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von Gasleitungsröhren stürzte der Gasschlüffer Engemann aus dem zweiten Stockwerke herab und erlitt dadurch einen Schädelbruch. Man sorgte für sofortige Ucber- führung des Verunglückten, der etwa 40 Jahre alt, ver- heirathet und auf dem Steinplatze wohnhaft ist, nach dem Krankenhause, doch konnte der Bedaueruswerthe nickt am Leben erhalten bleiben; ohne daß er wieder zum Bewußt sein gekommen ist, erlöste ihn der Tod. — Graf Hoensbroech hat in Wilkau am Sonn abend seine Programmrede gehalten und in der von 500—600 Thcilnehmern besuchten Versammlung unge- theilten Beifall gefunden. Am Sonntag sprach er in Obercrinitz zumeist vor Landwirthen, am Sonntag Abend in Kirchberg. Nachdem Graf Hoensbroechsein Programm entwickelt hatte, traten ihm sozialdemokratische Redner ent gegen, die er aber in glänzender Gegenrede unter dem stürmischen Beifall der überwiegenden Mehrheit widerlegte. Graf Hoensbroech hat sich im Sturm die Herzen Aller erobert. — Leipzig. Am Sonnabend Mittags 12 Uhr ist die Stunde des sozialdemokratischen Ultimatums an eine Anzahl großer Bierbrauereien abgelaufen, welche aufge- forderl worden waren, sich bis dahin zu erklären, ob sie diejenigen Saalbesitzer, die von ihnen Bier beziehen, aber den Sozialdemokraten ihr Etablissement für politische Versammlungen vorenthalten, dahin beeinflussen wollen, daß sie — in Betracht kommen u. a. die Etablissements erster Klasse Zoologischer Garten, Kristallpalast undZentral- theater — ihre Säle wieder freigeben, andernfalls die Arbeiter es „ablehnen müßten, sich noch fernerhin zu ihren Bierkonsumenten zählen zu lassen". Die Saalbesitzer haben überhaupt keine Antwort gegeben und heute fordern die sozialdemokratische „Volkszeitung" infolgedessen, da keine Antwort auch eine Antwort sei, die Arbeiter auf, aus dem Verhalten der Brauereibesitzer die nöthigcu Konsequenzen zu ziehen. Der Bierkrieg ist also in aller Form erklärt. — Der jugendliche Lustmörder Grabich in Leipzig, dem bekanntlich anfangs August des vergangenen Jahres das Schulmädchen Kleine zum Opfer fiel, war bekannt lich für geistig anormal erklärt und vorübergehend im Leipziger Amtsgerichtsgefängniß zur Beobachtung seines Geisteszustandes untergebracht worden. Der jugendliche Unhold wird nnn voraussichtlich binnen kurzem in die Irrenanstalt Colditz zu dauerndem Aufenthalt übergeführt werden. Vielfach wird aber die Frage erörtert, was mit dem Unhold geschieht, wenn sich nach Jahren Züge einer verminderten Geistesthätigkeit, auf welche er dem Straf richter entrann, nicht mehr zeigen. Man wird ihn eben dann in Freiheit setzen müssen, wenn er nicht mehr krank ist. — Schwerer Unfall in einem Leipziger Fabrik etablissement. In dem Lagerraum der Borckschen Fabrik für elektrisches Installationsmaterial in der Gerber straße zu Leipzig zersprang ein Ballon mit Schwefelsäure. Die Flüssigkeit drang durch den Fußboden in die darunter befindliche Werkstatt. Hier erlag der Ingenieur Borck der Einwirkung der giftigen Dämpfe; ein Werkmeister und drei Arbeiter sind schwer erkrankt, einer von ihnen befindet sich in Lebensgefahr. — Leipzig. Das Reichsgericht verwart die Revi sion der früheren Stiftsvorsteherin Elise v. Heusler, die am 8. März vom Schwurgericht in München wegen Bei bringung von Gift zu 6 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurtheilt worden war. — Zwickau, 28. April. Eine aufregende Szene ereignete sich gestern Nachmittag in der sechsten Stunde im Gemeindeamte zu Schedewitz. Der etwa 45jährige Handarbeiter Heinrich Friedemann Hüdel, ein arbeitsscheues, dem Truuke ergebenes Individuum, hatte sich daselbst ein- gefunden, um eine Unterstützung zu erbitten. Dem Hüdel, einem starken, kräftigen Manne, wurde bedeutet, daß er auf eine solche nicht zu rechnen habe, daß aber für ihn Arbeit vorhanden sei und daß er sofort beim Wasserlcitungs- bau beschäftigt werden könne. Da Hüdel sich bei diesem Bescheid, der ihm in Abwesenheit des Gemeindevorstandes vom Ortskassirer zutheil wurde, nicht beruhigte, sonderu durchaus den Herrn Vorstand persönlich zu sprechen wünschte, wurde ihm gesagt, er möge auf die Ankunft desselben warten. Hüdel wollte jedoch nicht warten, er begab sich auf den Flur des Grundstücks und feuerte dort einen Schuß aus einem Revolver gegen eine Wand ab. Als die Beamten des Amtes sowie der diensthabende Schutzmann Gebler herbeieilten, gab Hüdel einen zweiten Schuß nach diesem ab, glücklicherweise ohne Jemand zu treffen. Der Schutzmann folgte dem Hüdel, der sich inzwischen im Hofe aufgestellt und die Drohung ausgestoßen hatte, Jeden, der ihm nahe- käme, zu erschießen, und stürzte sich, ohne sich von den Drohungen einschüchtern zu lassen, auf den Menschen, wobei Hüdel den dritten Schuß abgab, der Herrn Gebler knapp am Kopfe vorbeiging. Der Schutzmann warf den Revolver helden nieder, der dann mit Hülfe anderer Herbeieileuder gefesselt und in Gewahrsam gebracht wurde. — Eine unerhörte Störung einer kirchlichen Handlung beging der 29 Jahre alte Erdarbeiter Ernst Viktor Schubert aus Lengenfeld am 5. Februar d. I. in der Kirche zu. Plohn bei Lengenfeld. Lei seiner Trauung daselbst stieß der Genannte, als der Pastor Frank die vorgeschriebenen Worte: „Und nun kniet nieder rc." an das Brautpaar richtete, die Bemerkung hervor: „Nieverkuien thu ich nett!" Er hatte auch die Frechheit, seine Weigerung durchzmühren, er blieb stehen. Schubert ist vom Landgericht zu Plauen wegen seines Verhaltens, das der Vertreter der Staats anwaltschaft als eine «bewußte Frechheit und Rüpelei" bezeichnete, zu einem Monat Gesängniß verurtheilt worben. Letzte Nachrichten. — Dresden. Se. Maj. der König ist heute Vor mittag 8 Uhr 50 Minute i mit kaiserl. Hofsouderzug von Wien über Amstetten-Linz-Simbach nach München abge reist, wo die Ankunft Nachm. 4 Uhr 40 Min. erfolgte. Vom Kgl. Gefolge fährt Hausmarschall Wirkt. Geh. Rath von Carlowitz—Hartitz, Exzellenz, von Wien nach hier zu rück und Oberstallmeister von Haugk ist Sr. Maj. bis Sim bach entgegengefahren, um sich dort dem Kgl. Gefolge für München anzusckließen. — Die Besserung im Befinden Ihrer Maj. der Königin-Wittwe hat weitere Fortschritte gemacht. Ihre Maj. unternahm gestern eine größere Aus fahrt zur Besichtigung der Baumblüthe nach Leubnitz und Neuostra. — Der am Sonntag Nachmittag am Schuster hause schwer verunglückte Rudolf Schmitz befindet sich glücklicherweise auf dem Wege der Besserung, sodaß eine Lebensgefahr als ausgeschlossen gilt. — Unterhalb der Aldertbrücke sprang ein hiesiger Einwohner in selbst- mörderischer Absicht in die Elbe. Hinzueilende Schiffer vermochten den Mann mit einem Haken zu erfassen und noch lebend ans Ufer zu ziehen. — Auf der Reickerstraße sprang eine junge Dame von dem noch im Gange be findlichen Straßenbahnwagen, kam zu Falle und schlug mit dem Gesicht heftig auf die Straße auf. Die junge Dame stieß sich dabei 2 Zähne ein und erlitt anderweite Verletzungen im Gesicht. — Die Leiche einer etwa 40 Jahre alten Frau, die mehrere Tage im Wasser gelegen hatte, wurde heute aus der Elbe gezogen. — Im Schwimmbassin einer Badeanstalt zu Leipzig wurde eine junge Amerikanerin, die am Konservatorium Musik studirte, vom Herzschlag betroffen und ertrank. In Frankfurt a.M. wurde in einemZimmer eines Hotels ein 30jähriger Mechaniker mit einem Schuß in der Brust todt aufgefunden; neben ihm lag seine 25jährige Geliebte mit einer Kugel in der Lunge; das Mädchen wurde in ein Hospital geschafft. Baron Dr. Heinrich Rothschild wurde in Paris in zweiter Instanz wegen Ucbertretung der Automobil vorschriften zu einem Tag Haft verurtheilt. Petersburg, 28. April. Die russische Zeitung Bakuer Nachrichten meldet aus Kars: 70 Werft von Sa- rakamuesch überschritt eine Eskadron türkischer Kavallerie die russische Grenze und zeigte die Absicht, weiter vorzu- dringen. Die ruffischen Grenzposten schlugen sofort Alarm, worauf ein Regiment Kosaken auf dem Platze erschien. Als nun auf türkischer Seite mehrere Schüsse fielen, gaben die Kchaken eine Salve ab mit dem Erfolge, daß sechs türkische Soldaten und ein Offizier todt blieben. Die Ruffen hatten keine Verluste. kpilepsie, falklM» St. Veits-Tanz sind vollständig heilbar durch Dr. Ray's , neue Methode. Man verlange Abhandlung gratis und franco von Carl Holzapfel, München, Walterstraße 11.