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Zweites Blatt. «MM K «W Warandt, flossen, Sieöenlehn und die Amgegendm. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff- sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttannederg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Höhndorf, Käuflich, Keffelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdorf, Pobrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf, Steinbach bei Mohorn, — Seeligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistrovv, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal uns zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Iuserlionspreis 15 Pfg. vro viergesp-eltme Lorpuszeil?. t uü Beria,I Nau D.arlill Berber tu WtMdmn. — Bcraalworürw lür ütr Rcvatru.^. rXarliu Belger -^ii^.rr. No. 66. Sonnabend, den 13. Juni 1W3, 62. Sahrg. Ium 1. Sonntage n. Trinitatis. 1. Joh. 4, 16: Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott und Gott in ihm. Wer fühlt nicht diesen Worten ab, daß sie von dem Jünger der Liebe herrührcn, von dem Jünger, den der Herr lieb hatte, der an Jesu Brust lag, dessen Seele von seinem Geist am tiefsten und lebendigsten durchdrungen war! — „Gott ist die Liebe" — und wenn er uns weiter nichts sagte, als dieses Wort, so wäre es genug, denn in diesem Woite liegt ja Alles, di-s Went cuihüllt nus wahrhaftig die Tuffen der Gottheit, in diesem Wörle Hube» wir Zeil unseres Leoens zu lernen, in dieses Wort uns täglich tiefer zu versenken, gleich wie Johannes sich ohne Unterlaß von Jesus hat in das Geheimniß der großen, seligen GotleSliebe hineinführen lassen. Ja, wir werden hienicden nicht auslernen, dazu gehört die Ewigkeit. Denn es wird nach Millionen von Jahren auch jenseits immer wieder heißen: Gott ist die Liebe! Und das wird der Grundton alles Lobpreises in alle Ewigkeit sein, wenn wir dort ohne Hülle in voller Wahrheit in der seligen Ewigkeit einen Blick in das Meer der göttlichen Liebe thun werden. Gott ist die Liebe! Nicht bloß liebreich, liebevoll ist Gott, so daß wir viel Liebe in ihm ahnen, von ihm er warten dürfen; nein, er ist die Liede selbst, sein ganzes Wesen ist Liebe und die Liebe macht sein Wesen aus. Seine Ewigkeit, seine Heiligkeit, Gerechtigkeit, Allmacht, Allgegenwart, jede seiner Eigenschaften ist Liebe, von Liebe durchdrungen, in Liebe verbunden. Er ist die ewige, heilige, gerechte, allmächtige, allgegenwärtige, unbegreifliche Liebe. Die Liebe ist das Band der Vollkommenheit. Gott ist die Liebe! Nur in ihm, sonst nirgends giebt es Liebe. Wo Liede sich findet in der ganzen Welt, da ist sie von Golt; und in jeder Offenbarung und Erweisung Vie Sonne. 31 Noman von Anton Freiherr von Perfall. Ringclmann hatte sich mit säst beunruhigender Gelassen heit in dar Unvermeidliche gefügt, die Liste der Eingeladenen ohne weitere Kritik, sogar mit einem sonderbar ver chmitzten Lächeln hmgenommen. Auf die Frage der Gattin bei Tische, ob er wirklich noch gesonnen seh ihr dre Schmach anzuthun und den Abend im goldenen Baren zuzubringen, versprach er sein Erscheinen, nur erlaube er sich ebenfalls, einen Gast zu bringen. Vergebens drang Ottilie, beunruhigt durch die Art, wie er das sagte, in ibn, doch den Namen zu nennen. ,Du wirst mir doch nicht Zutrauen, daß ich einen Un würdigen in diesen vornehmen Kreis bringe. Laß mi» doch eine kleine Ueberraschung!" Alles Drängen war umsonst; zuletzt glaubte Frau Ottilie selbst, ihr Gatte habe eine ganz hervorragende Persönlichkeit, um si« auszustechen. Johanna glühte vor Erregung, als sie in ihrem kleinen Zimmer, dar, überfüllt von heretngestopsten Möbeln und Betten, einem Trödelladen glich, Toilette machte. Sie hatte dasselbe Rosakleid gewählt, welches sie beim Nbschiedsfeste im „Adler" trug; trotz dem Widerspruche der Mama ließ sie sich das nicht nehmen. Das Urtheil der Herrn Marius war noch nicht vergeßen, daran konnte die Stadt nichts ändern und alle Berühmtheiten. Und mit dem Kleide kamen die alten Erinnerungen, die Thräncn traten ihr in die Augen, trotz der erwartungsvollen Freude, die ihr Herz schwellte, als sie sich im Spiegel betrachtete. War sie denn wirklich noch dieselbe Johanna» Sie prüfte jeden Zug. Etwas älter war sie ge worden. In sechs Monaten! Sie mußte lachen. — Und voch! Irgend etwas Fremdes blickte ihr aus dem Spiegel entgegen. Ich wette, Herr MariuS würde e» entdecken! — der Liebe begegnet uns Gott selber. Wo du Liebe er« . fährst, da hast du Gott zu danken, denn er ist freundlich : und seine Güte währet ewiglich. Wo es dir an Liebe fehlt, an Liebe in dir oder an anderer Liebe zu dir, an Gatten- oder Elternliebe, an Liebe zum Leben oder zum : Lcdensberuf, an Vaterlandsliebe oder an Feindesliebe, du kannst sie unr von Gott empfangen, nur von Gott erbitten. Wir müssen die Liebe bei der Liebe suchen. Gott ist dieLiebe! Also muß auch Alles, was von ihm kommt, lauter Liebe sein, lauter gute und vollkommene i Gäbe, lind Alles muß uns zum Segen gereichen; deine Zen, oein Staub, dein Beruf, deine Äruiuth, deine Ab hängigkeit, deine Verlassenheit, dein siecher Körper, die harten Schicksalsschläze, die schweren Verluste, die dich ge- troffen haben, Alles, was deine Lage, deinen Zustand aus macht - nimm es aus Gottes Hand und Gott wird dich effeuchten durch seinen Geist, und du wirst bekennen in Allem: Ja, Gott ist die Liebe! , Liebe, alles Liebe! Liebe, die uns zur Seligkeit erwählt ^ hat, Liebe, die uns unserer Seligkeit in Christo gewiß macht durch den heiligen Geist, Liebe, die uns in Christo Alles schenkt für Seele und Leib, für Zeit und Ewigkeit, Vergebung der Sünden, Frieden, Kraft und Stärke zu einem Wandel in der Heiligung, in der kindlichen Furcht des Herrn. Stehst du in dieser Liebe? Sie umgiebt dich ohne dein Zuthun wie die Luft. Aber hast du dich mit bewußtem Willen hineingestellt? Nur dann kannst ! du in der Liebe bleiben, nur dann selig sein in Zeit und ' Ewigkeit. Wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott ! und Gott in ihm. Das scheint leicht, einfach und selbst- i verständlich, so lange Alles wohl geht. Da singt die Seele so freudig: Ich will dich lieben, schönstes Licht, bis mir > das Herze bricht. Aber wenn die Tage kommen, die dir > nicht gefallen, wenn der Tod an deine Thür klopft und die Welt vergeht mit ihrer Lust — was dann? Da tritt Sie zog die langen seidenen Wimpern in die Höhe und blickte sich in die Augen, als ob es darin verborgen läge. „Sie können nichts Liebenswürdigere?, Schöneres werden, flüsterte sie vor sich hin. „Wer weiß — wenn er mich jetzt sähe Da ging die Glocke auf dem Flur. Sie erschrak. — Am Ende schon der erste Gast, und sie hatte ihre Frisur noch gar nicht beendet. Ein Mannesschritt wurde laut, dann ging die Thüre zum Salon. Sie öffnet« neugierig etwas die Thüre, um zu horchen. Ein erstaunter Ausruf der Mutter drang in ihr Ohr und dann: „Also Sie sind der geheimnißvolle Gast meines Mannes? Ach, dar ist ja reizend!" „Bedaure, gnädige Frau, aber Sie dürften sich irren; ich komme nicht als Gast, sondern nur zufällig. Ich dachte — doch ich komme wohl sehr zur Unzeit, wie ich sehe — ich möchte gewiß nicht stören — ich werde mir vielleicht morgen erlauben —" Johanna zitterten die Füße, und das Herz schlug ihr bis an die Kehle hinauf. — Die Stimme! „Allerdings, wir haben heute abend große Ge'ellsckast," erwiderte die Mutter. „Ich weiß nicht, ob Ihnen das ge rade — wir werden uns sehr freuen, wenn Cie morgen . ." Da eilte Johanna schon zur Thüre hinaus, mit aufgelöstem Haar, über den Gang, in den Salou. — Herr Marius stand vor ihr. Herr MariuS rief so freudig überrascht ihren Namen, daß sie jede Zurückhaltung vergaß und, ihrer unvoltendeicn Toilette gar nicht mehr gedenkend, stürmnch auf ihn zueilte, ihn mit Fragen und Ausdrücken ihrer Freude über sein Kom men überschüttete. MariuS vertiefte sich ganz in den Anblick dieser reizen den Jugend, die ihm entgegenblickie aus dem von lichtem Blondhaar umrahmten Mädchenaniltz. Der alte köstliche Schatz blickte noch unverkürzt aus diese» blaue» Augen. Fraul leicht an die Stelle der kindlichen Furcht die knechtische Furcht, und die hat Pein! Laß dich nicht irre machen. Gott ist und bleibt die Liebe. Wer Gott einmal in Christo Jesu liebgewonnen hat, den liebt er ewig, bei dem meints auch die Strafe gut. Fürchte sie nicht, küsse die züchtigende Hand deines Gottes. Lasse dich auch durch Menschen bosheit nicht aus der Liebe reißen. Bleibe in der Liebe, in der Liebe Gottes, so wird die Liebe Gottes in Jesu Christo dich regiereu, dich tragen, so daß in Wort und Werk und allem Wesen nur Liebe und sonst nichts zu lesen. Liebst du Gott? Kannst du iu Wahrheit sagen: Ich ward von Tag zu Tag eutzündst: je mehr ich lieb, je mehr ich find, daß ich dich lieben sollte! Hast du eine innige Zuneigung zu dem Herrn? Bist du geneigt, dich ganz dem Herrn zu weihen, nur ihm zu leben, und in der Liebe zu ihm und in tausend Liebesopfern deine Freude und deinen Frieden zu suchen? Kannst du darauf „ja" antworten, so darfst du unter dem Zeugniß des heiligen Geistes rühmen und sprechen: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, daß ich dich lieb habe. Rosenzauber. Novellette von Erich Ronzel. (Nachdruck verboten.) Heute mußte es sein — er halte stch's fest vorgenommcnl Wozu auch noch bas lange Zaudern? Ein kurzer Ent- schluß — und Alles war abgethan, während man durch langes Erwägen und zaghaftes Ueberiegen die Sache nur schlimmer machte. Ein Stück vom Herzen würde dabei mitgehen, das wußte er. Er hätte ihr ja auch schreiben können, dann ging es leichter — allein er wollte kein Feigling sein — er wollte es ihr sagen. So machte er sich Nachmittags 5 Uhr auf, aus seinem Ottilie stand diesem Sturm Ler Freude nutzlos gegenüber, und zu allem Ueberfluß kam eben noch Ringclmann herein mit einer lärmenden Begrüßung des Freundes. Er kam ihm gerade jetzt wie vom Himmel gesandt, der Abend war für ihn gerettet. An ein Fortgehen des Maler? war gar nickt zu denken. „Herr Marius ist also wirklich nicht Dein geheim nisvoller Gast?" fragte Frau Ottilie. „Wirklich nur ein glücklicher Zufall?" „O nein," erwiderte der Amtmann, mit einer wichtigen, vielversprechenden Miene. „Zügle nur Deine Neugierde, Ottilie!" Johanna mußte zu ihrer Toilette zurück, mit zitternder Hand steckte sie das volle Haar zurecht. Die Mutter kam mit einer Fülle voir Vcrhandlungsmaß- regeln, deren Mittelpunkt Herr Marius bildete. - „Der heutige Abend ist am wenigsten dazu geeignet, Langselder Reminiszenzen auszufrischen, Papa wird ohnehin darin sein übriges thun; Dir aber würde man es einfach als Taktlosigkeit anrechnen. Du mußt bedenken, daß Herr Ma rius eine sehr unbedeutende Nolle spielen wird. Vian wird 'ich sogar sehr wundern — aber meine Schuld ist es uichk. Kurz, Du weißt ja, was ich für Dich alles khne, nur für Dick, und wirst nicht undanlbar sein wollen. Graf Lcining schätzt Dich hock," setzte sie dann plötzlich hinzu, ihren Kc- dankengang verrathend. „Ich weiß cs von Ego», er würbe Dir eine zu große Vertraulichkeit mit dem Maler sehr übcl- nehmen. Ich kam, ihm da? auch nicht verrenken." „Aber, Mama, Du sprichst ia, als ob . ." „Ick weiß, ums ick weiß," schnitt Fran Ottilie Johan nas Nele ab nnd verließ das Zimmer, da eben wieder die Glocke ging. . Die »eine Freude Johannas wer zerstört, eine heftige Unrnhe ergriff sie. Die Worte der Mntter w.ihiten ihr ganzes Innere aus. Das war j > gerade refft, wenn er sie von allen Seile» gefeiert sah, das wird ihn aufuuteln.