Volltext Seite (XML)
find auf ihrer Orientfahrt nunmehr im alten Hellas an- yckommen. Am Gründonnerstag hatten sie sich in Kon- kantinopei vom Sultan verabschiedet. Dieser machte ihnen zwei kostbare Revolver zum Geschenk und überreichte ihnen einen für Kaiser Wilhelm bestimmten kunstvoll gearbeiteten Säbel. Im Hafen von Athen wurden die Prinzen von ihrer Tante und deren Gemahl, dem Kronprinzen von Griechenland, empfangen; auch die Behörden der Stadt waren zugegen. Die Prinzen feiern hier das Osterfest und besuchen von den Sehenswürdigkeiten u. a. die Burg und den Tempel der Athene, sowie die Alterthums- Sammlungen. Dann werden Ausflüge gemacht nach Salamis, wo 480 vor Christi die Perser von den Griechen geichlagen wurden, nach Delphi, bekannt durch die Apollo zu Ehren gefeierten Festspiele, und nach Olympia, dem Schauplatz der berühmten Spiele zu Ehren Zeus. Hier finden, wie man weiß, seit 1875 deutsche Ausgrabungen statt. Konstantinopel, 8.April. Die österreichisch-ungar- ische und die russische Botschaft haben die Pforte benach richtigt, daß vertraulichen Nachrichten zufolge die Albanesen, welche in der Nähe von Mitrovitza lagern, einen nächtlichen Angriff planen. Die Pforte ist entschlossen, sobald sie 20,000 Mann konzentrirt haben wird, sofort die Nieder werfung aller Albancsenstämme durchzuführen. Madrid, 9. April. Nach Meldungen aus Melilla griffen die Aufständischen gestern Abend die Festung Fro- jana an, wurden aber zurückgeschlagen, wobei viele von ihnen getödtet wurden. Auch durch die Explosion einer ihnen gehörigen Pulverkammer wurden viele der Auf ständischen getödtet. Dm i>er FrßyM Luise um Wüm. Der Wunsch der Prinzessin Luise, Ruhe nach dem Sturm genießen zu können, geht bei ihrem Aufenthalt in der Villa Toskana zu Lindau thatsächlich in Erfüllung. Die Prinzessin, deren Hofhaltung durch Zuzug von Hof beamten und Bediensteten aus Salzburg bedeutend ver stärkt worden ist, hält sich, so wird den „Leipziger Neuesten Nachrichten* aus Lindau geschrieben, während des Vor mittags in der Villa auf und widmet sich hier mit Vor liebe hausfraulichen Beschäftigungen in der Küche usw. Nachmittags unternimmt sie stets ausgedehnte Spazier fahrten in die Umgebung, nur von einer Hofdame be gleitet. Die Bevölkerung von Stadt und Land kennt die Kutsche schon von Weitem und es ist noch Niemandem ein gefallen, die Prinzessin ohne G>uß vorübersahrcn zu lassen, wie denn auch diese immer aufs Freundlichste dankt. Diens tag besuchte Prinzessin Luise zum ersten Male die katho lische Stadtpfarrkirche, um ihrer österlichen Pflicht zu ge nügen. Das Aussehen der Prinzessin ist das beste, das man sich denken kann und die Abgeschlossenheit von der großen Oeffentlichkeit übt sichtlich einen wohlthuenden Ein fluß aus. In der letzten Woche ist mit verschiedenen anderen Einrichtungsgegenständen von Salzburg auch eine prächtige vergoldete Wiege eingetroffen. Die Taufe wird danach jedenfalls auch hier erfolgen. Dem letzteren Passns direkt entgegen steht eine Mel- düng der „Narodni Listy", wonach die Prinzessin Luise ihre Entbindung auf Schloß Brandeis a. Elbe abwartcu werde. Das Kind werde ihr nach der Geburt abgenommen, worauf sie selbst in einem adligen Damenstift ihre Lebens lage verbringen solle. Hinter diese Meldung des Prager Tschechenblattes, das sich unseres Erachtens in anderen als tschechisch-chau vinistischen Fragen noch nie als zuverlässig erwiesen hat, möchten wir ein recht großes Fragezeichen stellen. Die „Frauen-Rundschau" veröffentlicht in ihrer neuesten Nummer ein Lied: „Traum", Gedicht und Komposition von Louise von Toskana „Meiner lieben Stephanie gewidmet". Das Gedickt hat nachstehenden Wortlaut: Du saßest neben mir im trauten Raunie, Wie fest gebannt hielt mich Dein Blick. Und wenn Du sprachst, als wie im Traume, Klang durch die Seele mir: „Hier ist Dein Gluck". Du schlangst den Arm in zärtlichem Verlangen Mir um die Schulter» dann und sahst mich an, Vor Deiner Augen Macht schwand all' mein Bangen, Fest schmiegt ich mich an Dich, geliebter Mann, Noch fühle "ick den Kuß, den Du gegeben, Noch bebt mein Herz in banger Seligkeit, Da wacht ich aus von, Traum zum öden Leben, Das mir kein Gluck bescheert, nur bitt'res Leid. Aus Rom wird unterm 7. d. M. gemeldet: Die hiesigen Blätter halten die Nachricht aufrecht, daß bei der päpstlichen Kurie Bemühungen stattfinden, um eine Anuullirung der Ehe des Kronprinzen von Sachsen mit der Prinzessin Louise durchzusetzen. Der Kurie liegt ein ausführliches Memoire des sächsischen Hofes vor, worin auf Grund des Kirchenrechtes die Anuullirung be gründet wird. Auch aus Gründen der Staatsraison und der Rücksicht auf die Interessen einer katholischen Dynastie W die Annulliruug gefordet, indem der Kronprinz nur nach völliger Annullirung und der erfolgten Wiedcrver- mahlung die Succession auf den Thron antreten könnte. Die Existenz des Mcmoires ist ein Faktum, trotzdem es von den deutschen Blättern bestritten wird. Aurze Chronik. eines deutschen Dampfers in der Nähe von New York wird unterm 9. April telegraphisch gemeldet, daß bei dichtem Nebel in der New Yorker Bucht der Fracht- dampfer „Joseph Merryweather" mit dem Passagierdampfer „Alleghany" von der Atlas Linie, welche von der Hamburg- Amerikanischen Packetfahrtgesellschast übernommen worden ist, kollidirte. Der „Alleghany", welcher mit vierunddreißig Passagieren von Port Limon kam, wurde am Bug getroffen; seine Ladung verschob sich und er begann sofort zu sinken. Kapitän Haase ließ die Rettungsboote flott machen und die weiblichen Passagiere sowie die Stewardesses hinein schaffen. Mehre männliche Passagiere wurden von den Schiffsoffizieren mit Gewalt verhindert über Bord zu springen. Glücklicherweise erschien im letzten Moment der Schleppdampfer „Coastwise" und nahm die Frauen aus dem Boot sowie alle übrigen Schiffbrüchigen auf, insge- sammt 55 Personen. Kapitän Haase gelang es nicht mehr, die Postsachen zu retten. Der „Alleghany" sank auf der Untiefe von Liberty Island auf Grund. Die Passagiere verloren alle ihre Habe, darunter kostbare Schmucksachen. — Ein Unfall ereignete sich bei den Versuchen, die Ladung des gesunkenen Schiffes zu bergen. Ein Segelboot mit hundert Arbeitern stieß gegen das Wrack und schlug um. Vier Arbeiter ertranken. Rotterdam, 9. April. Heute früh feuerte eine auf dem Bahndamm arffgesteM Schildwache auf vier Eiscn- bahnarbeiter, welche trotz wiederholter Aufforderung den Bahndamm nicht verlasfen wollten; ein Arbeiter wurde getödtet. In der Kaserne des vierten Garderegiments zu Fuß in Berlin hat sich Folgendes abgespielt: Der Leutnant v. Cranach, ein junger Mann von kaum 20 Jahren, der erst seit einem Jahre dem Regiment als Of fizier angehörte und bei der zehnten Kompagnie stand, harte ein Liebesverhältniß mit einer 19jährigen Putzfedernarbeiterin aus Frankfurt a. O., die er seit einem halben Jahr kannte. Abends war das Mädchen bei ihm in der Kaserne; er wohnte dort. Gegen halb 11 Uhr hörte man es vom Zimmer des jungen Leutnants her um Hilfe rufen und zu gleicher Zeit einen Schuß fallen. Während ein Offizier und mehrere Unteroffiziere nach der Stube v. Cranachs liefen, wurde noch einmal geschossen. Als man eiudrang, lag der Offizier todt und das Mädchen schwer verwundet da. v. Cranach hatte seiner Geliebten eine Revolverkugel in die rechte Körperscite und sich selbst die zweite mitten in den Kopf geschossen. Seine Leiche wurde von Mann schaften nach dem Garnisonlazarett getragen, während man das verwundete Mädchen mit einer Droschke nach dem Moabiter Krankenhause brachte. Dort liegt es noch so schwer darnieder, daß man ihre aus Frankfurt herbei geholte Mutter noch nicht an das Krankenbett lassen konnte. Gut bezahlt. Ueber London wird gemeldet: Der Wiener Professor Lorenz kehrt am 15. April nach Chicago zurück, um gegen ein nochmaliges Honorar von 120000 Mk. den im letzten Oktober angelegten Gypsverband von dem Bein des Töchterchens des bekannten Millionärs und Sckweinehändlers Armour abzunehmen. Vaterländisches. iMittheilungen aus dem Leserkreise sind der Redaktion stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimniß der Redaktion. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) Wilsdruff, 11. April 1903. — Zum Osterfeste. Ostern, das hehre Fest der Auferstehung ist da und im bräutlichen Schmucke, im ersten zarten Grün an Baum und Strauch, auf Wiesen und Feld empfängt es die Natur, in welcher diesmal nach des Winters Regiment früher denn je der Lenz seinen Einzug gehalten hat. Und die Menschen: mit Frohlocken und hoher Freude rufen sie dem Osterfeste ihren Willkommens- gruß zu und begehen mit der Auferstehungsfeier der Na tur die Gedenkfeier der Befreiung des Welterlösers aus den selbstgewollten Banden des Todes und des Grabes, des großen Erlösungswerkes, mit dessen Vollendung ein neuer Frühling anbrach für alle Welt, da inmitten der Wüste des Heidenthums der Riesenbaum des christlichen Glaubens erwuchs, in dessen Schatten allein Kultur und Gesittung gedeihen. Wie ein warmer Hauch des Erden- glückes ziehts am Osterfeste durch der Menschen Herz sprießt in ihnen das junge Grün der Hoffnung, zu der sich der Himmelsgruß gesellt: „Friede sei mit Euch!" Möge dieser Gruß widerhallen bis in die tiefsten Tiefen des politischen und sozialen Lebens der Völker Europas und die letzteren ermahnen zu friedlichem, gedeihlichem Schaffen, das einzig und allein das feste Fundament für eine glückliche Weiterentwickelung und eine segensreiche Zukunft der Nationen ist. Viel Jammer und Elend ist in der Welt, viel Unheil und Verderben. Aber bangen und zagen können wir nicht, denn nicht den Mächten der Finsterniß gehört die Welt, sondern dem Fürsten im Reiche des LichtS. Nur Raum geschafft dem Leben, das von keinem andern als von dem Auferstandenen her durch die christlichen Völker bisher gefluthet hat und jedes Herz noch beute mit nie gekannter Gotteskraft erfüllen kann. Fort mit aller Verzagtheit und Kleingläubigkeit, fort mit allem Hader, aller Engherzigkeit und allem Streit und dafür Platz geschaffen in allen Häusern, Herzen und Völkern für Gottvertrauen und selbstloses Wirken im Dienste des Wahren und Guten. O, mögen die Osterglocken uns solchen Völkerfrühling einläuten und mögen sie Frieden künden aller Welt, Frieden und Glück unserm lieben deutschen Vaterlandei — Am Sonnabend vor Palmarum fand die feierliche Schulentlassung unserer lieben Confirmanden in der freundlichen und geräumigen, für diesen Tag de- corirten Turnhalle statt, in welcher sich die Oberklaffen, das Lehrerkollegium, die Mehrzahl der Schulvorstands mitalieder sowie Angehörige der Confirmanden und Freunde der Schule versammelt hatten. Eine besondere Auszeich- nung erfuhr diese Feier durch die Anwesenheit des Herrn Schulrath vr. Gelbe, welcher unserer Stadt und Schule ein besonders warmes Interesse und Wohlwollen entgegen ¬ bringt. Die von allgemeinem Gesang eingeleitete Feier hatte ihren Höhepunkt in der Entlassungsrede unseres hoch verehrten Herrn Schuldirektors Or. Schilling, welcher in schöner, gedankenreicher Sprache der über der Versammlung lagernden wrhmüthigen Stimmung Ausdruck verlieh und ein letztes, aus treuem, besorgtem Lehrcrherzc« kommendes Mahnwort an die scheidenden Pflegebefohlenen seiner Schule richtete. Nachdem eine Confirmandin in einem Gedicht ein Wort des Dankes und des Abschiedes an die Lehrer und die Schulgenossen gerichtet und eine der zurückbleiben den Schülerinnen cs in gleich rührender Weise beantwortet hatte, erfolgte die formelle Entlassung, welche viele von den Scheidenden zu Thränen rührte. Ob es ihnen wohl in diesem Augenblicke so recht zum Bewußtsein gekommen ist, daß mit dem Scheiden aus der Schule auch der schöne Traum entschwindet, der mit der glücklichen sorgenlosen Kindheit und mit dem Vaterhause verknüpft ist? Der Schulentlassung folgte an dem Palmsonntage die kirchliche Einsegnung der Confirmanden durch unsern hochwürdigen Herrn Pfarrer Wolke, welcher mit seiner ebenso herzlichen, wie ernftmahnendcn Rede die Herzen der Confirmanden und ihrer Eltern tief bewegte. Mögen die von wahrer Hirtenliebe getragenen Worte, welche Schule und Kirche unseren Confirmanden auf ihren Lebensweg mitgegebeu hat, in ihren Herzen unvergeßlich fortklingen und sie vor allen Fehltritten bewahren, damit sie auch ferner die Freude und die Hoffnung ihrer Eltern bleiben und dadurch den Dienern in Kirche und Schule danken für treue Arbeit, welche diese an ihren Herzen gethan haben. — Konfirmirt wurden 76 Kinder und zwar 38 Knaben und 38 Mädchen. Unter den Koufirmirten befand sich ein Zwillingspaar (Knobe und Mädchen), was wohl als eine Seltenheit be zeichnet werden kann. — Meißen, 8. April. Mit 1600 Mark flüchtig ge worden ist am 6. d. M. der hier wohnhafte 19 Jahre alte Kontorist Pietzsch aus Dresden. Das Geld gehörte seinem Arbeitgeber, einem Ziegeleibesitzer in Zaschendorf, und war ihm zur Einzahlung bei der Poß übergeben worden. P. hat zu seiner Flucht ein Fahrrad benutzt und soll nach Leipzig zu gefahren sein. Nirchennachrichten. wilsdrnff. 1. Osterfeiertag. Vorm. 8 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl, ff, S Uhr Festgottesoienst (Text: Matth. 28, 1—10). Nachm. 1 Uhr Kindergottesdienst. 2 Uhr Taufgottesdienst. 2. Osterfeiertag. Vorm. Vs9 Uhr Fcstgottesdienst (Text: Joh. 20, 11—18). Kollekte für die Sächsische Hauptbibelgesellschaft. Nachm. 2 Uhr Taufgottesdienst. Airchenmusik znm Osterfeiertaa lyOZr „Es ist vollbracht, er ist geschieden!" Osterkantate für gemischten Chor, Soli und Orgel von Franciskus Nagler. Soli: Frau Cantor Hientzsch und Fräulein Helm. TlirÄ?enmnsik zum 2. Gseerfeiertng „Es ist vollbracht, er ist geschieden!" Osterkantate für gemischten Chor, Soli und Orchester von Franciskus Nagler. Texte 3 5 Pfg. an den Kirchthüren. G^nmbacl). 1. Osterfeicrtag. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Nachm. 5 Ubr Beichte und heil. Abendmahl. Kollekte für die Bibelgesellschaft. 2. Osterfeiertag: Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Kollekte für die Bibel gesellschaft. An allen Feiertagen Nachm. 2 Uhr Taufgottesdienst. Aesselsdsrf. 1. Osterfeiertag. Vorm. 8 Uhr Beichte: Hilfsgeistl. Handmann. Vs 9 Uhr Predigtgottesdienst mit Feier des heil. Abendmahls. Pfarrer OE. G. Leßmüller. Nachm. 1 Uhr Kindergotiesdieust: Hilfsgeistl. Handmann. 2. Osterfeiertag. Vorm. '/,9 Uhr Predigtgottesdienst: Hilfsgeistl. Handmauu. !M. Kollekte für die Sächs. Hauptbibelgesellschaft. Ssra. 1. Osterfeiertag. Vorm. 8 Uhr Beichte. ^9 Uhr Festgottesdienst (Matth. 28, 1—10) mit Kommunion. (Anmeldungen tagS zuvor erbeten.) Nachm. ^2 Uhr Liturg. Osterfeier-Festbetstunde. Samm lung für die Orientmisston (Armenier). 2. Osterfeiertag. Vorm 8 Uhr Fcstgottesdienst (Joh. 20, 11-18.) Am 1. und 2. Osterfeiertag früh Kollekte fSr die Bibelgesellschaft. Vurkhardtsuml-e. 1. Osterfeiertag. Borm 8 Ubr Beichte. Anmeldung vor derselben erbeten. H 9 Uhr Predigtgottesdicnst (Text: Matth. 28,1—10). Nach der Predigt heil. Abendmahlsfeier. Nachm. 1 Uhr Kindergottesdienst. 2. Osterfeiertag. Beginn des Gottesdienstes eine halbe Stnnde früher als bisher. Vorm. ^8 Uhr Predigtgottesdienst (Text: Joh. 20, Au beiden Feiertagen Kirchenkollekte für die Sächs- Hauptbibelgesellschaft. Zufolge der gesetzlichen Sonmagörude an den Osterfeiertagen fällt die nächste Nummer unseres Bluttes aus. Das nächste Blutt erscheint demnach erst Uv» iö VUr. Geschäftsstelle des Amts- und Wochenblattes für Wilsdruff ete.