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«MM >i, »iW Tharandt, Massen, Sieöentehn und die Mmgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt sür Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Gruno bet Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde «it Landberg, tzühndorf, Kausbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdorf, Pohrsdorf, RöhrSdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bet Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, - Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezöge« 1M.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltme Torpuszeilt. u>- Uü. uun Dl.arNN Brrger m WUSdrul,. — ^eranlwuriiich sür du . '.NNIN! Bciqci No. KS. Sonnabend, de« 13. Juni 1903. «2. Jahr«. Oeffentliche Zustellung Der Kaufmann Reinhold Sta ke in Dresden — Prozeßbevollmächtigter: Rechtsanwalt vn. Mbrig I daselbst - klagt gegen den Malermeister Josef Gröschel, früher in Niederwartha, jetzt unbekannten Aufenthalts, unter der Behauptung, daß — er dem Beklagten im Jahre 1902 für insgesammt 194 Mark 60 Pf. Waaren ge liefert habe, worauf dieser nur 88 Mark 45 Pf. abgczahlt habe, — mit dem Anträge — auf Verurtheilung des Beklagteu zur Zahlung von 106 Mark 15 Pf. nebst 4»/, Zinsen seit dem Tage der Klagzustellung, sowie 6 Mark Kosten eines Arrestbefehls uno das Urtheil für vorläufig vollstreckbar zu erklären. Der Kläger ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das Königliche Amtsgericht zu Wilsdruff aus den 14. Juli 19tt3, Vormittags 9 Uhr. Der Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts Wilsdruff, am 25. Mai 1903. Wegen Reinigung bleiben die Geschäftsräume des unterzeichneten Amtsgerichts Freitag und Sonnabend, den nnd. 20. Juni jy05 geschloffen. An diesen Tagen werden nur dringliche Sachen erledigt. Wilsdruff, den 11- Juni 1903. Das ASnigliehe Amtsgericht. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Geschäftsräume im Rathhause bleiben diese Mittwoch, den und Donnerstag, den 18. Juni dieses Jahres Vormittags geschloffen. Dringliche Angelegenheiten werden Mittwoch von 11 bis 12 Uhr Vormittags erledigt. Wilsdruff, den 10. Juni 1903. Der Stadtrath. Kahlenberger.Jgr. MKMilW de; sttWmMsWMM. Im Königsschloß zu Belgrad ist vom Mittwoch zum Donnerstag um die mitternächtige Stunde ein grauenvoller Mord verübt worden; von gedungenen Mördern wurden König Alexander und die Königin Draga nieder geschossen, auch die dem Hansl Obrenowitsch ergebenen Minister, der frühere Ministerpräsident Markowitsch, der Generaladjutant Petrowitsch und der frühere Kriegsminister Pawlowitsch wurden getödtet. Die That ist im Auftrage des serbischen Thronprä tendenten Peter Karageorgiewitsch verübt worden, dessen Geschlecht im Jahre 1859 durch die Obrenowitsch vom serbischen Königsthrone verdrängt ward und der als das gegenwärtige Haupt oer Familie rastlos darauf bedacht war, den Thron der Väter wieder an sich zu reißen Der kurzsichtige König bot dem rachsüchtigen Nebenbuhler die erwünschte Gelegenheit, seinen Anhang zu vergrößern und mittels eines Verbrechens grausigster Art zum Throne zu gelangen. Das Volk der serbischen Schweinehirten ist ein ruhiges und langmüthiges Volk, es ließ sich weder durch den Kampf der beiden Dynastien, noch durch die gewissen lose Regierung Milans und der Königin Natalie in Er regung bringen. Es nahm auch mir Alexander, dem letzten Sproß des Hauses Obrenowitsch vorlieb, es ei trug, ohne Aufruhr zu erheben, die Vermählung des Königs mit Frau Draga, der Wittwe des Ingenieurs Maschin, es nahm auch den erst vor wenigen Wochen erfolgten Staats streich des jungen Königs ohne Murren hin, wie es auch über die Kinderlosigkeit des Königspaares seinen Gleich- muth nicht verlor. Blieb aber auch die Masse des serbische Volkes gleichgültig, die politischen Gegner des Hauses Obrenowitsch waren dakür um so thätiger. König Alexan der hatte es etwas arg getrieben, da mußte em Prätendent von der Art des Peter Karageorgiewitsch Muth gewinnen, seine Wünsche zu befriedigen, und ginge cs auch über dre Leichen des regierenden Königspaares. Ein merkwürdiger Zufall hat es gefügt, daß der letzte Obrenowitsch an demselben Tage endete, an dem fern Groß vater, Fürst Mich.el, vor 35 Jahren im Parke zu Topsch'der bei Belgrad ermordet wurde. Für den ermordeten Michael sollte an dem 35. Gedenktage seines Todes ein feierliches Reguiem gehalten werden, in das nun gleich das junge Königspaar embegriffen ward. Der Plan der Verschwörer, das Königspaar und dessen Getreue aus dem Wege zu räumen, ist in ganz auffallen der Weise geheim gehalten worden. Von den Freunden und Angehörigen des Hauses Obrenowitsch halte Niemand eine Ahnung von dem grausigen Anschlag. Die Königin Draga hatte noch in diesen Tagen eine Villa in dem böhmischen Kururt Franzensbad miethen lassen, in der sie demnächst längeren Aufenthalt zu nehmen gedachte. Peter Karageorgiewitsch, der sich nun die serbische Konigskrone aufs Haupt setzen wird, ist im Jahre 1846 geboren und ein Sohn des Fürsten Alexander, der wegen Antheils an der Ermordung des oben erwähnten Fürsten Michael Obrenewitsch vom Pester Gericht verurtheilt worden war und im Jahre 1884 starb. Bis zum Jahre 1890 war Peter 7 Jahre lang vermählt mit einer Tochter des Fürsten von Montenegro, wodurch er in hohe Verwandt schaft kam und auch der Schwager des Königs von Italien wurde. Auch zu Rußland gewann er infolge seiner Heirath sehr gute Beziehungen, um die sich der verstorbene König Alexander bekanntlich Jahre lang vergeblich bemüht hat. Peter Karageorgiewitsch war aber ein Verschwender und Thuuichtgut, er zerfiel deshalb vollständig mit seinem Schwiegervater, dem Fürsten Nicolaus von Montenegro und verscherzte sich auch die Gunst Rußlands. Wird er König, so kommt Serbien vom Regen in die Traufe. Endgültiges über das Schicksal des serbischen König reichs läßt sich im Augenblick noch garnicht sagen, da dessen Gestaltung ganz wesentlich von der Stellungnahme Ruß lands und insonderheit Oesterreich-Ungarns abhängt. Die österreichische Regierung ist durch die serbische Katastrophe im höchsten Maaße überrascht worden, sie war auf eine derartige Eventualität auch nicht im Geringste» vorbereitet. Es werden also voraussichtlich mehrere Tage ins Land gehen, ehe von Wien aus endgültige Entscheidungen ge troffen werden können. Peter Karageorgiewitsch wird daher unter allen Umständen nur weise handeln, wenn er bis zur Entscheidung Oesterreichs sich möglichst im Hinter gründe hält und der provisorischen Regierung, die ja sein Werkzeug ist, die Leitung der politischen Geschäfte einst- weilen vollkommen überläßt. Ob Peter überhaupt die Anerkennung Oesterreichs, ohne die für ihn die Behauptung des serbischen Thrones unmöglich ist, finden wird, bleibt abzuwarten. Es ist wohl möglich, daß ihm der Lohn seiner blutigen That versagt bleibt. Die Ermordung des serbischen Königspaares wurde der Bevölkerung des Landes durch folgende Proklamation mitgetheilt: An das serbische Volk. Heute Nacht sind König Alexander und die Königin Draga er schossen worden. In otesem ernsten und schicksalsschweren Augenblick haben sich die Freunde unseres Vaterlandes und unseres Volkes geeinigt und die Regierung gebildet. Indem die Regierung dies dem serbischen Volke bekannt giebt, ist sie überzeugt, daß sich das serbische Volk um sie schaaren und ihr dazu verhelfen werde, daß im Lande überall die Ordnung und Rechtssicherheit aufrecht erhalten bleiben. In Belgrad herrscht großer Jubel, von den Häusern wehen Fahnen herab, die Straßen sind mit Blumengewinden geschmückt, die Volksmenge wälzt sich lachend und scherzend durch die Gassen „Hoch Karageorgie witsch!" rufend. Die Bewohner der serbischen Hauptstadt waren also ihres Königs herzlich überdrüssig geworden und freuen sich über seine Beseitigung. Noch größer aber ist der Jubel über die Befreiung des Landes von der herrsch- süchtigeu Draga. Draga und ihre Geschwister waren es denn auch, die den unmittelbaren Anstoß zu der blutigen Katastrophe gaben, die sich um die mitternächtige Stunde im Konak, d. i. der Königspalast, zutrug. König Alexanders einzige Stütze war zuletzt nur noch die Armee, in welcher Lunzwitza, ein Bruder der Königin Draga, als Leutnant diente. Diesen Lunzwitza zum Türonkandidaten ernannt zu sehen, war der heißeste Wunsch der Königin, die von dem schwachen Alexander bereits die Gewährung dieses Wunsches zugesichert erhalten hatte. Der junge Lunz witza prahlte denn auch bereits unter seinen Kameraden auf die ihm in Aussicht stehende Würde. Das rief den Unmuth der Offiziere hervor und entfremdete diese dem Königshause. Peter Karageorgiewitsch, der in Genf weilt, leitete von dort die Fäden einer äußerst geheim gehaltenen Verschwöiung, von der man im Konak keine Kenntniß erhielt. ES ist nicht unmöglich, daß der an der Königin Draga vorgenommene Vergistungsversucb, von dem vor einigen Tagen die Rede war, doch thatsächlich stattgefunden habe und auf Konto des bestehenden Komplotts zu setzen gewesen sei, doch ist darüber bisher nichts Positives fest gestellt worden. Die Ermordung des Königspaares selbst voll zog sich folgendermaßen: Soldaten des 6., den Namen des Königs von Rumänien führenden Regiments, waren unter dem Kommando des Obersten Misisch und Maschin, letzterer ist ein Schwager der verstorbenen Königin, von den Verschworenen mit der Ausführung des Mordes be auftragt worden. Die Soldaten erreichten gegen Mitter nacht den Konak, wurden jedoch selbstverständlich von der Palastmache angehalten. Ein kurzes Ringen nnd die 12 Mann der Wache lagen erschossen in ihren: Blute. Nun ging es unaufhaltsam vorwärts in die königlichen Ge mächer. Wie sich die Vorgänge hier im Einzelnen abge spielt haben, ist noch nicht genau zu erkennen, es liegen darüber widersprechende Angaben vor. Die einen erzählen, daß der König von den beiden genannten Obersten auf gefordert worden sei, seine Abdankung zu erklären. Auf die Ablehnung dicker Forderung sei die Erschießung des Königspaares erfolgt. Andre behaupten, doch ist diese Angabe weniger glaubhaft, die beiden Obersten hätten Befehl gegeben, die Königin Draga gewaltsam aus dem Konak zu entfernen. Sie habe Widerstand geleistet, der König sei ihr zur Hilfe geeilt, auch hätten sich einige ge- treue Diener der Bedrängten angenommen, ein kurzes Gemetzel sei entstanden, in dem der König muthig mit seinem Schwerte dareingeschlagen. Die Kugeln der Mann schaften des 6. Regiments hätten aber alsbald den König und die Königin niedergestreckt. Gleichzeitig mit der Königin wurden auch deren Bruder Nikodje Lunzewitza und die beiden Schwestern ermordet. Auch die dem Könige treugebliebenen Minister, der Mi nisterpräsident, der Kriegsminister und der Minister des Innern wurden von den Verschwörern ermordet; dem gleichen Geschick verfielen der Adjutant des Königs Nau mowitsch nnd eine Anzahl Hosleute. Wenig wahrscheinlich klingt die Angabe, daß König Alexander bei dem Eindringen der Verschwörer in den Konak die Königin erschossen und auf ihrer Leiche sich selbst den Tod gegeben habe. Auch mögen wir nicht recht daran glauben, daß die Verschwörer wohl dem Könige ein Kugel gönnten, die Königin aber mit einer Hacke erschlugen. Soweit sich die Vorgänge bisher beurtheilen lasten,