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well Im Klio. L^r/vL^ixri>^L/22^2^>L<rixrL^>L^2^>L<2L<v>^2<rL^>^ viel versäumt, deshalb viel nachzuholen, wenn ich mit meinem Reglement gleichen Schritt halten will. Es ist mein lebhaftester Wunsch, mich der gewordenen Begünstigung würdig zu zeigen und mir das freundliche Wohlwollen meiner Vorgesetzten zu erhalten, nicht aber meine Stellung durch abermalige Ungehörig keiten zu erschüttern!" „Sehr löblich gedacht, mein lieber Düval," erwiderte Mericourt im beißenden Spott, „noch dazu, da Sie so vermögender Gönner sich erfreuen. Freiheitliche Regungen bringen nie Gewinn und ziehen abwärts! Ein bißchen kriechen und schmiegen führt leichter zum Ziel. Allmählich kommen wir uns im Denken näher, allmählich gewinnen Sie die Lebens klugheit, die man in jeder Hinsicht braucht!" Raoul fühlte, wie ihm das Blut in die Wangen schoß. Mühsam suchte er den auf steigenden Unwillen zu bemeistern. Dieses menschliche Chamäleon, das in allen Farben schillerte und im Sumpf kroch, wagte fich mit ihm, der sich doch keineswegs einer ehren widrigen Handlung bewußt war, auf eine Stufe zu stellen. In der Erkenntnis der eigenen Verfehlung und Schwächen, wünschte er mehr denn je, von allem Unliebsamen der Vergangenheit sich zu reinigen. „Kriechen und schmiegen war nie meine Sache und wird es nie sein," erklärte Düval mit ruhiger Festigkeit, „doch auf dem rechten Geleise will ich mich zu halten und in treuer Pflichterfüllung meinem Leben eine gute Wendung zu geben suchen!" „Wozu alle Aussichten vorhanden sind, mein Bester," lächelte Mericourt ironisch. „Die Vorstellung bei Montmorencis hat Ih nen Glück gebracht. Ihre Verbindung mit Louison wird allseitig ins Auge gefaßt und ist gewiß nur noch eine kurze Zeitfrage. In- j direkt haben Sie die günstige Lebenswen dung mir zu danken, Kapitän, und ich hoffe, Sie werden nicht allzuselbstisch sein und auch ; einen hilfsbedürftigen Mitmenschen, der! Ihnen sich gefällig erwies, einige Strahlen der Gnadensonne zuwenden!" „Meine Verehrung und Freundschaft für Komtesse Louison datiert aus früheren Zei ten," gab Raoul kühl zur Antwort. „Bei einem Aufenthalt in Trouville wurden wir bekannt. Leider verboten mir meine spä teren Verhältnisse, hauptsächlich mein Aus tritt aus der Armee, die freundschaftlichen, beglückenden Familienbeziehungen fortzu setzen!" „Das heißt mit anderem Wort gesagt, Sie wissen sich von jeder Verbindlichkeit, mir gegenüber frei?" fragte Mericourt mit einem lauernden Seitenblick. „Sie haben eine Art und Weise, meine Worte zu deuten, die mir eine Erklärung wünschenswert erscheinen läßt, Vicomte Mericourt," sagte Raoul unwillig. „Kann ich Ihnen irgendwie zu Diensten sein, ohne gegen einen Ehrbegriff zu verstoßen, -so ver fügen Sie ungescheut über mich! Ihre un soliden Sonderinteressen und unsauberen Geldgeschäfte zu vertreten, gebe ich mich nicht her! lieber die Gebühr habe ich Rück sicht genommen!" „Kapitän, Sie werden mir Rechenschaft geben!" rief Mericourt mit zornentstelltem Angesicht. „Noch genieße ich die Achtung der Welt und sind mir keine Ehrenrechte aber kannt worden. „Bestimmen Sie die Zeit und die Waffen!" „Bah, wozu ereifern, Mericourt?" Raoul, erwiderte es eiskalt. „Ich verzichte auf einen Ausgleich, zu dem Sie schon lange das Recht verwirkt haben! Die skandalsüchtige Welt würde wieder um ein aufregendes Schauspiel, der Gerichtshof um einige.Arbeit reicher werden. Einem Torero und Falsch spieler, der im letzten Moment der Verhaftung durch Flucht sich zu entziehen wußte, schulde ich keinerlei Genugtuung! Wir sind unter uns, Mericourt, und da ist Offenheit am Platz! Auch ich fühle mich keineswegs ein wandfrei und zum Richteramt berufen, trotz dem ich mich einer ehrenlofen Handlung nie mals schuldig gemacht. Ehrlichen Herzens biete ich Ihnen die Hand zu einem neuen Leben auf Charakterfestigkeit und ehrenhafte Gesinnung aufgebaut. Sind Sie geneigt, mit allem Verwerflichen zu brechen und auf eine gesunde gesicherte Basis sich aufzu- j richten, halte ich mein Wort und stehe an Jh- ! rer Seite, andernfalls sind wir geschiedene Leute!" Mit äußerster Willenskraft zügelte Meri- s court seinen Ingrimm. Hätte er die Macht i besessen, er würde Düval vernichtet haben, ! so hieß es gute Miene zum bösen Spiel ma chen und die bitteren Pillen rücksichtsloser Wahrheit standhaft verschlucken." „Sie nehmen sich etwas viel heraus, seit dem Sie im Glück sitzen, Herr Kapitän; gute Ratschläge sind wohlfeil wie Brom beeren, nicht fo die Taten. Es ist recht gut und schön, Humanität und Menschenliebe zu predigen, sie zu erproben wird schwerer hal ten! Verzeihen Sie, daß ich Ihre Zeit so lange in Anspruch nahm, es wird das letzte Mal gewesen sein, daß ich Sie belästigte!" Raoul bereute sein rasches, heftiges Vor- gehen und wünschte es zu mildern. „Bleiben Sie noch, Vicomte, und sprechen Sie frei heraus, was Sie bedrückt? Kann ich Ihnen gefällig sein, ohne gegen meine Vorsätze zu handeln, stehe ich zu Ihren Diensten." Mericourt zwang den Sturm tapfer nie- I der, entzündete sich eine Cigarre und lehnte I sich behaglich in die Divanecke zurück. „Mein Anliegen wird Sie nach keiner Richtung hin in Verlegenheit bringen, noch Sie irgendwie erniedrigen," fagte er im ver- fönlichen Ton. „Auch ich stehe im Begriff, mein Lebensschiff in einen sicheren Hafen zu leiten und mit der Vergangenheit gänzlich abzuschließen. Diesen Zweck zu erreichen, benötige ich einer Freundeshand. Ich liebe, Kapitän Düval! Ich liebe ein schönes, edles ! Wesen, das mich die reinigende, göttliche Kraft dieses von meiner Seite oft belächel ten und verspöttelten Gefühles, kennen lehrte. Die Besserung kommt von Innen heraus!" fuhr er mit ernstem Nachdruck fort, „und wird eine anhaltende sein! Sie stehen bei Montmorencis in hoher Gunst und werden demnächst zu der hochangesehenen Familie in ein verwandtschaftliches Verhältnis treten. Komtesse Louison ist edler, vornehmer Sin nesart, und da ich die Dame meiner Ver ehrung in vornehme, hiesige Kreise einzu- führen wünsche, wäre mir ein freundliches Entgegenkommen Komtesse Louisons äußerst angenehm. Würden Sie sich geneigt zeigen, meine diesbezügliche Bitte, die ich den Damen bereits persönlich unterbreitete, zu vertreten, so sehe ich einer Gewähr derselben mit aller Sicherheit entgegen!" Erwartungsvoll schaute er auf. Raoul zögerte einen Augenblick un schlüssig, ob hier eine zustimmende oder ab lehnende Antwort am Platze sei. Von jeher ein Feind aller Winkelzüge, hatte ihm sein ehrliches, ungestümes Naturell vielfache Angelegenheiten gebracht und im Vorwärtskommen geschädigt, nun er durch einen günstigen Glückszufall, wiederuni siche ren Boden unter den Füßen fühlte, hielt er cs für geboten, in die gegebenen Verhältnisse sich zu schicken. Nahm Mericourt es Ernst mit der Um kehr, dann, ja dann, wurde es zu einer Pflicht, das gute Werk zu fördern, wo nicht, belastete er sein Gewissen mit einer schweren Verantwortung. Sein besseres Ich sträubte sich gegen die Zusage, andrerseits hatte Meri court ihn mit seinen bittenden, schmeicheln den Worten, wie mit Fangarmen umgarnt, so daß er die Ablehnung nicht wagte. „Sie überschätzen meinen Einfluß auf die Damen, Vicomte!" sagte er nach einer klei nen peinlichen Pause ruhig, „Gräfin Mont- morenci zeigt sich fremden Elementen gegen über fehr zurückhaltend, und wenn Ihre eigene, persönliche Bitte schon erfolglos blieb, dürfte auch die meine an den getroffenen Be stimmungen nichts ändern!" Mericourt furchte die Brauen und stiebte die Asche seiner brennenden Cigarre so unge stüm von sich, daß sie in den aufgehäuften Papierkorb fiel. „Ihre Vorsicht geht weit, weiter, wie die der Damen," rief er in heftiger Erregung. „Die Damen gestatteten mir mindestens auf neutralem Gebiet eine Begegnung herbeizu- führen und bei einer Ausfahrt meinen Schützling sich vorstöllen zu lassen." „Gut, so werde ich es mir angelegen sein lassen, die weitere Annäherung zu begün stigen," gab Düval freundlich zur Antwort. „Komtesse Wallbach ist eine Erscheinung, die unseren ersten Gesellschaftskreisen zur höch sten Zierde gereichen wird. Eine Dame, die nur schwer aus ihrer Zurückhaltung zu brin gen und zu einem gesellschaftlichen Anschluß zu bewegen ist," sagte Vicomte Mericourt pikiert. „Meine feste Zusicherung überall, offene Türen und gastliche Aufnahme zu fin den und das Vertrauen auf unsere ange- borne Höflichkeit und Rittersinn, stimmte die Dame für meine persönlichen Wünsche zu gänglicher. Die leiseste Ahnung von meinen heutigen Debatten würde Komtesse Kornelia für immer von ähnlichen Ansuchen zurück schrecken!" „Komtesse Wallbach, eine Wallbach wün schen Sie einzuführen?" fragt/ Raoul ganz erstaunt. „Ein Graf Wallbach war erst unlängst bei Montmorencis mein Tischnach bar und zählt zu den nächsten Freunden des Hauses. Graf Montmorenci schätzt den deutschen Gesaudlschaftsattachä sehr hoch und auch die Damen rühmen seinen geselligen Sinn und bevorzugen die Gesellschaft des Herrn. Ein Wort von ihm genügt, um einer Trägerin seines Namens, die jedenfalls dazu noch zu verwandtschaftlichen Rücksich ten berechtigt ist, die ihr Ankommende Stellung in den hiesigen Gesellschaftskreisen anzu weisen!" „Sehr verbunden sür die Auslegung, Kapitän!" Mericourts Augen funkelten in tödlichem Haß. „Die Komtesse wünscht ein fach der Begünstigung eines Vetters, der sich ihr auf irgend eine Weise mißliebig gemacht hat und nach altem Familienrecht des Hau ses dereinst ihren Vater zu beerben haben wird, durchaus nichts zu verdanken und zieht es vor, an meiner Person einigen Ge fallen zu finden. Der hiesige Aufenthalt der gräflichen Familie hat durchaus nichts mit der Persönlichkeit des Gesandtschaftsatta- chos zu tun. Soviel ich durch einen meiner früheren Diener, der mit einem Diener des Wallbachschen Hauses auf vertrautem Fuß stand, erfuhr, lebt Graf Wallbach aus dem Grunde hier, Nachforschungen nach dem Verbleib einer ihm, in seinen Jugendjahreu nahestehenden, weiblichen Person einer ehe maligen Schauspielerin der eomeäio krau- yaise, asizustellen. Wieweit diese geglückt sind, vermöchte ich nicht zu sagen, da ich dem