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v«ii i m »na. V^i^i^i^^L<rL^2<vL^L-^2^i^2<sL<sL<ri>^)X2'^>ixs Schloß Urville, vivas entgegen. Unser Kaiser war tief ge rührt. Er hatte Wohl auf einen liebenswür digen Empfang bei seinem Bundesgenossen gerechnet, aber auf solchen Jubel, soviel Po pularität war er kaum gefaßt, deshalb war auch die Freude hierüber umso größer, der der Kaiser wiederholt mit lebhaften Worten Ausdruck verlieh. — Der tatsächliche Verlauf der Festtage in Rom ist in der Presse aus führlich geschildert, es erübrigt daher, des nähern darauf einzugehen. Wir geben im Nebenstehenden nur eine Abbildung der herr lich geschmückten Via Nazionale, die der Kai ser bei seinem Einzug in Rom passierte. Das Bild charakterisiert besser als alle Beschrei bung die lebhafte Beteiligung des italieni schen Volkes bei der Begrüßung des Kai sers. — Von Rom aus fuhr der Monarch nach Donaueschingen, um hier einige Tage zu verweilen und sich danach zum Besuch nach den Reichslanden zu begeben. In Metz sollte die Einweihung des neuen Tores der Metzer Kathedrale erfolgen. Die herrliche Kirche, die größte Sehenswürdigkeit der deutsch-lothringischen Hauptstadt, ist bekannt lich ein gotischer Prachtbau, der bereits im dreizehnten Jahrhundert begonnen, doch erst 1646 zu Ende geführt wurde. Als störend wurde stets das Hauptportal empfunden, da dieses, während der Zopfzeit angebaut und Die Figur des Propheten Daniel am neuen Portal der Metzer Kathedrale. im Stile jener Zeit gehalten, absolut nicht dem scharsausgeprägten Charakter des gan zen entsprach. Im Jahre 1898 bekam der Königliche Dombaumeister Tornow den Auf trag, das Tor niederzulegen und durch ein gotisches, dem Gesamtbau angepaßtes zu er setzen. Nunmehr, nach fünfjähriger Arbeit, ist das neue Werk vollendet und bereichert Metz um eine architektonische Sehenswürdig keit ersten Ranges. Jedoch ist es nicht nur die vortreffliche Ausführung des baulichen und figürlichen Teiles, was diesem neuen Meisterstück so schnell zur Berühmtheit ver- holfen, sondern die allgemein interessierende Tatsache, daß eine der vier Prophetenstatuen, die in den Pfeilern des Portals angebracht wurden, und zwar die des Propheten Da niel, die Gesichtszüge Kaiser Wilhelms II. in deutlicher Erkennbarkeit trägt. Unsere Leser mögen sich selbst durch den Augenschein auf der nebenstehend produzierten Photogra phie davon überzeugen. Der Kopf ist mit einem Tuch bedeckt, das auf den langen Man tel herabfällt. Die linke Hand hält, eine ge öffnete Rolle auf der Brust, während die rechte mit ausgestrecktem Zeigefinger die vor dere Seite des Pergaments berührt. Die Gesichtszüge des Kaisers sind ein wenig ver jüngt und zeigen einen ernsten Ausdruck. Die geraden Linien des Mantels lassen die Ge stalt sehr groß und feierlich er scheinen. Die Kosten für das ganze architektonische Kleinod betragen 30 000 Mark. Bei der feierlichen Einweihung des in teressanten Tores hat sich der Papst durch den Kardinal-Fürst bischof von Breslau, Dr. Kopp, vertreten lassen, der zu diesen, Behufs seine Ernennung als lo- ^atus a lators erhielt. — Nack) kurzem Aufenthalt in Metz fuhr der Kaiser nach Urville, um hier auf seinem Schlosse einige Tage der Erholung zu verbringen. Schloß Urville in der Gemeinde Kürzel (Courcelles - Chaussy), Kanton Pauge, besteht ans einem geräumigen, ursprünglich dem lo. Jahrhundert ent stammenden, in der Neuzeit aber völlig restaurierten Schlosse mit weitläufigen Nebengebäuden, Orangerie und zwei Pacht höfen, Chaussy und Les Mesnil, zusammen 230 Hektare Grund umfassend, wobei 20 Hektar- Park und 40 Hektar Wald. Das Gut liegt sehr anmutig an der französischen Nied, I'^ Kilometer von Kürzel, Bahn- station der Linie Metz—Bolchen, etwa 17 Kilometer östlich von Mey, und tst bei weitem der größte und voruehmsteHerreusitz der ganzen Umgegend. Das zwei Stockwerke hohe Schloß bildet ein Quadrat mit vier kleinen Ecktürmen', jede Seite hat einschließlich der Türme sieben Fenster Front, das ganze Schloß gegen 60 bewohnbare Räume, wobei ein größerer Speifesaal, ge räumige Salons, Billardzimmer usw. Oesttich davon liegen die gesamten Wirtschaftsgebäude, sowie die Wohnungen für Gärtner nnd an dere Bedienstete. Ein sehr ertragreicher Obst- und Gemüsegarten dehnt sich bis an die Nied, ; die hier die Grenze des kaiserlichen Besitz tums bildet. Der schöne Park liegt an der andern Seite des Schlosses. Unmittelbar vor der Landstraße öffnet sich das eiserne Gittertor, und eine schnurgerade, 200 Meter lange, mit mächtigen Platanen eingefaßte Allee führt zum Schloßhof, in dessen Mitte ein Rasenplatz mit einem Springbrunnen angelegt ist. Der Kaiser war übrigens der erste deutsche Fürst, welcher Grundeigentum im Reichslande erwarb. In der Geschichte dieses Erdflecks spiegelt sich gewissermaßen die Geschichte ganz Lothringens: ursprüng lich war das Gut in deutschen Händen — es war der Erbsitz der Freiherrn von Rollingen — hierauf ging es in französische Hände über und kam durch den Kauf des Kaisers wieder in deutschen Besitz. Das Schloß hat auch seine Legende, welche durch manche bild liche Darstellung beglaubigt ist. Das Ge schlecht der Rollingen erlosch im 16. Jahr hundert infolge eines Brudermordes. Wil helm von Rollingen war im Testament von seinem Vater bevorzugt worden; der benach teiligte Bruder Johann überfiel ihn, als er allein, nur von einem Windspiel begleitet, über das Feld ging, und ermordete ihn. An der Totenbahre aber sprang der Hund dem Mörder an den Hals, und gleichzeitig be gannen die Wunden des Toten zu bluten. Johann floh und starb in einem Kloster. Schloß Urville fiel den Grafen von Kriechin- gen zu. Im 19. Jahrhundert war es im Besitz des Generals Pslmsle und zuletzt in dem des LederfabrikaMeu Peudret. Was für eiu Faeit die Kaiserreise gezeitigt, wird die Zukunft lehren; wir aber möchten, einem lieb- gewonnenen Prinzip zufolge, andern Leuten es überlassen, sich die Köpfe damit zu zer- brechen und nur bemerken, daß unser Kaiser eine Reihe von anstrengenden Tagen hinter sich hat, die er sroh sein wird, durchlebt, noch froher aber überstanden zu haben. Das neue Christus-Portal der Metzer Kathedrale.