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fördert. 700 Personen verbrachten die Nacht auf den Dachböden der Häuser. Der Eisenbahnverkehr ist fast überall eingestellt. Aus New-Dorl kommt die Nachricht, der Missouri sei plötzlich ausgetreten und habe weite Strecken überschwemmt. Bisher seien 40 Todte gefunden worden. Die Frkf. Ztg. meldet dazu aus New-Aork: Der Materialschaden, der infolge des Austretens des Missouri angerichtet wurde, beträgt 6 Millionen Dollars. Wichtige Bahnnetze sind außer Funktion gesetzt. Familiendrama. Komotau i. B., 8. Juni. Ein Aufsehen erregendes Familiendrama hat sich in dem Dörfchen Mühlörgen abgespielt. Schon seit langer Zeit gab es in der dortigen Familie des Häuslers und Schiffbauers Dörre Zank und Streit. Vor einigen Tagen kam es wieder zu heftigen Auftritten, wobei der 60 Jahre alte Dörr« von seinem Sohne geprügelt wurde. Der Vater verließ das Hans und kehrte nicht wieder zurück. Trotz eifrigen Suchens wurde er nicht gefunden. Die Gewissensbisse des Sohnes, der den greisen Vater mißhandelte, wurden nun so heftig und quälend, daß sich der Sohn, von tiefer Reue über wältigt, zwei Revolverkugeln in die Brust jagte und sofort todt war. Der Zufall wollte es, daß kaum eine halbe Stunde, nachdem man den Angehörigen die Leiche des jungen 21jährigen Selbstmördes ins Haus gebracht hatte, ein Telegramm der unglücklichen Familie meldete, daß der Vater bei Neschwitz von den Fluthen der Elbe todt ans Land geschwemmt worden ist. Die 28 Jahre alte Tochter Dörres wurde, als die Nachricht eintraf, irrsinnig. Bergwerksunfall. Auf der Grube „Eiserhardter Tieft" bei Eisern unweit Laasphe ist durch Unvorsichtigkeit und einen zu früh losgegangenen Sprengschuß ein schweres Unglück entstanden. Zwei Bergleute ans Osthelden, die in der nächsten Nähe der Sprengstelle sich befanden und sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, wurden durch die umherfliegenden Sprengstücke auf der Stelle getödtet, zwei andere Personen erlitten leichte Ver letzungen. Tod durch Verbrennung. Zwei Unglücksfälle werden aus der Werra-Gegend berichtet. Einem Dienstmädchen in Niederhone explodirte die Petroleumlampe, die Kleider fingen Feuer und das Mädchen starb. — In Mecklar kam ein Schulmädchen dem Herdfeucr so nahe, daß die Kleider in Brand geriethen. Das Mädchen starb ebenfalls an den erlittenen Verletzungen. 13 Wohnhäuser niedergebrannt. Regensburg, 8. Juni. Gestern Nachmittag brach in dem Dorfe Pfatter in einem Stadel Feuer aus, das sich mit unglaublicher Schnelligkeit über 27 Häuser verbreitete, wovon 13 Wohn häuser niedcrbrannten. Viel Vieh ist mit verbrannt. Der Schaden ist groß, da wenig versichert war. Das Hindukind Radica, das der Pariser Arzt Dr. Doyen von der sterbenden Schwester getrennt hatte, geht jetzt gleichfalls einem baldigen Tode entgegen. Es wurde kürzlich gemeldet, sie sei in ein Waisenhaus gebracht und dort von den Schwestern adoptirt worden. In Wirklich, leit ist sie in Pflege gegeben worden, da sie nicht mehr zu retten ist. Wie ihre Schwester, ist sie im höchsten Grade schwindsüchtig. Sie trug den Keim der Krankheit, die auch ihr Schwesterchen hinraffte, wohl schon vor der Ope ration in sich, sodaß diese nur vermied, daß Radica mit Doodica starb. Vaterlänöisches. sMilldettungen aus dem »eserkreise sind der Redaktion stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimnitz der Redaktion. Anonyme Zuschr^en können nicht berücksichtigt werden.) Wilsdruff, 10. Juni 1903. — Rosen blühen lange, wenn mau täglich die abgeblühten Rosen entfernt, d. h. jede abgeblühte Blume mit 1—2 Blättern über einem Auge abschneidet. Dies einfache Mittel, sich an einem vermehrten und verlängerten Rosenslor zu erfreuen, wird vielfach versäumt. Man achte nur einmal auf die Vorgärten in den Städten. Von zehn Besitzern ist kaum einer, der darauf genügend acht gicbt. Da sieht man neben den erblühten Rosen und deren Knospen vollständig gelb und braun gewordene oder halb zerfallene im Hinstcrben begriffene Blumen. Das ist un schön für das Auge und nebenbei schädigend für die Blüh- willigkeit. Man schlägt also durch ihre Entfernung zwei Fliegen mit einer Klappe. — Am 22. vorigen Monats und folgende Tage hat eine abermalige Ausloosung Königlich Sächsischer Staatspapiere stattgefunden, von welcher die auf 3^ herabgesetzten, vormals 4°/^ Staatsschulden-Kassenscheine von den Jahren 1852/55/58/59/62/66 und /68, 3-//ft dergleichen vom Jahre 1867, auf 3^°/« herabgesetzten, vormals 4°/g dergleichen vom Jahre 1869, die durch Ab stempelung in 3'/,"/« und 4 °/g Staatspapiere umgewandelten Löbau-Zittauer Eisenbahnaktien Ost. und 8, ingleichen die den 1. Dezember 1903 zurückzuzahlenden, auf den Staat übernommenen 3ffz°/o Partialobligationen von den Jahren 1839/41 der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie be troffen worden sind. Die Inhaber der genannten Staats papiere werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern m der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Be zirks-Steuer-Einnahmen, sowie bei allen Stadträtheu, Bürgermeistern und Gemeindevorständen des Landes zu Jedermanns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen ausgeloosten bez. gekündigten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Ausloosungen über- sehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich dem Jrrthume hinzugeben, daß, so lange sie Zinsscheine haben und diese unbeanstandet eingelöst werden, ihr Kapital ungekündigt sei. Die Einlösungsstellen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten Zins- scheine nicht vornehmen und lösen jeden echten Zinsschein ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgelooster oder ge- kündigter Kapitale über deren Fälligkeitstermin hinaus in keinem Falle stattfindet, so werden die von den Betheiligten infolge Unkenntniß der Ausloosung zu viel erhobenen Zinsen seinerzeit am Kapitale gekürzt, vor welchen oft empfindlichen Nachtheile sich die Inhaber von Siaatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der reftireuden Nummern) schützen können. — Konsumvereine unter Leitung Prinzipien, treuer Sozialdemokraten und Gefängnißarbeit! Die in Dresden erscheinende „Deutsche Wacht", veröffent licht in Nr. 127 eine Zuschrift des früheren Sozialdemo kraten Franz Fricke, in der u. A. folgendes inleressante Vorkommniß auf dem Gebiete des sächsischen Konsum- vereinswcsens berichtet wird: „Die Konsumvereine Löbtau, Striesen, Niedersedlitz, Kötzschcnbroda und Weinböhla, in deren Verwaltung hervorragende Sozialdemokraten sitzen, bedienen sich bei der Vergebung von bestimmten Arbeiten nicht nur des verpöutenZwischenunternehmersystems, sondern sogar schon — der Gefängnißarbeit. Ich kann zunächst nicht behaupten, daß man jenem Unternehmer diese Arbeiten übergab, trotz und weil er dieselben im Gefängniß fertigen läßt, aber eins ist sicher: es handel: sich hier um den billigsten Unternehmer, und dem übergab mau die Arbeiten (Tüten, Papierbeutel) unbekümmert darum, auf welche Weise dieselben fertig gestellt werden." Das sind Be- Häuptlingen, meint die „Sachs. Natl. Korr.", denen Direktor Radestock und Genossen nicht stillschweigend vorübergehen dürften. Wenn sie sich aber in vollem Umfange als wahr erweisen sollten, dann würde die sozialdemokratische Prinzipienhastigkeit und Volksbeglückung allerdings in einem sehr trüben Lichte erscheinen. — Herr Amtshauptmann v. Schroeter zu Meißen wird aus Gesundheitsrücksichten am 1. November d. I. in den Ruhestand treten. Von demselben Zeitpunkte ab wird der Amtshauptmann Lossow zu Dippoldiswalde zur Amtshauptmannschaft zu Meißen versetztund der Regierungs- rath vr. Mehnert bei der Kreishauptmannschaft zu Leipzig zum Amtshauptmann von Dippoldiswalde ernannt. — Kesselsdorf. Herr Reichstagskanditat Rechtsan- walt Kohlmann wird sich Freitag Abend im hiesigen Gasthof zur KroneseinenWählernvorstellenundseineStellungnahme ent wickeln. Wie bereits bekannt geworden, ist Herr Kohlmann rednerisch sehr begabt und seine Ausführungen sind sachlich und allgemein verständlich. Diejenigen, welche sich zu den vereinigten Ordnungsparteien bekennen, wollen nicht unter lassen, Freitag Abend der Versammlung beizuwohnen. Siehe auch Inserate und Plakate. — Kesselsdorf. Eine neue Sparkaffe wird am 1. Juli d. I. in Za uckeroda im Gemeindeamt eröffnet. Diese ist die lt. Urkunde des Kgl. Ministeriums des Innern v. 8. April 1903 genehmigt und umfaßt die Gemeinden Zauckeroda, Kesselsdorf, Ober- und Nieoerhermsdorf, Wurgwitz, Ober-Pesterwitz, Salhausen und Kleinopitz. Zum Vorsitzenden des Sparkassenverbandes ist Herr Ge meindevorstand Hencker in Kesselsdorf, zu dessen Stell vertreter Herr Gemeindevorstand Pietzsch in Oberhermsdorf, zum Sparkassen-Kassirer Herr Gemeindevorstand Mende in Zauckeroda und zum Sparkassen-Kontrolleur Herr Privatus und Hausbesitzer Richard Schönberg in Wurg witz gewählt. (Siehe auch Inserat). Für Spareinleger ist die neue Sparkasse vorläufig wöchentlich zwei Tage zeitweilig geöffnet. Es wird gewiß sehr freudig anerkannt werden, daß es gelungen ist, eine Vereinigung genannter Landgemeinden zu diesem ersprießlichen Unternehmen zu- sammen zu bringen, welches mit der Zeit für die betheiligten Ortschaften recht segensreiche Erfolge haben wird. — Hartha bei Tharandt: In unserem so herrlich am Süoabhange des Grillenburger Waldes gelegenen Orte, welcher als Sommerfrische immer mehr in Aufnahme kommt, ist wiederum ein reizendes für Sommergäste be stimmtes Landhaus „Villa Wuldfriedcu" fertiggcstellt worden. Dasselbe gicbt in seiner ruhigen Formengebung mit dem dahinterliegenden Wald des Harthaberges ein prächtiges Architekturbild von großem malerischen Reiz welches in dem ländlichen Charakter ganz besondere An- muth zeigt. Durch den Erbauer, Herrn Architekt Fülle, Dresden, Johannesstraße 19, welcher hier, wie auch bei früheren Ausführungen wiederum seine künstlerische Tüchtigkeit bestens bewiesen hat, sollen in diesem Jahre weitere Landhausbauten entstehen. Seit Fertigstellung der neuen Thalmühlenftraße verkehrt zwischen Bahnhof Tharandt und Hartha der Omnibus 4 mal täglich. — Ein Bergrutsch, wodurch 1000 bis 2000 ckm Erdreich niedergegangen sind, hat vorige Woche am Fuße des Warmberges in der Nähe der „Wilhelmsburg" statt- gefunden und zwar an jener Stelle, wo vergangenen Herbst die Bahnverwaltung Boden abtragen ließ. Das betreffende Terrain gehört mit zum Park des Verschöner ungsvereins Cossebaude. — Thar and 1,9. Juni. Nach einem am letzten Freitag bei den Gcmeinderathsmitgliedern des Stadtgemeinderathes zu Tharandt zirkulirenden Schreiben des Herrn Bürger meister vr. Schauer zeigte derselbe an, daß er am 1. August d. I. sein Amt als Bürgermeister der Stadt frei- willig niederlege. Schnell entschlossen hat man nun gestern Montag Nachmittag in einer außerordentlichen Stadtge- meinderathssitzung den bisherigen Stadtkassirer Voigt ein stimmig zum Bürgermeister für Tharandt gewählt. Herr Voigt hat die Wahl angenommen. — Se. Maj. der König wird anläßlich des 107er Regimentstages in Dresden die Huldigung der Kameraden „107 er" am 15. Juni cr., '/,1O Uhr Vorm., vor dem Lustschlosse zu Pillnitz entgegennehmen. — Der sächsische Hof hat eingewilliget, das neuge borene Kind der Prinzessin Luise bis zum 10. Lebens jahre zu lassen. Die Prinzessin hat dagegen dem sächsischen Hofe feierlichst versprochen, mit Giron nichts mehr gemein zu haben. — Dresden. Se. Exzellenz der Herr Staats minister Dr. Otto hat zum Gebrauche einer Kur in Karls- bad einen mehrwöchigen Urlaub angetreten. — Dresden, 7. Juni. Die bei dem Prinzen und der Prinzessin Ernst von Schönburg-Waldenburg auf Schloß Gauernitz seit längerer Zeit zu Besuch weilende Gräfin Mariagnes zu Stollberg-Wernigrode ist am 4. Juni im Alter von 65 Jahren gestorben. Die Verstorbene war die Schwägerin des Prinzen Ernst von Schönburg- Waldenburg und die zweite Tochter des Grafen Friedrich zu Stollberg. Wernigrode und der Gräfin Charlotte geb. Gräfin von Hochberg-Fürstenstein. — Dresden. Der Alaunplatz wird als Exerzier- und Paradeplatz nicht mehr lange benutzt werden, da er als solcher mannigfach als Verkehrshinderniß empfunden wird und der Pachtvertrag nicht wieder erneuert werden soll. Dafür ist im Walde ein neuer geräumiger Parade- Platz angelegt worden, mit dessen Planirung noch jetzt zahlreiche Arbeilssoldaten beschäftigt sind. Der Platz liegt am alten Klotzscher Wege, etwa dem Platze der vormaligen berühmten Klotzscher Eiche gegenüber und reicht bis zur Pillnitz-Moritzburger Jagdstraße hinüber. — Dresden, 9. Juni. Die Prinzessin Heinrich von Preußen, die mit ihren Söhnen Sigismund und Heinrich fünf Wochen lang zur Kur in Villa Alke auf Weißer Hirsch wohnte, ist am Montag Abend mit ihren Söhnen nach Kiel zurückgereist. — Während hier die Aussperrung der Maurer mit Ablauf der vorigen Woche endgültig bei- gelegl ist, besteht der Generalstreik der Ofensetzer unverändert fort. Die Gehilfen verlangen, daß das sog. Begußgrau (Pirnaer und Kötzschenbrodaer Fabrikate) zum gleichen Preise bezahlt werde, wie das Chamoltegrau (Meißner Fabrikate). Die Arbeitgeber wollen aber auf diese Forder ung nicht eingehen, weil ein möglichst billiger Ofen für kleine Wohnungen bestehen bleiben müsse, und es gelte, die anwachsende Konkurrenz der eisernen Oefen zu bekämpfen. Die Arbeitgeber betrachten das Vorgehen der Gehilfen als einen groben Vertragsbruch, da der von beiden Seiten sanktionirte Setzerlohntarif nur am 30. September für den 31. Dezember jeden Jahres von beiden Seiten gekündigt werden kann. Erst im Jahre 1898 wurden fast alle Lohn positionen erhöht. — Ja den letzten Tagen konnte man hier staunend die Beobachtung machen, daß in den Straßen fast alle Hunde ohne Maulkorb herumliefen. Die Hunde besitzer hatten die kürzlich erlassene ministerielle Verordnung falsch aufgefaßt und nicht beachtet, daß durch diese Ver ordnung Spezialverordnungen der einzelnen Gemeinden nicht betroffen werden. In Dresden besteht also das Ortsregulativ für den Maulkorbzwang der Hunde vom Jahre 1869 nach wie vor fort. Die Hundebcsitzer, welche in diesen Tagen wegen Verfehlung gegen diese ortsgesetz liche Bestimmung zur Anzeige gelangten, sind, da sie im guten Glauben handelten, straffrei ausgegangen. — Eine Felswand von beträchtlichem Umfange ging gegenüber der Parkanlage der Bienertmühle nieder. Ohne vorherige Anzeichen stürzte die riesige Gesteinmasse mit lautem Ge töse in die Tiefe. Die Wand reichte bis zum oberen Felsrande hinan, wo eine Holzplanke längs der Feldbahn errichtet ist, die zur Abfuhr der Plänersteine dient. Ein Stück Planke wurde mit in die Tiefe gerissen. Mächtige Syenitquadern liegen die steile Anhöhe hinan, deren Zer kleinerung monatelange Beschäftigung bieten wird. — Dresden. Ein grauenerregender Vorfall hat sich, wie erst nachträglich bekannt wird, in der Neustadt abgespielt. Die „Dresdn Nachr." erfahren hierüber Fol gendes: Im Parterre des Hinterhauses Louisenstraße 81 wohnte der etwa 43 Jahre alte Junggeselle Paul Salbern mit seiner 81jährigen Pflegemutter Eger. S. war ein gebrechlicher, schwachsinniger Mensch, der mit von der Armenunterstützung, die seiner Pflegemutter gewährt wurde, lebte. In der Osterzeit wurde die Greisin von einem Schlaganfall heimgesucht, der ihr die Sprache raubte und sie von dieser Zeit an bettlägerig machte. Anfang Mai nahmen Hausbewohner einen lästigen Geruch wahr, der aus der Wohnung des S. kam. Die Wohlfahrtspolizer wurde hiervon benachrichtigt und nahm eine Besichtigung der Wohnung vor, angeblich ohne etwas Wesentliches dabet zu entdecken. Der Geruch wurde immer stärker und die Hausmannsfrau erbat sich deshalb am dritten Pfingstfeier- tage spät Abends noch die Hilfe der Wohlfahrtspolizei, die ihr denn auch gewährt wurde. In ihrem Bette lag die alte Frau, bis zum Unterleibe herauf verfault, mit Beulen und Geschwüren reich bedeckt. Ihr Lager, Strohsack, Unterbett, war ebenfalls vollständig verfault. Die Aermste röchelte noch und wurde sofort dem Stadtkrankenhaus zu geführt, wo sie Lags darauf starb. — Ueber diesen Fall wird noch weiter berichtet: Es darf als festgestellt gelten, daß ein Verbrechen seitens des Pflegesohnes Salbern nicht vorliegt, sondern daß dieser ebenso, wie die alte Frau als geistig gestört zu betrachten ist. Er dürfte von der Greisin, die augenscheinlich aus ihrer Behausung nicht fortgewollt hat, Anweisung erhalten haben, jeden Einlaßbegehrenden an der Thüre abzuweisen. Geisteskranke lieben bekanntlich überhaupt die Unreinlichkeit und den Schmutz, und Fälle wie der jüngste sind der Behörde nichts Neues. So konnten es vor einigen Jahren die Bewohner eines hiesigen Grund stückes ebenfalls vor Gestank nicht mehr aushalten. Er kam aus der Wohnung einer alten Frau, die Jedermann den Zutritt verweigerte. Endlich erzwang sich die Polizei aber doch Einlaß und man fand in einer Kiste unter dem Bette, sorgsam in Kissen und Blumen gebettet, den Kadaver des bereits seit mehreren Wochen verendeten und in voll ständige Verwesung übergegangenen Lieblingskaters, von dem die sich wie »üthend geberdende Frau nur mit größter Anstrengung weggebracht werden konnte. — Dresden. König Georg hat sich bei der ihm am vergangenen Donnerstag Abend von der Pillnitzer Einwohnerschaft dargebrachten Serenade besonders übeo den vom hiesigen Schriftsteller Georg Irrgang verfaßten Prolog gefreut und demselben, da er nicht bei der Festlichkeit anwesend war, durch das Kämmereramt ein huldvoll ge haltenes Dankschreiben zugehen lassen. Der Vorgang zeigt in erfreulicher Weise, daß König Georg auch der Schrift stellerwelt vorurtheilslos und annerkennend gegenüberfteht und deren ernste Arbeit nicht, wie dies leider vielfach ge schieht, geringschätzig bewerthet. — Der frühere Gemeindevorstand von Naußlitz, Herr Gebauer, wurde einstimmig zum Bürgermeister von Elster berg gewählt. Bekanntlich war vor einigen Wochen für denselben Posten der frühere Gcmeindevorstand von Löbtau, Herr Weigert, gewählt worden. Dieser hatte aber die Wahl abgelehnt und sich zum Gemeindevorsteher von Tegel wählen lassen.