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WiMmsserAgebla« Wochenblatt für Wilsdruff und Ltmgegend. Erscheint feit dem Lahre 4841. —— > für die Amtshauptmannschaft Meißen, für sas Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. fAWst fUt t 2 ö Forsts Insertton»ps«i< Pfg. für die ü-gespalttn« KorpiKzeil« oder deren Nanm, Lolalpre!« pfg., Reklamen pfg., alle« ml! Teuerung^zuschlag. I. «raut und tabeNarlsiher Latz ml!Aufschlag. Bel Wiederholung und 2ahre«un. 'tzen enlsxi echender Nachlaß. 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Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die Reichsregierung fordert von Frankreich iür die wider rechtliche Besetzung des Maingaues einen Schadenersatz von SV« Millionen. * Die Reichsregierung plant eine Erhöhung der Kohlen» steuer von 20 auf 30 * Den Altvensionären wird jetzt sofort ein Pensionsoorschuh oon 50 °/° gezahlt. * In Kiel und Wilhelmshaven hat die Übernahme des Dienstes durch die vom Neichswehrminister bestimmten Oifi- pere planmäßig stattgesunden. * Die Eisenbahnverwaltung kündigt für den Herbst wieder groi e Einschränkungen tm Personenverkehr an. * Einer noch unbestätigten Meldung zufolge haben Polen und die Tschechoslowakei wegen der Differenzen über das T schener Revier die diplomaitschen Beziehungen abgebrochen. WaWutver. Vierzehn Tage lang wurde das deutsche Volk jeden Morgen und jeden Abend, den Gott werden ließ, aus seiner Ruhe aufgescheucht. Putsche von rechts, hieß es in den Blättern der Linken. Putsche von links schrien die Blätter der Rechten. Spätestens am 28. Mai sollte es losgehen — man wußte nur noch nicht, ob rechts oder links. Fast sah es so aus, als brenne man in gewissen Kreisen förmlich darauf, daß wir nur ja wieder einen schönen, kleinen, blutigen Aufstand bekämen, und je länger er auf sich warten ließ, desto wildkr wurde das Geschrei, desto heftiger das Rütteln an den letzten Ordnungssäulen, die uns noch ge» blieben, als hätte man ein wohlerworbenes Recht sozusagen auf Revolution oder Gegenrevolution zweiter oder dritter Auflage. Der 28. Mai ist vorübergegangen, ohne daß sich irgend- wo im Deutschen Reiche auch nur ein politisches Lüftchen geregt hätte. Also blieb nichts übrig, als die Putschgefahr zu prolongieren. In der Nacht zum 81. Mai wird es los gehen, hieß es diesmal — aber auch der Juni ist ins Land gekommen, ohne daß einem Revolutionär oder einem Gegenrevolutionär ein Härchen gekrümmt worden ist. Nun fabelt man, da man selbstverständlich zu immer abenteuer licheren Geschichten greifen muß, um sich überhaupt noch Gehör zu verschaffen, von einer unmittelbar bevorstehen den Bartholomäusnacht. Die Offiziere der Reichswehr, heißt es, würden in der Nacht vonr 2. zum 3. Juni nach genau auf gestellten Listen überfallen und .erledigt' werden. Schauder- voll, höchst schaudervoll! Aber natürlich, auf einen Schelmen gehören anderthalbe, und flugs ist man auch hier wieder mit Gegenlisten zur Stelle, auf denen zahlreiche Namen verzeichnet sein sollen, deren Träger durchaus nicht immer zu Len erb- eingesessenen Familien des Landes gehören. Die neueste Schauermär geht dahin, daß sämtliche Partei- und Gewerk schaftsführer der Arbeiter in einem bestimmten Falle fest- genommen und unschädlich gemacht werden sollten — wir sehen also, daß auch hier, wie es scheint, immer wieder ein Meer von Ungeheuerlichkeiten ein neues Meer gebären muß. Schließlich kann es natürlich nicht ausbleiben, daß ein Märchen dieser Art das andere totschlägt, und daß die unbeteiligten Wähler, für die natürlich der ganze Spektakel berechnet ist, aus dem ungläubigen Kopf- schütteln gar nicht mehr herauskommen. Auch der schwer fälligste Deutsche begreift es am Ende, daß hier Wahlpulver verschossen wird, weiter nichts. Keine Handgranaten, keine Maschinengewehre fahren auf; die sie besitzen, halten sie vor sichtig im Hintergrund, für Bedarfsfälle, die vielleicht noch einmal kommen werden. Wer vor den Wahlen mit ihnen wieder einmal groben Unfug anzurichten, daran denkt, so scheint es mehr und mehr, im Ämste kein Mensch. Die Rechtsputschisten nicht, weil alle Anzeichen dafür sprechen, daß sie mit einem ungestörten Wahlverlauf ganz zufrieden sein könnten; die Linksputschisten nicht, weil ihre Aussichten, dem Räteideal oder der Diktatur des Proletariats jetzt mit Gewaltmitteln auch nur um Haaresbreite näher zu kommen, verzweifelt gering stnd. Lassen wir die Wahlziffern sprechen, die die letzten Tage und Wochen uns gebracht haben, in Braunschweig, in Mecklen- burg-Strelitz, in Danzig uud jetzt wieder im Freistaat Gotha, so sehen wir, daß die Radikalen oon rechts wie von links gar keine Ursache haben, der Entwicklung mit Waffengewalt nachzuhelfen. Woraus sich von selbst ergibt, welchen Inter- essen damit gedient werden soll, wenn immer wieder grausige Putschgefahren an die Wand gematt werden. Das Wahlpulver ist zu früh verschossen worden. Die Wähler lassen sich, der Fall Gotha hat es eben erst wieder bewiesen, nicht schrecken. Und das ist gut so. Denn wenn wir etwas brauchen, so ist es der unverfälschte Ausdruck der deutschen Volksstimmung, den uns die Reichstagswahl am nächsten Sonntag vermitteln soll. Da der Volkswille bet uns allein entscheidet, sollte er nur durch politische Kampfmittel beeinflußt werden, die vor jedem parteiischen Urteil zu bestehen vermögen. Der grobe Unfug mit den Putschgerüchten wird schwerlich dazu zu rechnen sein; er hat fich, glücklicherweise, tot gelaufen, bevor er erheblicheren Schaden anrichten konnte. Die Parteien, die sich feister be. dienten, sollten diese Erfahrung sich einigermaßen zu Herzen nehmen. Aößau der Zwangsttmischafi. Freigabe von Schmalz, Margarine. Kartoffeln. Die Reichsregierung erwägt einen allmählichen Abbau jeglicher Zwangswirtschaft, sobald die Einfuhrmöglichkeiten geregelter sein werden. So ist zunächst geplant, Margarine und Schmalz nicht mehr der Zwangswirtschaft zu unter werfen und ebenfalls die Kartoffeln von der nächsten Ernte freihändig zu verkaufen. Die bisherigen Erfahrungen mit der Zwangswirtschaft drängen auf baldige Neuregelung. DieKom- munen werden bei dem augenblicklichen Preissturz gewisser Lebensmittel ihre Vorräte nicht ohne Verlust absetzen können und werden in Zukunft die ganze Lebensmittelversorgung auf eine andere Grundlage stellen müssen. Eine große Erleichterung märe für sie eine gänzliche Befreiung von der Versorgung. Schon jetzt besteht die Gefahr, daß die alten Hülsenfrüchte und Kartoffeln nicht mehr genügend gekauft werden. Trotz des reichen Kartoffelangebots werden Kartoffeln nicht be sonders begehrt, da bei den alten Kartoffeln der Abgang durch schlechte Kartoffel zu groß ist. In der Zwangswirt schaft verbleiben zunächst noch Brotgetreide, Mehl, Butter, Milch, Fleisch. Wieweit Fleisch der Zwangswirtschaft noch unterliegt, kann erst entschieden werden, wenn feststeht, wie viel Vieh nach der Abgabe an die Entente Deutschland ver bleibt und wie sich Lie Nachzucht gestalten wird. Für die zukünftige Versorgung mit Herbstkartoffeln aus der Ernte 1920 werden mit den Erzeugern neue Verträge abgeschlossen werden, auf Grund derer 120 Millionen Zentner Kartoffeln erfaßt werden sollen. Auf den Kopf und die Woche entfallen in Zukunft 6 Pfund Kartoffeln. Für den Fall, daß diese Erfassung durchgeführt werden kann, soll oon einer weiteren Heranziehung der Kartoffelernte für die öffent liche Bewirtschaftung abgesehen werden. Gelingt es weiter, Auslandskartoffeln zu erträglichen Preisen zu kaufen, so steht für das neue Wirtschaftsjahr einer völligen Aufhebung der Zwangswirtschaft nichts im Wege. Der Verteilungsschlüssel ist so ausgearbettet, daß die Landwirtschaft hofft, die 120 Millionen Zentner aufbringcn zu können, der Rest der Ernte bleibt fret. Man hofft, mit einem Höchstpreis oon 45 Pfennig pro Pfund Verkaufspreis au den Konsumenten auskommen zu können. General Reinhard über die Putschgerüchte, Genügend verfassungstreue Truppen. Der frühere preußische Kriegsminister und jetzige Kom mandeur der Brigade Döberitz, General Reinhard, erklärt» einem Journalisten folgendes über die Putschgerüchte: .Ein wesentlicher Teil der Nachrichten über die Vor bereitungen eines Putsches beruht auf Entstellung von Tat sachen und Vorgängen, die mit einem Putsch nichts zu tun haben. Sie erklären sich ganz natürlich aus der gegen wärtigen umfassenden Umformung der militärischen Ver bände. Wenn jetzt irgendwo, beispielsweise in Westfalen, Truppenteile aufgelöst werden, zerstreuen sich selbstverständ lich die zur Entlassung kommenden Mannschaften, die ja durchweg an den Entiassungsorten kein wirtschaftliches Unterkommen finden können, nach allen Richtungen. Dabei reisen sie zuweilen in kleinen Trupps, unter andern auch nach Ostpreußen oder ähnlichen Punkten. Das Erweckt dann den Anschein von bestimmten Mannschaftsbewegungen, die an sich aber gar nichts Gefahrvolles zu besagen haben. Wenn anderswo tatsächlich Putschanschläge vorbereitet werden, und daran ist nicht zu zweifeln, so haben die ört lich zuständigen Ncichswehrkommandos darauf achtzugeben. Darüber kann die Öffentlichkeit beruhigt sein, daß oerläß- iiche verfassungstreue Truppen in ausreichender Zahl vor handen sind. Die Brigade .Döberitz' hat mit der gegen wärtigen Beobachtung und Bekämpfung von Putschoor hereitungen nichts zu tun. Sie steht als unmittelbare Aeserve dem Reichswehrminisler zur Verfügung. Sie hat dort aufzutreten, wo sich Widerstand gegen die Staats gewalt zeigt, und Veifassungsbrüche zu vereiteln. Im Ernst« -alle stehen unbedingt genug verfassungstreue Truppen zum Eingreifen bereit.' Oer 6v-M'l!Lonendr'eSfiaht aufgeklärt. Die Wächter als Räuber. /Berlin, 1. Juni. In der Zitadelle zu Spanbau würben vor ungefähr einem Jahre, kurz nachdem die ersten Nevolutionswehen vorbei waren, für 60 Millionen rumänisches Papiergeld gestohlen. Die Sache erregte damals ungeheures Aufsehen, zumal es nicht gelang, die Räuber ausfindig zu machen. Die 60 Milli onen Lei sollen vom deutschen Wirtschaftsamt durch Bahnzug nach dem Zusammenbruch von Rumänien nach Deutschland gebracht worden sein. Die Scheine lagerten in Holzkisten, die je fünf Millionen enthielten, wie man glaubte, in völliger Sicherheit und unter guter Bewachung. Um so mehr war man überrascht, als eines Tages eine Revision ergab, daß alles verschwunden war. Nun endlich ist es gelungen, Licht in die geheimnisvolle Angelegenheit zu bringen. Die hiesige Kriminalpolizei hat die Diebe festgestellt; es waren die eigenen Wächter des Schatzes, die damals noch dem Heere angehörten und als garnisondienstfähig in Spandau standen. Vier von ihnen sind verhaktet und aeständia. Der Lauvttäter ist ein 46 Jahre alter Farmer Paul Kühn. Er lenkte die Aufmerksamkeit dadurch auf sich, daß er nach dem MMonen- diebstahl etwas unvermittelt ein wohlhabender Mann ge worden war. Er kaufte sich eine Villa mit Garten in der Umgebung Berlins und mehrere Grundstücke, lebte darauf als eine Art Rentier, der nebenbei Kleintierzucht betrieb. Seine Helfer waren der Zigarrenhändler Leo Wenta, ein Dreher Paul Elsner und ein Heinrich Peschges. Wenta fühlte sich aus die Dauer in Berlin und Deutschland über haupt wohl nicht sicher genug und stand im Begriff mit seiner Familie nach Holland auszuwandern. Diesen Plan vereitelte die Polizei, indem sie ihn verhaftete. Elsner ver legte seinen Wohnsitz von Berlin nach Werder a. d. H. und erwarb eine Obstplantage. Peschges schließlich bekam den Größenwahn, benahm sich als Lebemann, verbrachte das Geld auf Rennbahnen, in Spielklubs und legte sich eine kost spielige Geliebte zu, obwohl er verheiratet war. Als die Beute vertan war, kehrte er reumütig zu seiner verzeihenden Frau zurück, gedachte aber nicht mehr zu arbeiten und von Einbrüchen zu leben. Dabei wurde er gefaßt. Wie gesagt, stnd alle Verhafteten geständig, sie streiten nur noch über ihre größere oder geringere Änführerrolle. Zum kleinsten Teile setzten sie das rumänische Geld in Wechselstuben um. Ihre größten Abnehmer waren Russen und Rumänen, mit denen sie in Kaffeewirtschaften zusammen kamen. Diese gaben ihnen, wie sie behaupten, für den Tausendleifchein durchweg nicht mehr als 225 bis 250 Mark. Die Verhafteten wollen jetzt von der Beute nichts mehr besitzen, außer einigen tausend Mark, die die Kriminalpolizei bei ihnen sand und beschlagnahmte. Die Polizei nimmt aber mit Fug an, daß die Diebe außer Peschges noch größere Beträge versteckt haben. Es sollen auch erhebliche Schweigegelder an Mitwisser gezahlt worden sein. Alles, was die Verhafteten noch besaßen und aus ihrem Beuteantetl angeschafft haben, die Grundstücke, die Einrichtungen usw., wurde von der Kriminalpolizei be schlagnahmt. polriische Rundschau. Deutsches! Reich. 4- Die deutsche Gegenrechnung für die Malngau« besetzung. Die deutsche Regierung hat in Paris für die durch die Franzosen während der Maingaubesetzung ver ursachten Schäden Ersatzforderungen In Höhe von S'/« Mil lionen Mark gestellt. Für den Fall, daß Frankreich sich weigert die Summe zu zahlen, wird die Angelegenheit in Spaa zur Besprechung gebracht werden. 4- Ein Entwurf eines Nrbeitsgerichtsgesetzes als Teil Les nach Artikel 157 der Verfassung zu schaffenden einheit lichen Arbeitsrechtes befindet sich in Vorbereitung und wird dem neuen Reichstage im Herbst vorgelegt werden. Der neue Entwurf wird an die Stelle des Gewerdegerichts- gesetzes und des KaufmannsgerlchtsgcsetzeS treten und alle Abänderungsvorschläge, die zu diesen Gesetzen gemacht stnd, berücksichtigen. Auch die Vertretung von Frauen ist tm neuen Entwürfe vorgesehen. DaS Arbeitsgerichtsgesetz sieht Ver hältniswahl vor, wahlberechtigt stnd alle Arbeitnehmer von ?0 Jahren an. 4- Pensionsvorschüsse für Altpensionäre. DaS Reichs- linanzminisLerium hat angeordnet, daß zu sofortiger Behebung der Notlage allen Altpensionären und Althintervliebenen rückwirkend vom 1. April 1920 ab bis zu der in Aussicht stehenden gesetzlichen Regelung der Bezüge und unter späterer Anrechnung auf diese 50 °Z> der bisher zuständigen Pension als Vorschuß gezahlt wird. Als Altpensionäre gelten alle mit Wirkung vom 1. April 1920 oder einem früheren Zeit punkt pensionierten Offiziere und Beamte. Ein Penstons» ergänzungsgesetz — das über die Zuschüsse zu oen Bezügen der Altpenstonäre und Althinterbliebenen sowie über die Be willigung von Kinder- und Teuerungszuschlägen Bestimmung treffen und ebenfalls mit Wirkung vom 1. April 1920 in Kraft treten soll — wird dem neuen Reichstag sogleich nach seinem Zusammentritt vorgelegt werden. 4> 3tt Kohlensteuer. Dem neuen Reichstag wird kurz nach seinem Zusammentritt ein neues Kohlensleuergesetz zur Beratung zugehen. Das bisherige Kohlensleuergesetz hat nur bis zum 30. Juli Gesetzeskraft. Während das bisherige Gesetz eine Abgabe von 20 "/» verlangte, sieht der neue Ge setzentwurf eine Steuerabgabe in Höhe von mindestens 30 °/o vor. * Die neue Mittellandkanalvorlage, die der preußischen Landesversammlung demnächst zugehen soll, wirft eine Vlertelmilliarde Mark für den Bau der Mittellinie über Peine, nördlich Braunschweig, Obisfelde, Magdeburg aus und steht verschiedene Seitenkanäle vor. Mit den Arbeiten, die als Notstandsarbciten gedacht sind, wird bereits im Herbst begonnen werden. 4- Wieder ein französisches Gewalturteil. Der in der Badischen Anilin- und Sodafabrik beschäftigte Ingenieur Imhoff, der den Krieg zuletzt als Hauptmann mitmachte und unlängst von den Franzosen verhaftet wurde, ist wegen Diebstahls oon Hausgegenständen in Frankreich zu sechzehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden. 4- Leidenstage irr Oberschlefien. In Beuthen wurden bei der Absperrung harmlose Passanten von französischer Kavallerie mit dem Säbel geschlagen, polnisch Sprechende