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Well Im KHa. L^lX2rXdl>^lX20e2lXdL^>V<2L<rL<>L<2ü»2L<2L<2L^2lX2l^l>2 War sie ohne Arg rasch in das Atelier ge schlüpft, um die günstige Gelegenheit zu de 'nutzen und das Zimmer etwas zu ordnen sind zu lüften. Ehe sie sich zurückziehen konnte, trat Klaus mit seiner Besucherin ein, und — in Verle genheit über ihren Anzug, welcher die Spuren der hastigen Hausarbeit trug — war sie hin- ter den Vorhang getreten, welcher das ansto- ßende, mit einem zweiten Ausgang versehene Stübchen von dem Arbeitsraum ihres Man nes schied. In dieser peinlichen Lage wurde sie Zeu gin des langen — von leidenschaftlicher Hin gabe an die Kunst und innigsten gegenseitigen Verstehen durchglühten Gesprächs, welches Klaus und dieFremde mit einanderführten,— sie wurde Zeugin der Abmachung, welche hkn sichtlich des Bildes getroffen wurde, sie erfuhr den Namen und die Wohnung der schonen, liebenswürdigen Frau, gegen welche sie kaum einen Vorwurf erheben konnte, und die ihr doch so bitter weh getan. Ach! Wenn Maus seine Gönnerin auch heut noch nicht liebte — wenigstens nicht mit Klarheit und Bewußtsein — so hatte Lilly doch den zitternden, tief aus dem Herzen quellenden Klang seiner Stimme vernommen, mit welchem er zu ihr redete — von Schmer zen, Kämpfen, Hoffnungen, die er ihr, seiner Gattin, niemals eingestanden, niemals an vertraut hatte. Das war ein Klang, den sie nur in den seligsten Stunden ihrer ersten Liebe von sei nen Lippen vernommen hatte. Das Unglück hat ihn dann hart und scheu und schweigsam gemacht. Erst dieser Fremden gegenüber fand er die so lange verstummten, warmen Herzens töne wieder, und das mit anhören zu müssen, das war schwer, das war furchtbar! Und dann kam das noch Schwerere. Lilly wußte um den Verkauf des Bildes. Sie wußte, daß Klaus, noch eh' dieser Tag zu Ende ging, dreitausend Mark in der Hand halten würde. Dreitausend Mark! Eine Summe, deren Größe ihr unermeß lich erschien nach all den Entbehrungen, nach all den karg bezahlten Mühen der letzten Fahre, und doch sah sie mit bangem Herzklo pfen dem Augenblick entgegen, in welchem Klaus zu ihr treten und ihr von seinem Glück sagen würde. (Fortsetzung folgt) koO vom vachrMn. jemand hatte ihnen in dem geräuschvollen Ischl vorgeschla- tun: „Gehen Sie nach Alt- Aussee, wenn Sie idyllische Ruhe, vereint mit wahrhaft großartiger Natur, suchen." Warum nicht? Professor Hubert und seine Gattin Lisa brauchten die Kur in dem teuren Ischl ja nicht, konnten also ihren Wan derstab getrost weitersetzen. Das Leben und Treiben auf der weltberühmten Esplanade am Traunfluß mit allen den aufgeputzten, sich sehr lebhaft gebärdenden Wienerinnen hatten sie nach zwei Tagen satt. Lisa kam sich mit ihrem einfachen Rcisekleid auch „recht simpel" vor und Michael Hubert konnten dje paar Kieselsteine, welche er auf der Ischler Prome nade auflas, nichts nützen. Er mußte andres Material zusammenscharren. Steine — Steine! Die waren seine Wonne und seine Augenweide, das heißt natürlich nach Lisa. Selbstverständlich muß auch dem gelehrtesten Professor die eigene Frau über die größte sonstige „Liebhaberei" gehen. Also drückte sich das Ehepaar schleunigst aus Ischl, ehe die Kurtaxe fällig war, fuhr auf entzückender Bahnstrecke am Halleiner See vorbei und schlängelte sich so nach Steiermark hinein. Auf dem Bahnhof Aussee nahm ein Ein spänner sw auf und durch diesen größeren Badeort ging es auf waldiger, mit zierlichen Landhäusern besetzten Straße vorwärts. Jetzt tat sich ein weites Tal auf, umgeben von imposanter Berglandschaft. Im „Seehof" fanden sie Unterkommen. Dort hatten fie den das Dorf begrenzenden See dicht vor sich. Jenseits desselben steigt die kolossale Rifselwand schaurig senkrecht empor. Wendet man aber den Blick nach rechts, so leuchten und glitzern im Sonnen licht die Schneefelder und Gletscher des Be herrschers jener Gegend, des Dachstein, „wo der Adler haust." Aber noch andres, wie diese Vögel, gibt es dort oben. Im Garton des Hotels hält ein Dirndl die schönsten Achatsteine feil, teils zu Schmuck und Nippes verarbeitet, teils im Naturzustande. „Sie werden aus dem Dachstein gebro chen," erzählt es dem höchlichst interessierten Michael aus sein Befragen. „Meine Brüder kraxeln hinaus und holen die Steine. Der Vater verarbeitet sie in der Schleifmühle." „O, o, wirklich sehr lehrreich! Lisa, mir gefällt es außerordentlich hier," versicherte der Gatte. Er kaufte verschiedene Stückchen und be dauerte nur, daß er nicht selbst die acht Stun den bis zum Reich der edlen Steine empor klimmen und diese in noch größeren Exem plaren erobern könnte. Täglich nahte sich ihm das schlaue Dirndl. Die Frauen, gleichviel ob im Gewände einer steierischen Bäuerin oder einer Fürstin, wissen nur allzuschnell den Männern deren schwache Seiten abzugewjn- nen. „Kaufen Sie doch eine Kleinigkeit, Herr Professor." Bald war der halbe Schubkasten des gemieteten Zimmers, in dem sich bekannt lich überall nur ein Schrank und eine Kom mode befinden, mit den Steinen angefüllt. Am Vierten Morgen hatte das Steirerkind ein selten großes, bräunlich gesprenkeltes, noch ungeschliffenes, dreieckiges Stück auf dom Verkaufstisch. „Herr Professor, das ist etwas für Sie." „Hm, allerdings sehr schön, sehr selten! Von ganz andrer Färbung, wie Ihre sonsti gen Waren, mein Kind!" Und der große Mineraloge, dor in seiner Universitätsstadt als Kapazität in seinem Fach galt, wog das Stück bewundernd in der Hand. „Schneide Dich nur nicht," meinte Lisa ängstlich, „es ist merkwürdig scharf." „Ja," fiel das Dirndl schnell ein, „Weils noch nicht geschliffen ist. Die Brüder haben es gestern erst dicht unter dein Gletscher, der jetzt so hell in der Sonne leuchtet, gebrochen. Ich Habs heute gleich mitgebracht, da der Herr ein großes Stück wünschte." „Was soll es denn kosten?" fragte Lisa ängstlich. „Unter zehn Kronen kann ich es nicht ge ben." „Abor Mädchen, das ist viel zu teuer." „Nicht doch, liebe Frau," mischte sich Hu bert jetzt ein, „Du verstehst das nur nicht. Es wird dafür auch das Prachtstück meiner Sammlung sein. Die Kollegen zu Haufe werden Augen machen." Einige Minnien später war der Einkauf vollzogen. Des Nachmittags, als Hubert irgendwo „buddelte", ging Lisa einen Feldweg hinter den Häusern entlang; für die herrliche Na tur hatte sie heute keinen rechten Sinn. „Zehn Kronen," murmelte sie. „Wenn das so sortgeht, schmilzt die ReisekaFe schnell zusammen. Dieses Mädchen wird bald noch mehr von dem Zeug bringen. Es ist unglaub lich, wie solche Alpenbuben klettern können. Gäbe es doch lieber gar keinen Dachstein hier! Da wäre uns Ischl trotz der Teurung noch billiger gekommen. Den schneebedeckten Rie sen sah man von dort ja auch; nur von wei tem machte er sich etwas entfernter." In Gedanken mit diesem alten Witz be schäftigt, sah sie zufällig auf. Plötzlich blieb sie stehen. Ihr Auge war an einem sehr son derbaren Dinge haften geblieben. Es stand auf dem Fensterbrett der nach hinten gelege nen Küche eines Häuschens, welches ihr, wie sie sich jetzt erinnerte, als das Heim des Achat schleifers bezeichnet worden war. Dieser Gegenstand war augenscheinlich aus Porzellanmasse: Ein braun gesprenkel ter, ehemaliger Lampenfuß, von dem ein drei eckiges Stück fehlte. Sich vorsichtig versichernd, daß sie unbe obachtet sei, schlüpfte Lisa an das Fenster brett und schob das verräterische Ding in ih ren Pompadour. Dann eilte sie in den See Hof und auf ihr Zimmer. Dort fügte sie die „bessere Hälfte" des kostbaren Erwerbes mit. diesem zusammen. Sie paßten ganz genau zu einander. In tiefem Sinnen saß Lisa lange auf ihrem Sofa. Diese Schlange! Auf irgend einem Koh richthaufen hat sie das Ding aufgelesen, oder ihre sauberen Heiser taten es: Mit Arglist umgarnte sie meinen seelenguten Mann. Na türlich soll er sogleich erfahren, wie er,betro gen wurde. Es wird ihm selbstverständlich eine große Enttäuschung sein und ihm den Rest der Reise verderben! Nein, das bringe ich nicht übers Horz. Meinetwegen mag er auch ferner an den Wert des Dinges glauben — der große Minera loge! Jedoch — die Kollegen daheim? Wenn er sich nun vor denselben blamiert? Ach was, die Männer lassen sich alle Sand in die Augen streuen, und was einer als Sach kenner behauptet, glauben die andern ohne weiteres. Es kommt gar manches im Leben vom Kehrichthaufen, was die blinde Welt als „aus höheren Regionen stammend" ver ehrt und verhätschelt. — So soll sich auch mein geliebter Michael keinerlei Sachen mehr „hoch vom Dachstein" teuer zu stehen kommen lassen. Und diese Betrüger dürfen mit Dir hier (sie hob den Lampenfuß auf und stopfte ihn eiligst in den Pompadour) auch keinen Mißbrauch mehr treiben!" Kurze Zeit darauf war der letztere bei der Badeanstalt in den See versenkt. Während des Nachtessens erklärte Lisa, daß ihr die Luft hier nicht mehr bekäme. „Laß uns weiter reisen, Männchen, bitte, bitte!" „Müssen wir? Schade! Die Ausbeute hier ist herrlich Lisa, doch nehme ich ja zum Trost das Prachtstück als schönstes Andenken mit!" Als sie am nächsten Morgen den Einspän ner bestiegen, kam das Mädel ihnen nachge laufen. „Die Herrschaften wollen fort? Ach, kaufen Sie mir doch schnell noch etwas ab, Herr Professor!" „Nein," rief Fran Lisa so heftig, daß die Kleine zurückprallte, der Hausknecht das Trink geld fallen ließ, und der Gaul erschreckt sich in Trab setzte, „mein Mann dankt!"