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diejenigen deutschen Studenten in den Genuß des Be- nefiziums treten könnten, die auf einer der englischen Universitäten studirten. Diese Klausel erregte sofort Verdacht in den betheiligten deutschen Studentenkreisen. Jetzt hat eine der deutschen studentischen Verbindungen, der „Wingolf" beschlossen, seinen aktiven wie inaktiven Mitgliedern die Bewerbung und Annahme eines Rhodes- Stipendiums untersagt. Bremen, 23. Mai. Eine Versammlung von Arbeit gebern sämmtlicher am Baugeschäft betheiligten Gewerbe hat beschlossen, die Innungen der Tischler, Schlosser, Glaser, Maler, Dachdecker, Steinhauer und Stuckateure zu veranlassen, bis Montag Abend zu der Aussperrung sämmtlicher Bauhandarbeiter Stellung zu nehmen. Bremerhaven, 23. Mai. Tecklenborgs Werft hat gestern Nachmittag die Einstellung von Arbeitern fortge setzt, so daß die Zahl der aus besonderem Grunde nicht Wiedereingestellten nur gering ist. Die Werft ist, wie sie mittheilt, zur Zeit derartig mit Aufträgen versehen, daß sie mindestens die bisherige Zahl der Arbeiter auch ferner- hin nöthig hat. Halle, 23. Mai. In Aschersleben ist an dem sechs jährigen Bergmannssohn Olditz ein Lustmord verübt worden. Dieser war gestern auf Maikäferfang gegangen und wurde heute Vormittag von seinem Vater mit aufgeschlitztem Bauch im Felde aufgefunden. Belohnung einer braven That. Der Kaiser hat dem Bootsmannsmaaten Paul Utz von der fünften Kom pagnie der zweiten Matrosendiviston die Rettungsmedaille am Bande verliehen. Der Anlaß zu der ehrenvollen Auszeichnung war folgender: Gelegentlich des Aufenthaltes der „Charlotte" im Hafen von Horta auf Fayal, Ende Februar d. I., kenterte während der Nacht eine von Utz gesteuerte und mit zwei Schiffsjungen bemannte Jolle. Es gelang dem Utz, unter Einsetzung des eigenen Lebens, die beiden des Schwimmens unkundigen Schiffsjungen den Wogen zu entreißen und dem Rettungskahn zuzuführen. Vom König von Portugal war Utz schon durch Verleihung einer silbernen Verdienstmedaille ausgezeichnet worden. Eine Abbröckelung der Felsmassen der Insel Helgoland ist auch in diesem Frühjahre wieder vor sich gegangen. In besonderem Maaße bedroht ist nach dem „Hannov. Cour." der Kommandeurstand und Beobachtungs posten in der Nähe der Lummeiselsen an der Westseite. Es werden gegenwärtig erneute umfangreiche Arbeiten in Angriff genommen, und die ausgewaschenen Höhlungen werden mit Beton ausgefüllt. Au einer bedrohten anderen Stelle soll eine Schutzmauer von 15 Meter Höhe gezogen werden. Die Befestigungsarbeiten werden den ganzen Sommer hindurch dauern und in den nächsten Jahren fortgeführt werden. Verzögert werden die Arbeiten dadurch, daß dieselben nur bei Ebbezeit und bei gutem Wetter vorgenommen werden können. Der Kasseler Bäckerstreik. Kassel, 22. Mai. Der Bäckerstreik hat für die Gesellen eine ungünstige Wendung genommen. Gestern früh und gestern Abend trafen aus Halle, Leipzig, Berlin und einigen anderen Städten ca. 70 fremde Bäckergehilfen ein, welche unter starker polizeilicher Bedeckung in die Stadt geleitet und sofort in Arbeit gestellt wurden. Der polizeiliche Schutz hatte sich als nothwendig erwiesen, da es am Bahnhof zu Zusammenrottungen der Streikenden kam, welche die fremden Gesellen verhindern wollten, die Stadt zu betreten. Der Zuzug Arbeitswilliger hat zur Folge gehabt, daß die Zahl der Ausständigen bereits auf 170 zurückgegangen ist. Die Bäckermeister sind zu einer 10prozentigen Lohn erhöhung geneigt. Grobfeuer. Düsseldorf, 22. Mai. In hiesigem Schlacht- und Viehhose entstand heute Morgen Großseuer. Der Brand nahm derartige Dimensionen an, daß zehn Feuerwehrmänner ohnmächtig wurden und nur durch äußerste Anstrengung ihrer Kameraden gerettet werden konnten. Der entstandene Materialschaden ist bedeutend. Amtlicher Bericht über die am 14. Mai dieses Jahres stattgehabte öffent liche Stadtgemeinderathssitzung. Anwesend waren sämmtliche Herren Stadträthe und 9 Herren Stadtverordnete. Entschuldigt fehlte Herr St.- V. Mor. Hofmann. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Kahlenberger. 1. Von dem Dankschreiben des Kirchenvorstandes für den aus städt. Mitteln für Zwecke der Gemeindediakonie gewährten Beitrag, 2. von dem Dankschreiben des Herrn Röhrmeister Teller für ihm bewilligte Gehaltszulage uud 3. von dem Dankschreiben des Kassenschreibers Adam, ebenfalls für Gehaltszulage, wird Kenntniß genommen. 4. Der Volontär Kippe soll nunmehr als Hilfsexpedient der der Stadtkasse gegen eine Jahres-Remuneration von 300 M, zahlbar ab 1. Mai in monatlichen Raten von 25 M., angestellt werden. (Einstimmig.) Das Gesuch des Fabrikbesitzers Friedrich um Auf nahme rn den Sächsischen Staatsverband wird, soweit die gesetzlichen Bestimmungen dies erfordern, vom Kollegium befürwortet. (Einstimmig.) 6. Nachdem das Kollegium von dem Schreiben des Kirckenvorstaudes, Aufnahme einer Anleihe von 36000 M. für Zwecke des Pfarrhausbaues betr., Kenntniß genommen, will man zwar irgendwelche Einwendungen hiergegen nicht erheben, spricht aber die Erwartung aus, daß Begebung der Anleihe nicht unter 98»/, erfolgt. (Einstimmig) 7. Das Urlaubsgesuch der städtischen Beamten und Kopisten wird in der vorgetragenen Weise genehmigt. Die Eintheilung wird dem Herrn Vorsitzenden überlassen. (Einstimmig.) . , „ , . _ 8 Der Herr Vorsitzende trägt das Ergebmß der Wasser-Untersuchung vom Brunnen am alten Werk sowie einen Kostenanschlag über dessen Ausmauerung vor. Das Kollegium ist im Prinzip mit der Ausmauerung einverstanden und überträgt die erforderlichen Vorarbeiten der Wasscrversorgungsdeputation. (Einstimmig) 9. Dem Vorschläge der Baudeputation gemäß wird der Zuschlag für die Ausführung des Geländers an der Parkstraße zum Preise von 2 M. 44 Pf. pro lfd. Meter Herrn Schmiedemeister Emmrich unter der Bedingung ertheilt, daß das Geländer genau nach Vorschrift angefertigt und der Deputation für Wegebau vor dem Eingypsen behufs der Prüfung der Arbeit, die unter Zuziehung eines Sachverständigen zu erfolgen hat, verständigt wird. Die Aufstellung und der Anstrich müssen bis spätestens am 1. September vollendet sein. (Einstimmig.) Wilsdruff, am 18. Mai 1903. Der Stadtrath. Kahlenberger. Vaterländisches. lMittheilungen aus dem Leserkreise sind der Redaktton stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimnis; der Redaktion. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) Wilsdruff, 25. Mai 1903. — Die vom hiesigen Gewerbeverein beschlossene Vereinsparthie per Omnibus nach Cossebaude, Cotta (Be sichtigung des Hosbrauhauses), Schiffswerft Uebigau, Losch- witz, Schwebebahn und Staffelstein findet nicht am Dienstag, den 16., sondern Mittwoch, den 17. Juni, statt. — Am ersten Pfingstfeiertage sind in Sachsen öffentliche Versammlungen aller Art, ingleichen Versamm lungen der Gemcindevertrcter, der Innungen und anderer Genossenschaften, sowie auch die öffentlichen Versamm lungen solcher religiöser Vereinigungen, die die staatliche Anerkennung nicht besitzen und die ministerielle Genehmigung zu gemeinsamer öffentlicher Ucbung eines besonderen Kultus nicht erlangt haben, auch wenn diese Versammlungen gottes dienstliche Zwecke verfolgen, gänzlich verboten. Desgleichen sind Tanzbelustigungeu an öffentlichen Orten, sowie Privat bälle, auch wenn diese in Privathäusern oder in Lokalen geschlossener Gesellschaften abgehalten werden, am ersten Pfingstfeiertage und am vorausgehenden Sonnabend unter sagt. Versammlungen müssen am Pfingstsonnabend Nachts 12 Uhr beendet sein und dürfen am zweiten Pfingstfeiertag vor beendigtem Vormittagsgottesdienste nicht beginnen. — Missionsfest des Wilsdruffer Zweigdereins für Aeußre Mission. In Limbach feierte der Verein Sonntag Exaudi, den 24., sein diesjähriges Jahresfest. Früh schon hatte der jetzt noch im Urlaub hier weilende Missionar Zehme aus Mayawaram in einem Kindergottes- dienst Klein und Groß durch seine gottbegnadete fesselnde Art erbaut. Um ^3 fand in der freundlichen ganz dicht gefüllten Kirche der Festgottesdienst statt. Die Gemeinde Limbach beteiligte sich sehr zahlreich und viel Gäste der Umgegend hatten sich eingefunden. Die Jungfrauen der Kirchfahrt hatten die Kirche schön geschmückt. Im Gottes dienst trug der Kirchschullehrer mit seinem Chor zur Er höhung des Festes einen Festgesang vor. ?. Schönherr aus Heynitz predigte einfach, volksthümlich und tief über 2. Thess. 3, 1. 2. (Das Gebet der Missionsgemeinde: 1.) Herr Jesu, laß dein Wort laufen! 2.) Herr Jesu, laß es gepriesen werden wie bei uns so bei den Heiden! 3.) Herr Jesu laß die Mission erlöset werden von den unartigen und argen Menschen.) Mit 100 Mk. Festkollekte antwortete die dankbare Gemeinde. In der Nachver sammlung im Lhieleschen Gasthof, die Weber eröffnete und mit Dank gegen Gott und Menschen schloß, gewann der Missionar Zehme durch seine die herrliche Missionsarbeit und ihre Freuden und Leiden an der Hand der von ihm vorgenommenen Kirchweih in Kalleikadu, einer Dorfge meinde von Mayawaram, ins Einzelnste packende und er greifende Schilderung aller Herzen, zuletzt auch zur brünstigen Fürbitte für ihn und seine Gemeinden bittend. Auch hier wurden gern noch 16 M. 18 Pf. geopfert uud für 31 M. 59 Pf. Schriften rc. zum Besten der Mission umgesetzt. Erhöht wurde der Werth der Darlegungen des Missionars durch j^viele Gegenstände, nach denen er dieselben er läuterte. Der Herr gab gut Wetter von oben und Sein Wort, das von Anfang bis Ende das Fest regierte, konnte nicht leer zurückkommen, sondern mußte guten Boden in den Herzen der Festtheilnehmer finden. Möge der Heilige Geist nun neue gute Saat daraus aufwachsen lassen! — Eine Prägung von 20 Millionen Fünfmarkstücken ist für dieses Jahr 'beschlossen worden. 10 Millionen da von werden in wenigen Wochen in Umlauf gesetzt werden. Es wird dies vielfach Verwunderung erregen, da diese Münze als unhandlich nicht beliebt ist. Aber die Fünf markstücke treten an die Stelle der zur Einziehung ver- urtheilten Thaler, deren Fehlen als Silbermünze sich bereits so fühlbar macht, daß an die Reichsbank vielfach die Forderung ergangen ist, die Thaler wieder verkehren zu lassen. Diesem Wunsche kann nicht entsprochen werden, dafür wurde die Ausprägung jener 20 Millionen Fünf markstücke angeordnet. — Die Schülerzahl der evangelischen Volks schullehrer-Seminare Sachsens (19) beträgt seit Ostern 1903: 3939 (1902-1903: 3750). Die 3 Lehrer- inneu-Seminare enthalten 371 Schülerinnen. — Meißen, 20. Mai. Tagesordnung für die Freitag, den29.Mai,Vormittags halb zehnUhr, stättfindende Sitzung des Bezirksausschusses der Königlichen Amts- hauptmannschaft Meißen. 1. Regulativ über das Feuer löschwesen des Spritzenverbandes Pröda bei Meißen. 2. Ab trennung der Flurstücke Nr. 41 b, c, d, e, f und g des Flurbuches für Coswig vom Besttzthume Blatt 27 des Grundbuches für diesen Ort — Besitzerin Emilie Auguste vcrehel. Schlechter —. 3. Die Aufnahme eines Darlehns seitens der Stadtgemeinde Wilsdruff betreffend. 4. Re kurs der Auguste verehel. Schmidt in Zscheila gegen die Höhe ihrer Heranziehung zur Gemeindeanlage. 5. Orts statutarischer Beschluß der Gemeinde Neutannederg, Gemeindeanlagen-Erhebung betreffend. 6. Abtrennung des Flurstückes Nr. 499 a des Flurbuches für Kötik vom Be sitzthum Blatt 5 des Grundbuches für diesen Ort — Be sitzer Hermann Gärtner daselbst —. 7. Abtrennung des Flurstückes Nr. 501 des Flurbuches für Kötitz vom Be- sttzthumc Blatt 9 des Grundbuches für diesen Ort — Be- sttzer Adolf Koch daselbst —. 8. Regulativ über das Feuerlöschwesen in den Gemeinden Choren, Priesen, Wetter- Witz und dem Rittergute Choren. 9. Gesuch Ernst Leubners in Stahna um Konzession zum Bier- und Branntwein ¬ schank imGrundstückeKataster-Nummer7daselbst. lO.Orts- statut, den Freibankbezirk Pinnewitz betreffend. 11. Ein- flurung eines Theiles der Parzelle Nr. 47 der Flur Wild berg in die Flur Constappel betreffend. 12. Gesuch des Produktenhändlers Friedrich Becker in Questenberg um Konzession zum Bierschauke im GrundstückeKataster-Nummer 15 G daselbst (neu). 13 Gesuch des Restaurateurs Gustav Adolf Schmidt in Kötitz um Ausdehnung seiner Schank- befuguiß auf den zu seinem Grundstücke Kataster- Nummer 411 daselbst gehörigen Garten. 14. Vertilgung der Acker distel betreffend. 15. Gesuch des Gastwirths Horn in Wilsdruff um Genehmigung zur Abhaltung von fünf außcrregulativmäßigen Tanzvergnügen im Sommerhalb jahre. 16. Ortsstatutarischer Beschluß der Gemeinde Neu coswig, Gehalt des Gemeindevorstandes betreffend. 17. Vor schriften über den Milchverkauf im amtshauptmannschaft lichen Bezirke Meißen betreffend. — Munzig, 24. Mai. Heute fand hier zum Besten des Feuerlöschwesens von Gemcindegliedern ein recht ge lungener Vortragsabend statt. Die einzelnen Nummern wurden von den Vortragenden unter großem Beifall vor geführt. Ganz besonderen Applaus spendete man Punkt 6: „Die alte Weibermühle", wo alle runzlichen Frauen, auch Herren in wenig Minuten zu jungen blühenden Menschenkindern umgewandelt wurden. Der Erfinder dieser Mühle will sich dieselbe pateutiren lasten. Der Saal war voll besetzt, sodaß ein ziemlich hoher Reinertrag der Feuerlöschkasse zugcflossen ist. — Dresden. Die Deutsche Städte-Ausstellung wurde am Tage der Eröffnung von Nachmittags ^3 Uhr an von 897 und am Himmelfahrtstage von 2100 zahlenden Personen (Inhaber von Dauerkarten nicht mitgerechnet) besucht. Dauerkarten und Anschlußkarten dazu wurden am zweiten Tage kür 4500 Mk. verkauft. — Besonders freudig, mit fast jubelndem Beifall wurde bei dem gelegentlich der Eröffnung der Deutschen Städteausstellung stattgehabten Festmahle der Trink spruch vr. Luegers, des Oberbürgermeisters von Wien, ausgenommen, der nach einem kurzen persönlichen Dank an Herrn Oberbürgermeister Beutler Folgendes ausführte: „Ich habe mich für verpflichtet erachtet, der Einladung Folge zu leisten, weil Wien, die Haupt- und Residenzstadt Oesterreichs, eine deutsche Stadt ist. Ich habe mich weiter deshalb für verpflichtet gehalten, dem Feste beizuwohnen, weil die Wiener für Dresden und seine Bewohner große und reiche Sympathien empfinden. Wenn der Herr Ober bürgermeister von Dresden den Muth gehabt hätte, zur Ausstellung Wien einzuladen, so hätte sich Wien sicher betheiligt, und es wären zu guten Bürgern des Deutschen Reiches gute Bürger Oesterreichs gekommen. Dies war nicht der Fall; aber der gute Zusammenhang soll nie gestört, soll immer aufrecht erhalten werden. Der Ober bürgermeister von Dresden hat das riesige Glück, daß auf langes Regenwetter in den letzten Tagen heute endlich Frühlingssonnenschein durch die Wolken brach. Die Ober bürgermeister werden sonst für Alles verantwortlich ge macht, was Schlimmes passirt, und dem Dresdner Ober bürgermeister wird es nicht besser ergehen, als denen bei uns in Oesterreich. Was über das Verhältuiß zwischen Staatsregierung und Stadt gesagt wurde, gilt auch bei uns in Oesterreich. Aber wir wollen uns daran erinnern, daß Deutsche bei der Städtegründung mit siegender Macht vorangegangen sind. Die deutsche Geschichte ist mit zum größten Theile die Geschichte der Städte, und die Städte sind das Abbild der Herrlichkeit uud Größe des Vater landes. Die Deutschen sind die erste Nation und werden es bleiben. Wir wünschen Dresden mit seinem Ober bürgermeister, dem wir alle huldigen, bestes Glück und Gedeihen, aber nicht Dresden, nicht Oberbürgermeister Beutler oder einen anderen Oberbürgermeister, es sind ja heute deren wie Sand am Meere anwesend, will ich feiern, ich rufe vielmehr: hoch leben meine deutschen Brüder; mögen sie glücklich sein für alle Zeiten!" — Das Befinden der Prinzessin Luise von Toskana ist augenblicklich kein befriedigendes, das Aus sehen der Prinzessin läßt auf einen krankhaften psychischen Zustand schließen, sie leidet unter andauernder Schwermuth, weil sie befürchtet, daß ihr kürzlich geborenes Kind später nach Dresden gebracht wird. Die Prinzessin steht unter dauernder Beobachtung, alle «n sie gerichteten Briefe werden einer Durchsicht unterworfen; sie fragt nie nach den Vor gängen am Dresdner Hofe, erkundigt sich aber stets nach der Stimmung des sächsischen Volkes. In ihrem Seelen leben scheint sich eine völlige Verwandlung vollzogen zu haben, sie verlangt zweimal des Tages nach einem Priester, um mit ihm zu beten. — Eine sehr praktische Neuerung auf dem Gebiete der Bäumeausrodung brachte man dieser Lage zu Dresden auf der Blumenstraße in unmittelbarer Nähe der Vogelwiese in Anwendung. Um eine Verbreiterung und Erhöhung der Straße herbeizuführen, müssen schöne, etwa 30 Jahre alte Kastanienbäume dicht am Fußweg entfernt werden. Die Bäume wurden mittels Dampfkraft aus der Erde mitsammt ihrer Wurzelstöcke herausgezogen. In einer Minute war eine Kastanie aus dem Erdboden ge hoben und ein Stück am Boden sortgezogen. Als Ma schine wird die Dampfwalze benutzt. An der rechten Seite des großen Walzenrades ist eine Trommel, auf welcher ein 28 mm starkes Seil aufgewickelt ist, angebracht. Sobald man einen Baum herausziehen will, werden die Bolzen, welche die Achse mit den Walzenrädern verbinden, herausgezogen so daß die Maschine allein arbeitet, die Räder gar nicht in Bewegung kommen. Die Dampfwalze ist so zur Dampfwinde umaewandelt, die eine Kraft von 35 Pferden aufweist. Nachdem man das Seil um den Baum geschlungen hat, setzt sich die Maschine in Bewegung und im Nu wird der Baum gehoben. — Dresden, 22. Mai. Prinzessin Heinrich von Preußen, die seit einigen Wochen mit ihren beiden jüngsten Söhnen, den Prinzen Heinrich und Sigismund, im Dr. Lahmannschen Sanatorium auf dem Weißen Hirsch bei Dresden weilt, wird in den ersten Juniwochen nach Kiel zurückkehren. — Dresden, 21. Mai. Der Oberbürgermeister vou