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Tharandt, Massen, Siebenteln und die Umgegenden M 1M.54 Pf. Druck und Veriaq von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. R» sz 62. Jahr- Dienstag. Sen S. Mai 1883 wovon sich dir Sarafow und Konsorten eine besondere Förderung ihrer politischen Zwecke zu versprechen scheinen. In der That wird denn auch aus Konstantinopel berichtet, daß daselbst die sensationellen Nachrichten aus Saloniki überall niederschmetternd gewirkt hätten, man befürchtet ähnliche Szenen in der Hauptstadt selber. Die türkische Regierung kann von einer Mitschuld an den Bombenatten, taten von Saloniki insofern nicht freigesprochen werden, als ans der Pforte Warnungen vor verbrecherischen An» schlügen mazedonischer Dynamidarten in Saloniki einge gangen wsren, in unbegreiflicher Sorglosigkeit ließ sie aber die Sache hingehen und traf keinerlei Vorsichtsmaßregeln. Jetzt, nachdem das Komplott von Saloniki zur Ausführ ung gebracht worden ist, hat man sich in den leiten' ' türkischen Kreisen zu einem energischen Auftreten arK und umfassende militärische Maßnahmen zur Ver. weiterer Anschläge getroffen; auch bereitet die Pforr. Zirkular über die Zwischenfälle von Saloniki an die Mcw vor. In erster Linie wird sie dafür Sorge zu trage» haben, daß di; in der Türkei lebenden Fremden und deren Eigenthum nicht unter dem verzweifelten Vorgehen der mazedonischen Verschwörer zu leiden haben, sonst könnte es allerdings leicht geschehen, daß sich die interessirten Mächte genöthigt sehen, auf eigene Faust Vorkehrungen zum Schutze ihrer Unterthanen in der Türkei zu treffen. Indessen sind die bereits aufgetauchten Nachrichten über diesen oder jenen Schritt der Mächte bei der Pforte in Bezug auf das verwerfliche Treiben der mazedonischen Verschwörer einstweilen nur bloße Vermuthungen, zunächst haben sich die Botschafter in Konstantinopel darauf be schränkt, ihren Regierungen Bericht über die Vorkommnisse in Saloniki zu erstatten und um Instruktionen zu bitten. UeberdieseGrruelthatenliegenfolgendeEinzelheiten vor: Vor Wochen schon war die Ottomanbank benachrichtigt worden, daß die Revolutionäre das Gebäude mittels Dynamit in die Luft sprengen wollten. Auch die Behörden waren hiervon unterrichtet, aber ihre ganze Vorsorge be stand in der Aufstellung eines Doppelpostens. Mittwoch Abend nach Sonnenuntergang fuhren vor der Bank drei Wagen vor. Dem ersten entstiegen vier Mann, welche den ahnungslosen Posten sofort durch Revolverschüsse tödteten. Nun entstiegen dem Wagen weitere acht Mann und drangen in das Baukgebäude ein. Die Gashähne wurden aufge dreht und in das Gebäude dann Feuer gelegt. Nachdem dies geschehen, warfen die Revolutionäre noch einige Bomben und begaben sich hierauf nach der Bank von Mytylene, welche sie in der gleichen Weise in Brand steckten. In der Stadt brach alsbald eine entsetzliche Panik aus, welche Alles zu lähmen schien. Die Revolutionäre wandten sich alsdann ungehindert gegen das Hotel „Colombo", das sie durch Bombenwürfe arg beschädigten, und zerstörten bann den deutschen Kegelklub. Der Konsularverweser Fohr, ein Bayer, befand sich mit mehreren Freunden im Klub. Er wurde leicht verletzt. Später zog man aus denTrümmern einen ebenfalls anwesend gewesenen Schweizer als Todten, sowie mehrere Deutsche schwer verwundet hervor. Der auf der Straße promenirende Vorstand der Orientbahnen, Philipps, wurde gleichfalls schwer verletzt. Die Revolutionäre richteten noch weiteres Unheil in mehreren Restaurants an und beschädigten ferner auch die deutsche Schule. Der Kommandirende von Saloniki ließ sofort zur Herstellung der Ruhe Truppen aufbieten. Ob die Ruhe herzestellt und ob, was wesentlich wäre, die Atten täter verhaftet wurden, ist hier nicht bekannt. Daß die türkische Presse die Vorgänge in Saloniki todtschweigt, ist selbstverständlich. Auch im Sandschak Serras sind neue Zusammenstöße mit bulgarischen Banden vorgekommen, wobei eine 52 Mann starke Bande vernichtet Der MSbelfabrikant Gustav Barthold in Wilsdruff beabsichtigt, auf dem umer Nummer. 291G des Brand-Versicherungs-Katasters, Nummer 767a des Flurbuchs für Wilsdruff, eingetragenen Grundstücke eine Sauggeneratsrgasanlage zur Beschaffung von Betriebsgas für einen 8^3 Gasmotor zu errichten. politische Run-schsn. Unser Kaiser in Rom. Ueber die Ankunft und den Empfang des Kaisers Wilhelm in Rom am 2. Mai wird gemeldet, daß der kaiserliche Extrazug wegen der durch starke Regengüsse hcrbeigeführtcn Beschädigung der Elieubahnslncke Civitavecchia-Nom erst Uhr Nach- mittags in Nom eintraf und vom König Victor Emanuel, den Prinzen des königlichen Hauses, den Ministern und Würdenträgern empfangen wurde. Der Kaiser, der die Gala »Uniform der Leibhusmeu trug, wurde vom König Victor Emanuel durch herzliche Umarmung begrüßt, die tur Kaiser ebenso herzlich erwiderte. Die Monarchen stellten dann gegenseitig die Prinzen, die Minister und Gene ä!e vor und wurden auch diese gegenseitig herzlich begrüßt. Nach dem Abschreiten der Ehrenkompagnie fuhren der Kaiser und der König, von einer zahllosen Volksmenge stürmisch begrüßt, im offenen Wagen nach den« Quirinal. Unm tteibar hinter dem Wagen der Monarchen fuhren der deutsche Kronprinz und Prinz Eitel-Friedrich mit dem Herzog von Aosta, dem Grafen von Turin und den Her zögen der Abruzzen und von Genua. Unterwegs auf dem Platze Esidia empfing der Bürgermeister von Rom, Fürst Colonna, im Namen der Stadt Rom den Kaiser durch eine Begrüßungsansprache. Der Kaiser dankte herzlich und sagte, er freue sich, in der Stadt Rom zu sein, die er liebe und dessen Bevölkerung ihm theuer sei. Bei diesen Worten brachte die Volksmenge dem Kaiser eine begeisterte Huldigung dar. Nach der Ankunft im Quirinal stattete der Kaiser nebst den Prinzen auch der verwittweten Königin Margherita in deren Palast einen Besuch ab. Dann be suchte der Kaiser noch am 2. Mai das Grab des Königs Humbert im Pantheon, legte an demselben einen pracht vollen Kranz mit rothen Rosen und Bändern in deutschen Farben nieder und verweilte längere Zeit im stillen Ge bete an dem Grabe Ferner legte der Kaiser auch einen Kranz von rothen Nelken am Grabe des Königs Victor Emanuel l. nieder. Am Souutagc gegen Mittag erstattete der Kaiser Wilhelm von der deutschen Botschaft aus in großer Auffahrt im Vatikane bei Seiner Heiligkeit dem Papste Leo Besuch. Die sozialdemokratische Feier des 1. Mai ist in Deutschland. soweit dies die vorliegenden Nachrichten erkennen lassen, bei im allgemeinen recht mäßiger Be- theiliguug der „Genossen ohne iLtörungcn der öffentlichen Ordnuag ve^ sich der sozialdemokratischen Maifeier Ttratzenunruhen, mehrere Personen wurden ^Die^politisch-Parlamentarische Lage in Pest galtet sich stets kritischer. Die Sitzung des unganschen ^»eordnctenhauses vom 1. Mai, in welcher sich Minister- Präsident v. Szell mit den Appositionsgruppen wegen des >Kwemniiätsbegehrens per Regierung scharf auseinander- einen derart stürmischen Verlauf, daß sie wiederholt unterbrochen und dann vorzeitig ge- schwsten werden mußte. Eduard von England ist am Freilag Nachmittag in Begleitung des Präsidenten Loubet in Pans emäczogtn, zu den hie und da be ¬ fürchteten Nadauszenen gekommen wäre. Auf dem Bahn- Hose hatte >e Vorstellung der Minister vor dem Könige stattgesunden, worauf Loubet den königlichen Gast zu Wagen nach dessen Absteigequartier der englischen Bot- schäft, geleitete, um hierauf ins Elysee zurückznkehren. Bei seinem Aufenthalte in der Botschaft nahm der König eine Adresse der britischen Handelskammer entgegen. In einer hierbei gehaltenen Rede wies der König auf die fast ein Jahrhundert alle Freundschaft zwischen Frankreich und Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.5t Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jusertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltese Eorpuszeile. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. , Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzsgswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, KessclSdorf, Kleinschonberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, — Seeligstadt, Svechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. In Gemäßheit § 17 der Reichsgewerbeordnung vom 21. Juni 1869 wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, so weit sie nicht auf besonderen Privatrechts-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Könial. Amtshauptmattirschaft Meisten, am 30. April 1903 Reg.-Nr. 1039 V I. V. vr. Heerklotz, Rez.-Ass. H. England hin und gab der Erwartung Ausdruck, daß sich beide Länder künftig nur noch in edlem Wettstreite aus kommerziellem und industriellem Gebiete als Pioniere der Zivilisation begegnen möchten. Nach seinem Erscheinen im Elysee hatte König Eduard daselbst eine längere Unterredung mit Loubet. Abends wohnte der König in Gesellschaft des Herrn Loubet der Galavorstellung im Theatre Francais bei; auf dem Wege dahin wurden die beiden Staatsoberhäupter lebhaft begrüßt. Vom Theater aus geleitete der Präsident den königlichen Gast wieder nach der englischen Botschaft, und verfügte sich dann in das Elysee zurück. Aus Spanien werden neue lokale Unruhen ge meldet. In Almeria zündete eine aufgeregte Menge das Oktroigebäude an. In Jumilla fand ein Kampf zwischen Arbeitslosen und Gendarmerie statt, bei welchem es mehrere Todte und Verwundete gab. Der mandschurischeZwischenfall nimmt sich mit einem Male ganz harmlos aus. Rußland hat in Washington und in England beruhigende Versicherungen betreffs seiner Absichten m der Mandschurei abgeben lassen. Rußland denktnachdiesenErklärungengarnichtdaran.dirkommerziellen Interessen der anderen fremden Mächte in der Mandschurei irgendwie zu schädigen, es will dort den auswärtigen Handel sogar kräftig fördern. In Canea.(Kreta) geriethen französische und italie nische Soldaten in einem Cafs miteinander in Streit; zwei der ersteren erhielten hierbei schwere Verletzungen. Die Lage in Tetuan (Marokko) soll sich verschlimmert haben. 5 Regimenter sind von Fez in der Richtung auf Tazza abmarschirt. Jn Newyork haben 30000 Arbeiter, meist Italiener, die Arbeit niedergelcgt. Auch auch anderen Orten der Union wird der Ausbruch von Streiks gemeldet. Bei dem aus Frank in Westkanada gemeldeten Bergsturz sind im Ganzen 83 Personen getödtet worden. Jie AMemitentate m haimki. Mit wahrhaft unheimlichem Fanatismus suchen die Leiter der mazedonischen Bewegung ihre revolutionären Plä- e zur Befreiung ihres Heimathlandes von der türkischen Herrschaft durchzusetzen, wobei sie selbst vor den verwerf lichsten Mitteln nicht zurückschrecken. Dies beweisen erneut die soeben in der Hafenstadt Saloniki von Sendlingen der mazedonischen Verschwörerkomitees ausgeführten Dynamit anschläge, welche zur Folge hatten, daß das Filialgebäude der Ottomanbank, die Bank von Mytylene, das europäisch« Klubhaus, mehrere Hotels und Restaurants und noch sonstige Baulichkeiten durch die massenhaft geschleuderten Bomben mehr oder weniger schwer beschädigt wurden. Auch eine Anzahl Personen wurden hierbei getödtet, unter ihnen auch ein Mitglied des deutschen Klubs, sowie meh rere der Bombenwerfer selber, die von den Splittern ihrer eigenen explodirenden Geschosse zerrissen wurden; außerdem erhielten viele andere Personen Verletzungen. Bei der Verfolgung der Uebelthäter durch Militär, Gendarmen und Polizei kam cs zu förmlichen Straßenkämpfen, da die Attentäter von allerhand Gesindel Unterstützung erhielten, auf Heiden Seiten soll es zahlreiche Todte und Verwun dete gegeben haben. Viele verdächtige Individuums wurden verhaftet; die Erregung in Saloniki ist groß, zumal in zwischen abermals Bomben geworfen worden sind, wobei wiederum mehrere Menschen getödtet wurden. Handel und Verkehr in der Stadt stocken vollständig. Zweifellos liegt diesen aufregenden Vorgängen ein wohlberechneter Plan der mazedonischen Verschwörer zu Grunde; sie wollen durch eine Art Schreckensherrschaft mit Hilfe des Dynamits Furcht und Entsetzen verbreiten,