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vptll I» vlia. I>»>^^I^1X20^0<rL^^XrL<S2-2L-2L<ri>-2I>^2^2<2L^L^2 Peter I., König von Serbien. Durch die entsetzlichen Vorgänge in der Blutnacht im Belgrader Konak wurde der letzte Sproß des Hauses Obrenowitsch gestürzt. Mit unheimlicher Gründlichkeit hatte die meuternde Armee ihr grauenvolles, seit Monaten mit größter Umsicht vorbereitetes Werk zur Ausführung gebracht. Die Ein zelheiten jener Schreckensnacht sind hinläng lich bekannt, so daß ein nochmaliges Ein gehen darauf erübrigt. Auch die Tat als solche hat — natürlicherweise — in allen civilisierten Ländern eine so unbedingte Verurteilung erfahren, daß alle Reminis- cenzen, die man vom psychischen Stand punkte aus an das fluchwürdige, allen Ge setzen der Menschlichkeit und Kultur Hohn sprechende Verbrechen knüpfen wollte, über flüssig erscheinen. Im Vordergründe des Interesses steht heute nur noch der Nach folger des ermordeten Alexander, Peter Karageorgiewitsch, der das zweifelhafte Glück genießt, sein Königtum der einstim migen Wahl eines Volkes zu danken, das mit Ruhe und Kaltblütigkeit die Hinmetze- lung seines einstigen Herrscherpaares und ihrer Getreuen geschehen ließ und wenige Stunden nach der Bluttat die Straßen schmückte und den Mördern zujubelte. Peter I., wie er sich nach seiner Thron besteigung nennt, ist der älteste Sohn des im Jahre 1885 zu Temesvar im Exil ver storbenen Fürsten Alexander Karageorgie witsch, der als Nachfolger des abgedankten Michail Obrenowitsch von 1842—58 über Serbien regierte, und ein Enkel jenes Kara- george, der am 1. Februar 1804 von den Spiele. Auch der Vater des jetzigen Kö nigs mußte abdanken, obgleich ihm nicht be stritten werden kann, daß gerade unter sei ner Regierung und speziell seinen Jnitia- König Peter I. von Serbien. tiven folgend das Land eine Epoche wirt schaftlichen Aufschwungs durchmachte. Doch die extrem nationalistische Partei warf dem Fürsten zu weitgehende Nachgiebigkeit der hohen Pforte gegenüber vor und zwang ihn am 21. Dezember 1858 zur Abdankung. Viel Mut und die Aussicht auf eine lange Freiwilliger in das französische Heer und zeichnete sich verschiedentlich hervorragend aus, sodaß ihm das Kreuz der Ehrenlegion verliehen werden konnte. Eine Episode aus jenen Tagen verdient der Vergessenheit ent rissen zu werden. In den letzten Tagen des Monats September 1870 wurde in Bour ges das 15. französische Korps unter Ge neral de la Motterouge gebildet. Es hatte zuerst in Orleans festen Fuß gefaßt, mutzte sich dann aber auf Bourges zurückziehen. Den Rückzug sollte ein 5000 Mann starker Nachtrab unter Oberstleutnant de Jouffroy decken. Zu diesem Nachtrab gehörte auch das 5. Bataillon der Fremdenlegion unter Arago. Prinz Peter Karageorgiewitsch, der am 25. September zum Unterleutnant er nannt worden war, stand in der 1. Kom pagnie des Bataillons, die in der Vorstadt Bannier dem General von der Tann den Weg versperren sollte. Der Kampf, der sich entspann, war so heftig, daß von den 1200 Mann der Legion 500 getötet oder perwundet und 300 gefangen genommen wurden. Der Rest, darunter auch Peter Karageorgiewitsch, erreichte das linke Loire ufer. Der Prinz wurde später dem Stabe der 1. Division des 18. Korps zugeteilt und dekoriert. Im März 1871 trat er aus dem französischen Heeresverbande aus. In einem Schreiben an den Kriegsminister er klärte er, daß er mit Leib und Seele neben seinen ehemaligen Kameraden von Saint- Cyr gekämpft habe, denn er liebe Frankreich und werde es immer lieben. Die Wogen des öffentlichen Lebens nahmen nun den Der neue Königspalast und der Konak in Belgrad. serbischen Aufständischen zum Führer er wählt und schließlich von der Skupschtina zum Oberhaupt der Nation ausgerufen wurde. Karageorge starb von Mörderhand am 25. Juli 1817 zu Semendria auf Ver anlassung Milosch Obrenowitsch', des Ahn herrn der zweiten nationalen Dynastie Ser biens und Vorfahren des letztermordeten Königs Alexander. Geradezu wunderbar erscheint es, mit welcher Regelmäßigkeit dir beiden Dyna stien sich aus dem serbischen Thron folgten. Stet? batte das Volk seine Hand dabei im und ruhige Regierungszeit dürfte also die Geschichte der Könige Serbiens dem neuen Herrscher nicht erwecken. Peter Karageorgiewitsch ist 1846 zu Bel grad geboren und verlebte hier als Kron prinz seine Knabenjahre bis kurz vor der Abdankung seines Vaters. Von hier kam er zum Lyzeum Sie. Barbe in Genf und danach auf die Militärschule zu St. Cyr und auf di« französische Generalstabsschule in Paris, welch letztere ihn bis 1867 zu ih ren Schülern zählte. Bei Ausbruch des deutsch-französischen Krieges trat er als jungen Prinzen auf und erst 1876 trat er wieder besonders hervor, als er sich mit einer selbstgeworbenen Freischar an dem in Bosnien ausgebrochenen Aufstand betei ligte. Als aber Milan Obrenowitsch der Türkei den Krieg erklärte, ging Peter nach Paris zurück und heiratete 1883 die Prin zessin Zorka von Montenegro, die 1890 starb. Dieser Ehe entsprangen eine Toch ter, Helene, die achtzehn Jahre alt, und zwei Söhne, Georg (geboren 1887) und Alexander (geboren 1888), die im Pagen korps in St. Petersburg erzogen werden.