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Vermischtes. * Wie aus häßlichen Nasen schöne gemacht werden. Man berichtet aus Moskau: Aus der chirurgischen Klinik der hiesigen Universität wurden nach der von dem Wiener Chirurgen Gersuny erfundenen Methode hundert mißgestaltete Nasen mittels subkutaner Einspritzung von Paraffin in gelungener Weise korrigirt. Die Kunde von diesen glücklichen Nasenkorrekturen hat sich im Publikum rasch verbreitet und einen großen Andrang von Patienten hcrvorgerufen, welche ein übclgeformtes Geruchsorgan mit sich herumtragen und demselben durch eine chirurgische Operation eine vollendetere Form verleihen möchten. — (Einsenkuugen, die das Gesicht häßlich machen, wie z. B. Narben, können dadurch beseitigt werden, daß soviel Paraffin unter die Haut gespritzt wird, bis die Einsenkung ausgefüllt ist. Auf dieselbe Weise kann eine zu kleine Nase vergröbert werden. Das Paraffin wird in mäßig heißem, flüssigen Zustande eingespritzt, und die Hautstelle kann, so lange es weich ist, mit den Fingern geknetet, die Nase also auch künstlich neu geformt werden. Das Paraffin verhärtet sich sehr bald, und die Nase behält dann die neue Form. Da das Paraffin chemisch rein und vollständig bazillensrei ist, kann cs der Mensch sein ganzes Leben lang in der Haut tragen, ohne irgend welche Gefahr zu lausen.) * Flitterwochen in der Quarantänestation. Von einem eigenartigen Mißgeschick ist ein nenvermähltes Paar in Leeds in der Grafschaft Aorkshne betroffen worden. Als zu Ostern Hochzeit gefeiert wurde, klagte die Braut wie auch deren Mutter über schlechtes Befinden. Der noch während der Feier gerufene Arzt stellte Symptome von Blattern fest und erstattete von seiner Wahrnehmung der Sanitätsbehörde-sofort Anzeige. Diese ordnete dieUeber- führung der beiden Erkrankten in die Quarantänestation des städtischen Hospitals an und veranlaßte die sanitäre Beobachtung sämmtlicher Personen, die an dem so unan genehm endenden Hochzeilfest theilnahmen. Eine nähere Untersuchung ergab, daß ein Bruder des Bräutigams die Ansteckung vermittelt hatte. Der junge Ehemann befindet sich jetzt ebenfalls in der Quarantänestation. " Eine Walkischjagd in der Ostsee. Da gerade jetzt im Berliner Zoologischen Garten ein Finnwal (balas- noptsra mngculus) ausgestellt ist, so dürfte es angebracht sein, daran zu erinnern, daß im Frühjahr 1874, also vor ziemlich dreißig Jahren, ein junger Ftniiwal sich in die Ost see verirrte und hier ein vorzeitiges Ende fand. Ver- mnthlich war er Heringsschwärmen nachgezogen und hatte jich hierbei unseren Küsten genähert, denn wenn auch Ernst Moritz Arndt singt: Fahrt wohl, ihr Franzosen, zur Ostsee hiuab! Und nehmet, Ohnehosen, den Walfisch zum Grab, so handelt es sich hier um dichterische Phantasie, denn das Erscheinen eines Wales ist in diesem Meere im All gemeinen eine Seltenheit — ganz abgesehen davon, daß er keine Menschen frißt. Zu seinem Unheil laugte unser Finnwal am 23. August auf der Danziger Reede an, denn hier lagen gerade drei deutsche Kriegsschiffe vor Anker. Welchen angenehmeren Zeitvertreib, schildert Zaddach, konnte es für die Offiziere geben, als eine Walfischjagd? Man griff zu den Gewehren und begrüßte den unerfahrenen Fremdling mit Spitzkugeln; und als dieser unwillig den ungastlichen Ort verlassen wollte, sprang man in die Boote und ergötzte sich daran, wie jedesmal, wenn er auftauchte, die Kugeln von allen Seiten in seine dicke Haut einschlugeu. 75 dieser Kugeln hatten, wie sich später ergab, getroffen und die Weichtheile des Kopfes bis auf den Schädel durch bohrt, ohne jedoch in diesen einzudringen. Deshalb würde es auch dem Riesen gelungen sein, zu entfliehen, hätte er nicht von einem der Offiziere beim Untertauchen einen Degenstich in den Hinterleib erhalten, der eine große Schlagader durchschnitt und Verblutung herbeiführte. Brown fand in dem Magen eines getödteten Finnwales etwa 800 Dorsche. Rechnet man das Gewicht eines Dorsches nur zu 1 Kilogramm, so ergiebt sich, daß von solch einer Mahlzeit des riesigen Thieres mehr als 1000 Menschen sich hätten sättigen können. MM-MOn der JieMer UM. Königliches Opernhaus. Dienstag, 28. April. Tannhäuser. Ans. 7 Uhr. Mittwoch, 29. April. Carmen. Ans. 7 Uhr. Donnerstag, 30. April. Der Trompeter von SMingen. Anß V-LUHr. Freitag, 1. Mai. Amelia. Ans. U28 Uhr. Sonnabend, 2. Mai. Der Troubadour. Auf. ^28 Uhr. Sonntag, 3. M«i. Fra Diavolo. Auf. Uhr. Königliches Schauspielhaus. Dienstag, 28. April. Der Widerspenstigen Zähmung. Ans. ^8 Uhr. Mittwoch, 29. April. Neu einstudirt: König Heinrich VI. II. Theil. Ans. 7 Uhr. Donnerstag, 30. April. Monna Vanna. Ans. '^8 Uhr. Freitag, 1. Mai. Des Meeres und der Liebe Wellen. Ans. ^,8 Uhr. Sonnabend, 2. Mai. Die Journalisten. Ans. 7 Uhr. Sonntag, 3. Mai. Ein Sommernachtstraum. Ans. */z8 Uhr. Magisches Quadrat. U e e e e eA § Die Buchstaben sind derart zu ordnen, daß die wage- i i I l rechten und senkrechten Reihen gleichlautende Wörter ergeben. I S 8 S Auflösung folgt in nächster Nummer. Auflösung des Näthsels aus voriger Nummer. Vorderhand hatte: Piqueneun, Piqueacht, Piquesieben. Couerzehn, Coeurkönig, Coeurdame, Coeurneun, Coeuracht, Coeursieben, Carreaudame. Mittelhand hatte: Treffaß, Zehn, König, Dame, Neun, Acht, Sieben, Pi queaß, Coeuraß, Carreauaß. Im Skat lagen: Piquedame, Carreaukvnig. Bei dieser Kartenvertheilung erhielten die Gegner zwei Stiche mit zusammen 29 Augen. Pro 100 Kg. notirten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 5000 Kg. Alle anderen Notirungen, einschließlich der Notiz für Malz, gelten für Geschäfte mindestens von 10000 Kg. Auf dem Markte: Kartoffeln (SO Kg.) 2,60—280, Mk. Butter (Kg.) 2,60-2,70 Mk. Heu (SO Kg.) 2,80-3,10 Mk. Stroh (Schock) 25-28 Mk. Meißen, 25. April. Butter 1 Kilo Mk. 2,48 b.zur. a. 2,32, Ferkel (214) 1 St. von Mk. 7,00 -14,00, Hulm, jung, 1 Stück Mk. 0,00-0,00, Huhn, alt, 1 Stück Mk. 2,00-2,20, Tauben 1 Paar Mk. 0,60 bis Mk. 0,80 Ente Stück 1 Mk. 3,00-3,50, Rebhuhn 1 StückMk. 0,00 bisO,OO, Truthahn Ve Ko. Mk. 0,90—1,20, Kaninchen 1 Stück Mk. 0,00, Hase 1 Stück Mk. 0,00 -0,00, Gans V- Kilo Mk. 0,00 bis 0,00. Getreidepreise am 25. April: per 100 Kilogramm geringe Qualität mittlere Qualität gute Qualität, niedrigst, höchst, niedrigst, höchst, niedrigst, höchst. Weizen — — 14,70 15,00 15,10 15,50 Roggen — — — — 12,60 13,00 Gerste — — — __ 14,00 14,50 Hafer, — — 13,50 13,90 14,00 14,30 Schlachtviehpreise auf dem Dresdner Viehmarkte am 23. April 1903. Marktpreise für 50 ÜF in Mark. Thiergattung und Bezeichnung. K S A Ochsen: 36-39 >ut genährte ältere lters 62—64 34-36 58-60 31 -33 Schafe: 1. Mastlämmer 1. 2. 3. 4. 31—33 28-30 40 -41 41-42 38—39 36-37 62-65 56 -58 50-53 58-60 53-57 49 36-37 34-35 31-32 69—73 66—68 62-65 58-60 28-30 24-26 52—55 48-50 45 70-71 66-68 60-63 2. jüngere Masthammel 3. Aeltere Masthammel 4. mäßig genährte Hammel und Schafe (Merzschafe) Schweine s) vollfleischige der feineren Rassen und deren Kreuz ungen im Alter bis zu 1M Jahren b) Fettschweine fleischige gering entwickelte, sowie Sauen 2716 Thiere. Geschäftsgang: Bei Kälbern und Schweinen langsam. 52—54 54—55 50—51 Ledeime Itrankkeiten, Hautausschläge, Flechten jeder Art, Bart flechten, skropyulöse Ekzeme, besonders chronische, nervöle u. vorzeitige Schwächezustände, Bett- nässen behandelt AMig, vresaen. Zchettelslr. Nr. is» r. klg. Zu sprechen von 9—5, Abends 7—8, Sonntags nur von 9—2 Uhr. 35-37 31-33 28-30 47-49 44 -46 40—42 30 32 1 s. vollfleischige, ausgemästete, höchsten Schlachtwerthes bis zu 6 Jahren b. Oesterreicher desgleichen 2. junge fleischige, nicht ausgsmästete — ältere ausgem. 3. mäßig genährte junge, gi 4. gering genährte jeden Al 35-3W5-68 36—39 66- 69 Kalben und Kühe: 1. vollfleischige, ausgemästete Kalben höchsten Schlacht werthes 2. vollfleischige, ausgemästete Kühe höchsten Schlacht werthes bis zu 7 Jahren 3. ältere ausgemästete Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 4. niäßig genährte Kühe und Kalben 5. gering genährte Kühe und Kalben Bu llcn: 1. vollflcischige höchsten Schlachtwerthes 2. mäßig genährte siingere und gut genährte ältere 3. gering genährte Kälber: 1. feinste Mast- (Bollmilchmast) und beste Saugkälber 2. mittlere Blast- und gute Saugkälber 3. geringe Saugkälber 4. ältere gering genährte (Fresser) Gewicht Mk. I Mk. Ausländische — — Austrieb: 20 Rinder (und zwar 9 Ochsen. 6 Kalben und Kühe, 5 Bullen), 1071 Kälber, 33 Stück Schasvieh, 1592 Schweine, zusammen Holzkonservirung. Häufig hört man die Erklär ung, daß man von Verwendung von Carbolineum ab und wieder zur Benutzung des altbewährten Holztheeres schreite. Es ist dies kein Wunder, denn unter dem Namen „Car- bolineum" werden die verschiedenartigsten Präparate ver kauft, die selbst geringfügigen Ansprüchen an holzkonser- vireude Wirkung keineswegs genügen. Solchen Präparaten ist allerdings Holztheer vorzuziehen. Dagegen bietet das von der Firma R. Avenarius L Co. in Berlin, Stuttgart, Hamburg und Köln vertriebene, seit nahezu drei Jahr- zehnten bewährte Avenarius Carbolineum große Vorzüge gegenüber Holztheer, indem es keinerlei die Holzkonservir- ung beeinträchtigende Bestandtheile enthält, an welchen bekanntermaßen der Holztheer reich ist. Bei der Ver arbeitung ist thatsächlich Avenarius Carbolineum billiger, indem damit wegen seiner Dünnflüssigkeit weit mehr Fläche gestrichen werden kann als mit dem zähflüssigen Holztheer. Soviel uns bekannt, befindet sich eine Verkaufsstelle des echten Avenarius Carbolineum bei Herrn Th. Goerne TH. Ritt hauseu Nachf. in Wilsdruff und Herrn Paul Heinz mann in Kesselsdorf. Produktenmarkt. Dresden, 24. April. Amtliche Notirungen der Produktenbörse. Weizen, Pw 1000 Kg. netto: Weißer, 154—164, brauner 75—78 Kg. 154—160, brauner, neuer, 75—78 Kg. 000-000, russ. roth 171—17Ü, amerikanischer Spring, alter 000 bis 000, do. Kansas 172—176, do. weißer OOS—000. Roggen, Pro lOOO Kg. netto: sächsifcher, neuer 72—74 Kg. 134—138, do. neuer 69—71 Kg. 128—132, Preuß. 138—143, russischer 140—146. Gerste, pro 1000 Kg. netto: sächp 140—150 schtes. und Posener 145—160, böhm. und mähr. 160—180, Futtergerste 125—140. Hafer, pro 1000 Kg. netto: lnlänL.144—150, schlesischer 144—152, mssischer 140—148. Mais, pro lOOOKg. netto: Cinquantineneuer, 150—156, do. 000—000, rumänischer neuer, — bis - La Plata gelb 000—000 amerika nischer Mixed 120—123. Erbsen, pro 1000 Kg. netto Saat- und Futterwaare 160—165. Wicken, pro 1000Kg. netto: 146—160. Buchweizen, pro lOOOKg. netto: inländischer und fremder 146—150. Oelsaaten, pro 1000 Kg. netto: Wimerraps, sächsischer 180—200. Leinsaat, pro 1000 Kg. netto: sechste, besapjreie 245—255, seine 230—245, mittlere. 220—230, La Plata 000—000, Bombay 260—265, Rüböl, pro 100 Kg. netto: (mit Faß» rasfin. 53,—. Rapskuchen, Pro 100 Kg: lange 10,50, runde 11,00 Leinkuchen pro 100 Kg. I. Qualität 17,00,11. Qualität 16,00. Malz, Pro 100 Kg. netto lohne Sack)' 25—29. Weizenmehl, Pro 100 Kg. netto, ohne' Sack (Dresdner Marken): exkl. der städtischen Abgabe: Kaiserauszuq 28,50—29,00, GricslerauSzug 26,50—27,00, Semmelmehl 25,50 -26,00, Bäckermundmehl 24,00—24,50, Gricslermundmehl 19,00—19,50, Pohl- mehl 16,00—16,50, Roggenmehl pro 100 Kg. netto ohne Sack (Dresdner Marken), exklusive der städtischen Abqabe: Nr. 0 22,50—23,00 Nr. 0 I 21,50—22,00, Nr. 1 20,50—21,00, Nr. 2 19,00-20,00, Vir. 3 15,00-16,00, Futtermehl 12,00 bis 12,40. Wcizenklcie pro 100 Kg. netto, ohne Sack, (Dresdner Marken) grobe 9,40—9,60, leine 9,20—9,40. Roggenkleie, Pro 100 Kg. netto, okne Sack (Dresdner Marken); 10,00—10,20. (Feinste Waare über Notiz.) (Die für Artikel Vs; IMsisMnerbe. Kriminal-Roman von Sustay Lange. k8 (Nachdruck verboten.) „Aber wollen Sie mir nicbt anvertranen, was Sie in letz'er Stunde bewogen bat, Herrn Silbermann Ihr Jawort zu geben. Ich vermutlich ganz freiwillig baben Sie sich zu diestm folgenschweren Schritt nicht entschlossen." »Jck> kann nicht," seufzte Hilda und rang verzweiflnngs- voll die Hände. Tiefes Schweigen trat ein, welches nur unterbrochen wnrde dnrch das Schluchzen von Mutter und Tochter. „Ich will nicht länger stören; ich habe beute jedenfalls eine ungünstige Zeit mit meinem Besuch getroffen," nabm Justizrath Hartwig zuerst das Wort. „Ich will auch nicht weiter in Sie dringen, mich in die Ursache Ihres Kummers emzuweihen; mbH, eines wollen Sie n ir versprechen, be trachten Sie mich nicht allein als Ihren Nechtsbeistand, son dern vielmehr als Ihren väterlichen Freund. Unternehme» Sie nichts, ohne vorher meinen Nath eingeholt zu haben, ich flehe jederzeit zu Ihrer Verfügung." Frau Sommer versprach dies; sie war uahe daran, ihm gegenüber ihr Herz ausznschnlieu, ihm. die Ursache ihres heutigen schweren Kummers mitzntheileu, indes ein heimlicher .abwehrender Blick Hildas, die ihre Absicht erratheu mochle, hielt sie ab davon und so bewahrte sie Schweigen wo e? vielleicht von größtem Segen gewestu wäre, das erlösende Wort zu sprechen, den Justizrath einzuweihen. Im Vorbeigehen trat Justizrat Hartwig in das Privat- Kontor ein, wo er Silbermann trai, der, den Kopf in beide Hände gestützt, unthätig vor den aufgeschlagenen Büchern saß und den Gruß des Eiutrelrnden mir mürrisch erwiderte. „Schlechte Laune," meinte Justizrath Hartwig, der sich wenn auch niit innerem Widerstreben, Silbermann gegenüber Mer vertrauliche» Tones bediente und ihn wie seines Gleichen behandelte. „So sollte man einen glücklichen Bräutigam nicht finden, der in Kürze mit einem hübschen, tugendhaften und was die Hauptsache ist, sehr reichen Mädchen den Bund fürs Leben schließen wird." Silbermann horchte gespannt auf; diese Worte verstand er nicht gleich richtig zn deuten, wollte ihn der Justizrath wegen seiner Niederlage etwa gar foppen. Sein hitziges Blut gerietst wieder heftiger in Wallung und schon schwebte ihm eine recht herbe Antwort auf den Lippen, als er sich noch darauf besann, daß er es mit dem Justizrath nicht ganz ver derben durste. „Sie belieben zu scherzen, Herr Justizrath," sagte er mit unsicherer Stimme. „Nicht doch, Herr Silbermann," entgegnete Justizrath Hartwig. „Wie könnte man in einer so ernsten Sache scherzen. Ich freue mich selbst, daß alle? eine so glückliche Wendung nimmt, hoffentlich zum Glück und Segen." „Was sagen Sie?" fragte Silbermann, durch die Worte des Justizralbes noch mehr außer Fassung gerathend. „Nun, Fräulein Hilda sagte mir doch soeben, daß sie einwillige, den Wunsch ihres Onkels zu erfüllen und Ihnen als Gattin zn folgen. Sollten Sie aus meinem Munde zuerst diese frohe Botschaft vernehmen?" „Hat sie wirklich diese Absicht ausgesprochen?" Ans den Worten Silbermanns klangen noch immer bange Zweifel heraus, er vermochte es kaum zu fassen, daß sein sehnlichster Wunsch in Erfüllung gehen sollte. Er hätte vor Freuden den Justizrath um den Hals fallen mögen. Zugleich legte es sich aber auch wie kalter Reif auf diesen Freuden taumel, in den er sich versetzt fühlte, als Jnsiizrath Hartwig seine Frage bejahte. — Der Gedanke an das Gewaltmittel, welches er hatte anmenden müssen, dämpfte seine Freude nieder. „Sie find doch damit einverstanden, daß ich einen kurzen Ehekontrakt darüber aussetze, den ich Ihnen sehr bald vorlegen werde. Natürlich nur der Form halber, derselbe soll durchaus keine Einschränkung sür Sie enthalten oder Ihnen Erschwer ungen auserlegen," sagte Justizrath Hartwig, nun den Juristen hervorkehrend, der an alles denkt, über alles wacht. „Aber gewiß, Herr Justizrath," erklärte sich Silbermann sofort bereit. „Bestimmen Sie nur, ich bin mit allem ein verstanden; jeder Wunsch Fräulein Hildas ist mir heilig und bin ich bereit, mit meiner Unterschrift zu bestätigen." Die beiden Männer besprachen dann noch verschiedene geschäftliche Angelegenheiten, ohne hierbei noch einmal auf die Heirathsangelegenheit zurückzukommen. Silbermanns anfäng liche schlechte Laune schlug hierbei immer mehr in das Gegen theil um, war dem Justizrath durchaus nicht entging, der deshalb zuweilen ein leichtes, spöttisches Lächeln nicht zu unter drücken vermochte. Schon im Vollgefühl seines zukünftigen Glückes entwickelte er vor dem Justizrath seine großartigen Zukunftspläne und merkte dabei gar nicht, wie der Justizrath hin und wieder so ganz unverfängliche aber gar nicht zur Sache gehörende Fragen stellte, wöbet sich Silbermann in seinem Freudentaumel öfters in Widersprüche verwickelte, ohne von dem Justizrath darauf aufmerksam gemacht zu werden. Das ganze glich dem Spiel einer Katze mit der Maur, so unschuldig, so harmlos, nur mit dem Unterschied, daß Silber mann zuletzt nicht etwa verschlungen wurde, sondern in bester Harmonie, in völliger Uebereinstimmung in allen Punkten schieden beide Männer von einander. 8. Kapitel. Zu den Veränderungen, welche nach dem Hinscheiden des Kommerzienrathes Holldorf stattgefunden hatten, gehörte auch die Entlassung des langjährigen Portiers. Heydenreich hatte selbst gewünscht, daß man ihn entlasse, und darin traf sein Wunsch mit demjenigen Silbermanns zusammen, der eine jüngere Kraft sür diesen Posten eingestellt wissen wollte; so war die Lösung dieses Verhältnisses nach beiderseitigem Wunsch. Heydenreich hatte aber durchaus noch nicht den Wunsch, den Rest seiner Tage unthälig zu verbringen, denn er pachtete draußen in der Vorstadt einen kleinen Krämerladen.