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Welt tm »Ilä. Aul aen Wogen aer Lebens. Von Louise Cammerer. lFo,tietz»»g.> iMjM^aß Sic Slierfechtec warcu, ja, r^«KA' Vicomte," cin lciscs Lächeln spielte uni den halbgeöffneten WNsWL Mund Diivals, die tödliche Verlegenheit des Vicomte ergötzte ihn sicht lich. „Zu Zeiten tut es gut, das eigene Ich, ohne fälschlichen Aufputz einer gründlichen Beleuchtung zu unterziehen, sei es nur, um zu sehe», was von dein Edelmann und der Bedeutung seiner Pflichten des „Noblesse Oblige", noch übrig ist." Seinen Stuhl näher an das Fenster rückend, blickte er eine Weile nachdenklich in das erdrückende Nebelmeer hinaus. Als er den Kopf wieder zurückwendete, war der ge dankenvolle Ernst wie weggewischt aus sei nen Zügen. Ein sorglos lächelnder, über mütiger Ausdruck lag darauf. „Sie Wundern sich, weil ich mehr von Ihrer Vergangenheit weiß, als Ihnen lieb ist, Mericourt? Die Geschichte ist sehr einfach. Vor einigen Jahren bewarben Sie sich um eine Stellung, die viele Fähigkeiten und ein an ständiges Gewissen, nebenbei auch bedeutende Geldmittel erforderte. Ich bekam den bc stimmten Auftrag, mich eingehend über Ihre Persönlichkeit, Vorleben, hauptsächlich aber über Ihre mehrjährige Tätigkeit im Aus land zu informieren. Da man es damit sehr genau nahm, führte mich mein Weg über die Pyrinäen. In Barcelona erhielt ich die Be weise Ihrer abenteuerlichen Existenz als Torero. In Madrid von noch etwas weit Schlimmerem. Da es nicht in meiner Ab sicht lag, Sie in Ihrem Fortkommen zu schä digen, richtete ich » eine Berichte danach ein. Man übertrug Ihnen die erbetene Stellung, die Sie bis zum neuekl Regierungswechsel ausfüllten. Ich mache Ihnen die heutigen Mitteilungen einzig und allein aus dem Grunde, Sie erkennen zu lassen, welch einen verschwiegenen, willfährigen Freund Sie seit her an mir besaßen!" Dem Vicomte flimmerte es vor den Au gen. Glut und Blässe wechselten auf seinen Wangen. Bei den letzten Worten Duvals atmete er, wie von einem schweren Alpdruck befreit, tief auf. „Ich habe mich aus unwürdigen Verhält nissen zu befreien und mir eine achtungswerte Position zu schaffen gewußt, wie mein hiesiger gesellschaftlicher Verkehr zur Genüge klar legt!" gab er finster zur Antwort. „Gewiß, man empfängt Sie hier und dort, raunt sich dies und das in die Ohren, ohne direkt persönlich zu werden, da es an positiven Beweisen Ihrer ehrenwidrigen Handlungen fehlt!" entgegnete Düval trocken. „Wird erst der Ordenshandel ruchbar und dazu noch manches, was damit zusammen hängt, dann Adieu, Vicomte Mericourt, auf Nimmerwiedersehen! Allerorts fänden Sie verschlossene Türen!" Im ohnmächtigen Zorngefühl nagte Mericourt an der Unterlippe und begnügte sich, seinem Peiniger einen giftigen Blick zu zuwerfen. „Als ob Sie selbst eines tadel losen Rufes sich erfreuten? Soeben beklagten Sie sich, daß man schmähliche Dienste von Ihnen verlangt." ..„Entwürdigende Dienste!" verbesserte Düval r^sch. „Erst kürzlich kam ich von einer Reise ngch Deutschland zurück. Ziem lich erfolglos unbefriedigt in meinen Leistungen. ' Man diesseits des Rheines sehr vorsichtig, sehr zurückhaltend geworden, seitdem man verschiedene Male schlimme Erfahrungen mit Spionage gemacht. In Koblenz machte ich ganz zufällig die Be kanntschaft eines tüchtigen Ingenieurs und es gelang mir, mich mit ihm zu befreunden. Der Mann hatte eine kränkliche Frau und zahlreiche Kinder, steckte deshalb in argen Geldnöten. Ich half ihm mehrmals aus der Klemme. Als ich ihn gefügig genug glaubte, um ihn zu einigen Gegendiensten heranzu ziehen, bekam die Behörde einen Wink. Nur mit Mühe entging ich polizeilichen Belästi gungen. Nun habe ich die Geschichte satt. Ich ziehe einen Strich unter mein bisheriges Leben und suche im einfachen Sinne glücklich zu werden." „Ueberlegen Sie sich die Sache noch ein mal, bevor Sie einen endgiltigen Entschluß fassen, Baron Düval," mahnte Mericourt nachdrücklich. „Madclaine ist ein schönes, lebhaftes Mädchen und nicht ohne Esprit, doch von niederer Herkunft. Sie erniedrigen mit dieser Heirat sich noch mehr. Kommen Sie mit mir! Ich habe für heut eine Einla dung zu den Montmorencis, die schöne Loui son wird Sie freundlich begrüßen, Duval!" Die frischen Farben Diivals, der Helle Blick war erloschen. „Sie Verkehren bei Montmorencis?" fragte er. Seine Stimme zitterte vor innerer Bewegung. „Sehr häufig sogar, zu den engeren Fa milienzirkeln zieht man mich heran. Graf Montmorenci ist Klubpräsident und liebt es hier und da ein Spielchen zu machen. Wollen Sie mitkommen, Düval?" Einen Augen blick lang stand Düval unschlüssig, schwer atmend erwiderte er dann: „In einer Stunde stehe ich zu Ihrer Disposition!" „Ist es Ihnen genehm, fahre ich nach Be endigung meiner Toilette vor, um Sie mitzu- nehmeu, Düval!" „Sehr verbunden für Ihre Liebenswür digkeit, Vicomte!" Die Herren trennten sich niit einer höf lichen Verbeugung. Sobald sich Mericourt allein sah, widmete er sich seiner Toilette und zwar geschah dies mit einer Sorgfalt und Gründlichkeit, die einer eitlen, gefallsüchtigen Dame Ehre gemacht haben würde. Nachdem er sein spärliches Haar künstlich gekräuselt und gescheitelt hatte, suchte er mit Beihilfe von Puder und Schminke den fahlen, welkenden Zügen Farben und Jugendlichkeit zu verleihen, steckte sodann eine kostbare Bril lantnadel in das feine Battistvorhemd, streifte einen wertvollen Solitär an die Hand und unterwarf hierauf sein Aeußeres vor dem deckenhohen Ankleidespiegel einer sorgfältigen Prüfung. Mit einen: selbstzufriedenen Lächeln um den Mund verließ er seine Ge mächer, befahl seinen Wagen und fuhr bei Düval vor. Nach langer Fahrt durch prachtvolle Straßen und Plätze bog der Wagen in die Rue St. Honoree ein und machte vor einem imposanten Gebäude Halt, dessen sämtliche Fensterfronten hell erleuchtet waren. „Erklären Sie mir doch, Mericourt, auf welche Weise Sie zu der Einladung kamen?" fragte Düval flüsternd. „Die Montmorencis sind doch sonst gegen Persönlichkeiten von un klaren Antecedentien unnahbar. Man schätzt es sich zur Ehre, dort empfangen zu werden!" In Erwägung, daß die Dienerschaft vor nehmer Häuser meist ein sehr scharfes Gehör und dieses immer da hat, wo es am wenig sten vermutet und gewünscht wird, ver schmerzte der Vicomte den Ausfall auf seine Vergangenheit und dämpfte gleichfalls die Stimme um einige Tonarten herab. c, „Wir haben denselben Sachwalter, Graf Montmorenci und ich, und wurden uns dort vorgestellt. Meine Laufbahn als Torero kam mir zur weiteren Kultivierung dieser äußerst angenehmen Bekanntschaft sehr zu j statten und hatte somit auch ihr Gutes. Ver möge meiner Kenntnis der spanischen Rechts- ... pflege vermochte ich Montmorenci, der einen , Rechtsstreit mit seinen dortigen Verwandten führt, manchen guten Rat zu erteilen. Unsre, näheren Beziehungen waren die weitere Folge .t" davon. Ueberdies möchte ich Sie bitten, Dü val, oben in den Gesellschaftsräumen Ihre ! abwärts strebenden Neigungen und Ansichten' / nicht so offen auszusprechen, wie vorhin mir' gegenüber. Wir würden uns beide unmög lich machen. Die Gräfin ist strengdentend und sehr penibel in diesem Punkt. Eine Aristokratin bis zum letzten Blutstropfen, die das einfache Element schon in der Lust wittert!" Beide Herren lachten und ließen von einem in dunklen Sammet gekleideten Diener sich treppaufwärts führen. Die Treppen waren aus dunklem Mar- mor ausgeführt und mit kostbaren Teppichen § belegt. In den tiefen Wandnischen des Wei- ten Vorraums thronten auf erhöhtem Piede stal, von prächtigen Pflanzen überwölbt, die , Büsten der berühmtesten Männer Frank- . reichs. In den oberen Räumlichkeiten stand ss^' ein Portier, der in die olivgrünen Farben s Ejx des Hauses gekleidet war und den Gästen mit t respektvoller Verbeugung die Flügelthüren ! weit öffnete. Die Herren befanden sich nun f in einem hochgewölbten Saalbau, der von ' Ich, einem Kreise schöner Säulen getragen wurde j„^e und dessen Decke ein Meisterwerk der Bild- Hauerkunst darstellte. Die Wände wurden ö von Skulpturen und farbenprächtigen Ge- mälden nach Watteau geschmückt, wie über- Haupt die ganze Einrichtung den Zopfstil beibehielt. Auch die an den Saalbau angren zenden kleineren, in Rundform gebauten Ge mächer waren mit Geschmackssinn eingerichtet und hier für die Herrenwelt kleine Spiel tischchen aufgestellt. Die Elite des vornehmen Pariser Adels, Würdenträger des Staates und der Armee, Koryphäen der Gelehrten- und Kunstwelt, waren in diesen von süßen Wohlgerücheu durchdufteten Räumen vertreten und man be grüßte und unterhielt sich in jenem glatten, verbindlichen Gesellschaftston, der einen Grundzug des Franzosen bildet und jede nähere Vertraulichkeit abhält. Gräfin Montmorenci repräsentierte mit vollendeter Weltbildung und begrüßte ihre Gäste mit zuvorkommender Höflichkeit, in des die Komtesse Louison, die Sonne des Hauses, die jüngere Herrenwelt an sich zcg und die Huldigungen derselben mit der Gra zie und Anmut der gebildeten Französin aufnahm. Wie eine duftige, der Entfaltung sich zu neigende Rosenknospe trat sie aus dem Kresse vollerblühter, südlicher Frauenschönheiien heraus, in Farbe und Form dem Auge ein entzückendes Bild bietend. Nur mittelgroß und von reizvoller Frauenschönheit, sag in ihren Bewegungen graziöse Anmut. Die feinen Züge des kinderkleinen Angesichts wa ren ausdrucksvoll und geistig belebt. Blau- schwarze Ringellöckchen umkräuselten in üppigster Fülle die kleinen rosigen Ohren, den schöngeformten Kopf und schufen zu dem warmen Bronzeton der südlichen Hautfarbe halb der Mei aber holf> denn < lunc häuf der: Geis ! volle gen . viel er h und Kun Kon sein schm genü bedn Esse: man Gott schaf <7 Glai gesp, seine Fleif allen häuf zieht der! nahe läng Viell gewi sich ! Gem Kun sachr