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Ztnifprechrr Wilsdruff Nr. 6 MochenbiOtk für RWdfUff UNd 4lNMgMd Postscheckkonto Leipzig 28614 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt dkerleger «ns Drucker: Arthur Zschunke 1« Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Herman« Lässig, für deu Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide i« Wilsdruff. Nr. 300. Dienstag den 28. Dezember 1920. 79. Jahrgang. Amtlicher Teil. Verpflegsätze im Verpflegheim „Wettinflift" in Coswig i. Sa. Nach Gehör des Verwaltungsrates und auf Vorschlag des Bezirksausschusses hat di« Bezirksversammlung der Amtshauptmannschaft Meißen die Höhe der Verpfleggelder M Verpflegheim „Wettinflift" in Coswig in folgendem Umfange neu festgesetzt: l. Für Zwangsarbeiter 5 Mark (bisher 3 Mark). 2. „ Pfleglinge ö , ( „ 3 , ). 3. . Sieche b „ ( „ 3 „ ). Für unreinliche oder sonst besondere Vorkehrungen beanspruchende Personen wird der bag erhöht auf 5,50 Mark täglich, bisher 3,50 Mark. 4. Für Selbstzahler aus dem Bezirk der Amtshauptmannschaft Meißen in der allgemeinen Abteilung 6 Mark täglich, bisher 3,50 Mark. 5. Selbstzahler in Privatzimmern, Einzelzimmer 2. Klaffe, von 7 Mar? ab täglich, bisher 4,75 Mark. 6. Selbflzahler in Privatzimmern, Einzelzimmer 1. Klaffe, von 8 Mark ad täglich, bisher 6 Mark. 7. Selbstzahler in Privatzimmern, zwei in einem Zimmer 2. Klaffe, von 6,50 Mark ab täglich, bisher 4,25 Mark. 8. Selbstzahler in Privatzimmern, zwei in einem Zimmer 1. Klasse, von 7,50 Mark ab täglich, bisher 5,50 Mark. 9 Für zeitweilig untergebrachte Geisteskranke (§ 3 der Satzungen) von 8 Mark ab tägluh, bisher 6 Mark. Pfleglinge und Sieche aus anderer, Bezirken, die nach Maßgabe des vorhandenen Plagrs mn Zustimmung des Bezirksausschusses in die allgemeine Abteilung ausgenommen werden, haben, soweit die einschlagenden Verträge nichts anderes bestimmen, die Sätze für Selbflzahler (stehe Punkt 4 flgde.) mit einem Zuschläge von 50 Pfg. für den Tag zu zahlen. Selbstzahler aus anderen Bezirken, die nach Maßgabe des vorhandenen Platzes mit Zustimmung des Bezirksausschusses in Privatzimmer ausgenommen werden, haben, soweit die einschlagenden Verträge nichts anderes bestimmen, die Sätze unter 5—» mit einem Zuschläge von 2 Mark für den Tag zn zahlen. Bei der Unterbringung von Selbstzahlern in Privatzimmern wird keine Höchst grenze des täglichen Verpflegsatzes bestimmt, damit dieser je nach Lage und Größe des Zimmers, dem Grade der Pflegebedürstigkeit und auch nach den vorhandenen Mitteln des Gesnchstellers, namentlich wenn er von außerhalb des Bezirkes kommt, von Fall zu Fall berechnet werden kann. Dis neuen Verpflegsäge treten rückwirkend vom l. Oktober 1920 ab in Kraft. Gemäß § 14 Absatz 2 der Satzung für das Verpflegheim „Wettinflift" in Coswig werden diese Festsetzungen zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Meißen, am 24. Dezember 1920. 1LS l L. i,7s Die Amtshauptmannschaft in Vertretung des Bezirksoerbaudes. Kesselsdorf. Brikett-Verteilung. In den nächsten Tagen trifft l Ladung Briketts eln. Bestellungen sind sofort bei der Firma P. Heinzmann hier zu bewirken. Kesselsdorf, am 27. Dezember 1920. „s. Der Gemeindeoorstand. WSNM-MMM, «'»>«» 'M»«« Kleine Zeitung für eilige Leser. ' Die deutsche Regierung richtete an Genera! Rollet in der F age der Auflösung der Selbstschutzorganisationen eine neue Note. ° Die Ernennung des bisherigen Ministerialdirektors im Reichsfinanzminister um, Dr. Zapf als Nachfolger des Staals» sekrelärs Dr. Mösle ist nunmehr erfolgt. * Das Strafverfahren gegen den Hauptmann Eugen v. Kessel ist nunmehr auf Antrag seines Verteidigers durch Beschluß der 1. Strastammer des Landgerichts Berlin auf Grund des Amnestiegesetzes vom 4. August 1920 eingestellt worden. * Die holländische Zweite Kammer bat einen Kredit vo» IM S iO Gulden beantragt, der dazu dienen soll, um die zeit- «eilige und besondere Mission beim Heiligen Studi durch eine dauernde Gesandtschaft zu ersetzen. 4 MO. War es nicht besser als sein Ruf, will sagen: als die allgemeine Stimmung, mit der es empfangen und durch die Monde hinbegleitet wurde? Hat nicht mancher unter uns ehrlich geglaubt, dieses zweite Jahr der Revolution würde das Deutsche Reich kaum noch überstehen können, es würde, es mutzte zuiammenbrechen, da ihm weder seine äußeren noch seine inneren Feinde Ruhe ließen und seine Wirtschaft» «che. seine moralische Entkräftung unaufhaltsain zuzunehmcn schien? Und sind wir nicht doch auch über diesen Berg noch einigermaßen glimpflich hinweggekommen? Nicht unbeschadet «« Leiv und Seele, durchaus nicht, aber doch immer noch mit heiler Haut, sozusagen? Dürfen wir. bei einem Rück blick auf 1920, nicht behaupten, daß wir es wohl, vor einem Jahre, mit etwas weniger banger Furcht begrüßt hätten, wenn sein wirklicher Verlauf sich hätte ooraussehen lassen? Greisen wir nur einige Haupldaten aus dem über» reichen Schatz der Erinnerungen heraus. Da war, in den Märztagen. in der kritischen Zeit also, da der kommende Frühling die Menschenherzen besonders unruhig zu machen pflegt, der Kapp-Pulsch. Uber Nacht schien plötzlich alles wieder in Frage gestellt, was sich seit den blutigen No vembertagen in Deutschland geändert batte. Ein Soldat und ein Politiker wollten das Rad der deutschen Geschichte wieder zurückdreben, weil sie der Überzeugung waren, daß es sonst unaufhaltsam dem Abgründe zurollen würde. Sie mußten ihren Versuch sehr bald wieder aufgeben, und wenn auch bisher kaum ein Teilnehmer an dieser Verschwörung gerichtlich bestraft worden ist, wenn auch die letzte Amnestie diese Auflehnung gegen die Weimarer^Verfassung mit dem Mantel der Nächstenliebe zugedeckt hat, General o. Lüttwch und Generallandschaftsdirektor Dr. Kapp müssen ihren Vorwitz noch in der Verbannung büßen. Sie haben großes Unbeil über Deutschland gebracht, insofern, als ihre Be wegung den Generalstreik und dieser wiederum Stadt und Land ungezählte Aufstände auslöste, die sich bald auch gegen die wieder nach Berlin zurückgekehrte gesetzmäßige Reichs- regierung richteten. Im Ruhrgebiet namentlich kam es zu einer vielfach von ausländischen Revolutionären geleiteten kommunistischen Austuhlbewegung, die nur durch einen regel rechten militärischen Feldzug niedergeworfen werden konnte. Man half sich mit friedensoertragähnlichen Abmachungen zwischen Regierung und Aufstandsleitung, zu denen die maß gebenden Gewerkschafts- und Parteiführer der Linken hinzu- gezogen wurden. Daß dabei mancherlei Festsetzungen ge troffen wurden, die sich nachher, in ruhigeren Zeiten, nicht Luckitabenaetreu ausfübren ließen. Lei tz« m« Mmal zegevenen Sachlage schwerlich zu vermeiden. Immerhin ist cs gelungen, den Bürgerlrieg, der damals das ganze Reich zu zer örcn drohte, auf wenige Ausorucksherde zu be« tchränien. Es kam die Entwaffnungsaktion, die dann später, infolge oes Abkommens von Spa. mit ungleich größerer Entschiedenheit wiederholt wurde und jetzt wohl soweit ge» Nezen ist, daß wir etwaigen neuen Aufstandsgelüsten mit wesentlich größerer Rube entaeaenschen können. Auch mit den Kapp-Rebellen wurde eine Art Friedens- sertrag geschlossen, dessen Hauptpunkt in der Zusage bestand, die verlasjungSmösstg vvrgejchriebenen Neuwahlen zum Reichstage sobald wie nur irgend möglich stattsinden zu lassen. Am 6. Juni wurde das deutsche Volk zur Stimm- abgade aufgefordert, mit dem Ergebnis, daß die sozial demokratischen Parteien erheblich geschwächt aus dem Wahlkampf heroorgingen. Die Demokraten schmolzen auf ein verhältnismäßig unbedeutendes Fähnlein zusammen, während die beiden rechtsstehenden Parteien mit einem stattlichen Heerbann auf dem Kampfplatz erscheinen tonnten. So groß war die Überraschung, daß es langwierigster, drei Wochen hindurch fortgesetzter Verhandlungen unter den Parteien bedurfte, ehe es gelang, eine neue Regierung zu» Uande zu bringen. Deutsche Volkspartei, Zentrum und Demokraten sprangen in die Bresche, während die Sozial- demokraien es oorzogen, in ihre frühere Opposttionssteliung zurückzukehren. Aber sie verstanden es, ihren einstigen un mittelbaren Einfluß auf die Regierung lediglich gegen einen mittelbaren einzutauschen, der in der Führung der Geschäfte immer noch sehr stark zum Ausdruck gelangt, während die Last der Verantwortung sich nun mehr wieder ausschließlich auf bürgerliche Schultern verteilt. Das hat naturgemäß zu vielen inneren wie äußeren Schwierigkeiten geführt — der Slaatskarren droht bald nach rechts, bald nach links auszuweichen, weil die berühmte goldene Mittelstraße stellenweise gar zu schmal wtrd, und immer seltener kommt es dazu, daß sich gemeinsame Not des Vaterlandes über alle Parteizäunc hinweg zu einheit lichen Beschlüssen und Handlungen Bahn bricht. Freilich mag man den leitenden Männern, gleichviel ob sie in der Regierung sitzen oder in der Opposition stehen, nachfühlen, daß auch ihr bester Wille häufig an der Unmöglichkeit, ihn den gegebenen Verhältnissen anzupassen, scheitern mutz. Lie wirtschaftliche Nor im Lande legt sich lähmend am jeden Reformeiser, im Reich, wie im Staat und in den Gemeinden droben die Finanzen unter der furchtbaren Last nickt etn- zudämmender Ausgaben, zumeist unproduktiver Natur, zu- sammenzubrechen. Zuweilen hat man den Eindruck, daß le ne Hand mehr stark genug ist, um die Gewalt des Stromes zu meistern, in dem wir dahintreiben. In un gezählten Sitzungen quält sich das Reichskabinett mit den Fragen des Tages ab, und der Reichstag weiß bald gar nickt mehr, wie er die ungeheuerlich an-schwellenden Auf gaben, die angemessenen Anforderungen, die aus allen Kreisen des Volkes an ihn herangetragen werden, bewältigen soll. Immer allgemeiner wird die Überzeugung, daß nur eine Revision des Frtedensvertrages von Versailles unsere Lage erleichtern kann. Hinter der Dringlichkeit dieser'Ent scheidung treten alle inneren Fragen, so wichtig sie sonst auck sein möaen, weit an Bedeutuna zurück. Ist sie in Spa oder Brüssel ober Genf ihrer Lösung sähergeführt worden? Deutschland kämpft wie ein Er trinkender um die letzte Rettung. Schon des öfteren hat es nach Strohhalmen gegriffen und ist danach nur um so tiefer in den verderbenbringenden Strudel hineingeraten. Da» «lte Jahr »etzt unter de« Letcke« »o» S«cko»>st»»tzi*«»- Verhandlungen zur Neige, die uns endlich wenigstens eine Klärung unserer finanziellen internationalen Verpflichtungen bringen sollen. Eine politische Festlegung unseres Verhält nisses zu den Nachbarstaaten ringsum oder gar zu Ler Neuen Welt seilseits des großen Masters ist noch nicht er folgt. Die Völkerbundsoersammlung in Genf hatte nur die Bedeutung eines Vorpostengekechtes, in dem auf der Gegen seite ein südamerikanischer Kämpfer ausschied, um dafür unseren früheren Bundesgenossen, Österreich und Bulgarien, Platz zu machen. Herr Wilson, der Vater dieser ganzen Weltkomödie, ist inzwischen ei« stiller Mann geworden. Von seinem Nachsolger dürfen wir eme unbefangene Haltung in allen Fragen der großen Politik erhoffen. Leiden wir auch noch unter der Ungeklärtheit unserer östlichen Be ziehungen und schwebt auck noch die Entscheidung über das endgültige Schicksal von Oberschlesien wie ein Damokles schwert über unserem Haupt, so scheint doch «ach dem Westen hin das Schlimmste überwunde» zu sein — vorausgesetzt allerdings, daß nicht böswillige Hetzer oder gewissenlose Politiker, hieraus neuen Verlegenheiten immer nur dadurch sich herauszuhelfe» wissen, daß sie alte Konflikte wieder er neuern und verschärfen, abermals die Oberhand gewinnen. Wie gesagt: Das Jahr 1920 hätte schlimmer enden können, als es geschehen ist. Darin einen Grund zur Freude zu finden, würde von allzu großer Bescheidenheit zeugen. Aber diese Erfahrung darf immerhin dazu ausreichen, um doch dem neuen Jahr einigen Optimismus entgegenzubringen. Auf rascheFortentwickiung zu n Guten dürfen wir uns allerdings bis auf weiteres keine Hoffnung machen. Wir mästen schon zufrieden sein, wenn wir nicht wieder einen Rückfall in noch schlimmere Vuraanaenbeiteu erleben. O/. 5p. NsrKampf um dieGeltzstschutzorgünisaüonen Neue deutsche Note an die Entente. Die Note des Auswärtigen Amtes, die den Vorsitzenden des interalliierten üöerwachungsausschusseS sür Las Land- Heer, General Rollet, übergeben worden ist, meist zunächst darauf hin, daß Artikel 178 des Friedensvertrages nicht alle Maßnahmen untersagt, die eine Mobilmachung erleichtern könnten, sondern nur solche, die auf diese Zwecke abzrcien. Daß dies bei dem Zusammenschluß der Bürger zum Selbst schutz der Fall sei, könne nicht zugegeben werden. Die Re gierung müsse daher an ihrer Ausfassung festhatten, daß die Duldung oder Auslösung von Selbstschutzorganisationen, die keinen militärischen Charakter haben, eine innere Angelegen heit Deutschlands ist. Die Note nimmt sodann auf Bayern Bezug und erklärt, daß die früheren Bestimmungen, wonach dis Einwohnerwehren Bayerns im Falle von Unruhen die Fühlungnahme mit den militä rischen Stellen sichern sollten, seit der Neuordnung der Polizei gegenstandslos geworden seien, da nunmehr ^nur eine Fühlungnahme zu den örtlichen Landespolizeibehöiden in Frage komme. Auch tu Ostpreußen ist die Bestimmung der Fühlungnahme der Ortswehren mit militärischen Stellen aufgehoben, sodaß nur noch die Zioilbehörden auf die Art der Verwendung der Orts- und Grenzwehren Einfluß üben können. Der Einwand der französischen Note, daß die Auf rechterhaltung der Selbstschutzorganisationrn nach tgrer Ent waffnung sich durch rein innere Zwecke nicht rechtfertigen laste, wird durch die Feststellung widerlegt, daß die Ent- waffnung nur in der Abgabe der Kriegswaffen zu bestehen hat. Diese vertragsmäßig zugesagte Entwaffnung »erde sür die übrigen Teile deS Reiches mit Ausnahme Bayerns u«d Ostpr»«be»S « »äckft« LM durckg^tbit ssi». 8«