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Veit im »na. 1x21x2 2^21x21x21x21x21x21x21x21x21x21x2 2^>ix2ix22<2L<2ix2 halten?" fragte sie mit fliegendem Atem. „Meinst Du, cs wird mir so leicht, ir gend ein sittlich und moralisch verkommenes Subjekt als Sohn anzuerkennen? Irgend eine lächerliche, alte Theatermutter meine Gattin zu nennen?" Er ächzte schwer. „Du siehst viel zu schwarz, lieber Vater. Vielleicht wendet sich alles zum Guten; und wenn selbst manches nicht nach unsern Wün- schen sein sollte, mutz Dein Herz nicht zu Gunsten der beiden sprechen, die das Unrecht einer stolzen, gewissenlosen Frau, eine Ver kettung unseliger Verhältnisse um das Fa milienglück, um Gatten- und Vaterliebe be- trogen' und ins Elend stießen! Freudig wollen wir die Pflichten auf uns nehmen und in Liebe sühnen, was grausame Men schenhärte verbrach. Am sichersten wäre es, wenn wir die Angelegenheit in unsere eige nen Hände nehmen und selbst betreiben wür den." „Damit befasse ich mich nicht, Kornelia!" erwiderte Wallbach kurz und bestimmt. „Das Schlimmste kommt noch immer zu früh und nach dieser Nachricht zu schließen, habe ich nur das Schlimmste zu erwarten. Vor läufig will ich der Sache noch fern stehen und ruhig die nächste Hiobspost meines Agenten abwarten." „Vielleicht könnte Vicomte von Meri court Dir mit Rat und Tat beistehen, Vater. Er ist weltgewandt und unterhält Beziehungen mit allen Kreisen der Gesell schaft. " „Niemals! Ein Fremder soll keinen Einblick in unsre geheimsten Familienange legenheiten erhalten. Ich bin gefaßt, das Aeußerste zu hören," seine Stimme sank zum Flüsterton herab, „doch falls dies Aeußerste meine Kräfte übersteigen sollte, dann, Kor nelia, versprich mir, meinen Willen zu ehren und mit Geld auszugleichen, da wo mein guter Name geschändet wäre!" „Vater!" Kornelia rief es in tiefster Seelenbedrängnis. „Sprich nicht so zu mir. Hast Du nicht die Pflicht, Dich mir zu er halten. Mag kommen, was kommen soll, ge meinsam in treuer Liebe werden wir es zu tragen suchen und in Liebe sühnen, was Haß verschuldet." — — — — — Mit der neuen Kapitänsuniform hatte Raoul Düval einen neuen Menschen ange zogen und seine einstigen Regimentskame raden wunderten sich nicht wenig über den ruhigen Ernst und die würdige Haltung, mit der er wieder in seine ehemalige militärische Rangordnung eintrat. In der Schule und auf den Wogen des Lebens hatte er seine Zunge zu zügeln, seine Ansichten bescheiden und seine Worte beherrschen gelernt. Er wollte sich nicht abermaligen beschämenden Erfahrungen aussetzen und die Aussichten auf die Zukunft verderben. Im Gegensatz zu seiner früheren leichten, flotten Lebens weise lebte er jetzt, ohne die Kameradschaft außer acht zu lassen, sehr zurückgezogen und verhielt sich allen gesellschaftlichen Anfor derungen gegenüber sogar ablehnend. Auch mit Mericourt wünschte er den Verkehr nach und nach einzuschränkcn oder womöglich ganz zu umgehen, da er durch einen zu ver trauten Umgang mit dem Vicomte sich zu schädigen befürchtete. Unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit waren ihm von feiten eines Regimentskameraden, von dessen aufrichtiger Gesinnung er während der Zeit seiner Maßregelung überzeugende Beweise er halten hatte, sehr belastende Aufschlüsse über den Existenzerwerb Mericourts gemacht wor den, Aufschlüsse, die mit Raouls eigenen Er fahrungen nur allzu sehr sich deckten. Bei Montmorencis verkehrte er häufig, und die zarten Herzensbeziehungen zu Loui son wurden immer herzlicher. Die Gräfin, die im Gegensatz zu andern modernen Welt- damen das Wohl und Wehe ihres einzigen Kindes über alle selbstischen Lebensinteressen stellte, kam ihm mit vielem Wohlwollen ent gegen. Sie hatte die aufkeimende Neigung, die Louison mit ihrem Lebensretter verband, bereits in Trouville gar wohl bemerkt und freundliche Hoffnungen damit verknüpft. Als Raoul, trotz der ihm gewordenen Erlaubnis, seine Aufwartung machen zu dürfen, dem vornehm gastlichen Hause, aus den damals zwingenden Gründen seiner Versetzung ins Bureaufach, fernblieb, war eine leichte Ver stimmung eingetreten und infolgedessen hatte Gräfin Montmorenci ihre Pläne fallen lassen. Nicht fo Louison. Inmitten großen gesell schaftlichen Verkehrs und festlicher Veranstal tungen, umgeben von einem Schwarm ritter licher Verehrer, hatte sie doch ihres liebens würdigen Gesellschafters und des anregenden Verkehrs mit ihm nie vergessen. Als Raoul, nach langem Zwischenraum, an einem ihrer gesuchten Gesellschaftsabende aufs neue in ihren Gesichtskreis trat und ihr auf eine ehr liche, freimütige Weise die Verhinderung sei- ner Annäherung, sowie seine Leichtsinns- ! streiche bekannte, hatte ihr Herz, trotzdem sie s sein Tun mißbilligte, laut aufgejubelt. Daß I Raoul seine Fehler offen zugestand und ehr lich bereute, war ihr Beweis genug für eine Umkehr und ihre Liebe sand mildernde Ent schuldigungsgründe für seine Torheiten, die eigentlich doch nur auf vornehme Lebensge wohnheiten und Geldmangel beruhten. Von dem Vorhaben beseelt, den Kapitän wieder zu Ehren zu bringen, vertraute sie sich der Grä fin Mutter an, die anfangs entschieden gegen Louisons Pläne sich auflehnte, auf vieles Bit ten und Schmeicheln hin, später jedoch den Widerstand aufgab und ihre Unterstützung und Förderung zusagte. Nicht ohne innere und äußere Kämpfe kamen, die Wünsche der Komtesse zur Geltung. Graf Montmorenci, der ein entschiedener Feind allen Protektions wesens war, seitdem er mehreremale schlimme Erfahrungen damit gemacht, zeigte auch in diesem Falle sich sehr unzugänglich und be- i durfte es des vereinten Einflusses beider Da men, ihn zu Gunsten ihres Schützlings umzu stimmen. Insgeheim zog er genauere Erkun digungen nach dem Vorleben des Kapitäns ein, die nun allerdings außer den Schulden und einem Verstoß im Dienst gegen seinen ihm übelgesinnten, unfähigen Vorgesetzten durchaus keine weiteren nachteiligen Ergeb nisse zutage förderten. Führung auf der Kriegsschule, Tüchtigkeit im Dienst ließen nichts zu wünschen übrig. Also befriedigt übernahm Graf Montmorenci die Gönner rolle, regelte vor allem die Schulden seines Schützlings und wußte hierauf seine einfluß reichen Verbindungen zu dessen Gunsten gel tend zu machen. Als Düval zum erstenmal in der neuen Uniform sich präsentierte und in wenigen, aber tiefgefühlten Worten seinen Dank aussprach, hatte er mit dem Gönner zugleich einen wohl gesinnten, väterlichen Freund gefunden. Nur ein Gedanke trübte Raouls Glucksgefühl, der Gedanke an seine Mutter. Mit Madelaine hatte er seit jenem letzten Besuch alle Beziehun gen abgebrochen. Ihre Welt war nicht die seine! Innerlich froh, auch nach dieser Rich tung sich frei zu wissen, überließ er sich nur allzu gern den berauschenden- Glücksbildern der Zukunft. Die Gräfin war ihm wohlge sinnt und zog ihn zu allen vertraulichen Le bensfragen heran, Graf Montmorenci be zeugte sein Interesse durch offene Anteil nahme an seiner Person, und aus Louisons Augen leuchtete ihm ein verheißender Glücks strahl entgegen. War er erst mit der Gelieb ten einig, ihrer Liebe versichert, dann mußte sich auch die Lebensfrage feiner teuren Mut- ter klären, dann sollte sie eine ruhige Heim stätte für ihr Alter bei ihm bereitet finden. Indessen Raoul von seiner gehobenen ' Stimmung sich tragen ließ, nützte Mericourt seine Zeit bei Wallbachs und bemühte sich auf- i fällig, in deren Gunst sich festzusetzen. Ein echter, rechter Glücksritter, der er war, scheute er weder Mittel noch Wege, im Fahrwasser sich zu erhalten und die Gesellschaft über seine Lebensbedingungen künstlich zu täuschen. Visher war ihm das und noch verschiedenes ! andre geglückt. Allein die vornehme Lebens weise kostete Geld und wieder Geld und seine Kasse .war im steten Abnehmen begriffen. Während er der Außenwelt ein sorgenlos lächelndes Angesicht zeigte, saß die Sorge als j Gast an seinem Tisch, nagte heimlich an sei- nem Herzen. Die Frage, wie und auf welche Weise er seine Einnahme vermehren könne, raubte ihm die Ruhe des Tages und kürzte ihm den Schlaf der Nächte. Im Klub sah man ihm stark auf die Finger, seitdem er ver- i schiedene Male überraschendes Glück im Spiel gehabt hatte. Aufs neue die Laufbahn eines ! Torero zu ergreifen, davor schreckte er zurück, i Bisher hatte er sich noch immer mit leidlichem Anstand zu behaupten gewußt und Frau For tuna sein gewagtes Spiel vielfach begünstigt, doch auf die Dauer konnte es unmöglich so fortgehen und was sollte dann werden? Was sollte werden, wenn ein unvorhergesehener Zufall ihn preisgab, wenn es zutage kam, daß seine ganze Existenz auf Betrug aufgebaut war, er Stierfechter, Croupier, Falschspieler und Betrüger in einer Person vereinigte. Er schauderte und schloß geflissentlich die Augen vor dem grauenvollen Vild, das vor seinen geistigen Augen sich entrollte. In Kornelias Nähe kamen die beängstigenden Bilder zur Ruhe, erhielt er sein keckes Selbstvertrauen, den Glauben auf seinen Glücksstern zurück. Er liebte das stolze, geistvolle Mädchen, das durch seine eigenartige Schönheit selbst in der Weltstadt Paris Aufsehen erregte, soweit sein in Selbstsucht verknöchertes Herz noch der Liebe fähig war. Sein ganzes Bestreben war darauf gerichtet, sie für sich zu gewinnen, ihren Diensten sich zu widmen. Der Wunsch, sie sein eigen zu nennen, steigerte sich bis zum fiebernden Verlangen, als er gewahrte, wie sehr er wieder bei seinen Standesgenossen im Ansehen stieg, seitdem Kornelia sich einige Male öffentlich an seiner Seite gezeigt. Die Aufregungen der letzten Zeit hatten das Ner vensystem Wallbachs stark beeinträchtigt und seine Gesundheit geschwächt, weshalb er es dem höflichen Vicomte Dank wußte, daß er der Komtesse einige Zerstreuung bot, sie zu dem Besuch von Theater, philharmonischen Konzerten, Kunstmuseen anregte und ihr da durch manchen hohen Genuß verschaffte. Er sowohl als Kornelia fühlten durch ihres Vetters absichtliche Zurückhaltung sich tief j verletzt, sie ahnten nicht, daß die Zurücksetzung : lediglich ein Machwerk Mcricourts war, der bei seinen häufigen gesellschaftlichen Zu- ! sammentreffen mit Markus rückhaltlos über seine Empfindungen für die schöne Komtesse Wallbach sich aussprach und seine Hoffnung auf ihre Hand Hindurchblicken ließ. Kornelia, die schöne, stolze, vielumworbene Tochter Wallbachs, mit diesem widerwärtigen Glücks- ritter, über dessen Lebensverhältnisse und Ehrenhaftigkeit man die Achseln zuckte und den man erzwungen duldete, in eine Verbin dung zu bringen, schon der Gedanke drückte Markus unerträglich brachte sein Blut in