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Amtsblatt für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. 2lmtsgericht und den ^tadtrath zu MilsdrE sowie für das Rgl. ^orstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttannrberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, HelbigSdorf, Herzogswalde mit Landberg, Höhndorf, Äaufbach, Äeffelsdors, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistrovp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene Lorpuszeile. Druck und Berka« von Marlin Berger in Mlsdrnii. — Perantwortlich für die Redaktion Martin Berqer daielbst. Ro. S. j Sonnabend, den L«. Januar 1963. 62. Jahrg. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche für Wilsdruff Blatt 231 auf den Namen des in Konkurs verfallenen Richard Paul Harder eingetragene Grundstück soll am 4. März 19V3, Vormittags r- Uhr, — an der Gerichtsstelle — im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche 2,9 Ar groß und mit 215,29 Steuer einheiten belegt und unter Nr. 182 des Brandkatasters mit 21420 Mk. zur Brandkasse eingeschätzt. Es liegt in der Schulstraße und ist mit einem Wohnhause bebaut. Im Erdgeschosse befinden sich eine Schuhmacherwerkstatt und ein Lerkaufsladen. Der Werth des Grundstücks ist auf 20580 Mk. geschätzt. Die Einsicht der Mittheilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen das Grund stück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist Jedem gestaltet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Ein tragung des am 20.November 1902 verlautbartenVersteigerungsveimerkes aus dem Grund- Luche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten auzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht be rücksichtigt und bei der Vertheilung des Lersteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden auf- gefordert, vor der Ertheilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Ein stellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungs erlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Wilsdruff, den 24. Dezember 1902. Aoniglicher Amtsgericht. Auf Blau 1 oes hiesigen GenoffenschastsreglsierS, den Vorschutzverein zu Wilsdruff, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht, betreffend, ist heute verlautbart worden: Herr Leimfabrikant Julius Wilhelm Arippenstapel in Wilsdruff ist als Stellvertreter des verstorbenen Kassirers gewählt worden. Wilsdruff, den 8. Januar 1903. Königliches Amtsgericht. Jesuiten und Kronprinzessin. Dresden, 9. Januar. Die schon lange im Publikum verbreitete Meinung, Laß die Kronprinzessin ein jesuitisches Opfer ist, wird nun von mehreren Zeitungen publizirt, und zwar nicht ohne Grund, denn nicht eine, sondern mehrere Thatsachen weisen auf jesuitische Umtriebe hin. „Volksstimme ist Gottes Stimme" heißt es und auch wir sind der Ueberzeugung, Lutz auch in diesem Falle sich dieses alte Wort gleichfalls bewahrheitet. Das sächsischeVolk, das mit unerschütterlicher Liebe zu unserem Herrscherhause steht, lebt in einer ge- wissen Aufregung, und zwar hauptsächlich deshalb, weil gewisse Zeitungen die Volksmeinung in der unliebsamen Affaire gewaltsam todtschweigen wollen. Es sind gerade diejenigen Zeitungen, welche bei nebensächlichen Dingen mit ihrer eigenen Meinung sich brüsten, in diesem hoch wichtigen Falle aber ihren Lesern in der Hauptsache nur mitthcilen können, daß sie immer und immer wieder vor einem Räthsel stehen. Nun, dieses Räthsel ist vom Volke schon längst gelöst, aber man will dies nicht zugeben. Nicht Dresdens Tageszeitungen, sondern sächsische Provinz, blätter und solche, die außer den grünweißen Grenzpfählen erscheinen, haben in dieser verwickelten Sache eine» klaren Blick gezeigt und nun kommen endlich einige Dresdener Blätter diesen Zeitungen nachgehumpelt und glauben die Sache dadurch wieder gut zu machen, daß sie eine etwas schärfere Tonart anschlageu. Diese ist aber in einer solch ernsten Sache, welche die Gemüther leicht erhitzen kann, absolut nicht angebracht. Grundfalsch ist cs aber auch, wenn man den Rath einer Dresdner Tageszeitung befolgt, welcher dahin geht, unserer evangelischen Geistlichkeit, dem evangelischen Bund, zunächst alle Schritte in dieser An- Selegenheit zu überlassen, denn als vor nicht allzulanger Zeit der evangelische Bund eine warnende Stimme erhob, wurde er als Hetzbund verschrieen. Und dann, haben wir rs nicht Alle schwer empfunden, daß gerade von unserer evangelischen Geistlichkeit die Kronprinzessin von der Fürbitte ausgeschlossen wurde? War das im Sinne des Heilandes, welcher spricht: „Kommet her zu mir Alle, die ihr müh selig und beladen seid, ich will euch erquicken"? Gewiß Nicht, denn in einem bekannten Kirchenlicde heißt es weiter: Jesus nimmt die Sünder an, saget doch dies Trostwort Allen welche von der rechten Bahn auf verkehrten Weg m»""' Dvß Kronprinzessin schuldig ist, wissen A? ja sie selbst hat es ja vor aller Welt bekannt, ^enn em Mensch das Schulvbewußtsein in sich trägt, dann ist die bittere Reue auch nicht mehr weit! Richtet nicht, damit ihr auch nicht gerichtet werdet. ^nteresiant ist aber, daß die in Frage kommende Tageszeitung, welche vor einigen Tagen noch die Aus lassungen der „Deutschen Tageszeitung" publizirt, nach welcher die Volksmeinung von den jesuitischen Umtrieben als Aberglauben zu bezeichnen seien, zu einer besseren Einsicht gekommen ist, indem sie heute schreibt: „Gewiß richtet sich das protestantische Empfinden von 96 Procent der ganzen sächsischen Bevölkerung mit Recht gegen die klerikalen und jesuitischen Umtriebe, die überall einen Nähr- boden finden, wo der Beichtstuhl gläubige Bekenner hat." Ein solches Bckenntniß hätten wir, die wir doch immer nur bis jetzt von jesuitischen Umtrieben gesprochen haben, nicht erwartet. Es freut dies uns ebenso sehr, wie die ausgesprochene Thatsache, daß man ohne tiefere Gründe auf die Hetzereien gewisser ultramontaner Blätter nicht eingehen möge, denn die jesuitischen Fäden sind mitunter gar zu fein gesponnen. Immerhin muß man zur rechten Zeit, wenn es sein kann, auf der Brandstätte erscheinen und nicht erst das Rettungswerk dann beginnen wollen, wenn das Haus bereits niedergebrannt ist. Bezüglich der Flucht der Kronprinzessin und des damit verbundenen Skandals stehen wir bereits vor einer vollendeten That sache. Wer birgt dafür, daß dies nicht nur die Ouvertüre zur Oper ist, obgleich man annimmt, daß die Dunkelmänner bereits ihren Zweck erreicht haben? Es handelt sich hier nicht um die Folgen der Hetzereien ultramontaner Blätter, sondern um eine aus der Mitte des Volkes herausgewachsene öffentliche Meinung, die entschieden ihre Berechtigung hat und der man auch Rechnung tragen muß, wenn man die Gemüther nicht unnütz aufregen, erhitzen will. Daß man selbst dem amtlichen „Dresdner Journal" seiner Zeit eine unrichtige Mittheilung der Fluchtaffaire zugehen ließ, hat das Volk noch nicht vergessen und man wirb deshalb mit einem im Volke vorhandenen Mißtrauen noch längere Zeit rechnen müssen. Mit schönen Worten läßt sich das Volk nicht mehr abspeisen, es will in der Kronprinzessin- Angelegenheit klar sehen. Darum weg mit dem Schleier! j)slitsiche Nundsehan. Der Kaiser traf Donnerstag Nachmittag aus Berlin in Hannover ein und fuhr, lebhaft begrüßt, ins Residenz- schloß. Nach der Abendtafel, zu der die Spitzen der Be hörden geladen waren, besuchte der Monarch das Hof- theater, wo die Oper „Alda" gegeben wurde. Im Laufe des heutigen Freitag jagte Se. Majestät im Saupark zu Springe. Später ist er Gast des Feldmarschalls Grafen Waldersee, und Abends wohnt er der Aufführung des Lustspiels „Renaissance" bei. Am Sonnabend Vormittag wird der Männergesangverein sich im Schlosse hören lassen, Nachmittags fährt der Kaiser nach Berlin zurück. — Vor seiner Abreise von Berlin am Donnerstag hatte der Monarch eine Besprechung mit dem Reichskanzler. Neber die diesjährigen Kaisermanöver berichtet die „Post": Wie angeblich zuverlässig verlautet, findet im August beziehungsweise im September auf dem Gelände zwischen Merseburg, dem Eichsfcld und Kassel das Kaiser manöver zwischen dem 4. und 11. Armeekorps statt. Der Reichstag wird möglicherweise schon im April geschlossen und zu Anfang Mai die Vornahme der Neu wahlen anberaumt werden. Diese Folgerung wird aus einer in Mannheim gehaltenen Rede des Abg. Bassermann gezogen. Herr Bassermann thellte da mit, er könne auf Grund guter Informationen versichern, daß der eine oder der andere Handelsvertrag spätestens im Juni vorgelegt werden würde. Da das Mandat des gegenwärtigen Reichs tages am 16. Juni abläuft, so kann derselbe nicht mehr mit so wichtigen Dingen wie der Beschlußfassung über neue Handelsverträge befaßt werden. Es wird dann viel mehr aller Voraussicht nach bereits der neugewählte Reichs tag die Entscheidung fällen. So argumentirt man, und es soll nicht verschwiegen werden, daß hier zum guten Theil der Wunsch der Vater des Gedankens sein mag. Andererseits steht aber objectiv fest, daß man zuständigen Orts mit aller Entschiedenheit auf einen möglichst baldigen Schluß der Session, d. h. der Legislaturperiode drängt. Von gesetzgeberischem Material hat der Reichstag eigentlich nur noch den Etat und den Entwurf zur Regelung der gewerblichen Kinderarbeit zu erledigen. Diese beiden Aufgaben können schnell genug gelöst sein, und werden wahrscheinlich auch rasch ihre Erledigung finden, da gerade der äußersten Opposition an einer möglichst baldigen Vor nahme der Neuwahlen gelegen ist. Die Mittheilungen oes Abg. Bassermann enthalten im klebrigen eine Bestätigung unserer wiederholt vertretenen Ansicht, daß die Handcls- vertragsvcrhandlungen mit den Mächten im Allgemeinen glatt verlaufen werden. „ „ , Zur venezolanischen Frage: Präsident Castro hat aus den Händen des amerikanischen Gesandten Bowen die Antworten der Mächte auf die Gegenvorschläge Vene- zuelas betreffs Ueberweisung der Streitfrage an das Haager Schiedsgericht entgegengenommen. Es fand darauf in Caracas sofort ein Ministerrath statt, in dem die Antwort auf die Antwort der Mächte festgestellt und dann auch sofort nach Washington übermittelt wurde. — Der Umstand, daß den venezolanischen R-gierungstruppen die gesammte in Coro gelandete Munition die für die Auf. ständischen bestimmt war, in die Hande gefallen lst, hat die Zuversicht des Herrn Castro, seiner Gegner im Lande Herr zu werden, etwas gehoben. Ganz glücklich hat ihn das Anerbieten der Banken von Caracas gemacht, durch tägliche Vorschüsse die Auszahlung des Soldes an die Regierungstruppen zu gewährleisten. Nun ist der Castro wieder auf. Der Mensch hat wahrhaftig mehr Glück als er verdient! Leider wird er nun sein bekanntes hoch fahrendes Wesen auch wieder mit besonderer Keckheit her- vorkehren, wodurch möglicherweise die Erledigung der lächerlich geringfügigen und dabei doch so langwierigen Streitfrage aufs Neue verzögert wird. In Pretoria jagt ein Fest das andere zu Ehren des englischen Colonialministers Chamberlain; so fand am 6. Januar in Pretoria wieder ein großes Banket zur Verherrlichung des berühmten Gastes aus Alt-England statt. Chamberlain hielt hierbei eine Rede, in der er be- merkte, er und Milner hätten sich über einen Plan geeinigt, um die Regelung der erhobenen Entschädigungsansprüche zu beschleunigen. v » " Anvze Chronik. ... . das große Loos wahnsinnig geworden ist m Buenos-AireS in Argentinien ein Mann Namens Barontl, der den ersten Gewinn der spanischen Weihnachts-