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«<Il I» »na. »^»»^^»»I/VS^L'^L^L^L-VL^Vr'IXrVDIXSL^L^S^ Sie kann's nicht hören, wenn man auf ihn schilt! Da kann man's ja bei seinem frommen Glauben lassen, das arme Ding! S' mag mit der Lieb' ja wohl gewesen sein, wie sie es glaubt! Wenn sie beisam men durch das Dorf gegangen sind und er sonst nichts als nur ihr rosiges Gesichtel zu sehen schien, da hätte man's meinen dürfen, daß er große Stücke auf sie hielt! — Dann aber hat sich das Blatt gewend't! Da draußen in der Welt muß wohl die Treu' so gor viel leichter wiegen, als die Liebe!! — — Da ist's halt besser hier in unsern stillen Bergen!" Der Gast bot der Wirtin die Hand zum Guten Abend, ihre Erzählung hatte ihn tiefer bewegt, als er sich's merken lassen wollte. — — „Sie kann's nicht vergessen, wie glück lich sie in seiner Lieb' gewesen!" ... Es er griff ihn mächtiger, das rührende Erinnern dieser jungen Menschenseelc, als aller Schmerz, den sie so früh durchkämpfen mußte! Er sah sie, wie schlicht und einfach sie auch war,' jenes große Geheimnis enthüllen, über welches das Leben so oft seine dichten Schleier deckt. In ihrer Herzensdemut zeigte sie's, was wahre Liebe eines Weibes ist! — Ja! — Sie hatte ihn tief bewegt, diese kleine, einfache Geschichte, die er gleichsam miterlebt, und selbst die alten Leute lernen niemals aus im Leben! — Noch einmal, zum letztenmal, hat ihn sein Weg am Rosenhäuschen vorbei geführt, aber die Annie Noland saß nicht am Fenster. Sie war nirgends zu sehen, nur das Sonnenlicht färbte wie gewöhnlich mit sei nem rosigen Schimmer die weißen Blumen. Sie mußte fortgegangen sein, — ihr liebes Gesichtchen fehlte ihm zwischen den grünen Ranken, und dieses Mal ging er ihr nach, der alte, unbekannte Freund'! Man hatte es ihm gesagt, wohin sie gegan gen, man hatte ihm auch den Ort gezeigt . . . Es war der friedlichste Platz des Dorfes, der Gottesacker, und ^u Häupten des Hügels, unter dem sie schlief, blühte in üppiger Schönheit ein weißer Rosenstrauch! Ein kleiner Vogel zwitscherte auf dem hölzernen Kreuz und pickte von Zeit zu Zeit nach den Marienwürmchen, die in den Blu men saßen. Er flog erschreckt empor, als sich der fremde Mann dem Grabe näherte. Seine Hellen Aeuglein blickten neugierig dem Ruhestörer nach. Was konnte er hier wollen an dem Ort des Friedens? — Er wollte weiter nichts, als zu der Annie Roland gehen, von der ihm die Leute im Dorf erzählt, daß sie im vorigen Jahr am „gebrochenen Herzen" gestorben! Er wollte es mit seinen eignen Augen sehen, das stille Grab. Er hatte nicht glauben können, daß dies emporblühende, junge Leben ihm vorange gangen in die Ewigkeit. — Und er stand lange neben dem weißen Rosenstrauch . . . . Vielleicht hatten sie recht gehabt, die ein fachen Leute, die ihm die Ursache dieses frü hen Todes genannt, - — Menschenherzen „brechen" zuweilen! Nicht oft geschieht's, denn tausende besitzen überhaupt kein Herz, und tausende, wenn sie den ersten Schlag er tragen, sind stark genug, auch heldenmütig zu entsagen. Sie ringen sich aus eigener Kraft empor zur Versöhnung und zum Frieden! — Aber es gibt solche, welche Gott mit einer großen Ausdauer der Liebe und keiner andern Stärke begabt hat, sanfte, gefühl volle Wesen, die wie Kletterpflanzen, wenn sie eine Stütze finden, üppig erblühen, die aber, wenn man sie gewaltsam von dieser Stütze trennt, dahinwelken und sterben! Die Außenwelt bemerkt das vielleicht nicht! — Sie schreibt die Anzeichen des Todes un zähligen andern Ursachen zu, körperlicher Schwäche, irdischem Unglück, — die wahre Ursache aber ist gebrochenes Herz! — Die kleine Annie hatte nicht an der Schwindsucht gelitten, denn die Aerzte ver mochten keinen Fehler an der Lunge zu ent decken. Sie war vor zwei Sommern noch ein glückliches, gesundes Menschenkind gewesen, bis ganz Plötzlich über Nacht ein Reif auf ihr blühendes Leben gefallen war. Der hatte, wie die Nachbarsleute mein ten, ihr „Herzel gebrochen!" Sie hatte nie über Schmerzen geklagt, sie war nur dahingewelkt, — — eine vom Sturm entblätterte Rose! Die Sonne sank .... dos hölzerne Kreuz wies stumm gen Himmel! Das Vöglein zwitscherte . . . . An dieser Stelle gab es nichts als lauter Frieden! — Der alte Mann nahm seinen Hut vom Haar, er pflückte ein Röslein von dem Rosen busch, und dabei gingen ihm die Augen über. „ Wenn meine Geschichte erfunden wäre, so würde dies wohl der Schluß gewesen sein! Nun sie auf einer Tatfache beruht, sprach nicht die Poesie, sondern das Leben, wie es nun einmal ist, den Schluß! . . . Viele Jahre waren seit dieser letzten Reise in das kleine Gebirgsdorf verflossen! Unser alter Freund hatte es nicht wieder- gesehen, seine Geschäfte, hatten ihn nicht wieder in jene Gegend geführt. Die arme Annie Roland war nicht von ihm vergessen worden, aber die wechselvollen Führungen, die arbeitsvolle Tätigkeit seines eignen Lebens, hatten ihre Gestalt ihm ferner gerückt. Er dachte ihrer, wie man bisweilen einer Episode gedenkt, welche unvergeßlich bleiben wird, weil sie das Edlere in uns berührt, weil sie gleichsam einen lichten Schein über das Dunkel unseres Erdenlebens wirft! — Es war auf einer seiner größern Reisen, das Meer lag zwischen ihm und der deutschen Heimat, da wurde er noch einmal mit ergrei fender Deutlichkeit an sie erinnert. Mitten im Trubel des Weltlebens, mitten in dem Lärm einer großen Stadt, welcher die Nacht dem Tagesleben gleichen läßt, sollte noch einmal das Bild jener „Weißen Rose" vor ihm auferblühen, in seiner alten Lieblichkeit, die selbst die tiefste Nacht doch nicht verdunkeln konnte. Es war in einer Weinstube, in der sich allabendlich ein großer Kreis der sogenannten „bessern" Gesellschaft zu versammeln Pflegte. Die elektrischen Flammen verliehen mit ihrem blassen Licht den erhitzten Gesichtern der lebhaft debattierenden Herren ein merk würdiges Aussehen! — — Lautes Lachen, lose Scherze, tönten wirr durcheinander! — Ein prickelndes Anekdötchen Uber das andre gab's zu hören, eine weinselige Zunge nach der andern brach leichtfertig den Stab über Frauenehre, über Liebe und Leben! Besonders ein Herr, in den Mittlern Jahren stehend, ein auffallend schöner Mann, um Kopfeslänge seine Zechgenossen über ragend, schien absichtlich den Preis davon tragen zu wollen. Er lachte noch lauter, er erzählte noch pikanter als die andern! — „Ideale? .... Liebe?" .... wiederholte er, ein neues Glas hinunter- stürzend, — — „Meine Herren, ich habe sie faktisch auch einmal gekannt! — Ich hab' einmal ein Mädel geküßt, als toller Bursch, wie's Ihnen allen schwerlich in den Weg gelaufen ist! — Ein Mädel, meine Herren, das mit sei nen Rosenwangen und mit seinen Rosen lippen sicher für die Ideale paßte!!! Meine Herren! Da hab' ich ein mal „ideal" geküßt!" — — Ein schallendes Gelächter lohnte den Schlußsatz dieser Rode; — die Gläser klan gen ineinander — „Und doch mit realistischem Ende?" — Der Sprecher bemerkte nicht die Ironie dieser Frage, oder er wollte sie nicht be merken. Was hätte hier auch einer vor dem andern zu erröten gebraucht? — — „Meine Herren, reichen Sie mir die Palme, denn ich rettete meine Ideale!" — rief er aus, — „das Schicksal hielt seinem Liebling die Wage! —. Ein Schulmeisters- töchterlein und ein Grafenkind! — — Ein leichtgläubig' Mädelherz und ein Säckel mit Goldstücken! .... Die Wage sank! ..... Lassen Sie uns anstoßen, meine Herren! — Was macht's, wenn ich ein Mädel küßte, das eine kurze Zeit mich an Ideale glauben ließ? Längst wird es sich getröstet haben, und das Gras wächst darüber!" — — — „Vivat!" — brüllte der lustige Chor. — „Es leben die Ideale unsres Bau meisters!" — Der Gefeierte sprang empor. Er schwenkte sein Glas in der Luft und die Adern an seinen Schläfen schwollen bis zum Zerspringen. -—„Es lebe das Annelie aus dem Rosen haus!" — Mit diesen Worten stürzte er ein neues Glas hinunter. Seine Augen aber hingen wie gebannt an einem alten Mann mit weißem Haar, der an einem Tisch ihm gegenüber saß. — „Schurke!" ..... rief dieser Alte mit bebender Stimme und warf dem Zecher eine vertrocknete Blume ins Gesicht, — — „Da, nimm die Rose hier von ihrem Gäab!" Totenstille herrschte in dem Raum, — der andre erbleichte, -— er starrte dem Frem den nach, der das Lokal verließ, als habe er einen Geist gesehen. — Er suchte mit zittern der Hand nach der verwelkten Rose, die zu Boden gefallen war, dann sank er schwer auf seinen Sitz zurück. — Der Greis ging in die Nacht hinaus und das alte Herz sehnte sich mehr denn je nach Licht für die Rätsel dieses Lebens! — ! — Die Ewigkeit allein wird sic uns einst entbüllen! könnte zu viel — aber es waren eben gerade genug. Ich war von jeher der Meinung, daß cs bei Kindern nicht einzig und allein auf die Quantität an kommt, sondern vor allem auf die Qualität, und — „es sind die besten und gebildetsten Kinder aus der ganzen Stadt" — so sagte Mein Sreuna MeniZcvnelaer. Eine Kindergeschichte von WsN. waren mit der Zeit drei gewor- S den. Nicht, daß man sagen