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Im europäischen Wetterwinkel. Reisebriefe von Paul Lindenberg. (Nachdruck verboten.) XIII. H. König Carol von Rumänien. „Man muß den König lieben!" Dies Sturdza'sche Wort, während der letzten zwei Wochen hier in Rumänien auch von so vielen anderen Seiten vernommen, der Schreiber dieses verstand es doch erst in seiner ganzen Wahrheit von dem Augenblick an, als König Carol ihn mit gütigen Worten begrüßte. In seiner im linken Flügel des Palais gelegenenBibliothek, die an dasArbeitSzimmerdesHerrschers stößt, war es, ein hoheitsvoller Raum mit geschnitzten Eichenmöbeln, die Wände völlig bedeckt mitbüchergefüllten Regalen, aber auch mit manchen behaglichen Stellen und Nischen zum Plaudern, erlesen und traulich alles, mit dem sichtlichen Eindruck, daß diese literarischen Schätze nicht zur Staffage dienen. Der König trug die Helle Generalsuniform, ohne jegliches, weiteres Abzeichen; wie es in seinen blauen Augen von Güte des Herzens und Vornehmheit der Ge- sinnung leuchtet, so liegt auch ein gleich weicher, inniger Ton in dem Klang der warmen Sprache, so aufrichtig freundlich ist das ganze Wesen, von so gerader Männlich- keit sein Auftreten, von so schlichter Würde sein Sichgeben. Schnell, vom ersten Wort an, schwindet jegliche Befangen heit und öffnet sich weit das Herz, mit Lem Fürsten, der Großes geschaffen und sein reiches Wollen wie Können einem hohen Ziele gewidmet, vereint sich der edle, das Leben von seiner wahren Seite erfassende Mensch, dem jeglicher Hochmuth ebenso fern liegt wie falscher Prunk, der ein tiefes Verständniß hat für alle Fragen des Daseins, das ihm auch nicht bitteres Leid und der Sorgen viele erspart. Da aber zeigt sich gerade das harmonische, abgeklärte Wesen des Königs: kein Wort der Verbitterung, keins der Enttäuschung, wenn er gelegentlich von den ernsten Stunden spricht, die ihm das Geschick gebracht, von der Zeit des ersten Ringens und Kämpfens vor nunmehr siebenunddreißig Jahren, von der wahrlich nicht leicht gewesenen Neuformung der Dinge im jungen rumänischen Staate. Auch er er- wähnt, daß manch' scharfe Beurtheiler des heutigen Rumäniens kaum den richtigen Standpunkt einnehmen, indem sie einzig das Vorhandene betrachten und nicht das Gewesene berücksichtigen, der in verhältnißmäßig kurzer Zeit durchgeführten völligen Umgestaltung fast aller staat lichen und öffentlichen Einrichtungen, daß man auf der früheren recht schwachen Grundlage einen neuen Bau auf- führte, zu welchem man die Bausteine nicht aus der Ferne holen konnte, sondern sie sich im eigenen Lande schaffen mußte, so gut sie eben vorhanden waren. Mit freudiger Hervorhebung von Einzelheiten berichtet der König von den Erfolgen Rumäniens auf den verschiedensten Gebieten schaffensfroher Regsamkeit, wie man mehr und mehr be müht ist, die Bedürfnisse des Volkes im eigenen Lande herzustellen und welch' wesentliche Fortschritte da gerade in den jüngsten Jahren erzielt wurden, mit dem Wunsche, den ja auch alle anderen Kulturvölker theilen, sich in wirth- schaftlichcr Beziehung vom Auslande möglichst frei zu machen. Und wieviele dankbare Worte streut er dazwischen, indem er jener gedenkt, die ihn auf seinem Lebensweg be- gleitet und deren Mitwirkung eS ihm erleichterte, das von Anfang an gesteckte feste Ziel zu erreichen, mit welch' frohem Herzenstone spricht er von seiner Gemahlin und deren mannigfaltigen, wohlthätigen Bestrebungen zum Besten des Landes. In der von ihm lebhaft und zwanglos geführten Unterhaltung zeigt der Herrscher für alles Interesse, was überhaupt einen modernm Menschen interefsiren kann, dabei immer auf den Kern eingehend, und durch seine offene Liebenswürdigkeit stets von neuem zu Mittheilungen anregend, jedes Thema des näheren behandelnd, welches angeschlagen wird, mag es private Beziehungen beireffen, mag es sich um literarische Fragen drehen, um Reisen und Reisende, um allerhand Begebnisse und Erlebnisse, um Erinnerungen an berühmte und unberühmte Zeitgenossen, wobei der König ein außerordentliches Gedächtniß entwickelt für eine Fülle von Persönlichkeiten und Gesprächen, für weit zurückliegende Begegnungen und Episoden. Auch die Vielseitigkeit giebt sich durchaus natürlich, man merkt, ohne daß dies irgendwie bewußt zur Schau getragen wird, überall das umfassende Wissen und die erstaunliche Be lesenheit des Königs, der, wie ihm Nahestehende berichten, jedes nur einigermaßen erwähnenswerthe Werk politischen, geschichtlichen, militärischen Inhalts studirt, das auf dem deutschen, französischen und englischen Büchermarkt erscheint. Und wieviel anderen Lesestoff giebt's daneben noch zu be wältigen, wie genau müssen die sechzig Minuten jeder Stunde geregelt sein, um die hunderterlei Pflichten zu er fülle«, die stets von neuem an den König herantreten, für welchen der Tag sehr früh beginnt und sehr spät endet. So gewissenhaft er im großen ist, so auch im kleinen, und deshalb leistet er mit unermüdlicher, zielvoller Hingebung so vieles, erfüllt er seinen hohen Beruf, wie nur je ein Fürst, dem der Gott des Krieges den Lorbeer spendete und die Genien des Friedens die Palme reichten, seinen Beruf erfüllt hat. — Die Saat ist aufgegangen, die König Carol während eines langen Lebenswerkes gestreut. .An trüben Tagen hat es wahrlich nicht in demselben gefehlt, schwer war oft die Last der Krone, aber ihr Träger verzagte nicht und bestätigte die Worte, die er bald nach seinem am 22. Mai 1866 stattgefundenen Einzuge in Bukarest an seinen treuen Freund, den Kronprinzen und späteren Kaiser Friedrich, geschrieben: „Mit meinem besten Streben will ich mich bemühen, das herrliche Land, das ich jetzt das meinige nenne, und die fünf Millionen Menschen, die mir ihr Wohl anvertraut haben, einer glücklichen Zukunft ent gegenzuführen. Sind wir doch alle, jeder nach seinem Theile, Arbeiter an dem sausenden Webstuhl der Zeit, und meine Lebensaufgabe ist es jetzt, auf dem Vorposten abendländischer Kultur, auf den das Schicksal mich hier gestellt hat, mit meiner ganzen Kraft mitzuwirken an der .Gottheit lebendigem Kleid'." — Und gleichfalls an den Kronprinzen Friedrich waren die folgenden Zeilen gerichtet, als nach wuchtig-blutigem Ringen Rumänien frei und die Königskrone erworben worden war: „Dein warmgefühlter Brief war mir eine wirkliche Herzensfreude. Das schönste, was der liebe Gott in den Menschen hineingelegt hat, ist doch die Treue ." Diese Worte drücken gleich den vorangegangenen das innerste Wesen König Carol's aus: treu hat er immerdar die schweren Pflichten erfüllt, welche ihm die Regierung seines Landes auferlegt, treu ist er stets dem rumänischen Volk geblieben, vom ersten Augenblick an, wo sein Fuß rumänischen Boden betreten, Treue wahrte er aber auch seinem alten Heimathlande, das stolz auf den Sohn deutscher Erde ist, der in der Ferne unter den schwierigsten Verhältnissen einen neuen, für den europäischen Frieden wichtigen Kulturstaat geschaffen, und Treue hielt er jenen, die er für würdig seiner Liebe, seiner Freundschaft, seines Vertrauens erkannte. Vermischtes. * Schweres Brandunglück in einer englischen Lehranstalt. In dem berühmten Eton-College, dem vornehmsten Gymnasium Englands, brach in den ersten Stunden des Pfingstsonntages auf noch nicht ermittelte WeiseFeuer aus. Von denZöglingeu des Instituts schliefen einunddreihig in Elon, der Rest war auf Ferien gegangen. Als der Lehrer Kindersley, der Leiter der Anstalt, erwachte, fand er bereits alle Ausgänge durch Feuer und Qualm versperrt. Er schlug Lärm, und nun spielten sich ver zweifelte Szenen ab: Betten und Matratzen wurden aus den Fenstern geworfen und die Kinder der Kindersleyschen Familie, Gymnasiasten und Dienstboten sprangen zum Theil aus dem zweiten Stock hinab, wobei mehrere Verletzungen davontrugen. Sämmtliche Fenster der Schlafräume halten zuni Unglück eiserne Gitter, und die Thüren sollen ver- schlossen gewesen sein. Den meisten Knaben gelang es, die Eisenstäbe zu biegen und sich Hindurchzuzwängen, mit Entsetzen sah man jedoch wie der vierzehnjährige einzige Sohn eines Majors Horne sich vergeblich anstrengte, die glühenden Eisenstäbe zu biegen und dann in die brennende Stube sterbend zurücksank. Ein anderer vierzehnjähriger Knabe Lawson verbrannte in seinem Bett. Die Etoner und Windsorer Feuerwehr erschienen erst eine halbe Stunde nach Ausbruch des Feuers. Alle nöthigen Vorrichtungen zum Schutz gegen Feuersgefahr scheinen in dem Institut gefehlt zu haben und nur der größte Heroismus Kinders leys und einiger Knaben verhütete größeres Unglück. König Eouard und Königin Alexandra sandten sofort einen Courier von Windsor nach Eton, um Erkundigungen einzuholen und ihre Theilnahme auszudrücken. Sämmtliche Londoner Blätter sprechen ihre Entrüstung über die Nachlässigkeit der Behörden aus und machen darauf aufmerksam, daß die meisten Erziehungsanstalten in England vergitterte Schlafsäle besitzen. * Berlin. Zu demLustmorde an der13jähri- gen Lina Hoffmann wird gemeldet: Die Obduktion der Ermordeten wurde im Laufe des gestrigen Nachmittags in der Leichenhalle von Haselhorst durch den Kreisarzt, Me- dizinalrath Dr Jänicke und den praktischen Arzt Dr. Ve nediger ausgeführt. Die Staatsanwaltschaft vertrat Ge richtsassessor Dr. Stern, als Rekognoszenten erschienen der Onkel und Vormund des Mädchens, Monteur Annowski, und dessen Bruder. Das Protokoll über die Leichenöffnung mit allen Einzelheiten wird alsbald der Staatsanwalt schaft am Landgericht H zugestellt werden. Dr. Stern ertheilte nach der Feststellung sofort die Erlaubniß zur Beerdigung, so daß die Leiche noch gestern Nachmittag zur Ueberführung nach Berlin eingesargt werden konnte. Die Beerdigung soll auf dem St. Iohannes-Kirchhof erfolgen. Das Ergebniß der Leichenöffnung ist die Feststellung, daß Lustmord vorliegt. Der Mörder streckte das vergewaltigte Opfer durch einen Schlag auf den Kopf nieder und durch stach dann dem betäubten Kinde die Hauptader an der rechten Halsseite. Dieser Stich und andere Verletzungen am Gesicht, die bereits erwähnt wurden, rühren von einem spitzen, dolchartigen Messer her. Das rechte Bein ist kunst gerecht ausgeschnitten worden. Zur Auslösung aus dem Kugelgelenk bediente sich der Mörder entweder eines starken Messers oder eines Beiles. Auch das Becken ist zum Theil zertrümmert. Die Verstümmelung des Körpers wurde erst vorgenommen, nachdem der Tod durch Verblutung einge- treten war, und erinnert an die Ermordung des Gymna siasten Ernst Winter in Konitz, auch in bezug auf die Blutleere des Körpers. Das rechte Hosenbein, das über die verstümmelten Theile gelegt wurde, ist nur da blutig, wo es unmittelbar auf dem Munde auflag. Es ist kein Blut mehr durchgesickert, so daß die Schürze, die über das Hosenbein gelegt wurde, sauber blieb. Erst nach der Aus- blutung wurde die Leiche eingewickelt und ins Wasser ge worfen. Für einen Kampf mit dem Mörder giebt der Be fund keinen einzigen Anhalt. Bemerkenswerth ist, daß außer dem Rock auch beide Schuhe und Strümpfe fehlen. Das fehlende rechte Bein glaubt man in der Höhe des Fürstenbrunner Weges in der Spree treiben gesehen zu haben. Spandauer und Berliner Beamte suchen jetzt noch einmal beide Ufer ab. Die Ermittelungen in bezug auf den Thatort gehen nach drei Richtungen. Man rechnet damit, daß das Mädchen in Berlin getödtet worden sein kann. Die Möglichkeit, daß die hier ins Wasser geworfene Leiche nach dem Fundort getrieben wäre, ist nicht ausge schlossen, wenn auch zwischen Berlin und dem Fundort die Schleuse am Nonnendamm liegt. Immerhin dürfte aber irgend ein Fortschaffungswerkzeug, ein Wagen oder eme Karre nöthig gewesen sein, um die nicht kleine und leichte Leiche bis an das Ufer zu schaffen. Ferner denkt man daran, daß der Thatort ein Kahn gewesen sein kann, was allerdings wenig wahrscheinlich ist. Endlich kommt als Thatort irgend eine Stelle in der Jungfernheide, viel leicht die schon erwähnte auf der Uferböschung, in Betracht. Nach allen diesen Richtungen werden die eingehendsten Nachforschungen angestellt. Eine Sistirung, die gestern auf Grund von Angaben eines einwandfreien Zeugen vor genommen wurde, konnte nicht aufrecht erhalten werden. Vie Sonne. 25 Roman von Anton Freiherr von Perfall. „So, jetzt erzählen einmal Sie aus Ihrem Leben, Ihrem Berufe! Ich bin schon lange gespannt darauf. — Glauben Sie nur ja nicht, daß ich so unbeleseu bin!" Cie nannte ihm eine Auswahl ihrer Lektüre, die manche hochgestellte Dame hätte erröten machen können. Bald ging es ihm wie vor wenigen Tagen im Coupee Ringelmann gegenüber, der Eifer riß ihn mit fort. Er schilderte seine künstlerische Umwandlung, seine neuen Pläne, alles, was ihn bewegte. „Ich will der Wahrheit allein dienen, von nun an alle Schäden der Gesellschast schonungslos auioecken; für das Volk zu schreiben, ist jetzt mein ganzer Ehrgeiz," schloß er seine Rede. Barbara hatte ihm aufmerksam zugehörl; ost legte sie die Arbeit weg und betrachtete den jungen Diann an ihrer Seite mit sichtlichem Wohlgefallen. „Dar wäre freilich schön," erwiderte sie dann, „aber sehen Sie — ich bin ja am Ende ein ungebildetes Mädchen — aber aus dem Volke bin ich ja, für das Sie schreiben wollen — und nun muß ich Ihnen offen sagen, die Wahr heiten, die ich da ost zu lesen bekomme, die — die — will das Volk gar nicht und wird es nie wollen." „Welche Wahrheit meinen Sie damit?" fragte Treuberg. „Nun, diese täglichen Wahrheiten, die sich gar nicht be streiten lasten. Diese kahlen, kalten Zimmer, dieses ewige Regenwetter, diese Schimpfworte, diese ständigen Trunkenbolde, dies» garstigen Skandalgeschichten. — Das ist ja alles wahr, gewiß! Aber gerade wir Leute aus dem Volke wollen das nicht." „Ich versteht Sie ganz gut," erwiderte Treuberg. „Sie wollen Unterhaltung, romantisch» Liebespaare, die sich am Schluff» natürlich immer kriegen, prickelnd« Schilderung de» NeichthnmS, des Lebensgenüsse?. — O, ich hätte Ihnen reichlich damit auswarten können. Aber das ist eben der Irrthum, Fräulein Barbara. Wir sollen nicht unterhalten, sondern be ehren, ausklären, bessern. Das ist unsere Mission!" „Gut — soll sie sein!" erwiderte Barbara, ohne auf den Spott ihres Nachbarn weiter einzugehen. „Aber, mein ieber Herr, das müssen Sie doch begreifen. Wenn Sie all' das wollen, das Volk belehren, bessern, dann müssen Sie es doch vor allem unterhalten, sonst kommen Sie ja gar nicht so weit, weil das Volk sie gar nicht liest. Wenn Sie das nicht vereinigen können, hilft Ihnen alles nichts; und warum können Sie es nicht vereinigen? In das kahlste Zimmer sällt ein Sonnenschein. Daß nicht ebenso ost die Sonne scheint, als es regnet, nicht ebenso ost Frühjahr ist, als Winter, lönnen Sie auch mcht leugnen; ebensowenig, daß es unter uns noch recht unbändige Menschen giebt, von denen sich auch manches erzählen lägt." „Ei, eine io leitere Lebensauffassung hätte ich Ihnen vor einen Viertelstunde gar nicht zugetraut," bemerkte Treu- berg, nicht sehr erfreut über diese Kritik. „Und diese Mädchen und Frauen!" fuhr Barbara, ohne auf ihn zu hören, fort. „Wo kennen Sie denn die nur alle her? Ich stecke doch auch mitten drinnen, und ein Mädchen pensionat ist bei Gerheim gerade auch nicht; aber dieses Pack, das die Herren uns da immer austischen, das greift unsereins nicht init der Feuerzage an." Wirkliche Entrüstung sprach aus ihr, ein gesunder, kräf tiger Sinn, der sich empörte gegen diese Verschimpsung ihres Geschlechts. Trsuberg sand nicht gleich die Worte zur Ent gegnung, seine Bekehrung war noch zu jung. Wenn für ihn die Beurteilung des Mädchens auch nichts neues war, wenn er derartiges auch wiederholt in gegnerischen Schriften, dem Sinne nach, gelesen, in diesem Munde, in diesem Ton der Ueberzeugung gesprochen, wirkte sie ursprünglich, nicht ent lehnt — daher die Wirkung auf ihn. Von diesein, am Ende doch ungebildeten Mädchen alle» in den Staub treten lassen, von dem eben ihm Herz und Kopf erfüllt war, das ging doch nicht; so suchte er zu retten, was zu retten war. „Aber begreifen Sie denn die Absicht nicht, die dem allen zu Grunde liegt? Warum der Dichter hinab steigt in die Tiefe der menschlichen Gesellschast, besonders Ihrer Gesell schaft? Doch nicht, um diese anzullagen! Um das Unrecht aufzudecken, thut er es allein, welches diesen traurigen Ver hältnissen zu Grundt liegt. Er ist nicht der Ankläger des Weibes, sondern sein eifrigster Vertheidiger, wenn er das Schicksal d»r unglücklichen Verlorenen schildert, indem er mit ans ds änigen deutet, die sie zu Fall gebracht haben mit chcrr hsuchSrischen Moral." „Ach, hören Sie mir auf mit diesen Verlorenen'. Ich kenne das Völkchen besser, kein Federstrich ist es werlh. Enn richtiges Mädel weiß sich schon zu Helsen gegen vieles Unrecht. Wäre noch schöner! Aber natürlich! Das verlo.mt sich ja nicht der Mühe, es kennen zu lernen, das giebt keine spitz findigen Näthsel auf, da läßt sich nichts mit schönen Phrasen beschönigen, wie: „Recht der Liebe! Gesunde Sinnlichkeit!" Das spielt so ein bischen selbst den Mann, der aus eigenen Füßen steht und jedem die Zähne weist, der ihm zu nahe tritt. Und das paßt den Herren nicht in ihren Kram. Abel Sie sind ja gar keiner von denen, das sehe ich Ihnen an den Augen an." Treuberg erröthete wie ein Knabe unter dem forschenden Blicke Barbaras. Er las darin ein Wohlgefallen, welches ihjs ebenso erregte, seiner Eitelkeit schmeichelte, als anderseits sali beleidigte, indem es etwas Ueberlegenes hatte. Diese schwär merischen Dichteraugen werden ihm noch seine ganze Carriers verderben. . § Unwillkürlich drückte er sie zusammen, wre um nM mehr einen kritischen Ausdruck zu geben. „Nun, was lesen Sie denn in meinen Augen?" sagte Barbara lachte, als ob sie seine Absicht durchschau'' ,Jmm»r das gleiche."