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Tharandt, Wassen, Sieöenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Höhndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn. Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespsUene TorpuSzeile. Druck und Verlag von Marlin Berger tu Wlsdrufi. — Verantwortlich für die Redaktion Marlin Berger dalelbk. No. N3. Sonnabend, den 8. August 1W3. 62. Hahrg. hauptsächlich über die Flucht des in der Bestechungsaffaire entgegen, deren sich schon die Vorgänger des erlauchten Herrn auf Wettins Throne rühmen ourften. — König Georg hat im Laufe des nun vollendeten Lebensjahres verschiedenes Leid ersahren, das ihm namentlich durch die schmerzlichen Vorgänge im Schoße des sächsischen Königs hauses bereitet wurde. Dieselben wirkten auch auf die ohnehin etwas erschütterte Gesundheit des greisen Monarchen Nachtheilig ein, so daß er sich auf dringendes ärztliches Anrathen entschloß, im Frühjahr einen längeren Erholungs urlaub in dem Kurorte Gardone am Gardasee zu ver bringen. Erfreulicherweise konnte König Georg von dort Völlig nengekräftigt nach der Heimath zurückkehren, vei seinem Wiedereintreffen in Dresden wurde ihm von der Bevölkerung eine großartige Huldiguugsovation darge- bracht. Schmerzlich haben dm erlauchten Herrn auch die so ungünstigen Ergebnisse der diesjährigen Reichstags- Wahlen im Königreich Sachsen berührt, wie hieraus bczüg- LicheAeußerungcn erkennen ließen. Jndlffen darf sich der greise Monarch für versichert halten, daß ihm die aroke Kasse des Sach,envolkes trov alledem ih^L Treue auch fernerhin bewahren wird; in dieser Zuversicht geleiten den allverehrten König die besten und herzlichsten Wünsche für ihn und sein ganzes Haus in das anhebenve oeue Lebensjahr hinein. ReichsinvalidensondS und dem allgemeinen Pensionsfonds- Mit Interesse wird dem Ausfall der Reichslagsersatzwahl im Kreise Dcffau-Zerbst entgegengesehen, welcheinfolge de^ Ablebens des freisinnigen Abgeordneten Rösicke nolhwend/ä geworden ist. Die Wahl findet am 3. September statt, ie dürfte sich zu einer Probe auf das in letzter Zeit /rel' innigerseits ausgestellte Ex.mpel von der großen liberalen Par:e> gestalten. In Berlin tagt seit dem 5. August die internationale Konferenz für Funkentelegraphie unter Vor sitz des Umcrstaatssckretärs Sydow im Reichspost amte. Die nationalliberale Partei Preußens plant für Ende Sep tember die Abhaltung eines Delegntentages in Hannover. Der Kaiser traf am Nachmittag des 5. August auf seiner weiteren Heimfahrt entlang der norwegischen Küste, an Bord der „Hohenzollern" von Dronlheim kommend, in Bergen ein. Alsbald nach der Ankunft daselbst nahm er die Vorträge des-Chefs des Marinekabinets, sowie der Vertreter des Militärkabinets und des auswärtigen Amtes entgegen, lieber den Tag des Wiedereintreffens des hohen Herrn an der deutschen Küste ist auch jetzt noch nichts Zuverlässiges bekannt, man weiß nur, daß die Landung tu Wilhelmshafen erfolgen soll. Die Kaiserin, residirt mit den drei jüngsten kaiserlichen Kindern bis auf Weiteres noch in Cadinen; von dort aus beabsichtigt sie am 10. August einen Abstecher in das schlesische Ueberschwemmungs- gebiet zu unternehmen. — Kaiser Wilhelm trifft nach den neuesten Festfitzungen am 18. September zu einem Besuche beim Kaiser Franz Joseph in Wien ein. Was die mannig fachen Berichte über eine im Spätsommer oder Herbst be vorstehende Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und dem König Lou England aubelangt, so scheinen sie sämmtlich der Begründung zu entbehren. Seck Dienstag besitzt also die römisch-katholische Christenheit wieder ein neues geistliches Oberhaupt in der Person Papst Pius X., des bisherigen Kardinals Sarto, Patriarchen von Venedig In der öffentlichen Meinung, nicht nur der katholischen, sondern theilweise auch der evangelischen Staaten bringt man dem neuen Papste über wiegend große Hoffnungen und Erwartungen entgegen; vor allem glarbt man, daß er ein ausgesprochner Friedens papst sein werde. Indessen muß denn doch immerhin ab gewartet werden, wie sich Pius X. eigentlich geben und ob er wirklich als Pontifex Maximus nur versöhnlichen und friedfertigen Anschauungen huldigen wird. Wie römische Blätter melden, richtete Ministerpräsident Zanar- delli an die Präfekten nachstehendes Telegramm: „Der neue Papst hat urs seine Wahl nicht mitgetheilt, ich be nachrichtige sie daher, daß die Staatsbeamten an den kirchlichen Feiern, Ue aus dem Anlasse dieser Wabl st.ttt- ftnden werden, nichttheilnehmen können." Demnach scheint Pius X. gesonnen zu sein, trotz der guten Beziehungen, die er als Patriarch von Venedig zur italienischen Regier ung pflog, die Pcoteflpolitik des Vatikans gegenüber dem italienischen Staat fortzusetzen. — Die Krönung des neuen Papstes findet endgültig am 9. August statt. Noch am Abend des 4. August gingen von Rom die ersten von PiusX. unterzeichuelenamtlichen Schriftstücke ab; dieselben enthielten die offizielle Mtttheilung des Papstes an die fremden Regierungen mer seine Wahl. Letztere ist mit 50 Stimmen erfolgt. Rampolla erhielt 10 und Gotti 2 Stimmen. Das Gerücht. Oesterreich habe im Konklave durch den Kardinal Erzbischof von Wien, Gruscha, Veto gegen die Kandidatur Rrmpollas einlegen lassen, be stätigt sich. Die in Ungarn buch den bekannten Bestechungs skandal hervorgerufene polstische Krists steht vor ihrer Entscheidung. Am Donnerstag hat Ministerpräsident Graf Khuen-Hederwary dem Kaifir Franz Joseph Vortrag in dieser Angelegenheit gehalten; ob Graf Khuen-Hederwary hierbei etwa seine Demission angeboten hat, das wird man ja bald hören. Inzwischen setzt die parlamentarische politische »«nsscha». Die politische Tagcsdiskussion muß sich bet uns m Deutschland in Ermangelung wirklich wichtiger Dyemata Lon aktuellem Interesse mit allerhand Lückenbüßern behelfen. So erörtert man in den verschiedenen Partcilagern fort gesetzt. die ja immerhin interessante Frage eines sozial demokratischen Vizepräsidenten im Reichstage, nach Lage der Dinge kann aber diese gesammte Polemik, namentlich tn Anbetracht des in dieser Angelegenheit unter den sozial demokratischen Führern selber herrschenden Zwiespaltes, einstweilen kein positives Ergebniß zeitigen. Vielbesprochen werwen m der Tagespreise auch noch die mit der jüngsten "^Erophe zusammenhängenden Vorgänge mit polmfchem Beigeschmack, die behaupteten Meinungs verschiedenheiten im Schootze des preußischen Staats- minifterlums. Möglicherweise ist doch etwas von diesen „Unstimmigkeiten" in der Regierung, da Ministerpräsident Graf Bulow dem Kaiser unmittelbar nach dessen Heimkehr aus Norwegen einen Vortrag betreffs der Hochwasseran gelegenheiten zu haltengedenkt. Einen gerade nicht sonder lich erfreulichen Ausblick auf den neuen Reichshaushalts- etat eröffnen die „Berl. Pol. Nachr." Das ministerielle Sonnabend, womit der erlauchte Monarch seinen zweiten G'burtstag als Sachsens Herrscher feiert. Wenig über -ei" Jahr ist es her, daß König Georg die Krone trägt, ober schon diese verhällnißmäßig kurze Spanne Zeit hat genügt, um erkennen zu lassen, wie ernst der greise Fürst seine Negentenpflichten nimmt und wie er aufrichtig bestrebt ist, das Wohl seines treuen Sachsenlandes zu föroern. Die Erkenntniß von solchem Entschlusse König Georgs bricht sich denn auch in immer weiteren Kreisen unseres Volkes Babu und bat sicherlich nicht wenig mit zu dem Warmen und begeisterten Empfange bcigetragen, welcher dem verehrten Monarchen in allen von ihm bislang mit einem Besuche beehrten Landesiheilen bereitet worden ist. Sic lebt und grünt eben immer noch fröhlich weiter, die alte Sachsenireue, die tiefgegründete Anhänglichkeit unseres ' Volkes an sein edles Herrscherhaus und dessen obersten Vertreter, wenngleich manche betrübenden Erscheinungen der jüngsten Zeit darauf hindeuten könnten, daß das monarchische Gefühl in Sachsens Bevölkerung nicht mehr so kräftig sei wie früher. Aber im Grunde ist das fach- ffsche Volk selbst in jenen Schichten, die anscheinend dem stark demokratischen Zuge unserer Zeit folgen, noch immer Io königslreu gesinnt, als einst, und so trägt es auch König Georg jene wohlverdiente Liebe und Anhänglichkeit 'Zürn ! Preßorgan weist darauf hin, daß für das Eiatsjahr 1904! Untersuchungskommission in Pest die Vernehmungen in ItM <1. 'eine Erhöhung der Ausgaben an verschiedenen Stellen desidieser ominösen Angelegenheit fort. Am Mittwoch verhörte " Sein 71 L-b-nSi^ R"chshaushallselats nicht zu vermeiden fei, namentlich sie unter andern den Pester Polizeichef Rudney, dec. sich na n der Invalidität«^ der. Reichsschuld,, dem ' soviel genanntenehemaligenAbgeordnetenDienes verbreitete. Von Frankreich aus wird der Mitwelt großes Heil verkündet.' Laut einem Schreiben des Abgeordneten Destour- nelles an den Minister Delcassö, hat die Londoner Reise der Schiedsgerichtsgruppe des französischen Parlaments den Zweck verfolgt, die Engländer zu bestimmen, sich mit Frankreich und Rußland wegen Begrenzung der Militär lasten ins Einvernehmen zu setzen. Ferner soll sich Delcaffs bei seiner kürzlichen Anwesenheit in London mit den Mi- nistern Landsdowen und Chamberlain über folgende Punkte verständigt haben: Abschluß eines Schiedsgerichtsoertrages, Begrenzung der Maiineausgaben Frankreichs und Eng lands im Einverständnisse mit Rußland, Beilegung der diplomatischen Schwierigkeiten. - - „Die Botschaft hör' ich wohl, allein ' Das amerikanische nordatlantische Geschwader wird, wie verlautet, von Rußland zu einem Besuche in Kron stadt im Jahre 1904 eingeladen werden. In Macedonien nimmt das Bandenunwesen wieder bedenklich überhand, infolgedessen die Pforte schleunigst wieder militärische Verstärkungen nach verschiedenen Punkten Macedoniens beorderte. Zugleich wurden auf der Bahn linie Saloniki-Monastir von Rebellenbanden neue Attentate und Ausschreitungen begangen. Aus dem britischen Gebiet am Pellyflusse, einem Nebenflüsse des Inkan, wird die Entdeckung überaus reicher Goldfelder gemeldet. Ferner wurden bei Port Simpson in Viktoria große Kohlenlager entdeckt. Aurze Chronik. Das Malheur des sibirischen Telegraphen. Ueber die bösen Folgen eines verspätet und verstümmelt eingetroffenenTelegramms wird aus Petersburg geschrieben: Ein sehr wichtiges Telegramm, das durch den sibirischen Telegraphen übermittelt wurde, ist in Petersburg so ver stümmelt eingetroffen, daß es ganz unverständlich blieb. Das Telegramm, das 1600 Worte hatte, kam aus Japan und war für den Zaren persönlich bestimmt; es kam aber' erst drei Tage nach seiner Absendung in der Hauptstadt an und halte dann, zumal da es, wie erwähnt, noch v er stümmelt war, jeden Werth verloren. Der Zar ordnete sofort an, daß die Chefs der Post- und Telegraphenver waltungen in Irkutsk, Blagoweschtschensk, Wlabiwostock und Ssamara ihres Amtes enthoben werden sollten. Weitere Maßregelungen stehen bevor: man spricht davon, daß auf der ganzen Strecke des sibirischen Telegraphen bis nach Kasan herunter die Chefs der Telegraphenämter entlassen werden sollen. Dragas Schwestern gehen nicht aufs Brettl! Verschiedene Blät-er hatten kürzlich die Meldung eines ausländischen Blattes wiedergegeben, daß die jüngste Schwester der Königin Draga sich anschicke, nächsten Winter auf den Brettern von Tingeltangeln in großen europäischen Städten zu erzählen und zu mimen, was in der Schrcckens- nacht vom 10. zum 11. Juni in Belgrad verübt wurde. Nun schreibt Fräulein Gjena Lunjewitza an das Pariser „Journal", das sei eine niederträchtige Verleumdung; sie und ihre überlebende Schwester haben niemals daran ge dacht, auf so unwürdige Weise die Wesen zu rächen, oie ihnen am theuersten waren. Morphiumvergiftung. Einen schrecklichen Tod fand, wie aus Würzburg gemeldet wird, der Maurer Fr. Baumeister in dem Dorfe Rimpar. Er war von einem Neubau gestürzt und brach hierbei vier Rippen. Der behandelnde Arzt verordnete wenige Tropfen Mor- phium. In seinem Uebereifer trank jedoch der Patient das ganze Gläschen in einem Zuge aus. Die Folge davon war sein alsbaldiger, qualvoller Tod. Die Typhus erkrankungen unter den 400 Kindern, die unter Führung von Lehrern während der Ferien in einem Holze bei Braunschweig Waldspiele geübt haben.