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Wilsdruffer Tageblatt : 16.11.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192011162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19201116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19201116
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-11
- Tag 1920-11-16
-
Monat
1920-11
-
Jahr
1920
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 16.11.1920
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sueitigketten in eurer für beide Teile versöhnlichen Wett« herbeizusühren. Diesem obersten Gesichtspunkte werden sich alle Bestimmungen des zurzeit in Arbeit befindlichen Ent- wurses der Schiichtungsordnung unterordnen müssen. poliLische Rundschau. Deutsches Reich. 4 - Nene Gesetze im Reichsrat. Dem Reichsrat ist der Lmwurf eines Wehrgesetzcs zugegangen, ferner ein Gesetz- eniwuef über Verschärfung der Strafen gegen Schleich handel, Preistreiberei und verbotene Ausfuhr lebens« wichtiger Gegenstände. Weiter liegen ihm vor der Gesetz entwurf zur Sicherung einer einheitlichen Regelung der Beamtenbesoldung, der Gesetzentwurf über den Volksent scheid, der Gesetzentwurf über den Ersatz der durch die Ab tretung deutscher Reichsgebiete entstandenen Schäden lVer- d-ängungsgesetz), das Gesetz über den Ersatz von Kriegs- schade» in den ehemaligen deutschen Schutzgebieten (Kolonial- schädengeseh) und das Gesetz über den Äsatz von Krtegs- schäden im Ausland lAuslandsschädengesetz). * Streikinterpellation im Reichstag. Unter Hinweis auf die durch den Berliner Elektrizitätsstreik heroorgerufenen schweren Schäden hat die Deutschnationale Volkspartet im Reichstag eine Interpellation eingebracht, in der es heißt: .Was gedenkt die Retchsregierung zu tun, um künftig ähn lichen Streiks wirksam zu begegnen und die Staatsautorität aufrecht zu erhalten? Ist die Reichsregierung bereit, die Technische Nothilfe, falls dies erforderlich sein sollte, zweck entsprechend zu ergänzen und auszugestalten, insbesondere aber die zu treffenden Vorkehrungen dahin auszudehnen, daß nicht nur die Versorgung der sogenannten lebens wichtigen Betriebe, sondern auch der gesamten Bevölkerung mit Elektrizität, Gas und Wasser sichergestellt wird? Ist die Retchsregierung ferner bereit, zur dauernden Erreichung dieser Zwecke einen Gesetzentwurf vorzulegen, der die am 10. d. Mts. zum Schutze gegen wilde Streiks und wilde Aussperrungen in lebenswtchtlgen Betrieben erlassene Ver ordnung des Reichspräsidenten ersetzt und ergänzt und diesen Schutz der lebenswichtigen Betriebe auf den öffentlichen Verkehr und die Landwirtschaft ausdehnt?' » Entente - Abstimmuugspolizei für Oberschlesien. Der Beschluß der interalliierten Behörde, Ler Abstimmungs. poltzei interalliierte Offiziere beizugeben, soll jetzt durch- geführt werden. In Rattdor traf eine Anzahl englischer Offizier« ein, die auf die Städte verteilt werden. Major Ottleq, der in der oberschlefischen Politik in den Augusttagen eine Molle spielte, kehrt aus England nicht mehr nach Ober- schlesien zurück. Ottley ist zum Privatsekretär des Königs von England ernannt worden. * Abkommen Deutschlands mit Danzig. Wie ver lautet, wird in den nächsten Tagen zur Ausführung des Pariser Abkommens vom 19. Januar 1920 zwischen dem Deutschen Reiche und Danzig ein Abkommen abgeschlossen werden, das die vorläufige Tätigkeit der Beamten im Dienste Danzigs und ihren dauernden Übertritt in den Danziger Staatsdienst regelt. Putschgefahr im Ruhrgebiet. Wie aus Essen ge meldet wird, besteht tatsächlich im Ruhrgebiet ernste Putsch gefahr. In politischen Kreisen wird mit aller Bestimmtheit damit gerechnet, falls Lie Putschgeiüste zum Durchbruch kommen sollten, die Franzosen in das Ruhrgebiet e>n- warschieren würden. Um einen Vorwand zu diesem Ein marsch zu haben, ist es nicht ausgeschlossen, Laß die Putsch- gelüste durch die Entente in irgendeiner Weise gefördert werden. -I- Die ersten Fliegerbombe» auf offene Städte. In der englischen Kriegspropaganda gegen Deutschland hat die Anschuldigung eine große Rolle gespielt, daß von selten der deutschen Flieger die ersten Bomben auf offene Städte ab geworfen worden sind. Nachdem vor einiger Zeit schon in Ler englischen Luftfahr-Zeitung „Aeroplane' mitgeteilt worden war, daß englische Flugzeuge zuerst offene Stadie im Weltkriege bombardiert haben, wird jetzt in einer Zu schrift an den »Manchester Guardian' aus Grund des Zeug nisses eines Offiziers, der den Bombenabwurf gesehen hat, festgestellt, daß im Oktober 1914 von englischer Seite zuerst offene Städte mit Bomben belegt wurden. ' Lin flMNngslraum. Eine Erzählung aus dem Leben von Fr. Lehne. (Nachdruck verboten.) Angeduldig beobachtete Ella den Gatten. In seiner übertriebenen Besorgnis wäre er imstande und blieb der Gesellschaft heute abend fern! Sie war gewiß keine herzlose Mutter und hatte ihr Kind lieb — aber wie Wolf immer gleich war, das war schon nicht mehr schön! Sie faßte nach der Hand des Knaben und sagte liebevoll: .Mein Herzblatt hat sich gewiß gestern auf dem Wege zum Großpapa bei dem schlechten Wetter erkältet! Wir machen nachher nasse Umschläge, und Fräulein erzählt Dir dabei die Geschichte vom kleinen Däumling, die Du immer so gern hörst — oder möchtest Du lieber ins Bett?' Statt aller Antwort schüttelte Hasso mit dem Kopfe. .Da stehst Du, Wolk,' sagte Ella erleichtert, „eS hat nichts auf sich, sonst würde er ins Bett wollen!" Wolf nahm seinen Jungen auf den Schoß. .Tut Dir sonst nichts weh? Hast Du Schmerzen beim Schlucken?' fragte er zärtlich besorgt. .Nein, Papa, nur Kopfschmerze».' .Ich muß jetzt fort, Ella! — Sollte eS schlimmer werden, müssen wir für heute abend absagen, so leid eS mir Deinetwegen tut! Ich bin doch sonst nicht so ängstlich — ich weiß selbst nicht, wie es kommt! — Aber ich hörte, daß jetzt so viele Kinder an Scharlach und DiphlherttiS krank liegen!" .Vorläufig ist zu dieser Befürchtung kein Anlaß, Wolf! Glaube mir, ich als Mutter habe darin auch einen Blick! — Die Kopfschmerzen werden sich schon geben, nicht wahr, Hasso?" „Ja, Mama!" Als Wolf nach sechs Uhr nach Hause kam, war sein erster Gang nach dem Kinderzimmer. Still saß Hasso in der Ecke und blätterte in einem großen Buche. „Wie geht» denn, mein Liebling?" fragte Wolf zärtlich „noch Kopfweh?' „Ganz gut, liebes Papachenl Du und die Mama Ihr könnt nachher ruh g fortgehen! Ich darf auch die Mama sehen, wenn sie fein ist!' .Aber Dein Köpfchen und die Händchen stnd so heiß, mein Junge,' und besorgt faßte er nach beiden Händen. Italien x Endgültige Einigung mit de« Südslawen. Me aus Santa Margherita gemeldet wird, ist der Vertrag zwischen Italien und den südslawischen Staaten unterzeichnet worden. Er führt den Namen „Vertrag von Rapallo'. Für Italien unterzeichneten u. a. Giolitti und Graf Sforza. Der Vertrag ist sehr kurz und wird mit den Worten ein- geleitet: Die vertragschließenden Telle haben sich zum Ab schluß des Vertrages entschlossen, weil sie den Wunsch hegen, eine volle Freundschaft und herzliche Beziehungen im Interesse des Wohles beider Völker herbeizuführen, wobei das Königreich Italien anerkennt, Laß die Bildung des süd slawischen Nachbarstaates eines der wichtigsten Kriegsztele war, Las unbedingt ausrechlerhalten bleiben muß. Mus Zn. und Ausland. Aachcu. In der Sitzung der Stadtverordnete« von Eüpen teilte der Bürgermeister Dr. Graf Metternich mit, daß er sich nicht entschließen könne, den belgischen Treueid zu Kisten, und daß deswegen der Gouverneur seine Entlastung zum 1. Dezember angeordnet habe. Parts. Der französische Kriegsminister fordert in seinem Budgctentwurf für 1ö2I die Summe von 41750 000 Frank für die Unterhaltung der Truppen im Saargebtet. Dieser Forderung des vorläufigen Budgets liegt eine Aufstellung von 60 Offizieren und 7193 Mann zuarunde. Oer gefährdete Kölner Dom. Acht Millionen Mark zur Fortsetzung LeS Baue-. Von dem herrlichen deutschen Dombau, der sich in Leu Fluten deS Rheins spiegelt, geht das Wort, daß er niemals fertig werbe. Seit der .offiziellen' Fertigstellung de» DomeS zu Köln waren am 15. Oktober vier Jahr zehnte verstrichen: vor vierzig Jahren wurde in Anwesenheit aller Würdenträger des damaligen Deutschlands der Schluß stein in die Kreuzblume des Südturmes eingefügt. Aber der größte Teil des Bauwerkes stammt bereits auS dem Mittelalter, und der Zahn Ler Zeit nagt langsam, aber stetig an den unzähligen Einzelkunstwerken, die den Dom schmücken. Es kommt hinzu, daß die Verwitterung de» Gesteins in der Neuzeit rasche Fortschritte macht. Schuld daran ist der Kohlenrauch des dem Dom benach barten Kölner Hauptbahnhofs. In diesem Kohlen rauch ist Schwefelsäure enthüllen, die das Gesteiu besonders stark angreift und im Verein mit der feuchten Luft des vom Rhein aufsteigenden Nebels, besten Schwaden so oft die Domiüime umwallen, den Bestand aller künstlerischen Einzelheiten des Bauwerks ernstlich be droht. Nie ist der Dom daher von Baugerüsten frei, und er wird wahrscheinlich noch auf Jahrzehnte hinaus von Ge rüsten nicht frei werden. Aber die Not der Zeit hat die berühmten Dombaukünsle schon vor mehr als Jahresfrist zu fast völliger Einstellung der ausbesternden Steinmetzarbetten gezwungen. Es fehlt an Geld, und ein Kapital von 8 Mil lionen Mark muß beschafft werden, damit durch die Wieder aufnahme der Arbeit in den Werkstätten die dauernde Er haltung des Domes, die sonst in Frage gestellt ist, gewähr leistet werden kann. Man ist nun auf den Gedanken ge kommen, daS fehlende Geld durch eine Dombaulotterie zu beschaffen, und das preußische Ministerium hat bereits seine Zustimmung zu der Veranstaltung dieser Lotterte gegeben. Die Uranfänge des Kirchenbaues an dieser Stelle der alten Römerstadt Köln gehen vermutlich bis in die Zell deS Kaisers Konstantin, also bis in das 4. Jahrhundert n. Ehr. zurück. Fest steht, daß der erste größere, geschichtlich be glaubigte Dom sich in den Tagen Karls des Großen bereits da erhob, wo jetzt der Dom steht. Er war nach den Be schreibungen ein großer romanischer Bau mit vier Türmen, der mehreremal durch große Brände verwüstet, aber immer wieder hergesiellt wurde. Kaiser Friedrich Barba rossa schenkte nach der Eroberung von Mailand dem Eczbischof von Köln die Leiber der helltgen drei Könige, deren Überführung nach Köln im Juli 1164 unter großen Feierlichkeiten geschah. Um diesen Reliquien eine würdige Stätte zu bereiten, beschloß man im Laufe des nächsten Jahrhunderts einen Neubau des Domes, der ein stolzes Wahrzeichen der damals io reichen und mächtigen Stadt Köln werden sollte. Am 15. August 1248 wurde der Grundstein gelegt: dieser Tag ist also der eigent- ua.e Geburtstag des Domes in seiner heutigen Gestatt. Ec wurde in dem damals neu aufgekommenen Stil der Gotik, der aus der Weiterentwicklung des bis dahin allgemein ge bräuchlich gewesenen romanischen Stils durch die Einfügung des Spitzbogens in den Gewölbebau entstanden war, er baut. Merkwürdig, daß der Schöpfer des Domplanes nicht mit voller Gewißheit genannt werden kann. Die größte Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß es Meister Gerard vom Dom gewesen ist. Meister Gerard hat jedenfalls die Chos- apellen und die unteren Ausgänge ausgeführt. 1322, alßo 74 Jahre nach der Grundsteinlegung, wurde der vollendet« Thor feierlich eingeweiht und der Schrein der heiligen drei Könige wurde in feierlicher Prozession in den neuen Chor gebracht. Um das Jahr 1350 ging man zum Turmbau ützer, d« linier dem Meister Michael begonnen wurde. Um das Jahr 1450 hörte die Bautätigkeit an dem südliche« Lurm auf, und die Fundamente zum Nordbau wurde« gelegt. Um das Jahr 1500 blieb der Dombau unvollendet stehen. Dichtung und Aberglaube woben um die verlaffeneu Pfeilerschäfte, Mauerstümpfe und Wartesteine ihre Schleis und die Sage umrankte die Riesenruine des DomeS. WoA aßte man nach dem Dreißigjährigen Kriege den Entschluß, am Dom weiter zu bauen, aber es blieb beim guten Wille«, und in der napoleonischen Zett wurde das hehve Bauwerk, dessen Verfall mehr und mehr fortschritt, zu« Heumagazin und zum Gefängnis für Kriegsgefangene herab- zewürdigt. Erst im 19. Jahrhundert traten Männer wie Friedrich Schlegel, Görres und Max von Schenkendorf in Wort und Lat für die Erneuerung und Fertigstellung des Bauwerk» .in. Während der zwanziger und dreißiger Jahre dsS vorigen Jahrhunderts begannen denn auch umfangretche Liederherstellungsarbeiten, aber der eigentliche Weiterb« vegann doch erst nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV., der am 4. September 1842 in Gegenwart vieler Fürsten, Bischöfe und Würdenträger den Grundstein lum Fortbau des Domes legte. L. Wett- und Volkswirtschaft. Der Stand der Mark. Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für 100 Gulden, 100 dänische, schwedische, norwegische. üste»> reichliche, ungarische oder tschechische Kronen, 100 schweizerische, belgische und französische Frank 100 italienische Lire, sowie für 1 Dollar und 1 Pfund Sterling gezahlt wurden, l.Brief' — angeboten: .Geld' --- gesucht.) Börsenplätze Holland . . Gulden Dänemark . . Kronen Schweden . ^Kronen Norwegen . . Kronen Schweiz . . Frank Amerika . .Dollar England . . Pfund Frankreich . . Frank Belgien . . Frank Italien . . . Lire Dt.-Osterreich. Kronen Ungarn . . . Kronen Tschechien . . Kronen Stand 1. 8. LI i7o Mr. 112 , 112 . 112 . 72 . 4,40. 20,20. 8» . 80 . 8» . 85 . 88 . SS . 1». 11. Geld j Brief 12. Geld 11. Brief 2538,95 2545,05 2599,85 2605,15 1113.85 1116,15 1143,85 1146,15 1593.40 1596.60 1638,35 1640,65 1113.851116,15 1143,85 1146,15 -—»» —— 1830.15 1333,85 84,67 84,83 87.53 V- 87,71V- 285,70 286,30 294,70 295,30 491,— 492,— 489.50 500.80 511,45 520,55 529.45 530,55 294.70 295.30 294.70 295.30 23,59'/- 23,65V- 23,47 23,53 14.98> 15,02 15.60V- 15.64 V- 87,S0! 88,10 88.37'7- 88,47V» * Handwerkerinnungen gegen die Sozialisterrmg. Eine stark besuchte Versammlung der Leipziger Hand« werkerinnungen nahm Stellung gegen die daS Handwerk bedrohenden Sozialisterungsbestrebungen und faßte ein« Entschließung, tn der es u. a. heißt: .Wir Tausende von Vertretern des Handwerks erklären, eisern arbeiten zu wollest, um den Zusammenbruch von Staat und Wirtschaft zu oer- hüten. Die sozialdemokratischen Mehrheiten wollen aber nicht unsere MUarbeit, sondern unsern Untergang. Soziali sierung und Kommunalisierung einzelner Handwerkskretse stnd ihr verwerflichstes Mittel Diese Bestrebungen be kämpfen wir auf das Heftigste, weil sie die Arbeit verteuern, die Produktion vermindern, Lie Arbeitslosigkeit erhöhen, wertvolle Steuerkräfte vernichten. Zwangswirtschaft nützt nur dem Schiebertum. Dem Preisabbau des Handwerk» muß auf allen Gebieten nachgegangen werden." In diesem Augenblicke wurde die Tür geöffnet und Gabriele trat herein in einem wunderbar zarten duftigen Unterrock, schon frisiert und bis auf das Kleid fertig angezogen. Ach, Du bist da," sagte sie zu ihrem Gatten, „mir war als hörte ich Dich vorhin in Deinem Zimmer. Beeile Dich, Wolf, eS ist bald sieben Uhr!" „So? Ich muß gestehen, daß ich am liebsten hier bleiben möchteI Hasso gefällt mir gar nicht! Sieh nur, wie apathisch er dasitzt!" .Dachte ich eS doch! Aber zu Deiner Beruhigung will ich Dir sagen, daß ich gleich nach Deinem Weggange zum Sanitätsrat geschickt habe, der mich wegen meiner Besorg nis fast verlachte — er meinte verdorbener Magen!' „Ach, Gabriele, der Sanitätsrat ist kein Kinderarzt; zu ihm habe ich kein Vertrauen. Mir ist so eigen; am liebsten möchte ich gar nicht fortgehen; wenn nur in Hass» keine ernstliche Krankheit steckt; ich bin zu ängstlich wegen Scharlach oder Diphtheritis.' „Aber Wolf, da müßte ich es als Mutter doch viel mehr sein; sei nicht gar so besorgt! Was soll das erst werden, wenn Hasso in die Schule geht?" .In der Nachbarschaft ist Scharlach: die beidenkleinen GehrkeS liegen fest, wie ich hörte," bemerkte daS Kinder fräulein. Gabriele warf ihr einen ungnädigen Blick zu Mußte dieses ungeschickte Geschöpf die Besorgnis ihres Gatten noch steigern! „Bringen Sie Hasso zu Bett," sagte sie kurz, .wenn er morgen ausgeschlafen hat, wird alle» wieder gut sein.' .Sollte sich sein Zustand jedoch verändern, dann schicken Sie sofort nach uns — Sie wissen ja, wo wir sind, und zugleich auch zu Dr. Kornelius; zum SanitätS« rat habe ich kein rechtes Vertrauen, während jener junge Arzt als Kinderarzt sehr bekannt ist,' sagte Wolf. — .So, mein lieber Junge, lasse Dich schön zu Bett bringen; Papa kommt nachher noch und sagt Dir gute Nacht!' Als sie gegen zwei Uhr nach Haus kamen, eilte Wolf sofort unruhig an Hassos Bettchen. Schlaftrunken erhob sich das Kinderfräulem von ihrem Pla- — sie hatte ge treulich Wacht gehalten, konnte aber dem besorgten Bater nichts anderes sagen, als was er selbst sah — unruhig wälzte stch der Knabe auf seinem Lager; die Bäckchen waren heiß und rot, und ab und zu stieß er unverständliche Worte hervor. Aengstlich sah Wolf auf ihn und faßt« seine Händchen wie sein Gesichtchen an. „Er fiebert, Gabriele, — fleh nur —" Sie rrat dicht an das Bettchen heran, einen verdrieß lichen Ausdruck im Gesicht. Ihre blendende Erscheinung wollte gar nicht so recht dahin passen. Achtlos ließ sie den kostbaren Mantel von den üppigen entblößten Schultern gleiten, als sie sich über das schlafende Kind neigte und prüfend in das gerötete Gesicht desselben blickte. .Ach Unsinn, Wolf, das stnd Schlafbäckchen: die hat er ja immer —" sagte sie etwas unfreundlich. Lächerlich, darum, gerade als es am schönsten war, nach Hause zu eilen; aber er hatte sich ja nicht mehr halten lassen, eine törichte Angst trieb ihn fort, und es war doch so amüsant gewesen; sie wäre so gern noch geblieben — man harte ihr wie einer Fürstin gehuldigt, und sie hatte wieder große Triumphe gefeiert — nur ihr Bär von Mann hatte nicht darauf geachtet, wie schön sie in dem weichen fließenden, kostbaren Kleide audsah, das ihre herrliche Büste fast bi» zur Grenze des Erlaubten freiließ. Besonders Exzellenz waren ja entzückt von ihr und hatten sie durch häufige Ansprachen ausgezeichnet, was doch nur von Vorteil für Wolf sein konnte — bah, und hier stand er wie eine ängstliche besorgte Kindermuhme — ein fast verächtlicher Zug legte sich um ihre vollen Lippen, als sie ihn beobachtete. .Meinst Du, Ella?' fragte er da etwas erleichtert, „aber dieser unruhige Schlaf —' .— ist die Folge seines verdorbenen Magens. — Wer weiß, was er alles bei Papa gegessen hat — die Lassen ist in dieser Beziehung unvernünftig; sie verwöhnt Hass« über die Maßen! — Sei gut, Wolf — ängstige Dich nicht, steh, ich bin doch des Kindes Mutter, und wenn ich ruhig bin —', sie legte die ringgeschmückte Hand auf seine Schulter und blickte ihn an. Sie wollte ihn zwingen, ihre Schön heit zu sehen, zu bewundern — und dadurch ihn wieder zu stch ziehen, zu ihr, der doch sonst, wenn sic nur wollte, kein Mann widerstand. Aber selbst jetzt übte ihre berauschend« Nähe gar keine Wirkung auf ihn aus — mit ttnem schwer zu beschreibenden Blick sah er sie an und sag'« dann, .er kälte Dich nicht, Gabriele, da Du so entblößt bist," «ab wandte sich dann wieder seinem Kinde zu. Er werft« ihre Absicht, deshalb konnte sie keinen Einfluß auf jhu Hatzen. Zornig biß sie sich auf tzie Sippen. (Fortsetzung folgt).
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