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MMll K 8ilM« Tharandt, Ilossen, Sieöenteßn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amlshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Zorstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Älttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, tzühndorf, Kaufbach, Kefselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lamversdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Svechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. — Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.54 Ps. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — ZniertionsvreiS 15 Pfg. pro viergespaltene Lorpuszeile. Dnick nnd Perlay von Martin Berger tn Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. S«. Dienstag, ven 12. Mai 19M. «2. Jahrg. Bekanntmachung. Nachdem die hiesige Stadt aus Anlaß der bevorstehenden Rcichstagswahlen in 2 Wahlbezirke eingetheilt worden ist, so wird solches mit dem Bemerken andurch bekannt gemacht, daß -er erste Wahlbezirk aus dem links der Freiberg-Tharandl-Wilsdruff-Meißener Straße gelegenen — Stadttheile, der zweite Wahlbezirk aus dem rechts von dem vorbezeichneten Straßenzuge gelegenen Stadtlheile gebildet wird. Die den einzelnen Wahlbezirken hiernach zugchörenden Hausnummern werden seiner Zeit noch veröffentlicht werden. Wilsdruff, am 8. Mai 1903. Der Bürgermeister. 535. I.Kahlenberger. Jgr. Ergebnisse äer letzten VMrMlung. Die Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1900 sind nunmehr vom Kaiserlichen Statistischen Amt in zwei Bänden veröffentlicht worden. Wegen der großen Bedeutung dec Zählung an der Wende des Jahrhunderts sind in anerkennungswerther Weise Bergleiche mit frühen' Zählungen und mit denen in andern Kulturländern ange- ßteüt, um so die Entwickelung Deutschlands zur Weltmacht rmpolitischen und wirlhschaftlichen Sinne im internationalen Lichle betrachten zu können. Zum ersten Male-sind auch Lie außerhalb des Reichsgebiets befindlichen Deutschen, besonders die in den Schutzgebieten, mitgezählt worden. Hierdurch wird die Einwohnerzahl von 56,4 Millionen um 1,7 Millionen erhöht. Dieselben bleiben jedoch bei den folgenden Angaben unberücksichtigt. Seit dem Jahre 1875, also in einem Viertcl'Jahr- hundert, hat die Reichsbevölkerung um 13,6 Millionen Zugenommen, und zwar ist der höchste Zuwachs im letzten Jahrfünft und dec niedrigste von 1880 bis 1885 erfolgt. Geht man noch weiter zurück, so findet sich, daß die Zu nahme relativ immer stärker geworden ist. In der Ein- woknerzahl sind Deutschland nur China (schätzungsweise 426 Millionen) Britisch-Jndien (294 Millionen), Rußland (128 Millionen) und die Vereinigten Staaten von Amerika (73 MRlonen), voraus. Interessant ^nd die Sprachen-Verhältuiffe im Reich. 52 Millionen haben die deutsche Muttersprache: 253000 von der Reichsbevölkerung sprechen deutsch und eine fremde Sprache, und 4,2 Millionen haben eine fremde Mutter sprache, davon 3 Millionen die polnische. Aus einer Le- lrachtung über die Volksdichtigkcit sieht man, daß in Deutsch land 104 Einwohner auf je 1 c>Irm wohnen. Deutschland steht mit an siebenter Stelle; es wird von Belgien (227 Einwohner auf 1 qllm) den Niederlanden, England und Italien, ferner von Japan und Aegypten übertroffen. Die Dichtigkeit M den einzelnen Ge- Lietsthellen Deutschlands verichieden. Zu den volks armen Gegenden gehören die Küstenstriche der Ost- und Nordsee. Groß ist die Dichtigkeit dagegen in dem industrie reichen Rheingebiet, in dem gewerbereichen Sachsen, dann in den durch starken Kleindesitz sich auszeichuenden süd deutschen Ländern Hessen, Baden und Württemberg sowie selbstverständlich in den großen Städten. Von hervor- raaeÄ sind die Bevölkerungs-Verhältnisse in L" und Land. I» d-u ImidliK-n G-m-md-n wohnen zusammen 25,7 Millionen, m ^"^360 städtischen dagegen 30 7 Millionen. Im Jahre 1871 bestand noch das umgekehrte Verhältniß, indem die Landbevölkerung H4 und die Stadtbcvölkerung nur 36 v. H. ausmachte. Als Ursache solcher Verschiebungen ist, abgesehen von der Bewegung der Bevölkerung in Geburten und Sterbe- sallen die Wanderung von Wichtigkeit, und zwar sowohl die Auswanderung, wie die Binnenwanderung. Allein nach den Vereinigten Staaten sind seit 1820 über 5 Millionen Deutsche ausgewandert, die Hälfte davon in den letzten 30 Jahren. Die Binnenwanderung bringt zwar keinen Verlust für das ganze Reich mit sich, aber sie ent- und bevölkert im Zuge von Land zu Land und um gekehrt die einzelnen Bezirke und Gebietstheile. Ueber die Binnenwanderung ist festgcstellt, daß der Westen den größten Zuzug, der Osten den größten Wegzug hatte; der Süden erhielt aus beiden Theilen wenig Zuzug, gab auch nur wenig dorthin ab. Diese Verschiebungen haben im letzten Jahrzehnt noch zugenommen. So steigerte der Westen im Wanderungs-Verkehr mit dem Osten seinen Gewinn an Menschen um das Dreifache. Von der groß- stäotischen Bevölkerung (9 Millionen) sind nur 4 Millionen am Ort geboren. Der größere Theil ist zugezogen. Von diesem übermäßigen Zuge vom Lande in die Stadt abgesehen, können wir mit der Entwicklung unsers Volkes zufrieden sein. Wir schreiten in erfreulicher Weise fort und brauchen einen Vergleich mit dem Auslande in keiner Weise zu scheuen. ^slitische Rundschau. Der Kaiser wurde an diesem Sonntag oder Montag nach Beendigung seines Jagdaufenthaltes beim Fürsten zu Fürstenberg in Donaueschingen zu einem kurzen Be suche am grobherzoglichen Hofe in Karlsruhe erwartet. An letzteren Besuch schließt sich ein dreitägiger Besuch des Monarchen in Straßburg an. Am 14. Mai trifft er in Metz ein, um daselbst der Einweihung des neuen Christus- portales an der Kathedrale beizuwohnen, dann begiebt sich der Kaiser nach Neville. Der deutsche Kronprinz und sein Bruder Prinz Eitel Friedrich sind am Nachmittag des 8. Mai von ihrer Orientreise und dem im unmittelbaren Anschlusse an letztere nachgefolgten Aufenthalte in Italien wieder in Beilin eingetroffen. Sie wurden daselbst auf dem Bahnhofe von der Kaiserin empfangen; nach herzlicher Begrüßung geleitete die hohe Frau die priuzlichen Söhne nach Potsdam, wo dieselben bis auf Weiteres im Ka- binettShause residiren weiden. — Auch der Reichskanzler Graf Bülow ist am Abend des 8. Mai aus Italien wieder nach Berlin zurückgekehrt. Die offiziöse „Agence Havas" in Paris hatte sich aus Paris melden lassen, der Besuch Kaiser Wil helms im Vatikan habe durch die Art seiner Ausführung einen peinlichen Eindruck in amtlichen italienischen Kreisen hervorgerufen. Die „Nordd. Allg. Ztg." nimmt in einer hochoffiziösen Auslassung Stellung zu dieser offenbaren Tendenznachricht des genannten Depeschenbureaus und er klärt, gerade die feierliche Form des Kaiserbesuchcs im Vatikan habe vor aller Welt erwiesen, wie wenig der Papst im Genüsse der ihm zustehenden Rechte als Souverän beschränkt sei. Mit zweifellosem Recht betont das Berliner Regierungsblatt, falls die „Agence Havas" mit der Ver breitung ihrer tendenziösen Nachricht die Absicht verbunden haben sollte, in Italien Stimmung gegen Deutschland zu machen, so dürfte dieser Versuch seinen Zweck gänzlich verfehlen. Die Leitung der freisinnigen Volkspartei hat darauf verzichtet, einen Wahlaufruf zu den Reichtagswahlen zu erlassen. Der Entschädigungsstreit Deutschlands, Englands und Italiens mit Venezuela kann jetzt-im Allgemeinen als abgeschlossen betrachtet werden. In Washington wurden dieser Tage von den Vertretern der betheiligten Parteien die Protokolle unterzeichnet, welche sich auf die Bildung der gemischten Kommission zur Feststellung der Reklama tionen der drei europäischen Staaten und ferner auf die Ueberweisung der Frage der Vorzugsbehandlung ihrer Forderungen an das Haager Schiedsgericht beziehen. In mehreren Bezirken Kroatiens ist infolge der daselbst stattgefundenen schweren Unruhen das Standrecht verkündigt worden. Es wird indessen gemeldet, daß diese scharfe Maßnahme bislang nirgends einen beruhigenden Eindruck auf die erregte Bevölkerung gemacht habe. Die Franzosen bekommen es im algerisch-marok kanischen Grenzgebiete immer mehr mit den unruhigen marokkanischen Grenzstämmen zu thun. In der Gegend von Taghit wurde eine unter militärischer Bedeckung reisende französische Karawane von etwa 1500 Mann der Stämme der Uladscherir, Benigil und Beraber überfallen und vollständig ausgeraubt. 30 Leute der Karawane wurden getödtet, 18 verletzt; die Angreifer lagerten sich dann mitten auf dem französischen Gebiet bei den Zu gängen zum Susfanatale. Möglicher Weise kommen aber derartige Zwischenfälle der französischen Regierung nur erwünscht, um endlich aktiv gegen Marokko aufzutreten. Der abgesagte amerikanische Flottenbesuch in Kiel wird nun doch noch vor sich gehen. Das in Villa- franca (Mittelmeer) ankernde amerikanische Geschwader erhielt Befehl, Ende Mai nach Kiel abzudampfen. In Mazedonien hat sich die Umgegend von Monastir als ein neuer revolutionärer Herd aufgethan, es fanden dort in den letzten Tagen heftige Kämpfe zwischen Jnsur- gentenbanden und türkischen Truppen statt. Schließlich traten die Revolutionäre auch in der Stadt Monastir selber auf: sie warfen Dynamitbomben in eine Moschee, doch explodirten dieselben nicht. Andere Meldungen berichten sogar von förmlichen Straßenkämpfen in Monastir. (Nach einer weiteren Depesche über das Bombenattentat in Mo nastir müssen indessen die Bomben doch explodirt sein, denn nach dem betreffenden Telegramm wurden bei diesem verbrecherischen Streiche 11 Personen getödtet und 19 verwundet.) In Saloniki herrscht der Dynamitschrecken auch noch fort; in einem beim österreichischen Postamte befindlichen Brunnen wurden mehrere Kilogramm Dynamit aufgefunden. Revolutionäre aus Ucskueb sollen in Sofia eingetroffen sein. In den im Sandschak Serres stattge- fundeuen Kampf ist nicht General Zontschew, der Ober- führer der mazedonischen Insurgenten, gefallen, wie es ursprünglich hieß, sondern der Bandenführer Deltschew. Gespannt bleiben die amtlichen Beziehungen zwischen der Pforte und der bulgarischen Regierung, obwohl die jüngst in Sofia übergebene türkische Beschwerdenote wieder zurück- genommen worden ist. Zu verringern scheint sich die albanestsche Gefahr für die Pforte. Die türkischen Truppen sind in Dzakova und Ipek eingerückt, ohne Widerstand seitens der Albanesen zu finden; zu diesem günstigen Er gebnisse scheint die türkischerseits den Albanesen gegebene Versicherung mit beigetragen zu haben, die Konzentration türkischer Truppen in ihrem Gebiet erfolge hauptsächlich zur Vorsicht gegenüber etwaigen kriegerischen Absichten der Nachbarstaaten. Die Pforte erhielt von maßgebenden diplomatischen Stellen freundschaftliche Rathschläge, die energischen Maß regeln gegen die mazedonischen Komitss und gegen das Bandenunwesen, sowie gegen die Urheber der jüngsten Dynamitanschläge nicht auf Unbetheiligte auszudehnen, überhaupt Alles zu vermeiden, was unnölhige Erbitterung unter ihren christlichen Unterthanen Hervorrufen könnte. Die von bulgarischer Seite verbreiteten Gerüchte über Zusammenziehung größerer türkischer Truppenmassen an der bulgarischen Grenze werden von Konstantinopel aus offiziös dementirt. Die Dinge in Ostasien spitzen sich Plötzlich erneut zu. Die Nachrichten von größeren kriegerischen Vorkehr« ungen der Russen in der Mandschurei, besonders in der Hafenstadt Niutschwang, sollen sich bestätigen, bereits wird denn auch von amerikanischer Seite eine gemeinsame Aktion Amerikas mit England und Japan gegen das Vorgehen der Russen angeregt. Ferner verlautet, russische Truppenabtheilungen seien über den Dalufluß in Korea eingedrungen, eine von ihnen nähere sich der Stadt Wizu. Japan soll gegen das Auftreten Rußlands Einspruch er-