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Zweites Blatt. ständig in uns bleibe als unser Siegelund Unterpfand, der uns Gottes Vaterherz immer mehr offenbart, seine Liebe immer reichlicher in unsere Herzen ausgießt, Christum immer mehr in uns verklärt und uns der ewigen Selig keit gewiß macht. Als Pfand wird in die Herzen der Gläubigen der heilige Geist gegeben, ein Siegel gegenwärtiger Gnade und Seligkeit, ein Pfand unserer zukünstigen Seligkeit und herrlichen Erbschaft. Nicht nur eine zweifelhafte Hoffnung ihrer Seligkeit haben die, die da glauben, sondern eine allen Zweifel weit überwindende Gewißheit, eine heili ge Versicherung, gegeben vom Vater und vom Sohne durch den heiligen Geist. Fühlst du einen Mangel in dir, fühlst du, was dir fehlt und was du doch haben mußt — lasse Pfingsten nicht vorübergehen, lasse diese Stunde nicht vorübergehen, rufe, schreie um den heiligen Geist: „Herr ich lasse dich nicht, du segnest mich denn! Getreu bist du, der es ver heißen hat, du wirsts auch thun!" Bete die Fülle des heiligen Geistes in dein Herz. Bete, daß Raum für ihn werde in deinem Herzen. Bete, daß du davor bewahrt bleibst, daß er von dir weiche! Zum Lfingstfeste. L. Kor. t, 21. 22: Gott ist es, der uns be- sestiget sanimt euch in Christum, und uns gesalbet und versiegelt, und in unsere HerzeU das Pfand, den Geist, gegeben hat. Kein Christ ohne den heiligen Geist! Denn ohne den Geist des Herrn ist das Herz ein steinernes Herz, ein Harles, ein ungläubiges Herz. Wer aber inwendig Pfingsten gefeiert hat, wem Gott in das steinerne Herz seinen heiligen Geist Hal elndringcn und wer durch den Geist des Herrn sein Herz Hal zerschlagen und umgestalten lassen, wer durch den Geist in Christum verpflanzt worden, an Christum gläubig geworden ist, der wird täglich ge gründeter, gefestigter, gesalbter, gewisser, fröhlicher in Hoffnung, an dem wirkt der heilige Geist ohne Unterlaß zu feiner Seligkeit. Große Dinge sind es, von denen der Apostel redet. Befestigt werden dle Herzen der Gläubigen in Christum. Nicht der Anfang, nur das Ende krönt des Christen Glaubensstreits Denn das Herz ist l von Natur ein loses Ding dem Herrn Jesu gegenüber, aber gar fest mit der Welt verbunden. Das Herz ist von Natur ein leichtsinniges, träges, hartes Ding. Und wo wir hart und fest sind, da muß der Herr durch seinen Geist uns weich und los machen, los von uns selber, fest in Christo Jesu, an Christo Jesu. Wie das Brennglas die Sonnenstrahlen sammelt auf einen Punkt, so sammelt der Geist des Herrn unsern zerstreuten Sinn und richtet ihn auf Christum hin. Der Geist des Herrn dringt, aber er zwing: nicht; er lockt, zieht und wenn du nicht folgst, -so betrübst du den Geist des Herrn und er muß sein An gesicht verhüllen vor dir, und du verlierst alle Freudigkeit deines Christenstandes. Lasse dem Geiste Raum und Zeit, daß er dich festige in Christum! Es ist ein köstlich Ding, daß das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade! Vie Sonne. 20 Roman von Anton Freiherr von Perfall. „Und wer ist denn der eine?" fragte Treuberg, den das Schicksal diese» idyllischen Dörfchens lebhaft zu interessiren °"^„Der Schmied Dorn," erwiderte der Fährmann. „Das schönste Anwesen g'hört ihm. Hätttn's ihm auch schon abge schwätzt, wenn sein Mädel nicht wär', die Barbara. Aber die hat den Teufel im Leib! Da soll nur einer kommen! Sind auch schon genug kommen. Grad einen Haß hat das Mädel auf alles, wes von drüb'n kommt. Was es denen Werth ist ist-r auch für uns, sagt';, und der Alt' traut sich mcht v anders zu meinen, wenn er auch wollt. Ja, das ist ebe ein Teufelsweib, die Barbara, sie arbeitet in der Stadt ^.ag und Nacht, nur um das Anwesen zu erhalten. Geht ja mx Mit der Schmieden." „Schön?" fragt» Treuberg. Der Fährmann schnalzte mit der Zunge, das braune, faltige Gesicht drückte die höchste Bewunderung aus. Treuberg wurde neugierig auf diese Barbara, deren Reize diesen abgehärteten Greis noch in solche Verzückung versetzen konnten. Die Fähre landete. Treuberg schlug den Fußweg ein, der von dem verlassenen Neubau aufwärts führte nach dem Dorfe. In der Hauptstraße angelangt, fand er die Auffass ung des Fährmanns bestätigt. Mit der Dorfidylle war es nicht weit her. Die Häuser waren in verwahrlostem Zustande, der bäner- liche Charakter war nur durch die Bauart erhalten. Ein Wer den Strom gedrängtes Arbeiterheer der Stadt hatte !her sein lärmendes Lager aufgeschlagen in diesen einst fried- uchen Heimstätten. - Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.54 Ps. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnfertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene LorpuSzeile. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruffs sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kausbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Ein Schritt. Novellette von E. v. Dequede. > (Nachdruck verboten.) . (Schluß.) Im Hause des deutschen Konsuls in Tanger hatte man das Diner beendet. „Schon wieder Geschäfte?" fragte die junge Frau vorwurfsvoll den Gatten, der hastig aufstand, als der Diener mit einer Meldung zu ihm herantrat. „Duweißt doch, daß der Arzt eine Ruhestunde nach Tisch dringend verlangt." Hammer. Er batte schneeweißes, lurzgeschorenesHaar — ohne Zmeiiel der Schmied Dorn. Treuberg suchte nach einem Anlaß, ibn anzusprechen. Er fühlte sich nun heute einmal als Volksfreund, als der natür liche Anwalt aller Bedrückten, und das waren alle Walldorfer, der Erzäblung des Fährmanns nach. Ein Holztäfelchen, an einen Pfosten genagelt, half ihm. „Zimmer zn vermiethen," stand darauf. Wenn er auch nicht daran dachte, der Einladung nach zukommen — was hatte er, die künftige litterarische Größe, in Walldorf zn thun? Daz« verließ er doch nicht seine Heimath — so war doch ein erwünschter Anlaß gegeben, mit dem Schmied zu sprechen; das Weitere findet sich dann schon. Als Treuberg einen Gesellen nach dem Herrn Dorn fragte, kehrte sich der Mann mit dem weißen Haar rasch um und betrachtete den Fremden mißtrauisch, ohne seine Arbeit zu lasten. Treuberg mußte auf ihn zugehen. Das faltige Gesicht des Alten war nichts weniger als freundlich. „Vom Herrn Bamberger natürlich," sprach er ihn an. „Das Drängen nützt aber bei mir auch nichts, mein Herr. Außerdem ist die Barbara, meine Tochter, n cht zn Haufe. Also —" Er machte Mene, wieder nach seinem Hammer zu greisen. Treuberg beeilte sich, den Jrrthnm amzuklüren: der Schmied erblickte in ihm wohl gar den Abgesanoten eines Händlers. „Emschnldigen Sie, Herr Dorn, aber ich bin von nie mand abgeschickt und kenne keinen Herrn Bamberger. Ich bin eigentlich nur ein müßiger Spaziergänger." „Und ich habe Arbeit, mein Herr." Ter Schmied kehrte ibm unwillig den Nucken. „Und ich interessire mich für sioe Arben, ganz besonders aber für Ji,re — die Schmiedearbeit." UchiiM ß> WckW Marandt, Massen, Sieöenlchn und die Mwgegenden. Gesalbt werden die Herzen der Gläubigen durch den heiligen Geist. Bist du durch den Glauben in Christum hineingesenkt, so salbt dich Christus, so giebt er dir den Geist als Beistand, als Erleuchter, Lehrer, Tröster, der dich tröstet, dir zuspcicht, wie die Mutter ihrem Kinde, der dich in alle Wahrheit leitet, der dir Christi Joch sanft und seine Last leicht macht, der dir die Augen austhut, daß du sehend werdest, der dir die Ohren berührt, daß du aus all den vielen Stimmen, die dich umtönen, die Stimme Jesu, des guten Hirten, heraushörst. Willst du die Salb ung des Geistes empfangen, soll der Geist bei dir bleiben, dich treiben, leiten, lehren, so werde wie die Kindlein, da mit du empfänglich werdest für sein Thun, so wirst du heranwachsen zum Mann in Christo, zum Kämpfer in Christo, zum Propheten, König und Priester vor Gott! Versiegelt werden die Herzen der Gläubigen durch den heiligen Geist. Könige geben ihren Unterthanen Brief und Siegel zum Zeichen, daß ihre Zusagen gewiß und wahrhaftig sind und daß sie sie gewißlich halten werden, lind was für große Dinge find denen verheißen, die da glauben! Wunder sollen schauen schon hier auf Erden, die sich auf fein wahrhaftig Wort verlassen und ihm trauen. Gerechtigkeit, Friede und Freude sind die Güter und Gaben des Herrn für seine Erlösten hier in der Zeit, Erhörung ihrer Gebete, immer neue Kraftzuflüsse, Lebens- und Heilig ungstriebe aus der jenseitigen Welt, Thaten, die größer sind, als unser Meister Jesus sie gethan — alles das ist dem Glauben verheißen. Und zum Zeichen, daß diese Verheißungen Ja und Amen sein sollen, daß der Herr unser Bundesbruder sein und bleiben und uns als seinem Eigenthum, seinen Kindern, seiner Braut alles Heil ge wißlich schenk.n werde und daß wir im Geringsten nicht daran verzweifeln dürfen, so giebt er uns den heiligen Geist ins Herz, daß derselbe uns nicht nur dann und wann besuche oder als Gast zu uns komme, sondern be- Es wimmelte von Weibern, Kindern und rußigen Männern. Jeder Winkel schien ausgenutzt bis unter die so steilen Stroh- und Schindeldächer. Keine Spur mehr von ländlicher Behaglichkeit, froher Seßhaftigkeit. Die einge fallenen Zäune, die zerbrochenen Fenster, verfaulten Rinnen «nd schiefen Firste machten den Eindruck, als hielte man es nicht mehr der Mühe werth, den Verfall aufzuhalten, der nur das Einreißen ersparte. Der Strom schien die Grenze zu bilden, welche die Vorschriften städtischer Ordnung und Wohlfahrt nicht über schritten. Die Stadt hatte mit ihrem versengenden Hauch das Dorf wohl zerstört, aber noch nicht verarbeitet. Seine Ruinen waren ihr gerade gut genug, uni sie mit Menschen material vollzustopsen, das ihr auf Schritt und Tritt im Wege stand. So konnte es nicht leben und nicht sterben, und um seinem siechen Leib schwärmte es wie Sommerfliegen, nur die Natur war barmherzig und wob treu wie immer ihr grünes Netz über den Verfall. Treuberg fühlte sich nicht so bedrückt in den engen, schmutzigen Gaffen, die er durchwandert hatte, wie hier. Es kam wie Trauer über ihn inmitten dieser Widersprüche. Schon wollte er raschen Schrittes wieder das ^reie gewinnen, da drang Hammerschlag an sein Ohr, der bei: ende Geruch verbrannter Haare erzeugte das Bild der schönen Barbara Dorn in seinem Gehirn, und als er in eine Seitenstraße blickte, flammte ihm aus einer schwarzen gewölbten Halle Schmiedefeuer entgegen. Das Haus, in dessen Halle die Glut brannte, war tadel los erhalten und machte einen bürgerlichen feßbailen Eindruck in dieser Umgebung, es war geradezu ein Protest gegen ren allgemeinen Verfall ringsum. Treuberg trat in die Halle. Ein Geselle beschlug eben ein schweres Arbeitspferd. Rückwärts an der Esse, von ibrer Glut umsäumt, schwang ein großer breitschulteriger Alaun den No 64. 2)rua uno Veriaq von Marrin Verger m Misorun. — Veramwonncy sirr ore rneoamon Marrin Verger samon. Sonnabend, den 3V. Mai 1603. «2. Jahrg