Volltext Seite (XML)
* k 1 im N11g. 1X21X21X21X21X21X21X21X21X21X21X21X21X21X21X21X21X21X21X2 Da war keine gleißende Pracht, keine ge künstelte und ausgeklügelte Farbenwirkung. Unter den Möbeln und Gemälden blickte ihm manch guter Bekannter entgegen, der ihm in den behaglichen Räumen des alten Herrn Romanus vertraut geworden war. Frau von Baer schien nach dem Tod ihres Vaters auch nicht ein Stück aus dessen Haushalt veräußert zu haben. Der Geist des liebens würdigen und geistvollen Mannes lebte in diesen Räumen fort und schien den Besucher mit gütigem Lächeln willkommen zu heißen. Klaus Woermann fühlte sich hier zu Hause vom ersten Augenblick an, und als die schlanke Gestalt der jungen Frau sich ihm näherte, hatte der große, breitschulterige Mann wieder ein Gefühl, wie man es nur einer sehr geliebten Mutter oder Schwester geaenllber kennt — ein Gefühl schranken losen, unbedingten Vertrauens. In demselben Maß, wie er sich vor Lillh scheu und mit Wunder Empfindlichkeit in sich selbst zurückzog, in demselben Maß hatte er dieser lichten, liebeausstrahlenden Erschei nung gegenüber das Bedürfnis, sich auszu sprechen, sich rückhaltlos zu geben mit all seinen Schwächen und Irrtümern und Zwei feln, und nach wenigen Minuten des Zusam menseins waren die beiden wieder mitten im herzlichsten und lebhaftesten Gedankenaus tausch. Wie sehr die liebenswürdige Frau sein künstlerisches Können schätzte, zeigte ihm die Wahl des Raumes, welchen sie für sein Ge mälde bestimmt hatte. Es war ein kleines, kapellenartig gewölb tes Gemach, welches den Schluß der Zimmer flucht bildete und bis jetzt ganz leer stand. „Gefällt es Ihnen?" fragte Frau von Baer. „Ich finde den warmen roten Ton der Wände sehr schön und wirkungsvoll, und durch keinen störenden Gegenstand beeinträch tigt, kann Ihr Bild hier zu dem Beschauer sprechen. Das Zimmer wird ein kleines Hei ligtum für mich sein, solange Ihr Werk in meinem Besitz ist, denn nie habe ich in so Packender Art den Kampf einer ringenden Seele dargeftellt gesehn, wie in den Mienen und der Haltung Ihres Aelplers. Man braucht nicht Künstler zu sein, um mit Ihnen zu fühlen." Sie sah eine Zeitlang in ern stem Schweigen vor sich nieder, dann hob sie rasch den Kopf, als wollte sie peinigende Ge- danken von sich abwehren. „Sehe ich Sie in der nächsten Woche einmal bei mir, Herr Woermann. fragte sie freundlich. „Sie treffen minn eine größere Zahl geladener Gäste Hier, Kunstler und Kunstfreunde, vor welchen Sie Ihren ersten und schönsten Tri uwph feiern werden. Und herzlich würde ich wich freuen, auch einmal Ihre Gattin kennen Zu lernen." Klaus Woermann sah sie bittend an. , „Später!" sagte er leise seufzend. „Nicht jetzt. Ich muß diese Zeit des Hangens und Bangens erst hinter mir haben, dann soll sie sich ruhigen Herzens an meinen Erfolgen freuen. Ich weiß, daß Sie mich verstehen, gnädige Frau! Nichts ist schwerer für einen Mann, als das. Weib seiner Liebe gebückt zu sehn unter der Last, die er als der Stärkere allein zu tragen hat. Ich hoffe durch Ihre Güte nun bald an mein Ziel zu kommen. Sie sollen dann meine kleine Lilly als eine stolze und glückliche Frau zum erstenmal an meiner Seite sehn. Nicht anders. Nicht jetzt." schlug die Augen nieder vor dem for schenden Blick seiner Gönnerin. Sein Herz bebte. Schwer wälzte sich das Bewußtsein seiner unverzeihlichen Schwäche in diesem Augenblick wieder auf ihn, und mit langsamen Schritten verließ er nach ernstem Abschied die traulichen Räume, um den In halt seiner wohlgefüllten Geldtasche seinem erstaunt aufblickenden alten Gläubiger zu überbringen. Frau von Baer hatte ihm die in Frage kommende Summe sofort ausgezahlt. Nutz los, fruchtlos war sie seinen Händen bereits wieder entronnen, als er in später Abend stunde sein eignes Heim aufsuchie, und nichts blieb ihm, als die Hoffnung auf eine freund lichere Zukunft und die unbeschreiblich wohl tuende Erinnerung an die blonde, liebliche Frau, die wie ein guter Engel ihm heut in den Weg getreten war. Am nächsten Abend erhielt er zu seiner frohen Ueberraschung einen Brief von ihrer Hand. Sie bat ihn um seinen baldigen Besuch, ! da sie sehr wünsche, daß er nach einer wohl gelungenen Photographie das Bildnis ihres verstorbenen Vaters male und sie das Nähere mit ihm besprechen wolle. Sie sei überzeugt, daß er freudig und sorgsam wie kein andrer diese Aufgabe lösen werde, und vertraue sie darum gern seinen Händen an. Mit leichten Schritten, zuversichtlichen Herzens wanderte er diesmal dem Kurfürsten damm zu, wo er mit großer Herzlichkeit aus genommen wurde, und als er das verblaßte kleine Bild seines alten Freundes betrachtete, da gelobte er sich, all sein Können daran zu setzen, um die Erwartungen seiner Gönne rin noch zu übertreffen. Wie greifbar deutlich stand der schlichte, ernste Mann vor seinem geistigen Auge! Wie rührte es ihn, so manchen ihm verwandten Zug in dem Antlitz der Tochter wiederzufin den! Und Plötzlich wußte er genau, daß nicht eins, sondern zwei Porträts in seinem Ate lier entstehen würden, das des Vaters und das der liebens- und verehrungswllrdigen Tochter. Sie brauchte ihm nicht zu sitzen. Dieses blonde, stille Haupt hatte sich schon beim ersten Anblick unauslöschlich tief feinem Gedächtnis eingeprägt, und er fühlte, daß die Arbeit an der künstlerischen Wiedergabe die ser feinen, durchgeistigten Züge ihn besser ma chen und veredeln würde. ,Fortsetzung folgt» XMUUUMUM MW MM MMMMM UM M^ ?mnmnnnmm MMt mt, Vie Moramaiten Eine wahre Geschichte euS tem Karweukel- und Wetterstsiu- gebi-ge non S. W. , zuckt der Hans zusammen, als halt' ihn eitic Viper verlebt. Ei beißt die Zähne aufeinander, läßt MWOc, gleich ihren Arm fahren und geht sofort davon. „Das übermütige Madl wird bleich vor Schrecken, der Andres aber sagt zu ihr: „Faß' Dir's nicht zum Herzen! Den störrigen Bu ben kenn' ich gut! Tanz mit mir, Du lieb's, schön's Dirndl!" „Sie schaute ihm fest in dio großen, treu herzigen blauen Augen, und obwohl sie ihn zum erstenmal gesehen hat, so tat er es ihr gerade so an, wie sie's den andern. . . Den ganzen Abend tanzte sie nur mit ihm; nie war sie so froh gewesen, denn die Lieb' saß ihr zu tief im Herzen. „Ohne Zweifel wär's aber noch zu Mord und Totschlag gekommen, wären die acht martialischen „Halteseste" des Herrn Land richters nicht dagewesen, denn der Hans schäumte über die ihm von Felicitas angetane Schmach, weil sie in einemfort nur mit „Anis- Anderl" tanzte, dazu scherzte und lachte, auch des öftern nach dem Hans sich umschaute, als wollte sie ihn verspotten und ihm sagen: „Der Zierler Bub ist mir doch viel lieber als Du!" „Dieses Mak ging es allerdings ohne Ge raus ab, aber unter der Asche glimmte der Funke bösen Haders fort. Volle vierzehn Tage ging Hans an Felicitas' Haus vorüber, als sei es für ihn nicht da, bis er ihr einmal in die Hand lief. „Bist noch auf mich böse?", fragte sie und lächelte dabei so süß, daß es ihm fast das Herz brach. „Warum?" fragte er scheinbar ruhig. „Du bist „Dein Eigen"; magst also den Zierler lieb haben, wenn's mir auch noch so weh tut!" „O, Du „dalketer" (einfältiger) Bub!" rief sie aus, „meinst, ich hätt' den Ändert gern? Verstehst denn gar kein G'spaß? Schau, ich hab' Dich nur „Hanseln" (für den Narren halten) wollen!" „Diese liebe Rede ging ihm durch Mark und Bein. Er blickte sie an, und sie lächelt ihm so holdselig zu, daß ihr kein Mensch hätte widerstehen können. „Felicitas! ist's wahr!" rief er ganz glückselig. „Hast mich wirklich gern? . . Lie ber, als den Ändert? — Sag's noch ein mal!" . . „Du narrischer Bub!" sprach sie d'rauf, „nur den Tauben und alten Leuten sagt man ein Ding zweimal!" springt wie ein Gamsel davon und läßt den Hans stehen. Aber sie schaut sich noch einmal um und nickt ihm zu. „Noch steht er da und fragt sich: „Jst's denn wirklich wahr?" . . Da kommt wieder Lust und Freude in seine bisher so traurige Seele. Er jodelt zum erstenmal wieder, und weithin hört man seine Jauchzer schallen.. „Des Hansen Mutter, des Buchwiesers Wittib, hatte, wenn's Jahr um war, nicht zu viel übrig, und ihr Bub brauchte doch auch für eine neue Joppe, ein Hüt'l, für Tabak und Bier, für Pulver und Blei, auch für die Musikanten auf dem Tanzboden einen ,Me- kreazionsgroschcn." . . Wo sollte aber der Herkommen? — Nun, in den Tiroler Grenz- bergen gab's Gamseln genug, und hier im eignen Land hegte sic der König. . . So eine zu bürschen — welche Lust, und das Wild dieben, wenn's auch noch so schwer bei uns gestraft wird, hält kein Gebirgler für eine Sünde. . . Nun, der Hans hat's gerade so gemacht, wie alle andern. Doch er war der öessere Schütz'. So oft er ausging, brachte er ein Tier gewiß, ja hie und da sogar ihrer zwei heim, daß ihm unter der Last sein Rücken krachte, und er konnte, obwohl er sel ber. genug Geld hatte, auch seiner Mutter da von reichlich abgeben. . . Dann gab's noch einen andern Verdienst. . . Drüben, im Tirolerland, verkauft der Kaiser Tabak und Zigarren; die sind aber bei uns teuer. Nun schmuggelte der Bub wacker, und das warf ein schweres Stück Silber jedesmal ab. „Dem Zierler Ander! ging's im Geld punkt geradeso, wie seinem Nebenbuhler, und er löste diese heikle Frage nicht anders wie der Hans. „Seit der letzten Zusammenkunft aber in der Klause trug der Hans einen Todeshaß