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Well I m Skis. V^L^k>S!?dI>SL^I>SL^^^VSVS>V^SL^V?SL^S?dL^ -Ue Zein Vila. Roman von E. Grevy. 7 (Fortsetzung.) rhobencn Hauptes betrat Woerniann lei der Heimkehr seinen Arbeits- raum. Heilige, glückliche Stunden frohen Schaffens standen ihm bevor, und seine Dankbarkeit für die verständ nisvolle und gütige Auftraggeberin steigerte sich zu begeisterter Verehrung. Das Tiergartenbild schob er einstweilen beiseite. Frau von Baer hatte ganz das Rechte getroffen, als sie ihren ihn ganz erfüllenden Auftrag ihm aussprach. Das half ihm am besten über die Zeit des Wartens und der Un gewißheit hinweg. Bei fleißiger Arbeit vergingen ihm die Tage rasch, und der ersehnte und gefürchtete Abend kam, an welchem er und sein Werk in den Räumen der liebenswürdigen Frau die Feuerprobe bestehen sollten. Er war fieberhaft aufgeregt und unge duldig in den letzten Stunden, die diesem Er eignis voraufgingen. Leben und Tod hingen für ihn an der Entscheidung. Aufgerieben von innern Kämpfen und äußern Entbehrun gen, hätte er ein neues Fehlschlägen seiner Hoffnungen nicht ertragen. Wie ein gefangener Löwe lief er mit schwe ren, unablässigen Schritten in seinem Atelier auf und ab und zuckte jedesmal zusammen, wenn die Türklingel erscholl und seine Frau mit ihrer Hollen, freundlichen Stimme einen Schüler nach dem andern willkommen hieß oder verabschiedete. Ah, das würde er nun nicht mehr lange dulden brauchen! Entweder war er in kur zer Zeit ein berühmter Mann, der den Seinen das Leben zum Paradiese machen konnte, oder — ja — er machte der Qual ein jähes Ende, und Lilly kehrte mit den Kindern zu ihrem Vater auf den schönen, alten Lindenhos zu rück. Man würde sie als beklagenswerte Witwe mit offnen Armen dort aufnehmen, umsomehr, als sie einen Sohn und Erben für das herrliche Gut mikbrachte: seinen klei nen Klaus, sein Ebenbild Von seinen ringenden, fast krankhaft er regten Gedanken in Anspruch genommen, be merkte er kaum, daß die Dunkelheit jäh herein- brach. Erst der Schlag der kleinen billigen Wanduhr weckte ihn aus seinem Grübeln und erinnerte ihn daran, daß es höchste Zeit war, sich für die Gesellschaft vorzubereiten. Da hörte er Babettchens klägliche Stimme an seiner Tür: „Ach, lieber Vater," jammerte sie. „Klaus und ich sind ganz allein. Mutter ist mit On kel Hilmer fortgegangen, und Wiesing holt et was — und -— und — die Lampe in der Stube brennt so komisch — —" Woermann stürzte in das Hintere Zimmer. Da saß sein kleiner Junge aus dem hohen Stühlchen und spielte vergnügt mit ein paar Papierpuppen, während dicht vor ihm die Pe troleumlampe mit nach unten züngelnder Flamme flackerte und schwelte und das selt sam getrübte Oel in dem gläsernen Behälter zu sieden begann. — Die Explosion war unvermeidlich. Woermann vergaß alles andre über der Gefahr, in welcher sein Kind schwebte. Er nahm die Lampe vom Tisch, welche klirrend in seiner Hand zersprang und rasch einen Flammenbach um sich verbreitete. Mit ru higer Geistesgegenwart gelang es ihm, den brennenden Rock vom Körper zu reißen und mit der Tischdecke und einem schnell zusam mengerafften Teppich das Feuer am Boden zu ersticken. Sein Kind, fein ahnungslos spie lendes Kind war gerettet. Erst als er das Fenster zu öffnen ver suchte, um den erstickenden Qualm hinaus zulassen, fühlte er zu seinem Entsetzen, wie furchtbar sein rechter Arm vom Ellenbogen bis zu den Fingerspitzen durch Splitter und Brandwunden zugerichtet war, und dann be gannen die wütenden, gräßlichen Schmerzen, die selbst ihn, den riesenhaften Mann, zwan gen, die Zähne aufeinanderzubeißen, um einen Wehlaut zu unterdrücken. Der kleine Klaus schrie jämmerlich, durch die plötzlich entstandene Dunkelheit und den dicht aufsteigenden Rauch geängstigt, während das verständige Babettchen ihn beruhigend umschlang und nur immer mit ihrem süßen Stimmlein rief: „Ach Väterchen, verbrenn' Dich nicht! Hast Du Dir weh getan, Väterchen?" Uebeholfen tastete Woermann sich in die Küche, um eine kleinere Lampe anzuzünden, und als Wiesing einige Augenblicke später zu Tode erschrocken in das qualmende Zimmer trat, sah sie ihren Herrn, wie er mit dem lin ken Arm seine ihn umklammernden Kinder an sich drückte und ihre tränenüberströmten Gesichterchen mit Küssen bedeckte. Sie hat diesen Anblick in ihrem Leben nicht vergessen. „Nee, hei is doch nich slecht," dachte sie bei sich. „Hei künnt' nich so slecht sin. Blot so sonderboar is er. Ach du leiwer Gott in' Ho gen Hewen! Uns' gnä' Herr un uns' gnä' Fru! Se quälen sich Wohl noch zu Tod ge genseitig!" Woermann war in einer unangenehmen, aufregenden Lage. In seinem augenblick lichen Zustand konnte er unmöglich in einer Gesellschaft erscheinen, und obwohl er über zeugt war, daß sein Werk für ihn sprechen und auch ohne seine persönliche Gegenwart auf die Beschauer wirken würde, empfand er dies unerwartete Hindernis doch wie ein bö ses Omen. Die Dankbarkeit gegen die himmlische Fü gung, welche ihn gerade noch im rechten Augen blick zur Rettung seiner Kinder kommen ließ, milderte indessen seine Erregung, und die heftigen Schmerzen an seiner Hand richteten seine Aufmerksamkeit rasch auf das Nächstlie gende. Er befahl Wiesing mit einem ernsten Ver weis, die ihr anvertrauten Kinder nicht allein zu lassen, und wäre es auf noch so kurze Zeit. Dann schrieb er mit seiner weniger verletzten Linken mühsam einige Worte der Entschul digung an Frau von Baer und verließ das Haus, um das Schreiben einem Dienstmann zu übergeben und seiner furchtbar entstellten Hand wegen einen Arzt aufzusuchen. Da dieser zu einem Kranken geeilt war, und Woermann etwa eine Viertelstunde lang in dem Sprechzimmer zu warten hatte, so ge wann er nach all der überstandenen Angst und Hast nun Muße genug, das Wirrwarr seiner Gedanken zu ordnen, aber er kam zu keinem richtigen Ergebnis. Immer lauter und lauter tönte in ihm die Erinnerung an Babettchens unschuldige und doch für ihn so verhängnisvollen Worte nach. „Die Mutter ist mit Onkel Hilmer fort gegangen!" Sollte er denn wirklich den Kelch der Lei den bis auf die Neige leeren? Hatte sich seine Lilly wirklich von ihm ab- gewandt? Entsetzlicher Gedanke! - lind das Schlimmste war, daß er sich selbst durchaus nicht freisprechen konnte von Schuld. Wie hatte er sie von sich gescheucht durch seine Kälte, seine bittere Empfindlichkeit! lind er kannte sie doch in ihrem weichen, liebebedürftigen We sen! War es ein Wunder, daß sie — mürb geworden durch Sorgen und Arbeitslast — den heitern Blicken und den scherzenden Hul digungen eines liebenswürdigen Mannes nicht den nötigen Widerstand bot? Gewiß hatte Herr von Hilmer sie sehr bleich und matt aussehend gefunden und- sie halb aus Teilnahme, halb aus Uebermut überredet, in seiner Begleitung einen kleinen Spaziergang zu machen. Das war an und für sich kein Unrecht und doch unter den obwaltenden Verhältnissen auch nicht das Rechte — vielleicht ein ganz harmloses Begebnis — sehr viel wahrschein licher aber der erste Schritt vom Wege, den Lilly bewußt oder unbewußt tat . . . Der erste? Ah! Da trat der Doktor eilig ein und nahm seinen verletzten Arm mit freundlicher Gesprächigkeit und schmerzhafter Gründlich keit in Behandlung. Mit fest verbundenen Fingern, den Arm in der Binde, schritt Woermann bald seiner Wohnung wieder zu — auf Wochen hinaus zur Untätigkeit verdammt. Lilly trat ihm an der Wohnungstür ent gegen. Ihre tränengefüllten Augen spiegelten einen heißen Widerstreit. —- „Wie geht es Dir?" fragte sie mit zucken den Lippen, aber in ihren Bewegungen lag eine Zurückhaltung, welche er heut mit dop pelter Aufmerksamkeit beobachtete. Fest und ernst sah er sie an, und sie senkte die Lider nicht. Mit leidenschaftlichen, fast feindseligen Blicken maßen sich die beiden Menschen, als ginge es in einem Kampf. „Hast Du einige Augenblicke Zeit für mich?" fragte er, in das kleine Vorderzimmer tretend. „Ja," antwortete sie mit versagender Stimme, folgte ihm und schloß leise hinter sich die Tür. Und wieder standen sie sich stumm und auf- geregt gegenüber, biZ Woermann endlich das Schweigen brach. „Hast Du mir nichts zu sagen, Lilly?" frug er dann: Sie hob mit ruhigem Stolz den Kopf, ob wohl ihre Hände auf der Stuhllehne zit terten. Es tut mir sehr leid, daß die Kinder al lein blieben," antwortete sie. „Aber als ich fortging, war ich überzeugt, daß Wiesing aufs Beste für sie sorgen würde. Die arme Alte ist außer sich, wenn es Gott gewollt hätte, konnte das Unglück auch in ihrer und meiner Anwesenheit geschehn." Woermann ging^ ein paarmal im Zimmer auf und ab. Dann blieb er dicht vor Lilly stehen. „Du bist mit Herrn von Hilmer fortge gangen?" „Ja," sagte sie kurz, und ihre Augen blick ten groß und kühl in sein erregtes Gesicht. Er konnte diesen To», diesen Blick nicht ertragen. Es lag fast so etwas wie Verächt lichkeit darin. „Willst Du mir sagen, weshalb?" Ihre Lippen kräuselten sich hochmütig. Sie lachte herbe auf. „Gewiß. Gern. Herr von Hilmer hatte