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wrli «m »tia. 2^2<v)>v^v^^2^V^L<>2^L^>0^2^>^L<>2<>L<^VVl^ -ruf aen Wogen aes Lebens. Roman von Louise La mmcrer, 8 (Fortsetzung.) der Gräfin hoffte Mericourt eine Verbündete für seine Wünsche zn gewinnen, aber er hatte die Rech- nung ohne den Wirt gemacht. — Obgleich von vornehmer Denkart und für böswillige Einflüsterungen keineswegs em pfänglich, war ihr über Mericourt so viel Ehrenwidriges zu Ohren gekommen, daß sie ihn einzig und allein nur in Rücksicht aus ihren Gatten und dessen Vorliebe für ihn noch empfing. Die Montmorencischen Damen befanden sich eben bei der Erörterung der Kostümfrage zu dem Bazar, als der Vicomte sich melden ließ. Die Gräfin legte die farbigen Bilder, Landestrachten der verschiedenen Departe ments vorstellend, sofort zur Seite und be grüßte den Gast sehr höflich, jedoch mit einer unzweideutigen Referve. Louison fügte der gemessenen Verbeugung ein freundliches Lächeln hinzu. Sie fühlte dem Vicomte sich verpflichtet. Auf indirektem Weg hatte er ihre Herzenswünsche gefördert. Mericourt fühlte sich beengt. Die Haltung der Gräfin drückte alles andre, nur nicht freundliches Entgegenkommen auf seine Wünsche aus. Bauend auf sein Glück, steuerte er geradeswegs auf sein Ziel los. „Ah, wie ich sehe, komme ich als ein un gelegener Störenfried, die Damen waren eben mit der Lösung der Toilettenfrage be schäftigt," sagte er leichthin. „Ist ein flüch- tiger Blick gestattet?" Louison legte ihm höflich die Bilder zur Besichtigung vor. „Ich finde, die Picardie, Bretagne und Provence hat noch die kleidsamsten Trachten, eine von diesen müßte Komtesse Louison vor züglich kleiden," warf er im Ton leichter Ga lanterie hin, „schade, daß wir aus eine unsrer gefälligsten, anmutigsten Landestrachten zu verzichten gezwungen sind!" Gräfin Montmorenci streifte ihn mit einem überraschten Blick. „So sprechen Sie, Vicomte Mericourt?" fragte sie erstaunt. „Man sagt doch allge mein?" — verwirrt brach sie ab. „Man spricht allgemein, daß ich mich an gelegentlich um Herz und Hand einer ebenso vornehm denkenden, als liebenswürdigen deutschen Dame bewerbe, Frau Gräfin," er gänzte er ohne jede Empfindlichkeit. „Die Liebe fragt nicht nach nationalen Streitig keiten, zudem leben wir in Friedenszeiten und es wäre wenig ritterlich und artig gedacht, auch mit Damen Krieg zu führen." Er sprach die letzten Worte pathetisch und mit großem Gefühl, sodaß sie sichtlich einen guten Ein druck auf seine Zuhörerinnen machten. Meri court verstand es, diesen Eindruck zu nützen. „Gerade meine zarten Beziehungen zu der Dame führen mich heut hierher, Frau Grä fin," fuhr er lebhaft fort. „Komtesse Wall bach interessiert sich ungemein für den ge planten Wohltätigkeitsbazar, der unter der bewährten Leitung und dem künstlerischen Schönheitssinn unsrer verehrten Gräfin ge wiß eine Glanzleistung der vornehmen Pari ser Damenwelt werden wird, und wünscht dem Unternehmen als tätiges Mitglied beizu wohnen. Aus ihren Augen las ich den ge heimen Wunsch der Seele heraus. Es wäre dies zugleich eine treffliche Gelegenheit, unsre versöhnlichen Gefühle und die Großherzig keit und den Edelsinn der nationalen Gesin nung unsrer Damenwelt zum Ausdruck zu bringen. Ich rühmte mich öfters der freund lichen Beziehungen zu Ihrem vornehm gast lichen Hause, Frau Gräsin, und hoffe keine Fehlbitte zu tun, wenn ich die beregte Ange legenheit vertrauensvoll in Ihre Hände gebe." Er hatte schön gesprochen und viel Weih rauch verschwendet, ohne zu bedenken, daß hier ein geringeres Maß besser am Platz ge wesen und mehr gewirkt hätte. Das Antlitz der Gräfin verlängerte sich, ihre Haltung wurde noch kühler, abweisenoer. „Ich bitte Sie, nicht zu vergessen, Vi comte Mericourt, daß bei wichtigen Entschei dungen meine Stimme nicht allein maßgebend ist und ich Ihre Bitte zur Begutachtung dem Komitee unterbreiten müßte," erwiderte sie im förmlichen Ton. „Erst in der gestrigen Sitzung fand ich Gelegenheit, die Wahrheit des alten Sprichwortes: „viele Köpfe, viele Sinne" aufs neue zu erproben. Die verschie densten, worunter prächtige, künstlerische Ent würfe, wurden uns zur dekorativen Ausge staltung der Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, dennoch kam eine Auswahl nicht zu- stände, und zwar lediglich aus dem Grunde, weil die Meinungen der Damen wesentlich auseinandergingen und die eine verwarf, Was die andre im Interesse der Sache vorschlug." „Wie man mir mitteilte, kam die An regung zu der Idee von Ihrer geschätzten Seite, Frau Gräfin," wendete Mericourt ver letzt ein. „Selbstverständlich nahm ich an, daß die leitende Hand in diesem Fall die be stimmende sei! Ist dem nicht so, so mutz ich mich eben bescheiden und die Komtesse von ihrem Wunsche abzubringen suchen!" Louisons gutes Herz regte sich. Heimlich warf sie der Mutter einen innig bittenden Blick zu, der denn auch seine Einwirkung nicht versagte. „Um jeden Zweifel an meiner freund lichen Gesinnung zu nehmen, werde ich Ihre Bitte in meinem engeren Bekanntenkreis zum Vorschlag bringen," sagte Gräfin Montmo renci in wohlwollenderem Tone wie seither. „Indessen ist das Resultat doch immer frag lich. Es gibt hüben wie drüben verletzte Ge fühle zu schonen, obgleich es. an meiner und Louisons Befürwortung nicht fehlen soll und ich überzeugt bin, dah unser Name und Stel lung Ihren Schützling vor jedem unliebsamen Vorkommnis sichert. Können Sie uns die Dame nicht vor endgiltiger Entscheidung auf neutralem Gebiet vorstellen, Vicomte Mm, court?" Gewiss, Frau Gräfin. Sie kommen da- mü einem langst gehegten Wunsch zuvor," gab Mericourt erfreut zur Antwort. „Ich verabredete für morgen mit der Familie Wallbach eine Ausfahrt ins „Bois de Bou- logne", wäre es den Damen genehm, könnte dort auf eine ganz unauffällige Weife eine Begegnung stattfinden." „Das trifft sich ganz prächtig!" rief Loui son freundlich zustimmeno, „und deckt sich zu dem noch mit unsern eigenen Anordnungen. Wir wollen morgen unser neues Gefährt er proben, dessen Leitung Kapitän DLval in die sicheren Hände nimmt! Es wird mich freuen, der schönen, goldhaarigen Komtesse, die unsre Herrenwelt, insbesondere Vicomte Mericourt in Entzücken versetzt, Auge in Auge gegen überzustehen." Mericourt strich verlegen den zierlich ge- kräuselten Schnurrbart und verabschiedete sich sodann unter verbindlichen Dankesäutze- rungen von den Damen. Die Gräfin blickte ihm eine Weile nach denklich nach. Es schien fast, als bereue sie, die unter Louisons Beemflussung gegebene Zusage. Hoffentlich wird dies halbe Versprechen keine Verbindlichkeiten nach sich ziehen," sagte sie in offenem Unmut. „Der Vicomte ist nicht der Mann, mir großes Vertrauen ein- zuslößen, noch weniger eine Dame, die dem Schutz dieses fragwürdigen Don Juan sich unterstellt. Deine Parteinahme ist mir un begreiflich, Kind! Ich würde besser tun, mei nem eigenen Scharfsinn, nicht aber Deinen Herzensregungen Folge zu geben!" „Liebste Mutter!" die Komtesse lehnte schmeichelnd ihr Köpfchen an die Schulter der vornehm schönen Frau. „Ich fühle mich fo überaus glücklich, so reich, fo gesegnet von der Gottheit! Meine geliebten Eltern sind voll Güte gegen mich, unsre Lebensverhältnisse so wohlbegünstigte. Nimmt es Dich Wunder, daß ich unter dem Einfluß dieser Glücksstim mung auch meine Nebenmenschen froh und glücklich sehen will Mericourts Ruf leidet unter üblen Nachreden, die vorerst noch der Beweise entbehren. Gut, somit ist es unsre Pflicht, eines Mannes sich anzunehmen, der sich bislang als ein ergebener Freund unsres Hauses und dem Vater sehr gefällig gezeigt hat. Nur allzu rasch greift die Menschen hand nach dem zermalmenden Stein, statt sich des Fehlenden zu erbarmen, durch milde Nachsicht ihn dem Weg der Besserung zuzu- führen. Mericourt liebt und die Liebe, das erhebendste, veredelndste Gefühl im Menschen- sein wird die dunklen Stellen seines Lebens buches verwischen und zu einem reinigenden Licht seiner Seele werden!" „Du Schwärmerin, wer lehrte Dich die Sprache der Herzen verstehen?" fragte die Gräfin mit einem lächelnden Blick auf das hold erglühte Antlitz der Tochter. „Geliebte Mutter," in lieblicher Verwir rung schaute Louison zu Boden. „Auch Raoul war nicht vorwurfsfrei," fuhr die Gräfin ernster fort, „wir haben ihm die Wege zu ebnen gesucht, und zeigt er sich ferner unsrer Anteilnahme würdig, so wird die Liebe ihn empor führen zu einem selten schönen Menschenglück!" Louison fand kein Wort des Dankes. In tiefer, inniger Verehrung zog sie die Hand der Mutter an die Lippen. Mericourt kehrte nicht sogleich in seine Wohnung zurück, sondern er befahl dem Kut scher, in die Rue Villefleur einzubiegen, in der die Wohnung Dllvals lag. Raoul kam eben, ein heiteres Liedchen trällernd, aus dem Dienst und traf mit dem Vicomte auf der Treppe zusammen. Obgleich nicht sehr er baut von dem Besuch, machte er doch ein freundliches Antlitz und suchte so viel Lie benswürdigkeit in seine Begrüßung zu legen, als es ihm möglich war. Oben angekommen, gab Raoul seinem Diener, den Auftrag, eine Flasche Wein nebst. Frühstück zu besorgen, wies dem Vicomte einen bequemen Sitzplatz an, stellte ihm den Rauchtisch zurecht und entledigte sich, nach dem er seinen gastlichen Verpflichtungen ge recht geworden, feiner Uniform. „Sie machen sich selten, Kapitän," sagte Mericourt, nachlässig in den Diwan sich zu rücklehnend, „früher hatte ich öfter die Ehre, Ihre Gesellschaft zu teilen. Seitdem Sie wieder oben schwimmen und von der Sonne weiblicher Huld getragen werden, muß man Sie suchen!" Düval, dessen herzlichster Wunsch es war, alle Beziehungen zu dem durchtriebenen Lebe mann im Lauf der Zeit abzubrechen, hatte eine kräftige Abfertigung auf den Lippen, besann sich aber, in der Erwägung, eine offene Feindschaft zu vermeiden und den Bruch in aller Stille zu vollziehen, eines Besseren. „Der Dienst, Vicomte, der Dienst," er widerte er achselzuckend. „In den letzten zwei Jahren meiner Bureautätigkeit habe ich