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auf den Handel. Die Meinungen über die nächste Brasil- Ernte sind sehr getheilt. Die Ehescheidungen im Reich, die im Jahre 1899 mit 9433 ihren Höhepunkt erreichten, vermindern sich wieder; ihre Zahl betrug 1900: 7922 und 1901: 7892. Die meisten Ehescheidungen kamen, wenn man speziell Preußen be rücksichtigt, in Berlin vor, wo die Zahl im Jahre 1899 auf 1536 gestiegen war, die wenigsten in der Provinz Posen mit 103 im vorletzten Jahre. Von einer vulkanischen Katastrophe wird aus dem Norden Amerikas berichtet. In der kleinen bergban- treibenden Stadt Frank an der Grenze Kanadas und der Vereinigten Staaten fand am Mittwoch ein Erdstoß statt. Gleich darauf warf der die Stadt überragende Turtle- der Schildkrötenberg Lava und Schlacken aus. Millionen Tonnen Gestein sollen heiniedergcfallen sein. Die Zugänge zu den Gruben wurden versperrt, auf 20 englische Meilen im Umkreise ist das Land verwüstet; der Fluß, dessen Bett gleichfalls mit Lava angefüllt ist, trat über seine Ufer. Einzelne Gebäude wurden 100 Fuß tief begraben. 63 Familien sind verschüttet worden und haben ihren Tod gefunden. In diesem Mai jährt es sich, daß die großen Vulkanausbrüche auf Martinique in Französisch-Westindien stattfanden, wobei die Hafenstadt St. Pierre verschüttet wurde und 30- bis 40000 Menschenleben zu Grunde gingen. Zu diesem vulkanischen Ausbruch wird noch Fol gendes gemeldet: Der Ausbruch des Turtleberges stellte sich als die Folge einer Dynamitexplosion in einer be nachbarten Kohlengrube heraus; durch di; Explosion wurde der Gipfel des Berges emporgehoben. Die Lava liegt auf der Strecke der Pacificbahn in einer Länge von 30 Km. 25 Fuß hoch. Das Laud ist in Mitem Umkreise mit Verheerung bedroht. Die kanadische Negierung ist um Hilfe zur Räumung des Krähenneslflusses gebeten worden. Menschen, Häuser und Felder sind durch die übertretenden Fluthen in Gefahr. 60 Bergleute wurden in den Schächten lebendig begraben. Eine Anzahl Frauen und Kinder, die ihre Angehörigen in dem Bergwerk warnen wollten, wurden von der Lava erfaßt und verbrannten. Im Ganzen dürften 140 Personen umgekommen sein. Die Stadt, die etwa 4000 Einwohner zählte, ist fast gänzlich zerstört. Im Berliner Straßenbahnverkehr wurden im April 16 Personen gelödtet, 36 verwundet! In Steglich bei Berlin schoß ein Schuhmacher auf seine Geliebte und sich selbst. Beide sind schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. In Berlin soll ein Häuserkrach bevorstehen. Es soll bereits ein Ueberangebot von Wohnungen stattfinden, das einen allgemeinen Preissturz hervorgerufen habe. — Richtig ist, daß die Miithen stellenweise billiger geworden sind infolge der gesteigerten Äauthätigkeit. 'Besonders im Norden Berlins, nach Pankow zu, sind ganze Häuserreihen neu entstanden. Dann fand seinerzeit, als die Mieths- preise bedeutend anzogen, ein starker Fortzug aus der Reichshauptstadt nach den Vororten und benachbarten Städten statt. Und dieser Wegzug hält auch heute noch an, so daß man schon davon hört: „Berlin entvölkert sich". Neben Wohnungen stehen auch verschiedene Läden leer, selbst in den besten Geschäftsgegenden. Großes Glück hatte eine Engländerin dieser Tage in Paris. Sie ließ in einer Droschke eine Kassette stehen, in der sich nach ihrer Angabe Schmucksachen im Werthe von 1 Mill. Fr. und ein Scheck über 30000 Fr. befanden. Sie erhielt Alles unversehrt zurück und überreichte dem Kutscher für seine Ehrlichkeit ganze 100 Fr. Das nennt man „filzig". Saint Laurent-du-Pont (Departement Js^re), 29. April. Die Ausweisung der Mönche aus dem Kloster de la gründe Chartreuse ist heute früh durchgeführt worden. Die Mönche befanden sich in der Kapelle. Um zu ihnen zu gelangen, mutzten sechs Thüren Ungeschlagen werde u, ungefähr tausend Personen waren aus allen Richtungen herbeigecilt und veranstalteten Kundgebungen für die Mönche. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung war eine ganze Anzahl Truppen herangrzogen. Irgend ein ernsterer Zwischenfall ist nicht vorgekommen. Saint Laurent-du-Pont, 29. April. Die Zahl der ausgewiesenen Karthäuser beträgt 23. Mit ihnen waren im Kloster noch eingeschlossen der Deputirte Pichat und der Rechtsanwalt Poncet. Die Mönche weigerten sich, das Kloster freiwillig zu verlassen und wurden durch Gendarmen nach einem dem Kloster gehörigen Gasthofe gebracht, wo der Untersuchungsrichter sie verhörte. Vaterländisches. tMtttheitungen aus dem Lejerkeije sind der Redaktion stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umstünden Geheimnis, der Redaktion. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) Wilsdruff, 1. Mai 1903. — Am heutigen Freitag ging das Hotel „Goldner Löwe" hier durch Kauf in die Hände des Herrn Privatus Schlösser, de- langjährigen früheren Besitzers des alt- renommirten Hotels „Deutsches Haus" in Tharandt, über. Der neue Besitzer wird das Hotel in den nächsten Tagen übernehmen. — Eine vom Oberverwaltungsgericht gefällte wichtige Entscheidung über die Durchsicht der Wählerlisten wird in der „Berl. Volksztg." mitgetheill. Hiernach darf jeder Wähler beanspruchen, daß ihm die Wählerlisten voll ständig zur Einsicht offen stehen und ihm nicht nyr gestattet wird, seinen eigenen Namen in den Listen zu suchen. Ein Verfahren, das die Einsichtnahme der Liste in unzulässiger Weise ciuschränkt, hat die Ungültigkeit der Wahlen zur Folge. — Am Sonntag gegen Abend fuhr ein junger Rad- fahrer durch Tanneberg trotz Warnung den sehr steilen Berg in der Richtung auf Limbach hinab, kam zu Fall und verletzte sich an Kopf und Armen schwer. — Dresden, 30. April. Der ehemalige Gemeinde vorstand von Löbtau, Herr Landtagsabgeordneter Oskar Weigert, welcher die mit acht Stimmen auf ihn gefallene Wahl zum Bürgermeister von Elsterberg abgelehnt hat, steht zur Wahl als Bürgermeister in Tegel ix der Provinz Brandenburg. — Der Betrieb der Strecke Loschwitz-Nieder- poyritz soll zu Pfingsten eröffnet werden. — In der Kinder- pflcganstalt auf der Marienhofstraße stürzte sich ein etwa zehn Jahre alter Knabe aus dem zweiten Stockwerke in den Hof hinab, um sich der Pflege zu entziehen. Er ver letzte sich durch das Aufschlagen auf ein Glasdach schwer. — Die Sammlung des König!. Sächs. Alterthumsvereins im Palais des großen Gartens wird in diesem Jahre statt am 1. erst am 15. Mai eröffnet. — Auf eine 25- jährige Dienstzeit bei der hiesigen städtischen Berufsfeuer wehr blickt Hr. Brandmeister Herrmann am 1. Mai zurück. Der pflichtgetreue Beamte hat sich durch rastlosen Fleiß vom einfachen Feuerwehrmanne zu seiner jetzigen Stellung emporgearbeitet. Als solcher trat er unter Branddirektor Ritz am 1. Mai 1878 in das damals noch kleine Korps ein und wurde am 1. Juli 1882 zum Brandmeister be fördert. — Die klerikale „Sächsische Volkszeitung" veröffent licht eine ihr wahrscheinlich von einem Geistlichen in Lindau zugegangenc Mittheilung über die Prinzessin Luise, worin es u. a. heißt: „Wie ich erfahre, liest mehrere Male in der Woche ein Ordenspriester aus dem benachbarten Oesterreich (der Gesellschaft Jesu, Lochau, Vorarlberg) in der Hauskapelle der Villa eine heilige Messe, welcher die Prinzessin beiwohnt." — Die Dresdner Gewerbekammer beschloß, der Regierung die Verkleinerung des Bezirks der Gewerbe kammer Dresden auzuempfehlen. Die Abtrennung der Amtshauptmaunschaften Grimma und Oschatz werde ihr nur Vortheile bringen. Die Kammer sprach sich für eine Abtrennung aber nur unter der Bedingung aus, daß bei der Umbczirkung für die gewerblichen Interessen in diesen Gebietstheilen dadurch genügend gesorgt wird, daß sie zugleich mit den drei Amtshauptmannschaflen Borna, Döbeln und Rochlitz zur gemeinsamen gewerblichen Ver tretung zusammengeschlossen und möglichst mit der Leipziger Gewerbekammer vereinigt werden. Sollte im Regierungs bezirke Leipzig eine zweite Gcwerbekammer errichtet werden, so wird die Gewcrbekammer Dresden dem jetzt schon vor handenen Verlangen eines Theiles der Dresdner Ge werbetreibenden nach einer gleichartigen Scheidung in dem Regierungsbezirke Dresden die Berechtigung nicht mehr wie bisher absprechen können. Ist die vorgeschlagene all gemeine Umbczirkung nicht durchführbar, so sind die Amts hauptmaunschaften Oscbatz und Grimma bei der Gewerbe kammer Dresden zu belassen. — Landgericht Dresden. Vor der 5. Straf- kammer steht ein Betrugsprozeß zur Verhandlung an, zu welchem 44 Zeugen und 2 Sachverständige geladen sind. AlS Angeklagte sind erschienen der in Seidnitz wohnende Auktionator Johann Max Röthig, der Kaufmann Louis Arthur Felber aus Wünschendorf und der vormalige Re staurateur Karl August Ernst Weber aus Losichwitz. Felber wurde am 29. Januar 1901 vom hiesigen Landgericht zu 2 Jahren 6 Monaten und am 20. Januar 1903 vom hiesigen Schwurgericht noch zu 3 Jahren Zuchthaus ver- urtheilt und hat den größten Theil dieser Strafe noch zu verbüßen; W. ist vor mehr als 20 Jahren mit 2 Jahren Zuchthaus bestraft morden. Den Angeklagten wird zur Last gelegt, daß sie theils einzeln, theils ge- meinsam vom Dezember 1898 bis März 1901 in Dresden und Umgegend, Bautzen, Weißenfels in 21 Fällen durch Verwendung fragwürdiger Hypotheken nach Art der be kannten „schwarzen Bande" Personen um Darlehen von 21600Mk. geschädigt haben. Weber soll ferner in einem Zivilprozeß gegen den einen Zeugen eine Urkunde fälsch- Uch angefcrtigt und diese dem Gerichte zur Erlangung eines obsiegenden Urtheils vorgelegt haben. Schon bei der persönlichen Vernehmung Röthigs ergiebt sich die Nothwendigkeit, ihn längere Zeit auf seinen Geisteszn- stand untersuchen zu lassen, weshalb die Verhandlung vertagt wird. Röthig und Felber verbleiben in Haft, Weber wird gegen 10000 Mk. Kaution auf freien Fuß gesetzt. — Loschwitz. Am Montag Abend waren hier zwei Neischerlehrlinge im Begriff, einen Stier nach Niederpoyritz die Pillnitzerstraße entlang zu führen. Der Stier suchte sich von seinen Begleitern los zu machen. Sie banden ihn an einen Leitungsmast, um eine Blende zu holen. Da fuhr ein Radfahrer vorüber. Diesen sehen und sich losreißen war das Werk eines Augenblickes. Der Stier rannte auf den Radfahrer, einen Glasmachermeister aus Pirna, zu und verletzte ibn derart, daß er eine Verstauch ung und Quetschung mit Bluterguß am rechte» Bein erlitt, während sein Fahrrad zertrümmert wurde. Dann lief das Thier die Calberlastraße aufwärts, wo ihm abermals ein Radfahrer, sein Rad schiebend, entgegenkam. der jedoch nur mit dem bloßen Schrecken davonkam, dessen Fahrrad der Stier jedoch ebenfalls zertrümmerte. Nun rannte der Stier noch Vis in den dritten Steinweg, wo es gelang, ihn aufzuhalten und zu fesseln. Dem Glasmachermeister wurde ein Verband angelegt, worauf er nach Pirna be fördert wurde. — Mühlberg (Elbe), 28. April. Liebestragödie in der Arrestanstalt. Eine furchtbare Tragödie hat sich in vergangener Nacht in der Arrestaufseher-Wohnung der neuen Garnison-Arrestanstalt in Torgau abgespielt. Als beute früh 6 Uhr den Militärarrestanten die Zellen zum Austreten geöffnet werden sollten, war der Arrestaufseher nicht zur Stelle. Da auf Rufen und Klopfen an der Thür keine Antwort erfolgte, so mußte die Thür erbrochen werden. Man fand den Arrestaufseher nur mit einem Hemde bekleidet vor dem Bette liegen, in demselben eben falls entkleidet eine unbekannte Frauensperson, beide waren leblos. Allem Anschein nach liegt Vergiftung vor. Der Arrestaufseher bekleidete diesen Posten seit 1'/i Jahren, er ist 31 Jahre alt und aus Westpreußen gebürtig. Wer die Frauensperson ist, hat noch nicht festgestcllt werden können, da das Paar Nachrichten, die irgend welchen Auf schluß geben könnten, nicht zurückgelassen hat. — Die Los von Rom-Bewegung ist auch im Königreich Sachsen im erfreulichen Steigen. In den Jahren 1877 bis 1900 sind 3350 Katholiken dort evangelisch geworden und nur 767 Evangelische katholisch. Besonders n den letzten Jahren schwollen die Uebertritte aus der römischen Kirche besonders an. So wurden in Sachsen 1898 310, 1899 508, 1900 570, 1901 876 Katholiken evangelisch. In Dresden stellen sich die Zahlen für die genannten Jahre io: 49, 75, 93 und 158 Uebertritte von Katholiken zur evangelischen Landeskirche. Im Jahre 1902 sind dieselben allein in Dresden auf 191 gestiegen. Dabei sind manche Parochien besonders stark vertreten: 1902 traten in der Kreuzkirche 21, in der Trinitatiskirebe 22 über. Wie es scheint, wird sich für das Jahr 1903 die Zahl der Uebertritte noch höher stellen. In Siebenlehn zum Beispiel sind viele katholische Schuhmacher aus Böhmen und Schlesien cingewandert. Das katholische Pfarramt zu Freiberg erließ nun eine Bekanntmachung, nach welcher für die katholisch zu erziehenden Kinder allwöchentlich Sonnabends von halb 3 bis halb 5 Uhr katholischer Re ligionsunterricht im „Schwarzen Roß" zu Freiberg ertheilt wird. Damit war aber eine Menge katholischer Familien väter nicht einverstanden, und es gaben bis jetzt 7 Familien väter ihre Austrittserklärung aus der katholischen Kirche schon protokollarisch ab. Mehrere werden noch folgen. — Die gesammte Biererzeugung im Königreich Sachsen betrug im Etatsjahr 1901/02 4916317 kl. Bei einer Bevölkerungsziffcr von 4200000 Einwohnern kommen auf den Kopf 114,6 Liter Bier (gegen 116,2 Liter im Vorjahre). ^kivehennochrichten. Wilsdruff. Jubilate. Vorm. VMHr Predigtgottcsdtenst (Text: Joh. 21,18-23). Nachm. 1 Uhr Christenlehre mit der konf. weibl. Jugend. Nachm. 2 Uhr Taufgottesdienst. Zum Besuche der Christenlehre sind die Ostern 1901, 1902 und 1903 Konfirmirten verpflichtet. Grumbach. Jubilate. Vorm. ^9 Uhr Predigtgottesdienst. Aeffelsdsrf. Jubilate. Sonntag, den 3. Mai 1903, Kirchenvisitation. Vorm. */,9 Uhr: Predigtgottesdienst, Pfarrer Oic. tk. Leßmüller. Nach dem Gottesdienst Hausväterver sammlung im Gasthause zur Krone. Nachm. 1 Uhr: Taufgottesdienst u. 2 Uhr: Kirchliche Unterredung mit den Jünglingen und Jungfrauen: Hllfsgeistlicher Handmann. Ssra. Jubilate. Vorm. ^8 Uhr Beichte und Kommunion (Anmeldungen Tags zuvor erbeten.) 8 Uhr Hauptgottesdienst (Joh. 21, 18—23.) Nachm. V2I Christenlehre mit der männlichen Jugend. Nachm. ^2 Christenlehre mit der weiblichen Jugend. Burkhardtstvalde. Jubilate. Vorm. 8 Mr Predigtgottesdienst (Text: Joh. 21,18-23). Nachm. 1 Uhr KindergotteSdieust. 5tmnrM-Wkr In meinen Hinterhause ist eine Leetmunzrkormulare empfiehlt M. Bergers Buchdruckerei, empfiehlt Martin kvrgvr's SuviMruvstsroi, «ikärutf. E8Ht.l.tM6 VLN 0cv78VN^ 87-lvIk UW IWU87NW-E8^I.r.UW. IsgUoti VersnstsUungen lies festaussetiussss. Wsli. Ulm lWger § IfsusWsia, Dresden. Spev. plombinsn, jetzt Wallstrabe 2S> früher Ritterhof. und Ustjer-Herinze empsi?hlt Julius Lommatzsch KMickil-LchilM (0o88kbsuäor Krunä) hält sich geehrten Vereinen, Schulen und Familien bei Ausflügen bestens em pfohlen. Hochacmend Lrn8t 8iegel. HLSLLF-SF* werden Cotta-Dresden, Steinstr., nicht mehr angenommen. Der Polier. 0ru78ettr * * * X * 87K01^-KU881-^».UN6 06^80^ 1903 * * * Vom 20. litlai di8 Lnäv boptomber. A -MWlm Otto ^«»LsEAioL.