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östlich von Mainz, lebt der alte Herr, ein Ein Hundertjähriger. Landwirt, namens Johann Georg Becht, der ! Regiment fortan alljährlich Die Ricsenkanone von New Dorf. während der Jahre 1823 bis 1828, also zur Zeit des nun von der Land karte der- schwundenen Herzogtums Nassau, zuDiez an der Lahn als Unteroffi zier in Garn lon lag. Aus dem Regiment, beidemdamals Becht stand, ist nach den Ereignissen des Jahres 1866 das 1. nas sauische Infanterieregiment Nr. 87 hervorgegangen, das gegenwärtig znr Besatzung von Mainz gehört. Als Ve teran Becht seinen hundert sten Geburtstag feierte, er hielt er den Gratulations besuch des gesamten Offizier korps der Siebenundacht ziger, das mit der Regiments musik erschienen war. Vor kurzem ereignete sich nun im Dorfe Delkenheim ein mili tärisches Schauspiel, das in der deutschen Armee bisher wohl noch nicht seines gleichen gehabt hat. Das ganze 87. Infanterieregi ment zog im Parademarsch an Becht vorüber, der in kerzengrader Haltung und entblößten Hauptes die Pa- rade abnahm. Nach dem Vorbeimarsch trat Oberst Strauß mit den Offizieren an Becht heran und gab ihm die Versicherung, daß das schwersten Küstengeschütze „nur" einen Seelendurch messer von30,3 Centimetcru besitzen. Es wurden bei der „Probe" drei Schüsse mit der vollen Ladung von 640 Pfund rauchlosenPul- vcrs, der größ ten, die bisher jemals ver wendetworden ein kunaertzädriger. . „Siebzig Jahre oder, wenn es hoch kommt, achtzig Jahre" nennt die Bibel als das gott gesegnete Alter einiger weniger, das zu er reichen schon als besondere Gnade gerechnet wird. Wer aber nun das neunzigste oder gar das hundertste Lebensjahr erreicht, der kann mit Recht die vollste Bewunderung seiner Mitwelt in Anspruch nehmen. Sie sind auch sehr dünn gesät, diese tatsächlich „ältesten Leute", denn namentlich die Hundertjährigen kann man in unserm reichlich über ein halb Hundert Millionen Einwohner zählenden Reiche bei- nahe an den Fingern herzählcn. Von Zeit zu Zeit veröffentlichte Statistiken notieren sorgfältig jeden dieser Langlebigen, und sofern an irgend einem Orte Deutschlands jemand ein Säkulum vollendet, und wäre es auch noch so sehr in der Stille und Zurückgezogenheit, die Presse bringt ihn sogleich vor das Forum der Oeffentlichkeit. Auch wir wollen unsern Lesern einen solchen „Jubelgreis" im Bilde vor Augen führen, der seine Centenarfeier bereits hinter sich hat und mit Riesenschritten auf die Vollendung des 101. Jahres zusteuert. Zu Delkenheim am Wickenbach, einem Dorfe im Landkreis Wiesbaden, ungefähr eine deutsche Meile nord Eine Hebung der Bersaglieri. vor seinem ältesten Mitglied in Parade aufmarschiercn werde. Die Aussichten hier für sind keineswegs un- günstig, denn der greise ehe malige Unteroffizier erfreut sich geistig und körperlich des besten Wohlseins. Vie Mesenkanone von New York. Die Amerikaner haben sich wieder einmal ein „Riesen"- Stück zugelegt, mit dem sie vor aller Welt paradieren können,nämlich eineKanone, die vorläufig nicht ihres gleichen auf der Erde hat und auch schwerlich bekommen wird, weniger deswegen, weil inan ihnen das Kunst stück der Herstellung solchen Monstrums nichtnachmachen könnte, als aus dem Grunde, da man aus taktischen Er wägungen heraus den Nutzen solchen Ungeheuers nicht ein- sehen kann und es anch den schneidigen Iankees kaum gelingen wird, den erhofften Gefechtswert zu beweisen. Das Kaliber ist nicht weniger denn 40 Centi- meter, während unsere ist, abgefeuert unter Benutzung eines Ge schosses im Gewicht von 12 Tonnen. Die Bombe traf die Meeresoberfläche in kiner Entfernung von 5 Kilometern, während die eigentliche Tragweite der Geschütze über 30 Kilometer betragen soll! Jeder Schuß repräsentiert ein kleines Vermögen. Mit dem allein wäre jedoch für die Leistungsfähigkeit der neuen Riesenkanonen noch recht wenig bewiesen. Die Amerikaner haben mit ihren Riesengeschützen bisher noch recht wenig Glück gehabt; die soviel gepriesene Luftkanone ist ja auch zum alten Eisen gewandert. Vielleicht gilt auch von dem neuen Riesengeschütz das alte Wort: „Die Größe macht es nicht allein, sonst holte die Kuh den Hasen ein!" ZtLNenisOe kersagttenl. Wir können stolz sein auf unser deutsches Militär, und unsere beiden Dreibundgenossen Italien und Oesterreich könnten mit einer eventuellen Hilfe unsererseits — die wir bei- leibe nicht hcrbeischnen wollen — wohl zu- frieden sein. Doch auch wir Deutschen dürfen uns über die Truppen der beiden befreundeten Mächte nicht beklagen, und namentlich die Italiener können uns vielleicht noch in einigen Punkten etwas vormachcn, wie unser neben stehendes Bild der Bersaglieri, der italienischen Gardetruppen, dartut. Es ist eine wahre Freude, die flinkeu Kerlchen die nahezu senk rechte Wand emporktimmen zu scheu, die zu ersteigen wohl mancher brave deutsche Vater landsverteidiger dankend ablehnen würde.