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Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Postscheckkonto Leipzig 28644 Dieses Blatt enthalt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide iu Wilsdruff. Nr. 262. Donnerstag den 11. November 1920. 79. Jahrgang. Amtlicher Teil Maul- und Klauenseuche. Unter dem Viehbestände des Gutsbesitzers Georg Kuntze in Wilsdruff ist die Maul- und Klauenseuche ausgcbrochen. Gemäß ZZ 16l flg. der Buudesratsvorschriften zum Viehseuchmgesetz wird als Sperrgebiet die Freiberger Straße bestimmt. Das Beobachtungsgebiet bildet der südliche Stadtbereich Wilsdruffs (links dec Staatsstraße Dresden—Nossen) mit Ausnahme des Bahnhofes. Für den Sperrbezirk gelten die Vorschriften in §8 162, 163, 164 und 168, für das Beobachtungsgebiet die Vorschriften in 88 166 und 168 der Bundesratsvorschriften zum Biehseuchrngesetz — Gesetz- und Verordnungsblatt 1912 S. 83 folgende — und die sonstigen von uns hierzu getroffenen Anordnungen. Weitergehende Beschränkungen bleiben ausdrücklich vorbehalten. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden, insoweit nicht nach den Strafvorschriften des Viehseuchengesetzes vom 26. Juni 1909 oder sofern nicht nach an deren gesetzlichen Bestimmungen höhere Strafen verwirkt sind, gemäß 8 57 der sächsischen Ausführungsverordnung zum Viehseuchengesetz vom 7. Mai 1S12 mit Geldstrafe bis zu 15» Mark oder mit Hakt bis zu L Wochen bestraft. Wilsdruff, am 9. November IS20. «r Der Staütrat. Bei uns sind eingegangen vom Gesetz- und Verordnungsblatt für den Freistaat Sachsen das 21 bis 24. Stück vom Jahre 1920, vom Reichsgesetzblatt Nr. 181 bis 200 vom Jahre 1920. Diese Eingänge, deren Inhalt aus dem Anschläge in der Hausflur des Verwaltungs gebäudes ersichtlich ist, liegen^14 Tage lang in der hiesigen Ratskanzlei zu jedermanns Einsicht aus. er« Wilsdruff, am 9. November 182». Der Stadtrat. Lichtgeld für September und Oktober ist sofort, spätestens aber dis 11. d. M, in der Stadtkasse zu bezahlen. Diejenigen Lichtabnehmer, die die Bezahlung des Lichtgeldes bisher in bar vor nahmen, jetzt aber durch Giro wünschen, wollen in der Girokasse schriftliche Erklärung zur Abschreibung abgeben. Wilsdruff, am 10. November 1920. «r« Der Stavtrat. Donnerstag den 11. November vormittags von 9—12 Uhr gegen Vorzeigung der Bons Ausgabe von Nudeln an Minderbemittelte. Reis das Pfund 1,60 Mark Wilsdruff, am 10. November 19LÜ. «r« Der Stadtrat. Bekanntmachung. Aus dem Kirchenvocstand haben in diesem Jahre die Herren Oberlehrer Kantor Hientzsch, Schuldirektor Thomas, Kaufmann Sladtrat Wehner in Wilsdruff, Herr Gutsbesitzer Kuntze in Sachsdorf und Herr Privaius Rautenstrauch in Grumbach, welche wieder wählbar sind, auszuscheiden. Die Neuwahl soll am 2. Adventsonutage, dem 5. Dezember 1920 im Sitzungs zimmer des Pfarrhauses unmittelbar nach dem Hauplgottesdienst bis nachmittags */,2 Uhr stattfinden. Hiernach sind bei der diesjährigen Kirchenvorstandswahl drei Vertreter aus Wilsdruff und je ein Vertreter aus Sachsdorf und dem eingepfarrten Teile von Grumbach zu wählen; es haben darum die Wähler aus Wilsdruff drei Namen, die Wähler aus Sachsdorf und Grumbach nur je einen Namen auf dem bei der Wahl abzugebenden Stimmzettel zu verzeichnen. Die Liste der für diese Wahl Stimmberechtigten ist zunächst aufzustellen. Nach der adgeänderten Kirchenvorstands- und Synodalordnung ist jetzt auch den Frauen Wahlrecht und Wählbarkeit verliehen. Stimmberechtigt sind also alle konfirmierten männlichen und weiblichen Mitglieder der Kirchgemeinde Wilsdruff, die volljährig sind und sich in die äLählerlists haben aufnehmen lassen, soweit nicht Ausschließung nach Artikel II des Kirchengesetzes vom 2. Juli 1919 in Betracht kommt. Der Eintrag in die Wählerliste kann beim Pfarramt auf eigene Anmeldung auch nach dem Vormittagsgottesdienste in der Sakristei erfolgen und ist mit der schriftlichen Erklärung zu verbinden, daß der Anmeldende sich verpflichtet, das kirchliche Leben in der Gemeinde in Uebcreinstimmung mit den Ordnungen der Kirche zu fördern. Vordrucke zu dieser Erklärung können nach dem Vormittagsgottesdienste in der Sakristei und auch sonst auf dem Pfarramts in Empfang genommen werden. Am 15. November wird die Wählerliste abgeschlossen, und werden von da ab Einträge bis zum völligen Abschluß der diesmaligen Wahlhandlung nicht mehr vorge nommen. Vom l6. November bis mit 2. Dezember liegt die Wählerliste auf dem Pfarramt und Sonntags nach dem Vormittagsgoltesdienste auch in der Sakristei öffentlich aus. Im Kirchenvorstand verbleiben die Herren Tischlermeister Birkner, Bürgermeister Küntzel, Maschinenarbeiter Scheibe und Apotheker Tzschaschel in Wilsdruff, Herr Guts- besitzer Zschoche in Sachsdorf und Herr Gutsbesitzer Kirchner in Grumbach. 'Wir ersuchen die Gemeindeglieder, Männer und Frauen, ihre kirchliche Gesinnung durch recht zahlreiche Anmeldung zur Wählerliste (bis spätestens 15. November) und rege Beteiligung an der Wahl (5. Dezember) zu betätigen. Wilsdruff, am 9. November 1S20. ,rZ Der Kirchenvorstaud. Pfarrer Wolke, Vorsitzender. Kleine Zeitung für eilige Leser. - * Die Wiedergutmachungskonferenz ln Genf soll erst nach »er Volksabstimmung in Oberschlesien stattfinden. * Die Einkommensteuernovelle, die eine Doppelbesteuerung »er Einkommen für 1820 vermeiden soll, wird dem Reichstage br allernächster Zeit »»gehen. * Die deutsch-polnischen Wirtschaftsverhandlungen sind in folge der ablehnenden Haltung der Polen abgebrochen worden. * Bischof Komm von Trier feierte seinen 80. Geburtstag. * General Wrangel hat den Rückrug eingestellt und ist zum Gegenangriff übergegangen. Unsicherheit überall. Daß Stadt und Land viele Interessen miteinander gemeinsam haben, diese Tatsache schwindet unserem Volke leider unter dem Drucke seiner Lage nur zu leicht aus dem Bewußtsein. Aber daß sie in der Frage der Sicherheit von Heib und Leben, von Eigentum und Arbeitsfrüchten beide »achgerade gleich ungünstig gestellt sind, das wird mit jedem Lage deutlicher. Man hat sich schon lange daran gewöhnt, In den großstädtischen Zeitungen die Berichte über Mord« »nd Raubanfälle, über Einbrüche und Erpressungen immer gewaltiger anschwellen zu sehen: lein Wunder, »nsere Sicherheitspolizei ist seit der Beendigung des Krieges noch immer Vicht aus dem Stadium der Um- und Neubildung herausgekommen. Die wachsend« Erwerbslosigkeit führt der Verbrecherwelt immer neue Scharen zu jeder Übeltat entschlossener Elemente zu, «nd die Gelegenheiten, auf zweifelhaftem Wege erworbenen Reichtum seinen Besitzern wieder abzujagen, sind leider immer noch tagtäglich mit Händen zu greifen. Doch auf dem Lande beginnt die Entwicklung jetzt den gleichen Gang zu nehmen. Die Meldungen von bandenmäßig ausgeübten Überfüllen mehren sich in erschreckendem Maße. Bald wird ein vielbesuchter Badeort im Harz von wohlausgerüsteten Verbrechern helmgesucht, bald werden einsam gelegene Bauerngehüfte ausgeplündert, die Besitzer niedergeschlagen. Rach militärischem Muster organisierte Landen umstellen mit Hilfe eines genauen Feldzugsplanes ganz« Dörfer und »auben die Besitzer systematisch aus, die grobe« wie di« Seinen. Maskierte Gestalten mit Revolvern «nd Hand- «anaten tauchen plötzlich auf und machen sich «n die Arbeit l» Hause, während «ndere Gruoffen zu gleicher Zeit die Ställe öffnen, Pferde «nd Wagin ber«ush»l«n und «ll«L n»r Berauna der Be«te bereit machen. E»g«r Kinder, Jungen und Mädchen, werden bei diesem ehrsamen Hand werk als Helfer aufgeboten. Man kann sich also denken, wie erziehlich dieses Banditenwesen auf den ländlichen Zu wuchs einwirkt. Andererseits macht sich bereits eine Massen« sluckt älterer und deshalb ängstlicher Leute vom Lande be merkbar. Wir stehen, wenn die Dinge so weiter laufen, wie Rsher. auch auf dem Lande einer völligen Umwäljung der Lebensverhältnisse gegenüber, was schwerlich als ein Segen für das Volksganze, für den Staat begrüßt werden kann. Zur Bekämpfung dieser Zustände mag wohl von den »uständigen Stellen alles geschehen, was möglich ist, aber natürlich find die gegebenen Sicherheitsorgane ihrer Zahl «nd Stärke nach der früheren Schutzbedürstigkeit der länd lichen Bevölkerung angepaßt; auf den jetzigen Massenbetrieb lind sie nicht eingestellt. Die vorhandenen Landjäger find nach allen Berichten, die vorliegen, weit über ihre Kräfte hinaus angespannt und zahlenmäßig gar nicht imstande, bei den großen Landstrecken, die ihnen zugewiesen find, überall M Stelle zu sein, wo sie gebraucht werden. Auch hier sind uns natürlich durch den Friedensoertrag die Hände ge bunden. über jeden Mann, den wir zum Schutze der Be völkerung mit Waffen versehen, müssen wir der hohen Überwachungskommission der Entente Rechenschaft ablegen, «nd wenn sie sich selbst durch die skandalösen Zustände an der holländischen Grenze, wo z. B. täglich Millionenmerte htnüdergeschmuggelt werden, weil man unS die Aufstellung genügender Kontrollmannschaften versagt, nicht rühren läßt, so wird sie die zunehmende Unsicherheit auf dem Lande erst recht nicht genieren. Im Gegenteil, wir wissen ja, daß General Rollet eben erst wieder die strikte Durchführung der Ent waffnungsvorschriften gefordert hat, und daß dabei nicht b«r geringste Unterschied gelten soll. Die Landwirte haben sich vielfach in ihren »um Teil überlieferten, zum Teil neu geschaffenen Organisationen gegen das überhandnehmende Verbrechertum »ur Wehr setzen wollen, aber man fällt ihnen dabei vielfach in den Arni. Gewiß nicht, um den Räubern und Plünderern daS Handwerk »u erleichtern, aber wer garantiert den Bauern die Sicherheit für Leib und Leben, deren sie bedürfen, um ihre Pflicht gegen die Volksgesamt- heit erfüllen zu können, wenn sie ganz wehrlos sind? Natürlich darf die Sicherung in keiner Weise über das hinausgehen, was unbedingt notwendig ist zur Niederhaltung gemeinsamen Verbrechertums. Darf die Furcht vor Putschen, die ja, wir haben eS nun schon ost genug «lebt, zuweilen recht törichte Formen »«nimmt, so wett gehen, daß man das Aache Land lieber Mördern and Wegelagerern ausliefert, ehe man ihm das Minimum an Selbstschutz gestattet, ohne das es verloren ist? Darüber sollte doch eine Verständigung nicht schwer sein. Frankreich hält seine Verpflichtungen nicht. Gegen die Besetzung des Ruhrreviers. Wie aus Paris gemeldet wird, erklärte im Nationalrat des französischen Allgemeinen Gewerkschastsbundes (C. G. T.) der aus dein Ruhrgebiet zurückgekehrte Gewerkschaft^:' rer Jouhaux, die Arbeiter des Nuhrgebietes seien von em Wunsche beseelt, alles zu tun, damit ihre Regierung r n in Spa übernommenen Verpflichtungen erfüllen könne. Laut „Motin* sagte Jouhaur. die Delegation habe jejlitcllen können, daß die in Spa übernommene Verpflichtung, die Ernährung der Bergarbeiter zu verbessern, nicht ge halten worden sei. Die Delegation der gewerkschaftlichen Internationale vertrete die Ansicht, daß die eventuelle Be setzung deS RuhrgebieteS durch die Truppen der Entente durch «ichtS gerechtfertigt werde. politische Rundschau. Deutsches Reich. » Erst Oberschlesien, dann Genf. Nach Meldungen aus Paris wurde »wischen der englischen und französischen Regierung vereinbart, daß die Genfer Konferenz, auf der auch der deutsche Finanzminister in der Wiedergutmachung-- frage angehört werden soll, doch bis nach der Abstimmung in Oberschlesie» vertagt wird, deren Resultat die Aktiven Deutschlands vermieden könnte. Die Konferenz soll jedoch nicht später als bis zum 15. Februar nächsten Jahre- statt finden. Sozialisierungsiuterpellation. Die sozialdemokratische Interpellation über die Sozialisierung des Bergbaus wird im Reichstage noch nicht besprochen werden, da das Reichs kabinett in dieser Frage noch wichtige Beschlüsse fassen will. Die Sozialdemokraten haben angekündigt, daß eine nicht zufriedenstellende Antwort sie zur Einbringung eines An trages. der ein Mißtrauensvotum ausspricht, zwingen könnte. * Bürgerlicher Wahlsieg in Lkoburg. Die Wahlen zum bayerischen Landtag in dem an Bayern angeschlossenen Koburg haben den Sozialdemokraten, die bisher von den drei koburgischen Mandaten zwei gestellt hatten, eine Nieder- krge gebracht. Durch den Ausgang der Kodurger Wahlen werden die bürgerlichen Parteien im bayerischen Landtage um einen Sid stärker, dir Linksparteien verlieren einen Sitz.