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eXS 40 Mannigfaltiges. ^dru- verboten.) Hine Aayrl auf dem Gardasee. (Mit Bild auf Seite 38.) — Von Riva am Nordufer des Gardasees, des größten der oberitalienischen Seen, fährt ein Dampfer am Westufer entlang bis Desenzano, ein zweiter am Ostufer bis Peschiera. Bevorzugt wird von den Vergnügungsreisenden durchgängig die Fahrt längs des Westufers, die in der That auch bei schönem Wetter unter die herrlichsten Reisegenüsse gehört. Freilich darf nicht gerade Markttag in einem der Uferstädtchen sein, denn dann macht sich die Unzulänglichkeit der Verkehrseinrichtungen in so unangenehmer Weise fühlbar, daß ein großer Theil des Naturgenusses verloren geht. Wenigstens für die Passagiere zweiter Klasse, auf deren Verdeck an solchen Tagen, wie unser Bild auf S. 38 zeigt, nicht nur zahlreiche, mit Körben und Säcken beladene Landleute, sondern zum Entsetzen der Touristen auch Kühe, Kälber und Ziegen untergebracht werden. Der I'ostikkon. (Mit Bild auf Seite 39.) — Unser Bild auf S. 39, nach einem hübschen Gemälde von A. Reitmayr, führt uns in das Gastzimmer eines ländlichen Posthauses. Am Tische sitzen der Postillon und der Förster und necken sich mit dem Wirthstöchterlein, das sich eben gerühmt hat, das Horn blasen wäre gar kein Kunststück, und sie könne das auch. Lächelnd reicht ihr der „Schwager" darauf sein Horn mit der Aufforderung, es einmal zu versuchen. Die Anna kann wirklich ein kleines Liedchen blasen, wenn auch nicht so schön, wie der Postillon, und dieser wie der alte Forstmann hören mit lächelnder Anerkennung zu. Letzterer meint sogar, einen so netten Postillon, wie Anna, habe er in seinem Leben noch nicht gesehen. Einen kostbaren Sonnenschirm, jeden falls den kostspieligsten der Welt, besaß Ma dame Blanc, die Gemahlin des verstorbenen früheren Spielpächters. Eines Tages hatte sie bei einem Ausflug von Homburg nach Wiesbaden ihren Sonnenschirm vergessen. Das war kein so großes Unglück für die Frau des Millionärs. Sie ließ sich in Wiesbaden von ihrem Gemahl einen neuen kaufen, suchte ihn aber natürlich selbst aus. Er kostete nur dreißig Gulden. Diese Aus gabe von dreißig Gulden mußte Herrn Blanc aber geärgert haben; denn er faßte den Entschluß, sich den Betrag an der damals noch nicht verbotenen Spielbank in Wies baden wiederzugewinnen, wiewohl er schon längere Zeit dem Spiel entsagt hatte. Blanc setzte fünfzehn Gulden auf Schwarz und gewann, verlor aber beim zweiten Schlag. Dieses Wechselspiel ging eine Zeitlang fort, bis ihm der Geduldfaden riß und er den Einsatz verdoppelte. Jetzt aber verlor er etliche Male hintereinander. Als sein Ver lust sich auf fünfhundert Gulden belief, ließ er sich einen Stuhl bringen, zog sein Portefeuille und setzte eine Tausendfrank note ; aber weg war sie, darauf eine zweite, dritte, vierte. Jetzt gerieth Blanc in Hitze, und da er kein Geld mehr bei sich hatte, lieh er von der Bank eine größere Summe, um ihr ernsthaft auf den Leib zu rücken. Das gelang ihm aber nicht, und als er sich vom Stuhl erhob, hatte sich sein Verlust auf einundneunzigtausend Gulden gesteigert. Und das war geschehen, um dreißig Gulden für einen Sonnen schirm zu gewinnen! sE. K.f Geschichtliches vom Zieldsatat. — Der Feldsalat, jenes abgehärtete Pflänzchen aus der Familie der Baldriangewächse, das unbekümmert um Schnee und Eis seine Blattrosette schon in den ersten Monaten des Jahres entfaltet und im Hochdeutschen auch „Winterrapunzel", in Oberdeutschland und Oester reich „Vogelsalat", in Niederdeutschland „Rabintjen" und bei den Botanikern Valsriauslla oUtoria Nioll. heißt, gehört unstreitig zu den verbreitetsten und bekanntesten Gestalten der deutschen Flora. Ueberall ist es zu finden, und sogar der höchstgelegene „Garten" Europas, das Stückchen Land, welches sich der Wetterwart der meteorologischen Station auf dem Säntis eingezäunt hat, weist als Hauptzierde den „Nüßlisalat" auf. Liefert doch das oberseits dunkel grüne Blattwerk den Vögerl- und Rabintjensalat, der während der lattichlosen Wintermonate einen fast unentbehrlichen Trost für die mitteleuropäische Mensch heit bildet. Um so auffälliger erscheint es, daß diese Pflanze, die jetzt allent halben in Deutschland an Wegen, Dämmen und auf Aeckern als Wildling vorkommt, kein eigentlich heimisches Gewächs, sondern ursprünglich auf Si zilien und Sardinien zu Hause ist, von wo aus sie sich erst im 17. Jahr hundert über Europa, Kleinasien und Nordafrika verbreitet zu haben scheint. Die deutschen Kräuterkundigen des 16. Jahrhunderts, Brunfels, Fuchs, Bock und Lonicerus, kannten den Feldsalat nicht, und noch in Laurenberg's „Buch vom Gartenbau" vom Jahre 1632, sowie im „Französischen Gärtner" vom Jahre 1651 wird s-'rer mit keiner Silbe gedacht, ein sicherer Beweis, daß man ihn damals weder in Deutschland noch in Frankreich in der Küche be nutzte. Erst der ku .rdenburgische Leibarzt Johann Sigismund Elsholtz führt ihn 1682, unter 7s. holländischen Namen „Feldkroppen" (Vslt-oroxpsn) auf und bemerkt dabei, daß er sowohl wild wachse, als im Garten gezogen werde. Es ist daher sehr wahrscheinlich, daß Norddeutschland den Feldsalat aus den Niederlanden empfing, und daß die oranische Heirath des Großen Kurfürsten <1646) die Gelegenheit dazu gab. fHbs.j Hhampagner ist Kei» Dresdner Mer. — Friedrich August, König von Polen und Kurfürst von Sachsen, hatte einst während des Landtages in Dres den die vornehmsten Stände seines Landes zur Tafel geladen. Es fehlte dabei natürlich nicht an Champagner. Ein Aufwärter, der diesen Wein ganz beson ders lieb haben mochte, kaperte davon eine Flasche und steckte sie zu sich in die Rocktasche, wobei ihm die damalige Mode, lange und weitfaltige Kleider zu tragen, sehr zu Statten kam. Indessen ununterbrochen beschäftigt, vermochte unser Champagnerfreund nicht, seinen Fang in Sicherheit zu bringen, und gerade als er hinter dem Könige steht, wirft der rebellische Champagnergeist den Stöpsel nach der Decke, und der entfesselte flüssige Stoff nimmt seine Rich tung nach des Königs Psrrücke, so daß in einem Nu die Allongen zu Wein traufen werden. Ein Theil der Gäste erschrickt, der andere kann kaum das Lachen verbeißen. Der Diener, mehr todt als lebendig, stürzt dem König zu Füßen, und dieser schickt den Champagnerdieb auf der Stelle fort, aber nicht aus dem Dienst, sondern nach einer trockenen Perrücke, indem er ihm den Rath gibt, dergleichen Flaschen ein andermal nicht so lange bei sich herum zu tragen, denn, setzte er gutmüthig hinzu: „Champagner ist kein Dresdner Bier!" fH. Th.s Etwas vom Kaarwuchs. — Die meisten Frauen werden kaum darüber nachgedacht haben, wie viele Haare ihre Köpfchen bedecken müssen, um einen reichlichen Haarwuchs darzustellen. Den sorgfältigen Beobachtungen und Experi menten eines fleißigen Statistikers verdanken wir folgende Aufklärungen über diesen interessanten Gegenstand. 20 Haare von gewöhnlicher Stärke decken im Durchschnitt den Raum eines Quadratcentimeters, allein die Farbe der Haare ändert dieses Durchschnittsmaß ganz be deutend. Während die blonde Schönheit täglich ungefähr 140,000 Haare zu kämmen und zu bürsten hat, muß sich die braun haarige Schöne mit ungefähr 120,000, die schwarzhaarige mit 100,000 und die roth haarige gar nur mit etwa 88,000 Haaren begnügen. Die wenigsten Damen dürften sich dessen bewußt sein, daß sie 65 bis 80 Kilometer Haare auf dem Kopfe tragen ; ja, die Lichtfarbigen dürften sogar 110 Kilo meter Goldfäden täglich in zierliche Frisuren zu verarbeiten haben. s—dn-f Hdekstnn.— Die gefeierte schwedische Sängerin Nilsson wurde eines Tages ersucht, in einer von Schulschwestern gehaltenen Armenschule in London ein Konzert zu geben. Die Künstlerin, hochherzig und menschen freundlich wie sie war, sagte zu, und ein Abend wurde festgesetzt, wo sie die armen kleinen Mädchen mit ihrer Zauberstimme er götzen wollte. Da erschien der Kapellmeister der Königin Viktoria mit einer Einladung für die Sängerin, am selben Abend an einem Hofkonzert im Buckinghampalaste mit zuwirken. Kurz entschlossen erklärte sie dem Kapellmeister, daß sie bereits engagirt sei. Der Kapellmeister war starr vor Ueber- raschung. „Nicht an einem Hofkonzert singen und zwar auf einen ausdrücklichen Befehl der Königin?" rief er aus. „Das ist un erhört! Was soll ich thun?" „Das ist Ihre Sache, nicht die meine," erwiederte Madame Nilsson. Der Sendling kehrte zitternd vor Angst zur Königin zurück, denn er wußte, die hohe Dame ließ sich nicht gern ihre Pläne durchkreuzen. Aber wider Erwarten nahm die Königin den Bescheid der Sängerin j gelassen auf und sagte: „Ach ja, ich weiß, warum Madame Nilsson nicht kommen kann; tragen Sie ihren Namen für das nächste Hofkonzert ein und ersuchen Sie sie, mir die Ehre eines Privatkonzertes in Windsor zu geben." Bei diesem letzteren Anlaß war es, daß dis Königin ihr kostbares, mit Diamanten und Rubinen besetztes Armband abnahm und es der Sängerin eigenhändig überreichte. sC. T.f Wechsel-MMel. WaS Geist und Leib mit H erschlafft, Doch diese Kraft erlahmt oft schnell Verleiht mit R erneute Kraft. Auf's Neue durch das Wort mit L Auflösung folgt in Nr. 11. Auflösungen von Nr. 9: des Buchstaben-Räthsels : Laute, Laube, Laune, Lauge; des Homonyms: Anstoßen. AUo Rechte VorUohntten. Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. Redigirt unter Verantwortlichkeit von Th. Freund, gedruckt und herausgegeben von der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.