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aber unbehelligt gelassen. Später wurden Passanten, die den Posten höflich um Durchlaß baten, geschlagen, geohr- seigt oder mit Kolben niedergestoßen. Dies hat sich öfter wiederholt. Die Erregung der Bevölkerung ist groß. 4- Der Heimiransport der deutschen Kriegs gefangenen aus Russland soll mit dem Spätherbst beendet sein. Der Abtransport in Sibirien ist fast völlig durch geführt. Die Gefangenen aus Westsibirien und Turkestan werden über Moskau—Narwa heimgeschafft. Der Abtrans port leidet stark unter dem zerrütteten Transportwesen in Nußland. Im europäischen Rußland befinden sich kaum noch deutsche Gefangene, soweit sie nicht freiwillig dort ver blieben sind. Großbritannien. X Der Freiheitskampf der Irländer. In Kilmallock in ocr Grafschaft Limerick wurde die Kaseme der Polizei truppen von einer bewaffneten Bande Sinn-Feiner angegriffen und in Brand gesteckt. Zwei Polizeibeamte kamen in den Flammen um, eine Zivilperson wurde verwundet. Als der Nact texpreßzug aus Jork, der durch Kilmallock htndurchfährt, in Limerick ankam, fand man auf der Lokomotive ein Stück blutiges Fletsch, das ohne Zweifel zu einem menschlichen Körper gehörte. Man kann sich bislang nicht erklären, wie es auf die Lokomotive gekommen ist. Der Angriff auf die Polizeikaserne trug einen außerordentlich ernsten Charakter. Die Polizeimannschaften, zehn an der Zahl, erklärten, sich nicht ergeben zu wollen, worauf etwa 400 Aufrührer die Kaserne mit Feuerbränden, Gewehren, Revolvern und Hand granaten erstürmten. Das Dach wurde mit Benzin über gossen und in Brand gesteckt. Von den Angreifern tollen vier tot und zahlreiche Personen verletzt sein. Türkei. / X Emsige Tätigkeit der Nationalisten. Etwa achtzig Türken wurden in Konstantinopel unter der Anschuldigung, an einer Verschwörung beteiligt zu sein, verhaftet, darunter Ler ehemalige Minister des Äußern Nazim Bei und das Mitglied des Senats Ali Riza Pascha. Der vormalige Kriegsminister Fewzi Pascha und der vormalige Marine minister Reu Pascha wurden in Abwesenheit zum Tode ver urteilt. In türkischen Kreisen läuft das Gerücht, daß die Nationalisten Jsmid erreicht haben. Zwischen Kilis und Aintab stieß die französische Kolonne Debieuryre auf 'starke reguläre türkische Truppen, die sich verschanzt hatten. Sie warf den Feind, machte zahlreiche Gefangene und eroberte Fahnen und Beute. Der Feind verlor 1200 Tote. Wett- unS Vottswirischafi. Der Stand der Mark., Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für 100 Gulden, dänische, österreichische oder ungarische Kronen, schweizer und französische Frank und Lire !o>vie für 1 Dollar und 1 Pfund Sterling gezahlt wurden. („Brief" — angeboten: „Geld" - gesucht.) Börsenplätze 1. 6. Geld 1 Brief »1. 5. Geld § Brief Stand 1. 8. 14 Holland. . Gulden 1408,60 1411,40 l358,60 1361,40 170 Mk. Dänemark . Kronen 654,30 655,70 636,80 638,20 112 . Schweiz. .Frank — — —- — 72 , Amerika. . Dollar —- »— 37,20 87,30 4 49. England . Pfund 151.38 151,68 145,85 146,15 20.30 . Frankreich . Frank —— — — — 80 . Italien . . Lire 224,75 225,25 219,75 220,25 80 . Dt.Osterreich Kronen 27,72 27,78 28,97 29,03 85 . Ünaarn .. Kronen 21.72 21.78 21.72 21.78 85 . 4 Weitere Ausdehnung der Wirtschaftskrise. In der Korbwarenindustrie in Koburg und in den fränkischen Bezirken mußten Betriebseinschränkungen und Arbeiterent lassungen vorgenommen werden. Verschiedene Handschuh fabriken in der Provinz Sachsen und in Thüringen haben ebenfalls Arbeiter entlassen müssen. Die Läger von Ma schinenfabriken in Halberstadt und anderen Orten der Provinz Sachsen sind so überfüllt, daß auch hier Betriebseinschrän kungen geplant werden. H Billigere Eisenpreise werden angekündigt. Der setzt zusammentretende Jnlandsausschutz des Eisenwirtschafts- bnndeS soll über die neuen für Juni festzusetzenden Preise der Eisen« und Stahlerzeugnisse beschließen. Man nimmt bestimmt an, daß Preisermäßigungen eintreten werden, da die Hochkonjunktur vorbei ist. Erhebliche Rückgänge sind schon auf dem Schrotmarkt eingetreten. Vor einigen Wochen wurden für die Tonne Schrot noch 3000 Mark bezahlt, an- fang Mai sank der Preis auf 1200 bis 1300 Mark und jetzt weiden nur noch 850 Mark und weniger geboten. Daß unter diesen Umständen auch die Rohetsenpreise nicht unver- ändert bleiben können, liegt auf der Hand. Dem Roheisen werden dann Stahl- und Walzwerkerzeugnisse bald folgen. V Der Fehlbetrag der Reichsgetreidestelle. Halb- ärmlich wird erklärt: Blätter verschiedener Richtungen bringen in letzter Zeit Angriffe gegen die Reichsgetroidestelle, der Uberschußwirtschaft mit ganz ungeheuren Beträgen vor geworfen wird. Tatsächlich macht die Reichsgetreidestelle keine Überschüsse, muß aber ein Defizit von mehreren Milliarden decken, das aus der Einfuhr ausländischen Ge treides stammt, welche ungeheure Reichszuschüsse erforderlich gemacht hat und noch erfordert. Vom 1. April bis 15. August d. Js. sind für Verbilligungsaktionen 3 Milliarden Mark, in der Hauptsache für Brotgetreide, zur Verfügung gestellt. Die Schuld an der Brotoerteuerung trifft die Ver wendung ausländischen Mehles, welche sich leider angesichts der Verhältnisse nicht umgehen läßt: die reinen Verwaltungs kosten der Reichsgetreidestelle betragen etwa drei Pfennig für das Brot von 1900 Gramm. Durch den großen Preissturz in den letzten Tagen dürfte der Stadt Dresden ein Milltonenverlust insofern ent stehen, als sie die Hülsenfrüchte, die sie auf Lager hat und die auf 20 Millionen Mark geschätzt werden, für einen be deutend geringeren Preis verkaufen muß, zumal auch die Nachfrage nach Hülsenfrüchten in den letzten Wochen wegen der frühen Frischgemüseernte sehr nachgelassen hat. zj- Rationelle Leitung des Güterverkehrs. JmReichs- verkehrsminislerium fand, wie amtlich gemeldet wird, eine Besprechung statt, in der vorbereitende Maßnahmen für die Leitung des gesamten deutschen Güterverkehrs nach dem Gesichtspunkte der betrieblich und wirtschaftlich vorteil haftesten Wege getroffen wurden. Die aus dem früheren Wettbewerbe der Staatsbahnen der Länder hervorgegangenen Leitungswege der Güterzüge sollen baldmöglichst beseitigt werden, soweit sie unwirtschaftliche Umwege zur Folge haben. Folgen der Geschäftsflauheit. Aus dem neuen Wochenbericht, der bayerischen Landeskohlenstelle geht her vor, daß die Fortdauer der allgemeinen Geschäftsflauheit zur Folge gehabt hat, daß auch die Nachfrage nach Kohlen so abgeschwächt wurde, daß in der Kohlenversorgung der bayerischen Industrie ernstere Schwierigkeiten nicht mehr in Erscheinung getreten sind. Die Notlage der Schuhindustrie. Die Fabrikanten schaft von Pirmasens hat das mit der Arbeiterschaft für den Monat Juni abgeschlossene Ferien- und Erwerbslosen- abkommen angenommen. Auf Grund dieses Abkommens werden fast sämtliche Schuhfabriken, Groß- und Mittel betriebe, geschlossen und zwar nicht nur in Pirmasens, sondern auch in Speyer und Zweibrücken. Der Arbeiter schaft bietet das Pirmasenser Notstandsabkommen einiger maßen ein Existenzminimum. MH unv Fern. o Keine weiße Amtsbinde mehr. Wegen der heutigen wirttchaftlichen Verhältnisse hat der preußische Justizminister gestattet, daß statt der weißen Halsbinde, die zu der Amts- tracht des Richters gehört, „bis auf weiteres" auch eine schwarte oder dunkelfarbige Halsbinde angelegt wird. Ferner sollen Rechtsanwälte auf ihren Antrag ausnahmsweise auch ohne Amtstracht vor Gericht auftreten dürfen. Das ist eine .Justizrcform" von geradezu überwältigender Bedeutung. o Das Ende groster Zirkusuntcrnchmungen. Der weitbekannte Zirkus Busch in Berlin bat mit dem Schluffe v ,» ir a. «e Vie wiMe Hummel. 12) Roman von Erich Friesen. s. Schon beinahe vierzehn Tage weilt der junge Ge rald v. Trotha in Büffel-Goldfeld, und noch immer kann er sich nicht entschließen, nach Kapstadt zurück zukehren, um sich dort nach seiner nordischen Heimat einzuschiffen. Längst ist sein Bein wieder in Ordnung. Er lacht und singt und trinkt mit den „Jungens" um die Wette und reitet weit hinein in die Karroo in Karls und Hum- melchens Gesellschaft. Man Wei Uetzt in Büffel-Goldfeld bereits so aller hand über den jungen Gast. Er ist Student der Jurisprudenz und steht trotz seiner Jugend — er zählt kaum dreiundzwanzig Jahre — bereits kurz Por dem Toktor-Examen. Aber das über mäßige Studieren hatte seinen zarten Körper angegrif fen — zumal er auch den Vergnügungen der Großstadt nicht abhold war, so daß ein hitziges Nervensieber ihn aufs Krankenlager warf. Als er wieder genesen war, riet der Arzt dringend Luftveränderung, vollständiges Fernhalten von jedem Studium für mehrere Monate, sowie gänzlich neue Eindrücke. Und da Geralds Mutter ein kleines Vermögen besitzt, so befolgte sie den ärzt lichen Rat und schickte den Sohn so weit weg von der Heimat, daß alle jene Bedingungen aufs ausgiebigste erfüllt wurden. , Tie wilde Hummel begreift von all dem nur, daß ihr junger Freund krank war und auch jetzt noch nicht - ganz gesund ist. Und dies ist für ^yr gutes Herz ge nug, um ihm stets eine freundliche Miene zu zeigen. Auch ist er ja der erste junge Mann, ja überhaupt der erste junge Mensch, mit dem sie in nähere Berührung kam Tenn die jüngeren unter den „Jungens" zählen nicht mit; die erscheinen ihr alle alt — weit älter als Karl Heinzius, obgleich mancher unter ihnen ist, der das zweite Dutzend der Lebensjahre noch nicht über schritten hat. Wie hätte es also ntöglich sein können, daß sie interesselos an diesem ersten nicht nur an Jah- ren, sondern auch an Aussehen und Erfahrung „jungen" Mann, der ihren Lebensweg kreuzte, vorübergegangen wäre? Vo-- Tag zu Tag findet Gerald neue Gründe für seine stets aufs neue aufgeschobene Abreise, und es gehört die ganze Gutmütigkeit und Harmlosigkeit der „Jungens" dazu, um seine sich ins Unendliche steigernde „Begeisterung für Büffel-Goldfeld" begreiflich zu finden. Nur die wilde Hummel ahnt, trotz ihrer Weltuner fahrenheit, mit echt weiblichem Instinkt, was den jungen Mann noch immer in dieser seinen gesellschaftlichen Ge wohnheiten und seiner Erziehung so entgegengesetzten rauhen Umgebung festhält. Ja, die wilde Hummel, das „Sonnenscheinchen" von Büffel-Goldfeld ist es, deren Frische und Ursprünglich keit den in der Treibhausotmosphäre Berliner Gesell- schastölebenS verzärtelten Jüngling wie ein Hauch aus einer anderen, reineren Welt berührt und ihn mit un widerstehlicher Gewalt festhält Von Tag zu Tag erscheint es ihm unmöglicher, daß er sich wieder von ihr trennen könne — zumal er mit fiebernden Pulsen auch in ihren Augen meint, etwas anderes zu lesen, als nur kameradschaftliche Freund schaft. Er ist noch zu jung und unerfahren, vor allem nicht genügend Menschenkenner, um zu erraten, daß der träumerische Ausdruck, der sich jetzt öfters über Hummel " ns Sonnengesichtchen breitet, der dunkle, ver- schleierte Blick, der hier und da das Strahlen ihrer herr lichen A trübt, einem ihr selbst noch unklaren Emp finden entspringt —dem Sehnen nach etwas Unbekann tem, Großem, Wunderbarem, das jedes Müdchenherz einmal befällt. Er hofft, daß die wilde Hummel seine Empftndun- gen für sie erwidert, und was die Jugend hofft, das glaubt sie auch. .) Und noch jemand in Büffel-Goldfeld ahnt, weshalb er gar bald das zagende Jünglingsherz und ein schwerer Kampf beginnt in ihm zu toben., Freilich — er hat sich ja geschworen, die wilde Kümmel nie etwas von seiner Leidenschaft für sie mer ken zu lassen. Aber jetzt, da er zum erstenmal sieht, wie Gerald v. Trotha bleibt und bleibt'— Karl Heinzius. Mit den eifersüchtigen Augen der Liebe durchschaut ein anderer, wie ein junger Mgnn um die Stillgeliebte wirbt — jetzt beginnt die ganze Wildheit seines unge- zssgeltsn Temperaments sich aufzubäumen. des MonatS Mai seinen Betrieb eingestellt und sämtliche Angestellte entlassen, weil die Berliner LustbarkeitSsteuer auf bas Unternehmen erdrosselnd einwirkte und weil die Organi sationen der Arbeiterschaft an die Zirkusleiter mit unersull- baren Forderungen herantreten. Aus den gleichen Gründen will im Herbst auch der Zirkusdirektor Stosch-Sarrasant, der Eigentümer der größten deutschen Wanderschau, seinen Be- trieb etnstellen. 0 Eine Fünfmillionensttftung. Die chemische Fabrik Cassella u. Co. in Frankfurt a. M. hat aus Anlaß ihres goldenen Jubiläums 5 Millionen Mark zur Hinterbliebenen fürsorge und 100 000 Mark für das Säuglingsheim in Fechenheim gestiftet. o Triumph der Halleschen Kinos. Die Filmtheater in Halle a. S., die wegen der dort besonders hohen kommu nalen Luxussteuer am 31. Mat schließen wollten, haben sich in letzter Stunde eines Bessern besonnen und den Streik ausgegeben, da der Hallesche Magistrat eine durchgreifende Revision der Kinosteuer zugesagt bat. 0 17 PostüberwachungsstcUen in Deutschland. Nach einer amtlichen Aufstellung sind jetzt 17 Postüderwachungs- stellen in Tätigkeit; sie befinden sich in Berlin, Bremen, Breslau, Dresden, Emmerich, Elbing, Flensburg, Frankfurt am Main, Freiburg i. B„ Friedrichshafen, Hamburg, Karls ruhe, Königsberg, Lindau, Lauenburg in Pommern, Mün chen und Stuttgart. Diesen Stellen wird die Briefpost nach dem Ausland zugeführt und sie sollen, abgesehen von der Bekämpfung der Kapital- und Steuerflucht, den Verkehr mit ausländischen Wertpapieren, Gold und Waren überwachen sowie den Kettenhandel, den Wucher und die Schieber geschäfte bekämpfen. O Nur noch 3 Mark für eine Silbermark. Die Neichsbank hat eine weitere Herabsetzung des Ankaufspreises für die Silbermark bekanntgegeben; künftig werden silberne Einmarkstücke nur noch 3 Mark, die höheren Silbermünzev entsprechend eingelöst. 0 Aufhebung des Landkartcnverbots. Landkarten, auch in Relief, dursten während des Krieges aus mili tärischen Gründen nicht in Maßstäben unter 1 : 100 000 ver kauft, vertrieben oder verschickt werden. Dies gilt auch für Reiseführer, Ortsbeschreibungen usw. Das Verbot ist vom Heeresabwicklungshauptamt aufgehoben worden. Auch auf Len Bahnhöfen dürsen jetzt wieder Karten ausgehängt werden. o Gedankenleser im Dienste der Kriminalpolizei. Von der Lübecker Kriminalpolizei wun? vor kurzem ein Berliner Kaufmann festgenommen, der in Dortmund eine bedeutende Geldsumme unterschlagen oder gestohlen hat. Ein Teil dieser Summe, 139 500 Mk., und ein goldenes Armband mit Brillanten wurde in Lübeck gefunden und be schlagnahmt. Geld und Uhr lagen im Büro der Kriminal polizei wohlverwahrt in einer starken Kassette, und aus dieser Kassette ist alles wieder spurlos verschwunden. Zwar wurde die Uhr einige Tage darauf im Abort der Kriminalpolizei entdeckt, das Geld aber ist nirgends aufzufinden. Um das Rätsel zu lösen, zog die Kriminalpolizei den Gedankenleser Labero hinzu, der alle seine Kunst aufbot, das Geheimnis zu lüften, aber vergebens. Auch der Spürsinn eines Such hundes versagte, das Geld blieb verschwunden. 0 Unwetter. Im südwestlichen Teile des Kreises Esch- wege und in den Gemarkungen der Dörfer Blankenbach, Wölfterode, Breitzbach, Nisselrode und Wommen wurde durch ein furchtbares Unwetter großer Schaden.angerichtet. Die Wassermassen überfluteten die Flur und verschlammten die Wiesen und Äcker. Die Roggenernte ist zum größten Teil vernichtet. Die Dörfer stehen unter Wasser. Das Vieh mußte aus den Stallungen getrieben werden. In dem Dorfe Unhausen wurde durch einen Blitzschlag am Kirchturm großer Schaden angerichtet. s Eine neue internationale Alpenbahn. Der Stadt rat von Nizza beabsichtigt, Nizza mit dem Genfer See durch eine elektrische Bahn direkt zu verbinden. Die Strecke soll durch die französischen Seealpen gehen. s Schwere Negenverwüstungen in England. In der Stadt Louth in Lincolnshire verunglückte eine Anzahl Menschen dadurch, daß während eines heftigen Wolkenbruches der Kanaldamm nachgab und das Wasser in die Stadt strömte. Viele Häuser wurden zerstört.' Die Zahl der Toten beträgt 50. Hin möchte er und ihn niederschlagen, den unver schämten, der es wagt, feine Augen zu seinem „Son- nenschcirchen" zu erheben. Tann wieder sagt er sich mit der ihm eigenen Ehr lichkeit, daß er sich für die geliebte Pflegetochter keinen passenderen Mann wünschen könne. Laß es vielleicht das beste für sie alle wäre, wenn der junge Aristokrat das Mädchen als sein Weib nach seiner Heimat führte. Er ist genug Menschenkenner, um nach vierzehntügiger scharfer Beobachtung zu wissen, daß Gerald nicht nur dem Namen nach ein Edelmann ist, sondern auch in Cha rakter und Gesinnung. Tarf er, der Pflegevater, ihrem Glück im Wege stehen? ... Und iväre es nicht h für seine eigene Ruhe das beste, wenn die wilde Humml bald Büffel-Goldfeld verließe? .... So grübelt und grübelt Karl Heinzius, bi? er als Mann der Tat zu dem Entschluß kommt, baldigst Klar sten in die ganze Sache zu bringen, indem er den beiden zu einem ungestörtem Zusammensein und damit zu einer Aussprache verhilft. Ein feuchtheißer Siroecotag neigt sich seinem Ende zu' Tie weite Karroo ein violettes Flammenmeer. Und darüber hinfegend der glühende, sandige Wüstensand. Schlapp und schlaff ganz Büffel-Goldfeld, Mensch wie Tier lechzend nach einem frischen Luftzug. Selbst die großen braunen Käfer kriechen müde und langsam, und die buntgefiederten Vögel hocken aufgeplustert im Schatten der dichtbelaubten Bäume. Gegen Abend endlich ein wenig Abkühlung. Tie kleinen Fenster der Blechhäuser, die zum Schutz gegen den tagsüber daherfegenden Wüstensand fest geschlossen waren, öffnen sich. Ein Kopf nach dem andern kommt zum Vorschein. Vor Mutter Wilhelmincns Tür stehen drei Pferde. Karl hat die wilde Hummel und Gerald zu einem Abendritt aufgefordert. Und beide haben freudig zuge sagt — das Mädchen aus kindlichem Frohsinn, der Jüng ling, um der Geliebten nahe zu sein. Ein paar Hundert Schritte reitet die kleine Ka valkade zusammen die Oase entlang. Ta fällt Karl plötzlich ein, daß er umkehren Müsse, weil er noch „etwas Notwendiges mit Martin in Büffel- Goldfeld zu besprechen" habe. Tie beiden jungen Leute möaen nur vorreiten, er käme gleich nach