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Vie Verwendunq des schwefelsauren Ammoniaks gerade zu Roggen spricht noch der Umstand, daß die Stickstoff aneignung des Roggens sich überhaupt eine verhältnis mäßig lange Periode erstreckt. Das Hauptstickstoffbedürfnis stellt sich im Frühjahre mit dem Erwachen der Vegetation ein und dauert bis zur Zeit des Schaffens; doch darf al« sicher gelten, daß es beim Roggen bis nach der Blüte, ja bis kurz vor der Reife andauert, so daß das schwefel saure Ammoniak dem Stickstoffbedürfnis dieser Pflanze in vorzüglicher Weise entgegenkommt. Am empfehlenswertesten ist es, das schwefelsaure Ammoniak im Frühjahre bei Be ginn der Vegetation auszustreuen. Die Frage, in welcher Menge für den Hektar es angewendet werden soll, läßt sich nicht für alle Fälle zutreffend beantworten, da der Kulturzustand des Bodens von ausschlaggebendem Einfluß hierauf ist. Um einen Anhaltspunkt zu geben, bemerken wir, daß man in zahlreichen, uns bekannt gewordenen Fällen von 18 bis zu 30 Stickstoff, das sind 90 bis 150 Kg schwefelsaures Ammoniak für den Hektar, mit großem Vorteil verwendet hat. Eine stärkere Gabe bis zu 40 Kg — 200 Kg schwefelsaures Ammoniak für den Hektar wird sich wohl sehr selten als erforderlich heraus stellen. Deutsche Ammoniak-Verkaufs-Vereinigung. W uv. Viehzucht. Mairi- rrrrd Klauenseuche. Vorzugsweise und in erster Reihe werden Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen, gelegentlich auch das Haus geflügel, seltener Pferde ergriffen, auch sind Fälle bekannt, in denen die Seuche auf Menschen übertragen wurde. Schwellung und Röte der Maulschleimhaut, Anhäufung eines zähen Schleims in der Maulhöhle, der in langen Fäden aus der Maulspalte und von den Lippen herabhängt, Eingenommenheit des Kopfes, ununterbrochenes Wieder kauen find die ersten augenfälligen Erscheinungen, die unter allen Umständen den Verdacht der Seuche erwecken und eine sorgfältige Lokaluntersuchung des Maules veranlassen müssen. Ein eigentümlich „schnalzender" Ton, der beim Kauen gehört wird, ist charakteristisch für die Seuche. Auf der Schleimhaut der Lippen und des Maules, an der Zungenspitze und der Zunge überhaupt an Zahn fleisch und Gaumen zeigen sich alsbald kleine erbsen- und bis kirschgroße Bläschen, welche mit klarer, gelb licher, weiterhin trüber, eitriger Lympfe gefüllt find, nach 12—30 Stunden platzen und dann rote, von der Oberhaut entblößte wunde Stellen zurücklassen, die außer- ordentlicht schmerzhaft find und das Kauen und Fressen in hohem Grade erschweren, wenn nicht unmöglich machen. Zu gleicher Zeit tritt auch meist die Affektion der Klauen ein, die alle gleichzeitig ergriffen werden. Große Empfind lichkeit, vermehrte Wärme an der Krone und im Klauen- fpalt, bei Tieren mit Heller Haut auch Rötung, werden bemerkt. Die Patienten haben einen gespannten Gang, treten in den Fesseln nicht durch , und stehen kötenförmig. An diesem Stande schon läßt sich der nahe Ausbruch der Krankheit — Klauenseuche — erkennen. In kurzer Zeit bilden sich Blasen an den bezeichneten Stellen, die platzen und wunde Stellen hinterlassen. Die Patienten liegen viel, stöhnen, stehen schwer auf und können sich nur sehr mühsam von der Stelle bewegen von der Stelle bewegen. Bei den übrigen Tieren find die Anzeichen ähnlicher Art. Bei den Schweinen äußert sich die Kranheit vorzugsweise in Form von Klauenseuche; leidet auch das Maul, so sitzen die Bläschen meist am Rüssel. Der Ansteckungsstoff, welchen die Seuche erzeugt, findet sich nur in dem Inhalt der Bläschen, später in den Ab sonderungen der wunden Stellen. Er ist vorwiegend fester Natur, aber auch flüssig, außerordentlich leicht übertragbar und hängt sich an alle möglichen Gegenstände, besonders feste Körper. Die Ansteckung geschieht entweder unmittel bar durch kranke Tiere oder mittelbar, wenn Tiere, die für die Krankheit empfänglich sind, auf Straßen, Wege, überhaupt an solche Orte kommen, die von kranken Tieren mit Ansteckungsstoff verunreinigt sind, endlich durch Ver mittelung von Zwischenträgern. Eine gewöhnliche und häufige Uebertragung findet durch das Hausgeflügel und die Schweinewochenmärkte statt, die der sorgfältigen Kon trolle bedürfen. Nach der Ansteckung kommt die Seuche sehr bald, nach 3—4 Tagen, zum Ausbruch und verläuft normal schnell, so daß die einzelnen Tiere in 8—14 Tagen durchseuchen. Da aber nicht sämmtliche Tiere gleichzeitig erkranken, so verläuft die Seuche in größeren Ställen schleppend und braucht geraume Zeit, ehe sie zum Abschluß gelangt. Nach krankheiten und Verbindungen mit andern Krankheiten kommen vor und können die Genesung lange verzögern. Todesfälle sind selten. Der Verlust aber an Arbeitskraft, an Fleisch durch Abmagerung, an Milch, die Rückgänge bei der Mästung sind unberechenbar. Gänse und Enten aus verseuchten Gehöften verschleppen an ihren breiten Schwimmhäuten recht häufig den Ansteckungsstoff. Auch durch ungekochte Milch kann die Seuche verbreitet werden. Vorsicht ist auch beim Gesindewechsel geboten. Der wirk samste Schutz aber ist der Selbstschutz. Da die Seuche nur im Wege der Ansteckung entsteht und sich verbreitet, so ist Jeder in der Lage, durch Vorsicht, Abschließung und sorgfältige Überwachung des Verkehrs sich wirksam schützen z« können, besonders bei isolirter Lage der Gehöfte. Dazu ist aber erforderlich, daß jeder Seuchenausbruch, auch der Verdacht eines solchen, unverweilt zur Anzeige gelangt und bekannt wird, denn nur dann ist ein wirk samer Schutz möglich, wenn die verseuchten Ortschaften und Gehöfte bekannt sind. In Betreff der Behandlung der erkrankten Tiere empfiehlt es sich, so wenig wie möglich zu tun. Dieselbe hat sich nur auf die örtliche Behandlung der erkrankten Klauen, ebenfalls auf die Maulschleimhaut zu erstrecken. So lange aber die Bläschen noch nicht geplatzt find, soll man nicht daran rühren, und jeder therapeutische Eingriff ist zu vermeiden, wie überhaupt das gewaltsame Aus pinseln der schwer erkrankten Maulschleimhaut nur in wenigen seltenen Fällen für angezeigt erachtet werden kann Oderbruchcr weiße Riesen-Futtcr-Möhre (Text s. 1. Seite). Ein passendes diätetisches Verhalten ist in den meisten Fällen ausreichend, darunter in erster Reihe die Ernährung mit flüssigen Nahrungsmitteln, die nicht gekaut zu werden brauchen. Zu dem Getränk empfehlen' sich als Zusatz pflanzliche oder mineralische Säuren oder Sauerteig, bei Schweinen saure Milch. Das Klauenleiden aber wird häufiger Hilfe erforderlich machen. Es ist zu empfehlen, trockene, reichliche Streu, größte Sauberkeit und Reinlich keit an den Klauen, Schonung der leidenden Teile; das Stehen auf hartem, sowie das Bewegen auf festem Boden ist zu vermeiden, ebenso alles überflüssige Operieren und Schneiden an den Klauen, doch sst rechtzeitig häufige und sorgfältige Untersuchung derselben geboten. Nach dem Bersten der Blasen empfehlen sich wiederholte Reinigungen der Füße mit schwachem Kaltwasser; reicht das nicht aus, wendet man sich an den Arzt. Es giebt keine Krankheit, die sich einer ordnungsmäßigen passenden Behandlung gegenüber dankbarer erzeigt, als diese und die geringen Kosten werden reichlich ausgewogen. Sehttenklapp der Pferde. Als Sehnenklapp der Pferde wird die Entzündung der Sehnen und deren Folgen bezeichnet. Dieses, durch Ueberanstrengung, Fehltreten, Ausgleiten, Springen, Hängen- bleiben in der Haliterkette rc. verursachte Leiden erscheint vorzugsweise an den Beugesehnen des Kronen- und Huf beines sowie an dem oberen Gleichbeinbande, welche ihre Lage an der Hinteren Fesselfläche haben und tritt zumeist nur an den Vorderfüßen auf. Ein mit einem Sehnenklapp behaftetes Pferd geht mehr oder minder krumm, je nachdem es im Fesselgelenk durchtreten und mit dem rückwärtigen Teile des Hufes den Boden berühren kann. Die betr Sehne ist angeschwollen, warm und sehr schmerzhaft. Wird die Sehnen-Entzündung nicht behoben, so bleiben die Sehnen verdickt, werden hart und das Leiden artet in einen Stelz fuß aus. Sine frische Sehnenentzündung kann durch dt» Abnahme der Eisen, vollständige Ruhe auf reichlicher Streu sowie beständige Eisumschläge behoben werd«. Immerhin ist allen Pferdebesitzern zu raten, ungesäumt tierärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen und die ange gebenen Mittel nur bis zur Ankunft des Tierarztes aiqu- w enden. E» ist sehr anzuempfehlen, die Sehnen de« Pferde« beim Kaufen nicht nur genau zu befühlen, sondern auch ganz genau anzusehen, ob auf denselben nicht haar lose feine Striche oder Punkte, welche auf eine stattgehabte tierärztliche Behandlung schärfster Art schließen lassen, vorhanden sind. Die Sehnen der Pferde bedürfen größten Sorgfalt und Pflege nach getaner Arbeit; aber auch der Hufbeschlag muß ost geprüft und strenge überwacht werden, denn auch dieser hat auf die Schonung der Sehnen einen großen Einfluß. Reis xnr Kälberaufzucht. Heutzutage, wo jeder Landwirt eine möglichst hohe Verwertung seiner Produkte anstrebt, erscheint vielfach die Vollmilch als zu kostspielig zur Kälberaufzucht. Man sucht dieselbe möglichst bald durch die süße Magermilch, mit den entsprechenden Zusätzen, die' zu einer rationellen Ernährung erforderlich sind, zu ersetzen. Was die Wahl solcher Zu sätze anbetrifft, so wird hierzu am meisten der Leinsamen empfohlen. Anch die Industrie hat sich dieser Frage an genommen und offeriert derartige Zusätze in Gestalt von Kälberrahm und dergl, indeß der Landwirt hat kein rechte» Zutrauen zu derartigen Fabrikaten. Da nun in manchen Gegenden der Leinsamen nicht leicht zu beschaffen ist, ss verwende ich seit Jahren an dessen Stelle eine geringere Qualität Neis, sogenannten Bruchreis, der von Grossisten ziemlich preiswert zu haben ist. Der Neis gilt bekanntlich als das leichtverdaulichste Nahrungsmittel und entspricht auch bezüglich seines Gehaltes den zu stellenden Anforde rungen. Man könnte nun vorschlagen, das Neisfuttermehl hierzu zu verwenden, da dieses noch billiger ist. Ich würde jedoch nicht dazu raten, da dasselbe vielfachen Ver fälschungen ausgesetzt ist unv daher leicht schädlich auf die Gesundheit der Tiere einwirken könnte. Den Reis ver wende ich in der Regel derart, daß der Bedarf für einige Tage in Wasser gekocht wird, bis eine gallertartige Masse entsteht. Von derselben erhalten die Kälber, je nach dem Alter, mit kleinen Gaben ansangend, ihre Ration in die Magermich verrührt. Die Tiere nehmen diese Mischung sehr gern und gedeihen auffallend dabei. Von Verdauuugs- krankheiten habe ich bei derartig gefütterten Tieren noch nichts bemerkt. Die Reissütterung wird gewöhnlich bis ;um 4. Monatsalter durchgeführt, wo dann der Reis durch raffende andere Futtermittel ersetzt werden kann. Die wnz vorzüglichen Resultate, die ich bei dieser Fütterungsart erzielt habe, veranlassen mich, dieselbe auch fernerhin bei zubehalten und kann ich den Herren Berufsgenoflen nur raten, ebenfalls einen Versuch hiermit zu machen- Urfache von Husten bei Schweinen. Das Husten der Schwein« kann verschiedene Ursachen haben. Es kann eine Erkältung der Schweine sein, ver anlaßt durch kalten Fußboden. Man lasse dann bet Kälte )en Mist liegen, oder bringe Sand in den Stall, wa» ich sehr gut bewährt hat, oder belege den Fußboden mit Brettern oder noch besser mit Rundhölzern. Es kann aber auch durch Vererbung und Jnnzucht kommen, meisten« durch den Eber; man findet dann, daß die Lungen ange wachsen sind und diese dann natürlich nicht genügende Tätigkeit entfalten können und so Husten verursachen. Eine Aenderung de« Zuchtmaterials ist dann erforderlich. Sollte nichts helfen, dann muß der Tierarzt Impfung mit Schweineseucheserum vornehmen und zwar bei Ferkeln im Alter von 2—3 Wochen. Ein gründliches DeSinfiziren des Stalles ist jedenfalls zu empfehlen, auch dem Futter etwas Futterkalk beizumischen. — Aus einem bei Neuß a. Nh. gelegenen Gute sind bis zum Jahre 1899 in etwa 4—5 Jahren junge und auch gemästete Schweine im Werte von etwa 10—12 000 Mk an Husten zu Grunde gegangen. Mehrere Tierärzte wurden zugezogen, die verschiedensten Medikamente gegeben, ohne allen Erfolg. Die Schweine ställe grenzten im Westen an einen Laufstall für Rinder, und da der Wind zumeist von Westen kam und die betr. Zwischenmauern nur etwa 1'/, in hoch sind, so kam vom Lausstalle aus verdorbene Luft ununterbrochen in die Schweineställe. Ein benachbarter Ingenieur machte auf diesen Uebelstand aufmerksam, und wurden nach dessen An gabe einige Dunstkamine angelegt und eine gründliche Stallventilation herbeigeführt. Seit 4 Jahren ist bisher keine Erkrankungen in den Stallungen mehr vorgekommen. Mittel segen Hufspalt. Hufspalt ist, teilt F. Rosch im „Pferdefreund" mit, nicht mit Kitt zu beseitigen. Folgendes Verfahren hat sich bei mir wiederholt glänzend bewahrt, so daß ich nie wieder zu anderen Mitteln greifen werde- Man verdünne die Hornwand neben dem Spalt bis auf den Grund des letzteren. Lege ein geschlossenes Eisen auf; die Sohle ist so zu prä parieren, daß sie möglichst scharf ist und das Eisen möglichst breit auf derselben liegt- Die Wand in der Nähe de« Spaltes beschneide man am Tragrade so, daß sie das Essen nicht berührt. Die Krone reibe man in der Um gebung des Spaltes mit Lorb:ersalbe ein, um das Wachstum anzuregen. Man tut gut, wenn man ein so behandelte» Pferd in den ersten Wochen nicht im Trabe bewegt.