, die der Verletzten 60; darunter sind 36 schwer und 24 leicht verletzt. Die Verunglückten sind zumeist Mitglieder vom Gesangverein Gemütlichkeit aus Nieder-Planitz bei Zwickau. Diese begaben sich kurz nach 9 Uhr zvm — In der Nacht zum Montag brach in Ullersdorf an der Dresdner Heide ein Schadenfeuer aus, das das Henkerfche Gut zerstörte. Von dem Gebäudekomplex von 6 Häusern ist fast nichts übrig geblieben. Der Material schaden ist bedeutend. Die Scheunen waren überfüllt. Vormittags 11 Uhr brannten, noch die ungedroschenen Getreidehaufen und das Holz, das seit einem Menschenalter und länger nicht an das Tageslicht gezogen worden ist. Die nahe gelegenen Obstbäume, Linden und Weiden sind verbrannt In der Asche des ehemaligen Wohnhauses wühlte der Knecht nach seinen 50 Mk. in Gold, die er am anderen Tage zur Sparkasse bringen wollte. Man nimmt Brandstiftung an. — Schweres Unglück ist über die Familie des Bier verlegers Gans in Hainsberg, wohnhaft auf der Ncue- straße, hereingebrochen. Der Genannte begab sich am Sonntag abend gegen 10 Uhr in Begleitung des Bier händlers Schönert vom Eiskeller-Restaurant aus auf den Heimweg. Vordem Hause des Barbiers Schlicke, also un weit des Restaurants, begegneten den beiden Männern einige lärmende Italiener, mit welchen sie m Wortwechsel gerieten. Nach nur wenigen Worten zog einer der Ita liener sein Messer und stach es Gänsin den Unterleib. Schwer verletzt und stark blutend wollte sich Gans in den Eiskeller zurückbegeben, brach aber kurz vor demselben zu sammen und wurde dann dort untergcbracht, während die Täter die Flucht ergriffen. Nach etwa dreiviertel Stunde verschied Gans infolge des großen Blutverlustes, da die Hauptarterie getroffen war. Der Ermordete stand Aus gang der 40 er Jahre; er hinterläßt seiner beklagenswerten Frau 5 Kinder, die erst vor kurzer Zeit an Scharlach er- lankt waren. Gans war früher bei der Sächs. Holz- ndustrie-Gesellschaft zu Rabenau beschäftigt und bekleidete dann bei der bekannten Firma Terlinden im Rheinland eine Stelle als Werkmeister. Nach dem Zusammenbruche nescr Firma kam er wieder nach Hainsberg. — Die Polizei st eifrig bemüht, der Täter habhaft zu werden; bis Mon- ag vormittag waren fünf Verdächtige in Haft gebracht. Noch 12 Stunden nach der Tat waren auf der Straße Tümpel von Blut zu sehen, und eine breite Blutspur be- eichnete den Weg, den der Unglückliche nach dem Eis eller zu gegangen war. Am Montag vormittag war die Staatsanwaltschaft anwesend, um den Tatbestand festzu- in Regiments- und Bataillonskolonne. Kavallerie in Eskadronfront im Trabe, Feld-Artillerie in Abteilungsfront im Trabe, Train in Kompagniefront im Trabe. Nach Beendigung der Parade werden sich die Majestäten nach dem Bahnhofe Barackenlager begeben. Das 2. Grenadier- Regiment Nr. 101 bildet Spalier. Für Zuschauer ist von einem Unternehmer, Baumeister Zäncker in Riesa, eine Tribüne mit 5000 Plätzen errichtet worden. Der Stand punkt der Majestäten ist während der Vorbeimärsche vor der Mitte der Tribüne. Neber den Wagenverkehr find folgende Bestimmungen getroffen worden: Neber die Riesaer Brücke in der Richtung nach Zeithain wird der Verkehr auch während des Anmarsches offen gehalten. Von der Straße Riesa-Röderau aus wird der Wagenverkchr über Bodcrsen—Craushaarstraße—Exerzierplatzstraße nach der Tribüne wcitergeleitet. Der Wageuverkehr aus den Ort schaften östlich der Linie Riesa-Röderau wird nach der Süvosteckc Zeithain, östliche Zeithainer Straße—Grenzweg -Exerzierplatzstraße gefühlt; von 8 Uhr bis 9 Uhr 15 Minuten Vormittags bleiben die Uebergänge an der Eisen bahn Wülkau—Röderau für Wagen gesperrt. — Unter sehr schwierigen Verhältnissen landete am Sonntag abend ^8 Uhr in dem Gartengrundstück des Herrn Baumeister Würdig am Körnerwege in Loschwitz der Luftschiffer Paul Spiegel aus Chemnitz. Herr Spiegel war ^7 Uhr vom Exerzierplatz in Döbeln weggcfahren. Infolge des Sturmes gestaltete sich die Fahrt für ihn zu einer fast lebensgefährlichen. Bei Meißen hatte er versucht, zu landen, durch einen kräftigen Windstoß riß jedoch das Ankertau, und auch die nächste Landung sollte vereitelt werden, denn kaum hatte er den Schleppsack ausgeworsen, als dieser sich vom Ballon löste. Mit rasender Schnellig keit ging nun die Fahrt bis nach Loschwitz. Hier stand der Ballon in beträchtlicher Höhe fast über der Elbe Herr Spiegel versuchte, auf den Eichlerschen Feldern zwischen den Bäumen zu landen, doch gelang ihm dies wieder nicht. Blitzschnell flog nun der Ballon den Bergen zu. Im Würdigschen Grundstück erfaßte Herr Spiegel einen Baum, hielt sich krampfhaft fest und wollte nun den Ballon befestigen. Trotz wiederholten Rufens eilte ihm indes anfangs niemand zu Hilfe und so wurde sein Vorhaben nochmals vereitelt. Infolge eines starken Wind stoßes riß das mit aller Kraft bereits um einen Baum gewickelte Seil wie ein Bindfaden. Herr Spiegel wurde aus dem Korbe geschleudert, er konnte sich jedoch noch auf dem Baume erhalten und entging somit einem größeren Unfälle. Allerdings mußte er den Verlust seines Ballons, der 4000 Mk. Wert haben soll und nach nordwestlicher Richtung in den Wolken verschwand, beklagen. Vorher war er mit dem Korbe wiederholt an Häuser und Bäume angeschlagen, ohne jedoch ernstlich Schaden zu nehmen. Spiegels Höhenmesser, der, gleich seiner Taschenuhr, durch das öftere Aufschlagen defekt geworden war, zeigte 3400 Meter Höhe an. Der AZronaut hat fortgesetzt großen Sturm und 3 Grad Kälte gehabt. Seine Mütze war ihm bei dieser tollen Fahrt vom Sturme genommen worden. Herr Spiegel bittet, bei Auffindung seines Ballons und der übrigen verloren gegangenen Gegenstände ihn sofort zu benachrichtigen (Chemnitz, Poststraße 61, 1.). Die gefahrvolle Landung in Loschwitz hatte natürlich eine große Menge Menschen angclockt. Der Ballon selbst wurde auch in unserer Wilsdruffer Gegend von Spaziergängern beobachtet. nächster Woche erfolgen. - Blankenstein, 18. August. Am heutigen Nach- mittag wählte der hiesige Kirchenvorstand für die in Kürze hier freiwcrdende Pfarrerstelle unter 3 Bewerbern Herrn Pfarrer Oskar Bernhard Kunze aus Schwarzbach. Der jetzige Pfarrer, Herr Pastor Hochmuth, tritt in den wohl verdienten Ruhestand. — Siedenlehn, den 17. August. Am gestrigen Sonntag sind hier abermals 2 bisher röm.-kath. Familien väter zur ev.-Iuth. Kirche übergetreteu. Seit Einführung röm.-kath. Religionsunterrichts für die nach dem Gesetze röm.-kath. zu erziehenden Kinder (Ostern d. I.) sind in hiesiger Parochie nun im ganzen 14 solcher Uebertritte erfolgt. — Dresden, 17. August. Zwei Dresdner Semina risten hatten auf ihrer Ferienreise durch Böhmen infolge ihrer grünen Schülermützeu mehrfach Insulten durch Tschechen über sich ergehen zu lassen. Die jungen Leute beabsichtigten u. a. die Schlachtfelder von 1866 zu besuchen und kamen in der Nähe von Pardubitz in ein Dorf mit fast nur tschechischer Bevölkerung. Hier wurden die jungen Dresdner von einer Anzahl von Männern und halbwüch sigen Burschen umringt, die ihnen die Mützen vom Kopfe schlugen und dieselben weit wegwarfen. Die jungen Leute durften ehre Mutzen innerhalb des Ortes nicht wieder aufsetzen, wenn sie sich nicht Tätlichkeiten aussetzen wollten Auch in anderen Dörfern sind den jungen Touristen noch ähnliche Dinge passiert. — Die Kaiserparade aufdemTruppenübungs- Platze Leitbain beginnt am 2. September 10 Uhr vor- mittags Kaiser Wilhelm und König Georg treffe» mit Sonderzug auf dem Bahnhofe Barackenlager ein, steigen hier mit ihrem Gefolge zu Pferde und begeben sich nach dem rechten Flügel der Paradeaufstellung. Innerhalb des Barackenlagers wird von Militärvcreinen an der linken Seite der Kaiser-Wilhelm-Straße eine Aufstellung ein genommen. Herr Bezirksvorstcher Merker-Großenhain wird dem Kaiser den Frontropport der Militärvcrcine überreichen. Hierauf werden sich die Militärvercine an der Exerzierplatzstraße aufstellen. Außer den am Kaisermanöver beteiligten Truppen des 12. (1. König!. Säcks.) Armee- , ^?H."^^^ision ö wird noch eine Kompagnie des Kadettenkorps in der Parade stehen. Die Truppen nehmen zuei st eine Paradeaufstellung in zwei Treffen ein, die von den Maiestalen abgeritten wird, sodann erfolgen zwei Vorbeimärsche; der erste Vorbeimarsch geschieht im ZK- und zwar in folgcnder.Weise: Eskadron Jäger zu Pferde in Liuie, Fußtruppen in Kompagniefronten, Ma» schtnengewehr-Ab eilung Nr 7 m Abteilungsfront, Korps- telegraphen-Abteüung m Linie, Kavallerie in Eskadron- fronten, Feldartillerie in Batteriefronten, Train in Kom pagniefronten. Der zweite Vorbeimarsch erfolgt: Fußtruppcn > gemacht, daß er einer Kellnerin im Gasthofe „Zum goldenen i, Anker" in Deuben um einen Hut bat, als Ersatz für den > seinigen, der ihm auf der Flucht verloren gegangen war. > Auch soll er in derselben Nacht noch bis Ncuschweinsdorf - gelaufen sein, um von einem italienischen Arbeitsgenossen i einen Hut zu verlangen. Am Montag nachmittag wurde er auf den Friedhof in Hainsberg geführt und vor die Leiche des unglücklichen Gans gestellt. — Ju der Anstalt „Liudenhof" kni Coswig befindet » sich noch immer die unglückliche KönigstochNr Luise von : Koburg. lieber die kranke Fürstentochter selbst dringen : nur spärliche Nachrichten in die Außenwelt, und diejenigen, die bekannt werden, sind zumeist unrichtig und entstellt. - Prinzessin Luise gehört keineswegs, wie man vielfach be- : hauptet, zu den „Unheilbaren", im Gegenteil, Geheimrat - Pierson, der Besitzer der Anstalt hofft, daß seine Patientin - schon in absehbarer Zeit die Anstalt als völlig geheilt und I gesund verlassen könne. Sehr häufig unternimmt die > Tochter König Leopolds von Belgien Waqcntouren in die > schöne Umgebung Dresdens. Sie benutzt in der Regel, nur von ihrer Hofdame oder Geheimrat Pierson begleitet, l eine Art Gig, ein zweirädriges Gefährt, das sie persönlich l leitet. Neuerdings spricht sie wieder sehr viel von ihren i Gläubigern. Die Prinzessin erfreut sich in der Umgegend i einer großen Popularität, und namentlich arme Leute er- , zählen manch schöne Episode von ihr, woraus hervorgeht, daß man es durchaus nicht mit einer „Unheilbaren" zu , tun hat. — Zu der Eisenbahnkatastrophe bei Rothen kirchen im sächsischen Vogtland«: werden uns im Anschluß an unsere bisherigen Berichte noch einige Einzelheiten ge schrieben: Als der Personenzug entgleiste, riß sich die Lokomotive los und fuhr noch mehr als 30 Meter ins Feld hinein, bis sie umschlug. Auch die Kuppelung mehrerer Wagen löste sich infolge der gewaltigen Er schütterung, und einige Wagen stürzten links, andere rechts von den Schienen zur Seite. Am schwersten beschädigt wurden die beiden ersten Wagen des Zuges; hier fand man die Tot.n und die am gefährlichsten verletzten Per sonen, aber auch in den anderen Abteilen trugen Passa giere Arm- und Beinbrüche, sowie starke Quetschungen davon. Die Feuerwehr von Rothenkirchen erschien schnell mit Verbandzeug, Wasser und Stärkungsmitteln, ein Hülfs- zug konnte aber erst verhältnismäßig spät requiriert werden, da an der Unfallstelle die Telephon- und Telegraphen- leitung unterbrochen worden war. Dem Lokomotivführer, der, wie schon gemeldet, wahrscheinlich das Unglück ver schuldet hat, wurde ein Ohr abgerissen, auch war er gestern ohne Bewußtsein. Angeblich hatte er die Geschwindigkeit des Zuges übermäßig beschleunigt, um eine Verspätung von 15 Minuten einzuholen. Der „Vogtl. Auz " giebt folgende Schilderung: „UnsereFeuerwehr wurde am Sonn tag, abends nach 10 Uhr, plötzlich auf Veranlassung des Gemeindevorstandes Müller alarmiert. Nicht die ver heerende Macht des Feuers zu dämpfen war der Zweck des Alarms, sondern den verunglückten Mitmenschen Hilfe zu leisten. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich im Orte die Kunde, daß der Abcndzug, der stark besetzt war, etwa 2 Kilometer hinter Rothenkirchen entgleist sei, und daß eine Anzahl Passagiere tot oder verletzt sei. Die Feuerwehrleute und die übrige hilfsbereite Bewohnerschaft Rothenkirchens eilte, mit Wasser, Kognak, Verbandszeug usw. ausgerüstet, an die Unglücksstelle. Es bot sich ihnen ein erschütterndes Bild. Herzzerreißend jammerten und klagten die Verletzten. Die Lokomotive des Zuges war an einer leichten Kurve entgleist und 36 Meter weit sit ein Haferfeld hiueingefahren, der Zug war infolge ddr eingetretenen Erschütterung zerrissen und die ersten beiden Wagen sind dabei nach rechts, der drifte nach links um- gefalleu. Die Angst- und Hilferufe der Fahrgäste schallten laut in die Nacht hinein; war doch ein großer Teil der Reisenden verwandt oder bekannt mit einander. So befand sich u. a. ein 74 Mann starker Verein aus Niederplanitz, der Rothenkirchen einen Besuch abgestattet hatte, in dem Zuge, ferner ein 44 Mann starker Verein aus Berkendorf. Die Folgen des Unglücks waren schrecklich. Von denJn- fassen des ersten Wagens wurden drei tot geborgen, und die Mehrzahl der übrigen ist schwer verletzt worden. Mit verhältnismäßig leichten Verletzungen sind die Insassen der übrigen Wagen davougckomweu, doch sind auch hier zahlreiche Arm- und Beinbrüche, Quetschungen usw. fest- zustcllen gewesen. Die Schwerverletzten wurden vorläufig in den noch auf den Schienen stehenden Wagen untergcbracht. Zuerst wurde das Unglück in Rothenkirchen bemerkt; die Kunde weiterzugeben, war zunächst unmöglich, da die Te- Icphonleitung bei der Entgleisung zerrissen worden war. Infolgedessen wurde das Unglück verhältnismäßig erst spät bekannt." Weitere Meldungen besagen: Zwickau, 17. August. Zu dem Eisenbahnunglück melden die Zwickauer Neuesten Nachrichten u. a.: Der zumeist mit Ausflügler« aus der Umgebung Zwickaus besetzte und aus zwölf Waggons bestehende Zug hatte in Rothenkirchen eine Verspätung von 15 Min. Um diese einzuholen, fuhr der Lokomotib- führcr mit beschleunigter Geschwindigkeit. Bei einer Kurve geriet der Zug aus den Schienen. Die Lokomotive und neun Wagen stürzten den Bahndamm hinunter. Ter Führer und der Heizer kamen unter die Maschine zu liegen, wurden aber anscheinend nicht schwer verletzt. Die meisten