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Wilsdruffer Tageblatt : 08.12.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192012085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19201208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19201208
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-12
- Tag 1920-12-08
-
Monat
1920-12
-
Jahr
1920
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 08.12.1920
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Amerika. x Harding für verstärkte Flottcnrösümg. Wie aus Washington gemeldet wird, sagte der ueugewählte Präsident Harding in einer Rede in Newport NewS. eS könnten schwere Zeiten kommen. Er sei dafür, daß Amerika eine Flotte be sitze. die der Größe der Nation entspreche, bis zu einem Zeilpunkt, wo mawln Ler Welt allmäblich mit der Abrüstung beginnen werde. Deutscher Reichstag. (42. Sitzung.) LD. Berlin, 6. Dezemver. Nack dem Haushalt des Reichswirtschastsministeriums kn« heute der Haushalt des Ernährungsministeriums an die Reihe. Vor Eintritt in die Tagesordnung gab der Abg. Dr. Hugo (Dtsch. Vpst eine längere Erklärung ab, durch die er Angriffe, die der Abg. Simon (Rechtsunabh.) am 2. De zember mit Beziehung auf die Lederzwangswirtschaft gegen ihn gerichtet halte, zurückwies. Zu dem Haushalt des NeichsernährungsministerinmS hat der Ausschutz eine Reihe von Entschließungen vorge schlagen. Unter anderem wird die Regierung ausgefordert, gegebenenfaües schärfste Maßnahmen zu treffen, um auf die landwirtschaftlichen Berufsverbände einzuwirken, damit sie ihren ganzen Einflutz für die Ablieferung von Brotgetreide. Gerste und Hafer einsetzen. Mit Rücksicht auf die üble Lage der Brotversorgung toll ein Verbot für die erwerbsmätzige Herstellung von Kuchengebäck erlassen werden. Weiter soll aut eine schnellere und billigere Übermittlung landwirtschaft licher Erzeugnisse hingewirkt werden. Nachdem der Abg. Delbrück (Deutsche Vp.) über die Ausschußverhandlungen berichtet hatte, nahm der Reichs minister für Ernährung und Landwirtschaft Hermes Las Wort. Er erklärte, die Politik des Reichs Ministers für Er nährung und Landwirtschaft ist in letzter Zeit Gegenstand heftiger Angriffe gewesen. Im Grunde handelt eS sich dabei um einen Kampf für oder gegen die Zwangswirtschaft. Das Neichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft letzt d e Politik des Abbaues unserer Zwangswirtschüft fort. Dem Widerstande der Landwirte gegen die Zwangswirt schaft entsprach auf der Seite der Verbraucher das wachsende Bestreben, die durch die Zwangswirtschaft ge währten Nahrungsmittel auf dem Wege des Schleichhandels zu ergänzen. Neben der gesamten Landwirtschaft und dem Handel traten auch bedeutende Verbraucherorganisationen unter dem Eindruck des Versagens der öffentlichen Bewirt schaftung in zunehmendem Mabe für die Aushebung der Zwangswirtschaft, besonders für Fleisch und Kartoffeln ein. Die Politik des Ministeriums für Ernährung und Landwirt schaft entsprach also einmal der Notwendigkeit, der Landwirt schaft eine gröbere Freiheit zu gewähren, soweit dies mit den Interessen der Verbraucher zu vereinigen war. ferner dem nicht zu verkennenden Versagen der öffentlichen Gewalt bet Aufrechterhaltung der Zwangswirtschaft. Das Angebot an Leben mitteln ist nach Aufhebung der Zwangswirtschaft be deutend gestiegen. Allerdings kamen häufige Übergriffe und Mißgriffe vor. Für Getreide. Zucker. Milch und Butter können wir aber die Zwangsbewirtschaftung nicht aufheben. Der Minister behandelte dann die verschiedenen Wirtschafts fragen, wobei er auch auf den ungünstigen Stand unserer Valuta einging. Was unsere Ernährungsfrage anbetrifft, so sei sie in der Tat sehr ernst. Der Minister kündigte den säumigen Landwirten strenge Strafen an und den Landwirten, die fleißig abliefern. Be lohnungen Wenn aber der Stand unserer Ernährung sehr ungünstig sei, so sei doch zu der Schwarzseherei, wie sie in der lebten Zeit von einem Teile der Presse betrieben würde, lein Anlaß. Oie schlechte Ernte. Wie der Ernährungsminister weiter betonte, beträgt die Brotgeireideernte nach der Schätzung der Saatenstanos- berichterstatter etwa sieben Millionen Tonnen gegenüber 8.8 Millionen im Voriahre. Zur Brotherstellung also fehlen uns noch 260 000 Tonnen. Dieser Fehlbetrag wird sich aber noch dadurch erhöhen, daß der Ernteertrag schon vor dem 1. August in Anspruch genomnien worden ist. und daß der Ernteertrag wahrscheinlich hinter der Vorschützung noch zurückbleibt. Der Minister klagte sehr über die schlechte Ablieferung seitens der Landwirte. Aboeliefert sind bisher nur 288 000 Tonnen gegenüber 1116 000 Tonnen im Voriahre. (Hier wurde lebhaftes „Hört, hört!" laut.) In den letzten Tagen erst sei eine leichte Besserung eingetreten. Die Land wirte baden die günstige Witterung für die Hackfrucht und nicht für die A lieferung des Brotgetreides benutzt-,Dm Ernte ist auch wesentlich schlechter als im Voriahre. Für Roggen kin prUblingstrsum. Eine Erzählung aus dem Leben von Fr. Lehne. (Nachdruck verboten. »Tue Deiner Frau nicht Unrecht, Wolf! Sie hat Hasso sehr geliebt!" „Ja, ja — sich aber noch viel mehr! Laß uns nicht weiter darüber sprechen, es Hal doch keinen Zwcck, und peinigt mich unnütz." Beide schwiegen und hingen ihren Gedanken nach. „Wie einsam es hier ist," sagte Mary leise erschauernd, „darum erscheint Dir auch alles in einem doppelt düsteren Lichte!" Da sahen sie sich beide lange an, bis er ihre Hand faßte und sagte: „Damals, Mary, damals störte uns das nicht" und er sprach das aus, woran sie in diesem Augen blick dachte. „Damals war es auch Frühling, Wolf, und die Rosen blühten," sagte sie leise, ihn mit einem unbeschreiblichen Blick ansehend, — „und jetzt ist es Herbst!" -Ja — Herbst!" und er blickte an ihr vorbei ins Leere. Sie schauerte da in ihrem dünnen Jackett zusammen; eS war doch zu naßkalt und feucht. Er bemerkte es. „Du frierst, mein Märchen? Laß uns gehen! Wir stehen so lange schon hier; Du hast gewiß nasse und kalte Füße bekommen." „Ach, das tut nichts! Aber Du hast recht, Frau Doktor Hamann wird schelten!" „Du bist noch bei ihnen?" „Ja, und diesen Winter bleibe ich auch noch da. Mit dem Pflegen wird es allerdings nicht viel werden; Herr Doktor will es nicht — höchstens, daß ich mich in seiner Privalklinik nützlich mache. O, sie sind beide so gut zu mir." „Wenn Du hier bist, sehe lch Dich vielleicht doch öfter noch, Märchen? „Vielleicht wird eS der Zufall wollen, daß wir uns mal auf der Straße begegnen, sonst glaube ich es nicht! Nun laß mich gehen; mich friert!" Sie streckte ihm beide Hände entgegen. .Behüt Dich Gott, mein Wolf!" Mit festem Druck ergriff er sie und blickte schmerzlich bewegt in ihr süßes blasses Gesicht. Er hatte noch so viel auf dem Herzen, was er sagen und fragen wollte, brachte jedoch kein Wort hervor. „Lebewohl, mein Märchen, mein baitbelt es sich gegenüber dem Vorjahre oeraoezu u« e«e Mißernte. Ferner erwähnte der Minister, daß wir Le« Fehlbetrag au Brotgetreide aus dem Ausland« einfübren müssen, und daß dieser Fehl betrag rund 2 Millionen Tonnen beträgt. Welter erwähnte er, daß beabsichtigt sei, 100 000 Tonnen für Haushaltsmehl einzuführen. Das ergebe 600 Gramm für den Kopf und Monat. Von einem bevorstehenden Zusammenbruch unserer ErnähmngSwirtschait. besonders der Brotgetreide, könne keine Rede sein. Bei allem (ernst der Lage sollte man eine solche Beunruhigung des Volkes vermeiden. Bisher ist in diesem Jahre für öMilliardenMarkAuslaudsgetreibe angekauft worden, und es wird noch für 9 Milliarden zu beschaffen sein. Auf dem Weltmarkt stehen 20 Millionen Tonnen Weizen zur Verfügung. Davon braucht England 6, Italien 3, Deutsch land 2V-, Franlreich 1V- und die neutralen Staaten zwei Millionen Tonnen. Mit Rücksicht auf die schlechte Ablieferung des Getreides, betonte der Minister auch, daß die deutsche Landwirtschaft eine moralische Krists durchmache. Von dem Überstehen dieser Krisis wird die Überwindung der wirt schaftlichen Kiste abhängen. Bei der Landwirtschaft müsse zuerst wieder Moral Anziehen. Dafür will der Minister Propaganda machen. Eine nachdrückliche Hebung der Milchversorgnug ist nur durch Hebung der Futtermittelfrage möglich. Die gute Futt rmittelernte bat zwar den Stand des Viehes verbessert, aber die Milckvroduktion ist nur durch die Kraftfuttermittel- - infuhr zu erhöben. Ich hoffe, daß es unseren Verhandlungen mit der Entente über das abzulieferude Vieh gelingen möge, eine noch weitere Verschlechterung unserer Ernährung zu ver- imten. Das wäre der schwerste Schlag gegen unsere Säug- iinge. Die Verteilung der Milch wird noch lange durch die öffentliche Hand zu erfolgen haben. Die Fälle Augustin und Ramm. Nach dem Ernährungsminister sprach der Abg. Braun (Soz.), der preußische Landwirtschaftsminister und Mumter- präsident. Er behandelte vor allem die Frage der Beschafftina von Düngemitteln. Dann ging der Redner auf den Fall Augustin ein. Mit einer Erregung, die sich immer mehr steigerte, erklärte er, daß in diesem Falle nicht mit der notigen Entschiedenheit vorgegangen fei. Der Redner nahm den Staatssekretär Ramm nachträglich in Schutz und sprach sich sowohl gegen Augustin als auch gegen den Reichsernährungs minister Hermes aus. Minister Hermes sprach sich darauf scharf gegen den Abg. Braun aus. Der Fall Augustin sei ganz anders wie ihn der Vorredner dargestellt habe. Sehr belastend sprach sich Hermes über den Staatssekretär Ramm aus und er hoff«, daß er seine Aussagen gegen diesen noch unter Eid machen könne. Die Sitzung zog sich noch längere Zeit hm. Llnfere ErnMMmgSlage.- Die mangelhafte Äetreidelteferung. Bei den Verhandlungen der Ernährungsminister oer -deutschen Länder in Weimar hielt Reichsernährungsminister Dr. Hermes folgende Rede: „Die Tagesordnung, die wir Ihnen vorgelegt haben, umfaßt wichtige Gebiete der Ernährung: andere haben für eme spätere Beratung zurückgestellt werden muffen. Als erster Punkt steht auf der Tagesordnung die Getreidever- orgung. Wir alle wissen, daß gerade Lie Getreideoersorgung das Gebiet ist, das die ernsteste Aufmerksamkeit der Reichs- cegierung in Anspruch nimmt, und daß wir alle Kraft an- pannen müssen, um die verlangsamte Ablieferung wieder in Gang zu bringen. Wir halten das für den Kardinalpunkt der Ernährungswirtfchaft. Wenn ich auch nicht den extremen Pessimismus teile, der in der Öffentlichkeit mehr fach zum Ausdruck kommt, so wäre es doch nicht gereckt- fertigt, diese Angelegenheit leicht zu nehmen. Wir hoffen, bei unseren, Bemühen, die inländische Belieferung wieder zu heben, Verständnis und Unterstützung bet der Landwirt schaft zu finden. Wir dürfen nicht ruhig zusehen, wenn ein Teil der Erzeuger und der Händler ihrem Egoismus keine Zügel mehr aniegt, wir sind vielmehr der Meinung, daß ruft scharfem Mittel der Exekutive zugegriffen werden muß in den Fällen, in denen Erzeuger und Händler die Inter essen der Allgemeinheit außer acht lassen und nur an den e genen möglichst hohen Gewinn denken. Gerade dieser Punkt wird in unseren Erörterungen eine besondere Nolle spielen müssen. Im weiteren Verlauf der Tagung werden wir die Förderung der landwirtschaftlichen Erzeugung er örtern, wobei insbesondere an die Verbilligung von Kunst dünger zu denken ist, dann an die Wucherbekämpfung und die Wirkung der Aufhebung der Zwangswirtschaft auf ver- einziges Glück," kam es endlich über seine Lippen; wie halbeiflickt klangen diese Warte und krampfhaft preßte er ihre Hände. Einer plötzlichen Eingebung folgend, schlang sie die Arme um seinen Hals und drückte einen innigen Kuß auf seinen Mund. Er drückte sie an sich, als ob er sie nie wieder lassen wollte. „Bleibe doch bei mir," flüsterte er flehend in ihr Ohr. Aber sie befreite sich aus seiner Umschlingung und ging schnell fort. Nach ein paar Minuten sah sie sich um; wie sie da den Geliebten noch immer so traurig und einsam an dem Grabe stehen sah, packte sie der Schmerz um ihn von neuem. Sie lehnte ihr Gesicht an eine Linde, die ihre entblätterten Beste wie an klagend zum Himmel streckte und weinte heiße Tränen um ihre verlorene Liebe. VM. „Ich denke einen langen Schlaf zu tun; Denn dieser letzten Tage Qual war groß." (Schiller: „Wallensteins Tod".) ES war MaryS letzter Gang gewesen. Bei dem naßkalten Wetter hatte sie sich eine kräftige Erkältung zu gezogen, der ihr zarter, durch Nachtwachen und seelische Aufregung geschwächter Körper nicht gewachsen war. Nach wehrwöchentlichem Krankenlager wußte sie, daß es zu Ende mit ihr ging; still und ergeben lag sie mit geschloffenen Augen in den weißen Kissen. Frau Doktor Hamann saß leise schluchzend an ihrem Bett. „Weinen Sie doch nicht, mein liebstes Tantchen," sagte Mary do, die Augen aufschlagend, mit matter Stimme, „gönnen Sie mir doch die Ruhe, die ich so heiß ersehnt habe." Sie machte eine Pause, da das Sprechen sie doch etwas anstrengte, „ich freue mich sogar — dann sehe ich doch endlich meine lieben Eltern wieder und Hasso —" „Sprechen Sie doch nicht so, Kind! Es zerreißt mir das Herz! Wir haben Sie doch so lieb gewonnen, daß wir gar nicht fassen können, daß Sie uns verlassen wollen." „Für mich ist es das beste, liebstes Tantchen! Ich bin so müde, daß ich mich auf den langen Schlaf freue! — Bitte, nicht weinen!" Ihre schlanken Fmger umfaßten zärtlich dis Hand der anderen — dann, nach einer Pause „ich habe nicht viel Zeit mehr — da muß ich Ihnen wohl tMlevenen Gemeten. Zn öiciem Zähre sind wichtige Ein schränkungen der Zwangswirtschaft erfolgt, so daß die Be obachtung der Wirkung dieser Maßnahmen von groß« Bedeutung ist. Wir müssen aber alle Kretie der Beoölke- auch mit dem Gedanken verstaut machen, daß zu nächst st, dem Abbau der Zwangswirtschaft eine große Pause eingetreteu ist, und brechen mit dem Gedanken, als der Aufhebung der Zwangswirtschaft für Fleisch Kartoffeln sHou die Aushebung der BewirtschaftusO des Getreides kommen muffe und kommen werde." Der Kals Kahn. Ein Skandal bet den Deutschen Werken. Zm Hauptausschuß des Reichstages ist ein lebhafter Kampf entbrannt über eigentümliche Vorgänge bei de« sogenannten Deutschen Werken, wie beute die frühere« Staatswerkstätten genannt werden. Diese werden jetzt „kaufmännisck" betrieben, was neuerdings zu einem Fall „Kahn" geführt hat. Mit diesem hatte die Leitung der Werke einen Vertrag über Verwertung von Werkzeug maschinen abgeschloffen, der ganz einzig dasteht. Als Reichs schatzminister v. Raumer davon erfuhr, ist er der Geschäfts leitung sehr deutlich gekommen, was diese dann veranlaßte, aus „politischen Gründen" ihre Kündigung einwreicke«. Entgegen einem sozialdemokratischen Antrag beschloß der Ausschuß in eine eingehende Erörterung der Sache einur treten, und der Neichswirtsmaftsminister schilderte nun ein gehend den unglaublichen Vertrag. Danach beziffert sich Kahns Gewinn auf S1 Millionen, wenn er nur etwa ein Viertel des ihm an Hand gegebene« Maschinenmaterials verkauft. Der Vertrag enthält weiter zahlreiche ungünstige Einzelbestimmungen, aus denen Kahn große Vorteile ziehen kann. Beispielsweise erhält Kahn 10 -/» des Unterschiedes zwischen dem Maschinen» und de« Schrottpreis als Reuegeld für alle Maschinen, die das Reich oder die Reichstreuhandgesellschaft insbesondere bet der Substitution der auf Grund des Friedens Vertrages zu liefernden Maschinen aus politischen, sozialen ode^ andere« Gründen in Anspruch zu nehmen gezwungen ist. »einer er hält Kahn den Tagesschrottpreis vergütet, falls tue deutschen Werke Maschinen für eigenen Schrottbedarf verschrotten. Wie der Minister weiter erklärte, ist die Kritik, die dieses Abkommen von sachverständiger Seite erfahren hat, einfach vernichtend. Kahn hat die Bereitwilligkeit, oom Vertrage zurückzutreten, nur unter Bedingungen ausgesprochen, die von Sachverständigen als unannehmbar bezeichnet werde». Der ohne Wissen des Aufsichtsrats, ohne Kenntnis des Reichsschatzministeriums, ohne Information der Retchs- treuhandgesellschast abgeschloffene Vertrag bedeutet für Herr» Kahn, einen Herrn von 29 Jahren, der keine eingetragene Firma besitzt, eine ungeheure Verdienstmöglichkeit. Für die deutschen Werke enthält er schwere und langfristige Ver pflichtungen. Er enthält dabei keinerlei wirksame Siche rungen gegen Schiebung und Korruption. Der Vertrag verletzt die Interessen des Reiches auf das allersch werste. Polens Wirtschaftslage. Die völlig wertlose Währung. Angesichts der bevorstehenden Abstimmung in Ober schlesien ist es sehr interessant, das Urteil eines polnische« Blattes über die Zustände in Polen zu hören. Der „Kurier, Lwowski" schreibt darüber folgende beherzigenswerte Wort«: „Nach den Wahrnehmungen der Sachverständigen nimmt die Teuerung in Polen immer mehr zu. Namentlich die Verarbeitungskosten haben sich so gestaltet, daß in Kürze eine Ausfuhr überschüssiger Waren nicht mehr wird ersolgen können. Da aber der Wert der polnischen Valuta nur durch Ausfuhr gehoben werden kann, beabsichtigt das Finanz ministerium, einige Ausfuhrabgaben, z. B. für Holz, gänzlich fallen zu lasten. Damit büßt aber anderseits der Staat wieder eine Quelle seiner Einnahmen ein. Infolge der weit über das Matz der Geldentwertung gestiegenen Produktions kosten ist bereits heute deutsches Salz billiger als das in ländische. Im freien Handel ist sogar das ausländische Ge treide billiger als das polnische. Wenn das so weiter geht, daß im Ausland alles billiger erstanden werden kann, wird die Produktion bald nicht mehr lohnenswert erscheinen. Alle Lieleuiaen. die immer wieder Lohnsteigerungen durchsetze« endlich Aufschluß über meine Person geben; ich bin Ihne« ja so viel Dank schuldig!" „Lassen Sie dos doch nur, Kind, und strengen Sie sich durch unnützes Reden nicht an —" „— das ist nun alles eins," lächelte Mary wehmütig. „Wollen Sie mir einen Gefallen tun? Geben Sie mir doch bitte, aus meinem Schubfach den polierten Kasten heraus!" Frau Hamann tat es und schloß ihn auch auf, worauf Mary ein kleines Kästchen herausnahm und beiseite legte — „das legen (^ie mir mit in meinen Sarg, ja? Verspreche« Sie mir das! Es Hai für niemand Interesse. — Und wen» Sie an Frau Doktor Walter schreiben, daun bitten Sie st«, daß sie das Grob nicht vergißt! Und diese Blätter sind für Sie, liebes Tantchen! ich habe Ihnen Verschiedenes ausgeschrieben. — Wollen Sie sie jetzt lesen? Nicht? Nu«, dann später — und dann haben Sie Nachsicht mit mir, ja? Tragen Sie mir aber, bitte, jene Heimlichkeit nicht nach!" Müde schloß sie die Augen. Ganz leise wurde da die Tür geöffnet. „Schläft sie noch?" „Nein, Onkel Doktor, kommen Sie nur hei ein!" und den Kopf ein wenig wendend, lächelte sie dem Eintretenden entgegen. „Nun, wir haben doch schön geschlafen? Ja? Na, also! Und kein Fieber mehr?" sagte Doktor Hamann etwas go- zwungen lustig. Er als Arzt wußte ja am besten, wie eS stand, daß es keine Rettung mehr gab — zwei Tage höchstens noch! — „Kindchen, draußen ist jemand, der Sie gern sehen will — darf er —?" „Wer," ein schwaches Rot trat in ihr Gesicht; der Gedanke an Wolf durchzuckte sie; aber das war ja unmög lich; er konnte ja nichts von ihrem Kranksein wissen. „Können Sie nicht raten? Doktor Kornelius!" Sie nickte. Gleich darauf stand dieser an ihrem Bette, keines Wortes fähig vor innerer Bewegung, die sich a«f seinem hübschen Gesichte deutlich abspiegelte. Sie reichte ihm die schmale abgezehrte Hand. „Das ist lieb von Ihnen, daß Sie noch einmal nach mir sehen! nicht wahr, nur waren doch zwei gute Kameraden und haben wacker miteinander gearbeitet!" Er drückte heftig ihre Hand; sprechen konnte er nicht. (Fortsetzung folgst-
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