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vv « n > m klick, IX2^2<rl>2^^I^1^)Xr^^IXr2^L<rL^L<2IX2^I-^ Allerlei aus Kom. Plauderei unseres römischen Berich irrst aller «. Rom! Welche Wünsche knüpfen sich nicht an jene drei unschuldigen Buchstaben des Al phabetes und wie viele hoffen und harren des Augenblickes resp. der Zeit, wo ihre Sehnsucht gestillt wird und es ihnen vergönnt ist, die heilige, ewige Stadt von Angesicht zu - Angesicht zu sehen. Und hat uns das lau nische Schicksal einmal das Glück in den Schoß geworfen und mit ihm alles erforder liche, was nun einmal zu einer Reise nach Italien unabwendbar ist, dann jubelts im Innern des Menschen und wonnetrunken schweift das Auge aus dem Fenster des in rasender Eile dahinsausenden Zuges. Die Campagna! Das Ideal und Ziel eines jeden Italien Bereisenden. Man mag wollen oder nicht — man muß schwärmen; der eine aus wahrer Begeisterung, der andre weil er sonst gegen den guten Ton verstoßen würde. So ist es oft in vielen Dingen, fo geht es auch manchem, der seinen Drang, Rom zu sehen, glücklich in der Lage ist, zu stillen, und seine Blicke über die weiten und öden, von der starren Glut der Sonne versengten Flächen, schweifen läßt. Gewaltsam laßt er mitunter seiner Begeisterung die Zügel schie ßen und preist das Land des ewig lachenden Himmels in allen'Nüancen, um plötzlich, — wie Licht und Schatten häufig wechseln — von einem Meer von Finsternis umgeben zu sein — man hat selbst die am Tage förmlich in Nacht gehüllte dunkle Bahnhofshalle Roms erreicht, die kratz des blauen Firmaments und Tageslichts zu spotten scheint. Rom ist, nach berühmtem Ausspruch, nicht in einem Tage erbaut worden, das sieht man auf den ersten Blick, wenn man, hörbar auf atmend, die dunkle Halle verlätzt. Sie bauen und buddeln nämlich heut noch daran, sowohl an den völlig vom Erdboden verschwundenen, wie an den vom Zahn der Zeit stark benagten als auch an neuen, herrlichen Bauten. Der Marmor ist billig, wenigstens in Italien, das ist kein falsches Empfinden, welches einem beim Erblicken jener prächtigen Paläste über kommt, das ist ein nur allzuwahres Gefühl, welches — hat man für einen verhältnismäßig billigen Preis ein auch noch so kleines Kunst werk erstanden — sich allerdings nur bis zur Grenze ausrecht erhalten lätzt, das aber, beim Ueberschreiten derselben, seine Spann kraft erheblich verliert und sich beim Entrich ten des schweren Zolls, der darauf ruht, sich in ein doppelt und dreifach fühlbares Gegen teil verwandelt. Wer Rom nur oberflächlich kennen ler nen will, bedarf nicht nnr der Wochen, der muß sich — ein ehrliches, wahres und hehres Empfinden für die göttliche Kunst natürlich vorausgesetzt — auf Monate gefaßt machen. Wer aber in Verkennung seiner Begabung — und die rechte, echte Kunst zu würdigen, ist zweifellos eine Gabe — oder aber nur der Welt gegenüber ein Kunstverständnis, das ihm gänzlich abgeht, heuchelnd — es gibt auch solche Menschen — seine Zeit in Rom totzu schlagen sucht, für den wäre es besser, die ewige Stadt oder er selbst hätte nie das Licht der Welt erblickt. Schade um ihn und vor allem um die Zeit. Er täte besser daran, in den heimischen Penaten zu bleiben, sich ein zuschließen in seine Kemmenate und Bödeker wenn er Muße und die nötige Geduld auch inhaltreichere Schriften über die Kunst im allgemeinen und die Roms im be- sonveren over auch Zeitungen — letztere lü- — kurz je nachdem er das Niveau snmr ^P,ngsstufen schraubt — zu studieren, er lernte mehr daraus und bekäme eine reifere Auffassung, als eine augenscheinliche Besichtigung jemals ihm ver schaffen könnte. Eine der markantesten Sehenswürdig keiten ist der Dom. Wie uns bei Allem, was die alten Griechen und Römer anbetrifft, ein eigenartiger Nimbus überfällt, so auch beim Betreten des heiligen Sankt Peter. Eine wundersame Scheu überkommt uns, und den überwältigenden Eindruck vermittels der Fe der zu schildern, hieße, um auf die alten Griechen zu verweisen, Eulen nach Athen tra gen. Rom und — abgesehen vom Papst — nicht die Peterskirche gesehen zu haben! .... üoriädils äiatu. Um auf besagten Hammel, die Kunst, zurückzukommen, so scheint die Begeisterung für dieselbe, was die Inländer betrifft, wenn auch nicht auf den Gefrierpunkt, so doch wenige Grad über Null angelangt zu sein. Eine bei oberflächlicher > Beurteilung vage erscheinende Behauptung, die jedoch, in Bezug auf die Villa Borghese, ! ihre Erhärtung findet. Hier- auf diesem Fleckchen Erde hat alles dazu beigetragen, die j Natur sowohl, wie Menschenhand, ein Kunst- werk zu schassen, würdig Roms und seiner alten Tradition, und für diefe unter dem Ham mer befindliche herrliche Schöpfung des Kardi- nals Scipio Borghese bot die italienische Re gierung bekanntlich 3 Millionen. Aber es giebt glücklicherweise im alten Italien noch immer Leute, welche die wahre Kunst zu ! schätzen wissen, und die Regierung hatte mit ihrem Gebot von drei Millionen die Rech nung ohne die Gläubiger, die einzigen Kunst- ' kenner des fürstlichen Besitzes, gemacht. Wenn auch Italien am meisten unter : constantem Ueberfluß an Geldmangel zu lei- , den hat, so dürfte es doch kaum angebracht sein, die Kunst dafür büßen zu lassen und sie so gering zu bewerten, und wenn man das Verhältnis ^der Regierung zu den Gläubigern oder statt dieser die beiden in betracht kommen den Summen 3:6j Mill, setzt, so erhellt aus der nicht unbedeutenden Differenz die Duin- ! tessenz, daß letztere — ihre seinerzeitige Eigen- ! schäft als Gläubiger in Ehren — üony soit goi nml Pansa — eigentlich mehr Kunst verständnis besitzen müssen, als der Bieter. Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit und neues Leben blüht aus den Ruinen. ' Wir möchten diesen Ausspruch nicht auf das ! fortlaufend zu Tage geförderte „Alte" ange- I wendet haben, wie beispielsweise die neuer- ! lichen Ausgrabungen am Forum romanum, - sondern haben hier speziell etwas im Auge, ! welches erst kürzlich — nach alten be- rühmten Mustern — zu blühendem Leben auf- erstanden ist, es ist dies die neue Badean- , statt in Rom, eine Nachbildung der klassischen Thermen. Reinlichkeit ist die Würze des Lebens und wenn auch mancher diesem wah ren Worte — dieser in Unkenntnis der j Sache, jener aus Prinzip — abhold gegen über steht, so hält doch noch immerhin die j Mehrheit diesen Grundsatz hoch und in Eh ren. Daß uns die alten Römer in dieser Beziehung ein leuchtendes Vorbikd waren, geht aus dieser Anlehnung an die ehemalige Einrichtung und Ausstattung der Bäder zur Genüge hervor. Wer einmal die Aus grabungen in Pompeji Gelegenheit hatte zu beaugenscheinigen, und dabei die drei Ther mengebäude besichtigte, welche speziell für die Kenntnis der inneren Einrichtung dieser Anlagen von großer Wichtigkeit geworden sind, der muß zweifellos zu der Ueberzeu- gung gelangen, daß uns die Alten, wenn man den gewaltigen Zeitunterschied in Be rücksichtigung zieht, in mancher Beziehung doch erheblich über waren. Das Antike spricht stets an, und wer in der glücklichen Lage ist, recht viele Antiquitäten sein eigen zu nennen, dürfte damit ein besseres Geschäft erzielen, als mit unseren heutigen mo Doch sprechen wir davon nicht. Unsere auf nebenstehender Seite befind liche Abbildung ist eine wohlgelungene Wie dergabe des Bades, und die innere Einrich tung der Neuzeit entsprechend und jeden An sprüchen und Bedürfnissen in weitgehendstem Maße Rechnung tragend. Unser obiges Bild veranschaulicht das Tepidarium, d. h. den Raum für die lauwarmen Luftbäder, während unser zweites, mittleres Bild den jenigen der heißen Bäder darstclli. Die Schlutzansicht gibt uns ein Bild des Hofes mit rings umlaufender Säulenhalle, wäh rend linker Hand sich der Haupteingang zu den Thermen befindet. Das Tepidarium, dessen frühere Be stimmung sich allerdings nicht genau ermitteln läßt, das aber sowohl zum Baden im lau warmen Wasser, wie zur Vorbereitung auf die höhere Temperatur des folgenden Rau mes, wie auch zum einsalben des Körpers ge dient haben mag, ist ein Raum von mäßig trockener Wärme, während sich in dem Kal- darium das eigentliche Schwitzbad, wie das heiße Wasserbad befand. An den Wanden herum liefen amphiteatralisch ungeordnete Bänke, um den Badenden die Wahl zwischen der höheren Temperatur des oberen Zimmer teils und der mäßigeren des unteren Raums zu gestatten. Außerdem enthielt das Kal- darium noch ein Bassin mit kaltem Wasser, welches man nach Beendigung der Badepro zedur benutzte. Die sogenannten Thermen leiten ihren Namen ab von den früheren einfachen kalten wie warmen Bädern, die anscheinend Unter nehmungen von Privatpersonen waren. Mit diesen Bädern waren gleichzeitig weitläufige Anlagen verbunden, welche zu Leibesübungen, zur Unterhaltung, zu Spaziergängen, ja selbst zu wissenschaftlichen Vorträgen dienten und die, was architektonische Ausschmückung betrifft, einen immensen Luxus entfalteten. Die ersten derartigen Anlagen durften auf das Konto des Kaisers Augustus zu setzen sein, welcher die Anstalt dem Volk zur un entgeltlichen Benutzung zur Verfügung stellte. Auch Titus, Trajan und vor Allem Caracalla fügten späterhin weitere dazu und die unter Diocletian errichteten bildeten wahre Meisterwerke. Wenn man auch den alten Römern nach alledem keinen Mangel an Reinlichkeit vor zuwerfen vermag, wenigstens nicht bei ober flächlicher Betrachtung, so trat doch bald nach Einrichtung der Thermen ein Uebelstand zu tage, der sich auf Kosten der eigentlichen Be stimmung der Bäder in übertriebenen Luxus und Hintansetzung des eigentlichen Zweckes bemerkbar machte. Die Thermen glichen nach und nach mehr einem Vergnügungsort, und wenn man auch Bäder allerdings nicht gerade zu den Trauerspielen des Lebens zu rechnen braucht, sondern ihre Institution als eine Wohltat des menschlichen Leibes und persönlichen Wohlbefindens betrachtet, so braucht man doch immerhin nicht das aus ihnen zu machen, was die „Alten" taten: nämlich ein Vergnügungslokal. Ja, ja, die alten Römer! — t.